Silvia Boadella - Die tragende Haut

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Was haben Geburt und Sterben gemeinsam?
Die Autorin erzählt, wie eine Familie mit Grenzerfahrungen umgeht. Mirjam wird zum Sterben ihrer Stiefmutter gerufen. Dieses Erlebnis verändert sie und weckt zugleich die Erinnerung an die Geburt ihres Kindes. Ist die Geburt ein ähnlicher Vorgang wie das Sterben, nur in die andere Richtung?
Die tragende Haut lädt den Leser auf eine Reise in die Tiefe unserer Existenz ein.
Ein Roman voller Spannung, Mut und Hoffnung.
Stimmen zum Buch:
"Die tragende Haut ist ein ungewöhnliches Buch, welches von aussen nach innen, vom Spektakulären ins Intime, vom Einmaligen zu dem führt, was allen Menschen früher oder später widerfährt. Die grossen Themen von Tod und Geburt erweisen sich in der Nahsicht, aus der sie erzählt werden, als überraschend und spannend."
Prof. em. Dr. Karl Pestalozzi, Universität Basel

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Die Tür geht auf und ein junger Arzt kommt herein. Er tritt von der anderen Seite an dein Bett und stellt erstaunt fest: „Frau Graf ist ja schon gestorben! Warum haben Sie mich nicht gerufen? Sie atmet ja nicht mehr, sie ist schon klinisch tot.“ Und er trägt eine Uhrzeit in eine Tabelle ein.

„Bitte lassen Sie mich noch mit ihr allein“, sage ich zu ihm. Und blitzschnell überlege ich eine Begründung, auch wenn sie nicht ganz zutrifft: „Ich stehe dem tibetischen Buddhismus nahe und möchte nach dieser Lehre den Abschied praktizieren. Vielleicht wissen Sie, dass die Tibeter ihre Toten begleiten und mit ihrer Seele sprechen. Genau das möchte ich auch.“ Er ist sehr respektvoll: „Wie lange brauchen Sie dazu?“ – „Solange wie möglich.“ – „Wie lange denn?“ – „Was ist denn die längste Zeit, die Sie mir geben können?“ Er denkt nach: „Die anderen Mitbewohner dieses Zimmers können im Aufenthaltsraum bleiben, bis sie sich zum Schlafen vorbereiten müssen, also bis sieben Uhr abends.“ Ich bin erleichtert. Er verlässt den Raum und unterrichtet draußen seine Mitarbeiter.

Dass das Sterben oft ganz anders vor sich gehen kann, wurde mir erst später im Gespräch mit Ina klar. Sie erzählte mir auch, dass die übrigen Insassen der gerontologischen Abteilung im Aufenthaltsraum saßen und raunten und staunten: So, so, die Frau Graf ist schon gestorben! Und wie sie gestorben ist, so ruhig und friedlich! Sie hat doch sonst immer so gewütet, ja sogar geschlagen, wild um sich geschlagen. Erinnert ihr euch? Sie war doch böse zu uns. Und jetzt hat der liebe Gott sie so friedlich zu sich geholt. Kaum zu glauben!

Während wir draußen das Gesprächsthema des Abends sind, finden wir zu unserer Stille zurück. Zeit gewonnen, Zeit. Du und ich. Zusammen in der Weite der Ankunft. „Klinisch tot“, sagte der Arzt. Ich schaue dich an: Atmest du wirklich nicht mehr? Es ist ruhig in dir. Auch um dich ganz ruhig. Nichts ist vernehmbar. Und doch habe ich das Gefühl, als atme es noch. Als würdest du woanders weiteratmen. Ich bin still, ganz still. Und wieder höre ich diesen Friedenston.

Versunken ruht mein Blick auf dir. Da verströmst du einen Duft, einen unendlich süßen Duft. Ich rieche ihn, atme ihn ein. In seiner Süße vernehme ich ein Grüßen: Hallo, da bin ich, ich bin immer noch da. Ich danke dir für dein Mitsein. Monika spricht mit mir durch die Süße des Duftes, sie spricht! Er strömt zu mir herüber und hüllt mich ein. Tränen fließen in meine Augen: „Ich liebe dich so sehr.“ Ich spreche dir das zu, inniglich.

Nun realisiere ich, dass du „hörst“: Um deine Ohren ist eine lebendige, einströmende, aufnehmende Bewegung, als würdest du die Worte einsaugen, als würdest du sie wie Wasser des Lebens trinken und trinken. Und im Raum erscheint noch immer eine helle, honigfarbene Atmosphäre. Sie grüßt mich mit ihrer Zartheit, ihrer Güte, ihrer Weisheit. Alle meine Sinneskanäle sind weit offen. Ich höre den Ton, rieche den Duft, sehe den Lichtschein und spüre, wie ich in all dem von dir umfangen werde. Und ich berühre dich zurück mit meiner Liebe. Wir sind in einer gemeinsamen Umarmung, zuinnerst.

Es klopft an die Tür. Ich rühre mich nicht. Sie öffnet sich einen Spalt, Ina schaut herein. Sie hält in ihrer Hand drei Rosensträuße: einer weiß, einer gelb, einer rosa. Als wollte sie uns damit gratulieren. Sie kommt auf uns zu, sie ist berührt. „Wie friedlich sie aussieht! Ich habe die Rosen schon in der Mittagpause im Supermarkt gekauft, ich wusste, dass sie sterben wird.“ Sie spricht dich an, bewegt: „Liebe Frau Graf.“ Und stellt die Rosen neben dich in eine Vase. Es ist ihr Abschiedsgeschenk. Ihr letzter Liebesdienst?

Nein, noch nicht. Sie beginnt, mir Anweisungen zu geben: „Wir müssen sie jetzt aus dem Bett herausnehmen und aufbahren. Das ist hier Vorschrift. Sie können mir dabei helfen. Die Bahre steht schon vor der Tür bereit.“ Wir holen sie gemeinsam herein und stellen sie neben das Bett. Ina zieht sehr behutsam die Bettdecke weg und sagt, um Verzeihung bittend: „Entschuldigen Sie, Frau Graf.“ Sie spricht es dir zärtlich zu. Kurz prüft sie nach, ob das Bett genässt worden ist. „Alles ist schön trocken“, sagt sie zu dir, wie zu einem Kind, und doch voller Ehrfurcht. „Wir müssen sie jetzt zur Seite drehen und dann auf die Bahre legen.“

Sie zieht Plastikhandschuhe an und reicht mir welche hinüber. Dann stutzt sie: „Nein. Lassen wir das. Ich kann sie nicht mit Handschuhen berühren. Es ist zwar Vorschrift, aber es erscheint mir jetzt so unnatürlich.“ Sie zieht sie wieder aus. „Entschuldigen Sie, Frau Graf.“ Sie beginnt mit ihren weichen, warmen Händen dich liebevoll zu drehen. Ich helfe mit, ehrfürchtig, wir wollen deinen großen Frieden, von dem Erhabenheit ausgeht, nicht stören. Unsere Bewegungen laufen Hand in Hand, wir sprechen nicht dabei, wir spüren von innen her, was zu tun ist. Und wir wissen beide: Wir können so nichts falsch machen.

Du liegst nun auf der Seite, wie ein Embryo. Du wirkst klein und zierlich. Wir heben dich zusammen auf die Bahre und legen dich wieder auf den Rücken. Wie schmal ist dieser Platz. Das Bett erscheint wie ein großes Nest, das du für immer verlassen hast. Aufgebahrt liegst du da, im weißen Nachthemd der Klinik. „Wie schön sie aussieht“, sagt Ina. Wir decken dich mit einem weißen Laken zu und legen es sorgsam um deine Schultern, Ina von links, ich von rechts. „Ein Engel zur Rechten, ein Engel zur Linken“, sage ich heiter. „Und einer oben und einer unten“, meint Ina. Wir lachen. Eine leichte, heitere Stimmung, die schon vorher im Raum war, hat uns ergriffen.

„Eigentlich müsste ich ihr noch das Kinn hochbinden“, sagt Ina und zeigt mir das weiße Band, das dafür vorgesehen ist. „Das machen wir immer so, aber es ist mir heute zuwider.“ – „Warum denn?“, frage ich. „Damit der Mund geschlossen ist, wenn die Totenstarre eintritt. Nachher kann man ihn dann nicht mehr schließen.“ – „Aber sie sieht doch entspannt aus mit geöffnetem Mund, und so natürlich, sie hat doch ausgeatmet, ganz zuletzt!“ – „Ja, wenn Sie damit einverstanden sind, können wir es auch sein lassen, es verstößt zwar gegen die Vorschriften der Klinik im Umgang mit Toten.“ – „Lassen wir es sein“, sage ich, „es würde ihr Gesicht nur verunstalten.“ Erleichtert legt Ina das Band wieder weg. Wir folgen beide unserem natürlichen Empfinden und dem Gebot der Ehrfurcht. Daraus entsteht unser eigenes Ritual. In ihm sind wir beschützt. Sind wir uns früher je begegnet, Ina und ich? Ich glaube kaum. Wir kannten uns nur aus Monikas Erzählungen. Doch jetzt, eingebunden in dieses Geschehen, handeln wir so, als hätten wir es zusammen seit Urzeiten geübt.

Ina schaut auf die Röslein und dann auf dein Gesicht. Sie nimmt eins heraus und steckt es dir ins Haar. Sie nimmt das nächste. Eins nach dem andern, gelb weiß rosa, rosa weiß gelb, bis dein Gesicht aus den Blumen hervorschaut. Ein paar übrige verteilt sie aufs weiße Leintuch, das deinen Körper bedeckt. Ich höre in mir das Kinderlied wieder, das mir Mama zum Einschlafen oft gesungen hat:

„Guten Abend, gute Nacht,mit Rosen bedacht,mit Näglein besteckt,… wirst du wieder geweckt.“

Ich singe es dir leise zu. Danach lauschen wir beide, Ina und ich, in Andacht versunken, und schauen in dein geschmücktes Antlitz. Die Röslein duften und duften. Wir stehen lange da.

Bis die Tür sich öffnet und jemand winkt. Ina eilt hin. Geflüster. Dann kommt sie zurück. Sie wagt kaum die Stille zu durchbrechen. Fast schmerzhaft sind die ersten Worte, sie versucht sie so schonend wie möglich zu sagen: „Es wird Zeit. In einer Viertelstunde müssen die Zimmernachbarn wieder hereinkommen können.“ Was nun? Wir schweigen zusammen. Wie weiter in unserem Ritual? Wir denken beide nach. „Wohin sollen wir denn mit ihr gehen?“, durchbreche ich das Schweigen. „Es gibt einen Extraraum im Untergeschoss“, sagt Ina zögernd. „Ein gekachelter, fensterloser Kellerraum?“, frage ich. Ina nickt. Die Vorstellung, dich darin allein zurückzulassen, widerstrebt mir. „Gibt es keine andere Möglichkeit?“ Ina denkt laut nach: „Es ist schon spät, die Bestattungsfirma holt jetzt keinen mehr, erst morgen früh wieder.“ – „Gibt es keinen anderen Ort als den Keller, wo sie bis dahin bleiben kann?“, frage ich eindringlich. „Doch, da gibt es noch ein kleines Gartenhaus im Park“, meint Ina zögernd, sie ist selbst erstaunt über diesen Einfall. „Es stehen nur ein paar Geräte drin. Der Gärtner hat auch schon Feierabend. Niemand wird sie da stören.“ Dass dies den Klinikvorschriften zuwiderläuft, versteht sich von selbst. Aber kaum ausgesprochen, wissen wir schon: Es entspricht unserem eigenen Gebot. Da werden wir dich hinfahren, zu deiner letzten Nachtruhe, mitten in die Natur hinaus.

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