Die anfängliche Hinwendung zum Meditationsobjekt, die Trägheit und Lässigkeit vielleicht nicht ganz ausmerzt, aber immerhin vermindert, muss während der Meditation immer wieder aufgenommen werden. Jedes Mal, wenn wir die Konzentration verlieren, müssen wir uns erneut dem Meditationsobjekt zuwenden – eventuell duzende Male. Weil dies notwendigerweise geschieht, haben wir die Möglichkeit, die Müdigkeit, die Lässigkeit und Trägheit des Geistes immer wieder zu unterminieren. Gelingt uns das in der Meditation, so wird es uns auch im täglichen Leben gelingen. Wir können uns dann immer wieder den Dingen zuwenden, die heilsam sind, und können unsere ganze Meditationserfahrung mit ins tägliche Leben hineinnehmen. Wenn wir andererseits das tägliche Leben nicht nutzen, um unsere Meditation zu unterstützen, werden wir beim meditieren immer Schwierigkeiten haben. Anhaltende Achtsamkeit auf uns selbst verleiht unserer Meditation das Fundament, um erfolgreich zu sein. Die meditative Vertiefung ist ein Mittel zum Zweck, genau wie die Meditation selbst ein Mittel zur Einsicht ist; ohne die richtigen Mittel werden wir uns dem Ziel nicht nähern können.
Nachdem wir uns immer wieder dem Meditationsobjekt zugewandt haben, wird uns mit dem nächsten Meditationsschritt bewusst, dass der Geist nun endlich gehorcht und auf einer Stelle bleibt. Er hat jetzt eine gewisse Schwere und ist nicht mehr so leicht aus der Ruhe zu bringen. Er hat sich niedergelassen. Die anhaltende Konzentration, die uns zeigt, dass dies möglich ist, bringt ein sehr wichtiges Resultat mit sich. Wir können aufhören, daran zu zweifeln, dass Meditation wirklich funktioniert, dass wir sie je erlernen werden und dass dies der richtige Weg ist. Sollten wir gerade noch überlegt haben, ob wir nicht lieber Tai Chi praktizieren, an einem Yoga-Kurs teilnehmen oder gar das Töpfern erlernen sollten, so erübrigt sich das jetzt. Wir spüren zutiefst, dass dies der Weg zu innerer Ruhe und Ausgeglichenheit ist, und der skeptische Zweifel, der uns immer wieder daran gehindert hat, Selbstvertrauen zu empfinden, ist zum großen Teil verschwunden.
Es ist daher ein sehr wichtiges Erlebnis, wenn der Geist einmal für längere Zeit dort bleibt, wo wir ihn gern hätten. Daraus entsteht ein Gefühl des Vertrauens in uns selbst und in die Lehre. Wir können selbst bezeugen, dass es so stimmt und funktioniert, wie die Anweisungen lauten. Ohne dieses Herzensvertrauen ist es unmöglich, einen spirituellen Weg in seiner ganzen Fülle zu erleben. Vertrauen ist nicht das gleiche wie blinder Glaube. Der Buddha hat den blinden Glauben immer wieder für gefährlich erklärt; aber er hat gelehrt, dass wir genug Vertrauen haben müssen, um uns vollkommen zu öffnen und die Methoden selbst auszuprobieren.
Hier ist unsere Hingabe gefragt. Einem Menschen, dem es leicht fällt, sich und andere Menschen zu lieben, wird es auch leichtfallen, sich einem spirituellen Pfad hinzugeben. Ein Mensch, dem Liebe schwerfällt, wird gewöhnlich auch stärker von skeptischen Zweifeln heimgesucht. Lieben können heißt Vertrauen haben. Wenn wir den spirituellen Pfad, den wir gehen wollen, nicht lieben können, werden wir immer wieder etwas Neues suchen, in der Hoffnung darauf, dass noch etwas Liebenswerteres kommt.
Die Hingabe an einen spirituellen Pfad ist die engste Verbindung, die wir in diesem Leben eingehen können. Wenn wir eng mit einem anderen Menschen verbunden sein wollen, müssen wir ihn verstehen und lieben, sonst ist diese Verbindung schon von vornherein zum Scheitern verurteilt. Wenn wir einen Menschen nur lieben und nicht verstehen oder nur verstehen und nicht lieben, stehen wir sozusagen auf einem Bein. Das Gleiche gilt für die spirituelle Lehre, die wir praktizieren wollen. Wir müssen vollkommen und von Grund auf verstehen, dass hier ein Weg ist, der uns zu unserer geistigen Heimat führt, wenn wir ihm konsequent folgen. Die Lehre des Buddha ist verständlich, logisch und praktisch nachvollziehbar, aber Liebe und Hingabe kommen im Allgemeinen erst, wenn wir merken, dass wir Vorteile davon haben. Wir sind nun einmal von Natur aus selbstsüchtig. Das ändert sich meistens erst, wenn wir lange genug geübt haben.
Wenn der Geist nun beim Meditationsobjekt bleibt und die Gedanken nicht mehr kommen, erleben wir ein Gefühl, das an Ruhe angrenzt; es ist ein Gefühl der Sicherheit, das Gefühl, Meister unserer Situation zu sein. Solange wir von unseren Gedanken und Emotionen hin- und hergeworfen werden, sind wir deren Opfer. Erst wenn wir unsere Gedanken auf Wunsch abstellen können, werden wir das Heil der meditativen Vertiefung zu kosten bekommen.
Dafür müssen wir Geduld, Entschlusskraft und Energie entwickeln und bereit sein, immer wieder von vorn anzufangen. Jedes Mal, wenn unser Geist in die Ferne schweift, bringen wir ihn zum Meditationsobjekt zurück. Wir brauchen uns nicht darüber zu ärgern, nicht die Lust zu verlieren und nicht zu denken: „Ich kann das nicht, alle anderen können es sicher besser.“ Wir geben dem Geist nur immer wieder von neuem die Möglichkeit zur Läuterung. Wenn wir das oft genug gemacht haben, wird er zweifellos bei dem Meditationsobjekt bleiben. Wir alle behandeln die Dinge auf gewohnheitsmäßige Art und Weise; nicht nur das, was wir tun, sondern auch das, was wir denken. Wenn wir dem Geist bestimmte Gewohnheiten anerziehen, lernt er, dabei zu bleiben. Wir erleben dann nicht nur Sicherheit, Ruhe und Dankbarkeit, sondern auch Liebe. Endlich haben wir etwas gefunden, dem wir uns uneingeschränkt hingeben können, wo uns nichts Widerwärtiges zustoßen kann. Da ist niemand, der weglaufen oder einen anderen lieben könnte oder der Liebe nicht wert wäre. Hier kann unsere Liebe ungehindert wachsen und blühen. Dies bedeutet auch, dass wir die Richtung des spirituellen Wachstums, das Transzendieren der menschlichen Probleme, ständig mit dem Hauptmotiv der Läuterung in uns tragen.
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