Im 18. und 19. Jh. wird die Ebene noch einmal Zufluchts- und Sammelort kretischer Widerstandskämpfer, diesmal gegen die Türken, sie wird das ostkretische Pendant zur Sfakiá im Westen. Der Belagerungszustand ist jetzt Alltag, die Häuser werden zu kleinen Festungen umgebaut, eins ist noch erhalten (→ Ágios Geórgios). Bis 1867 können alle Angriffe abgewehrt werden, Manolis Kazanis ist der Anführer der Aufständischen. Dann zieht der gefürchtete Ismael Ferik Pascha mit einer Armee von fast 40.000 Türken und ägyptischen Hilfstruppen herauf. Sie metzeln alles nieder, was ihnen vor die Säbel kommt und machen die Dörfer dem Erdboden gleich. Das Tragische: Ismael selber ist Kreter aus der Lassíthi-Ebene, er wurde als Kind gefangen, nach Kairo verschleppt, dort zum fanatischen Muselman erzogen und schaffte den Aufstieg bis zum Kriegsminister.
Praktische Infos
Anfahrt mit eigenem Fahrzeug Zwei durchgehend asphaltierte Straßen mit mehreren Zufahrten von der Nordküste steigen in die Lassíthi-Ebene hinauf:
Die erste zweigt westlich von Liménas Chersonísou von der Straße Iráklion - Mália ins Bergland ab, Zufahrten gibt es aber auch ab Stalída über Mochós und von Mália nach Krási. Über den Pass von Ambélos erreicht man zunächst Tzermiádon, den Hauptort der Ebene.
Die zweite Straße führt von Osten herauf und hat zwei Zufahrten: aus Richtung Ágios Nikólaos kommend und von Neápolis, das zwischen Mália und Ágios Nikólaos liegt. Bei Ágios Konstantínos trifft man auf die Straße rund um die Ebene.
Die frühere Schotterpiste, die im Süden von Émbaros über Katofígi die Ebene erreicht, ist nun durchgehend asphaltiert und gut ausgebaut.
Anfahrt mit dem Bus Die wenigen Busse von Iráklion (etwa 3-4 x wöch., Fahrtzeit ca. 2 Std.) fahren auf der Straße hinauf, die westlich von Liménas Chersonísou abzweigt. Auch von Ágios Nikólaos fährt man auf dieser Strecke (1-2 x wöch.) Fahrtzeit ca. 1:30 Std.). Alle Busse fahren über Ágios Geórgios nach Psichró mit der berühmten Höhle Diktéon Ándron (Geburtshöhle des Zeus).
Achtung: Erkundigen Sie sich genau nach den Abfahrtstagen und Uhrzeiten für Hin- und Rückfahrt! Sonst kann es passieren, dass man auf der Ebene festhängt.
Von Liménas Chersonísou auf die Lassíthi-Ebene
Landschaftlich imposant und viel Interessantes am Weg, das einen kurzen Stopp lohnt. Zunächst folgt man der beschilderten Abzweigung westlich von Liménas Chersonísou. Bald passiert man das große Spaßbad „Acqua Plus“ ( www.acquaplus.gr) und die schön angelegte 18-Loch-Anlage des „Crete Golf Clubs“, neben einem 9-Loch-Platz in Eloúnda der bislang einzige Golfplatz Kretas ( www.cretegolfclub.com).
Kurz nach dem Abzweig zur Provinzstadt Kastélli (→ Link), wo im grünen Talgrund des Flusses Aposelémis einige Tavernen auf Gäste warten, stehen rechts neben der Straße die Reste eines großen römischen Aquädukts. Er transportierte einst die Wassermassen aus den Lassíthi-Bergen in die Hafenstadt Liménas Chersonísou. Diese Strecke nach Kastélli führt durch üppige Olivenhaine und ist besonders reizvoll zu fahren.
Wasser für Iráklion und Ágios Nikólaos
Der künstliche Aposelémis-See zwischen Potamiés und Avdoú staut das von der Lassíthi-Hochebene kommende Wasser des Flusses Aposelémis und dient so als Reservoir für Iráklion und Ágios Nikólaos und die großen Urlaubsorte an der Nordküste. Er wurde trotz heftiger Proteste durch Bevölkerung und Umweltgruppen angelegt, das Dorf Sfendíli wurde dabei überflutet, seine Bewohner hat man entschädigt und umgesiedelt.
Die Straße in Richtung Lassíthi-Hochebene folgt im Weiteren der Aposelémis-Schlucht durch das Tal von Lagáda, in dem ein großer Stausee angelegt wurde. Ab Potamiés wird die Straße westlich um den See herum geleitet.
Potamiés
Kurz vor dem Ort ist das Kloster Moní Panagías Gouverniótissas an der Straße ausgeschildert. Die ummauerte Anlage wurde vor Kurzem restauriert, es gibt einen großen Parkplatz (viele Busse), ein schönes, kleines Museum, einen Laden und eine Cafeteria. Im Inneren der Kreuzkuppelkirche sind Wandgemälde aus dem 14. Jh. erhalten. Das Fest der Panagía wird am 15. August gefeiert.
Im Talgrund liegt der beliebte Zoopark „Kritiki Farma“ von Manolis Rasidakis und seiner schwedischen Frau. Man kann dort Ziegen, Pfaue und andere Tiere betrachten und füttern (Futtertüten werden verkauft) sowie auf Eseln reiten (Tour ca. 30 Min.). Auch eine kleine, preiswerte Taverne gehört dazu. Service und Angebot werden gelobt.
♦ Kritiki Farma, April bis Okt. tägl. außer Mo 9-19 Uhr, Eintritt ca. 2,50 €, Eselreiten ca. 15 €/Pers. Tel. 28970-51546, 6944-678666.
Avdoú
Am Dorfplatz abseits der Durchgangsstraße liegen einige schlichte Tavernen und Cafés. Beschildert ist der Weg zum Kirchlein Ágios Antónios. In der Wölbung des Altarbereichs sind Reste rußgeschwärzter Wandmalereien aus dem 14. Jh. erhalten.
Tipp: Von Avdoú führt eine 9 km lange Asphaltstraße Richtung Westen nach Askí (→ Link), von wo man über Kastélli nach Iráklion weiterfahren kann.
Goniés
Das große Dorf liegt bereits am Fuß der steilen Felswände, die die Hochebene begrenzen. Im Zentrum gibt es eine Tankstelle und zwei, drei Tavernen. Im weiteren Verlauf schraubt sich die Straße in Serpentinen hinauf zum Pass, wobei sich großartige Ausblicke auf die tief unten liegende Ebene und die umgebenden Bergketten bieten. Kurz nach Goniés folgt eine Kreuzung, an der man über die Hochebene von Mochós nach Stalída hinunter fahren kann bzw. von dort heraufkommt.
Krási
Etwas abseits der Hauptroute, doch der 2 km lange Umweg lohnt. Die mächtige Platane am schattigen Dorfplatz soll die größte Kretas und eine der größten Europas sein, ihr Umfang beträgt fast 18 m. Laut Untersuchungen der Jahresringe wird ihr Alter mit etwa 2000 Jahren angegeben! In der Felswand oberhalb vom Platz liegt ein schlichter venezianischer Brunnen mit zwei großen Becken. Eine lange, weiße Mauer mit Rundbögen fasst die unermüdlich sprudelnde Quelle ein.
Berühmt auf Kreta ist der örtliche Rakí, denn die süßen, kernlosen Trauben von Krási eignen sich besonders gut für seine Herstellung. Man kann ihn flaschenweise kaufen (ca. 5 €) oder lässt ihn sich in der Taverne unter der großen Platane mit einem Glas Wasser und einem kleinen Teller mit Gurkenscheiben, Oliven, Bohnen und Brot servieren.
Mein Tipp Essen & Trinken Kares, die von Familie Psarakis-Meier ausnehmend freundlich geführte Taverne liegt kurz vor dem Dorfplatz linker Hand. Unter Nussbäumen kann man hier hausgemachte Spezialitäten kosten, die z. T. nach alten kretischen Rezepten gekocht sind. Frau Psarakis-Meier stammt aus der Schweiz und spricht Deutsch. Es gibt einen gemütlichen Innenraum mit Kamin, dazu einen verglasten Wintergarten und eine Außenterrasse. Gute Qualität, faire Preise und sehr aufmerksame Bedienung. Wochentags bis 19.30 Uhr, Sa bis 24 Uhr. Tel. 28970-51862.
Kloster Kerá Kardiótissa(Moní Kerá Kardiótissa)
Kurz vor dem gleichnamigen Ort liegt das Kloster der „Kerá Kardiótissa“ (Herrin/Gottesmutter des Herzens) rechts unterhalb der Straße an einem Zypressenhang. Es gehört zu den wichtigsten religiösen Zentren der Insel und wird heute von Nonnen bewohnt, denen ein Abt vorsteht.
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