Paralía Mílatos (Mílatos Beach)
Der kleine Hafenort mit einer Handvoll Fischerboote und Tavernen ist schon lange aus seinem Dornröschenschlaf erwacht, vermittelt aber noch immer erholsame Ruhe.
2001 wurde 1 km westlich vom Ort die große 5-Sterne-Anlage „Minos Imperial“ eröffnet, einige Jahre später das „Radisson Blue Beach Resort“, damit hatte auch Paralía Mílatos den „Anschluss“ an den Pauschaltourismus gefunden. Trotzdem kann man nach wie vor in den Tavernen am kleinen Hauptplatz aufs plätschernde Meer blicken und seinen Gedanken nachhängen. Die Bademöglichkeiten sind eher bescheiden: Östlich vom Ort liegt ein etwa 100 m langer Strand aus grobem Kies und im Fischerhafen gibt es einen kleinen Sandstrand, der vor allem für Kleinkinder geeignet ist.
Anfahrt/Verbindungen → Sísi.
Übernachten Es gibt fast ausschließlich Apartments mit Küche zur Selbstverpflegung, das Richtige für Familien.
Mein Tipp *** Angelika Apartotel, etwa 200 m landeinwärts vom Hafen, sehr gepflegt, freundlich und sauber, schöner Pool und prima Frühstück. Studio/F ca. 60-75 €. Tel. 28410-90904, www.angelikahotel.com.
* Porto Bello Villas, moderne Anlage beim Fischerhafen, bestehend aus zehn Villen mit Pool und schönem Garten. Studio/F (2 Pers.) ca. 50-65 €, Apt. (4 Pers.) ca. 60-80 €. Tel. 28410-81001, www.portobello-villas.gr.
Mein Tipp Socrates, 100 m vom Hauptplatz nach Osten, geführt von der liebenswürdigen Familie Eleni und Sokratis Astroulakis, reichhaltiges Frühstück, gute Taverne. Baden direkt vor der Haustür. Gut eingerichtete Studios und Apts. mit Küchenzeile und Balkon zum Meer, mit Frühstück ca. 40-70 €. Tel. 6987-485868, www.socrates-rooms.gr.
Essen & Trinken In den einfachen Tavernen am Hauptplatz gibt es immer frischen Fisch und Meeresfrüchte.
Meraklis, am Hauptplatz, älteste Taverne am Ort, auch viele Einheimische kommen hierher. Tel. 28410-81223.
Socrates, gut geführtes Restaurant mit prima Küche, gehört zur gleichnamigen Pension (→ Übernachten).
Panorama, in der Terrassentaverne von Nektarios am Fischerhafen treffen sich gerne die Fischer. Nektarios' Bruder fährt nachts zum Fischen hinaus, Gemüse aus dem eigenen Garten, Kaninchenzucht. Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Tel. 28410-81213.
Bars/Cafés No Name Bar, am Strand beim Fischerhafen (für Kunden Liegen/Schirme kostenlos), Abendtreff im Karibikstil, gelegentlich Livemusik.
Lassíthi-Hochebene
Das kreisrund abgezirkelte Plateau der Oropédio Lassithíou im Díkti-Massiv liegt 800 m über dem Meer. Ringsum ragen steile Felsgrate in die Höhe, nur wenige kurvige Passstraßen durchbrechen die aufgetürmten Steinbarrieren.
Sommer auf der Lassíthi-Hochebene
Landwirtschaft wird in dieser Bergeinsamkeit seit Tausenden von Jahren betrieben. Weit über 10.000 Windräder mit charakteristischen weißen Segeln pumpten früher das nötige Wasser aus versteckten Hohlräumen im unterirdischen Kalkgestein. Und mindestens ebenso viele Fotos verdanken den pittoresken Bespannungen den letzten Pfiff. Jedoch konnten es sich in den letzten Jahrzehnten immer weniger Bauern leisten, die Bewässerung ihrer Felder vom Wind abhängig zu machen. Viele Windräder wurden von dieselbetriebenen Motorpumpen abgelöst und die wenigen intakten Anlagen werden hauptsächlich für die Touristen instand gehalten.
Aber auch ohne Windradkultur ist die Lassíthi-Hochebene ein lohnendes Ziel, um eine der charakteristischsten und gleichzeitig fruchtbarsten Landschaftsformen der Insel zu erleben. Hier oben herrscht eine völlig andere Atmosphäre als an der Küste: Vom Rummel abgeschirmt, ist sie trotz stetigem Touristenstrom und zahlloser Souvenirläden an der Durchgangsstraße typisch kretisches Bauernland geblieben. Dicht an dicht liegen die zahllosen Felder und Obstplantagen, im Frühsommer leuchtend grün, im Herbst braun, abgeerntet und verdorrt. Lediglich die klimatisierten Reisebusse von der Küste signalisieren die touristische Bedeutung der Lassíthi-Hochebene. Sie haben in der Regel nur ein Ziel: Diktéon Ándron, die sagenhafte Geburtshöhle des Zeus bei Psichró (→ Link).
8-10 km lang und 5-6 km breit ist die Lassíthi-Ebene. Angebaut werden vor allem Kartoffeln, Weizen Äpfel, Birnen und verschiedene Gemüse. Insgesamt 21 Dörfer liegen hier, verbunden durch eine Straße, die im weiten Bogen um die Ebene herumführt. Alle Orte sind an die unteren Berghänge gebaut - zum einen, um möglichst wenig kostbares Ackerland zu verschwenden, vor allem aber wegen der alljährlichen Überschwemmungen zur Zeit der Schneeschmelze im Frühjahr. Von den umgebenden Zweitausendern werden dann solche Wassermassen hinunter gespült, dass die gesamte Ebene oft meterhoch überschwemmt ist und ein riesiger See entsteht. Nur die Obstbäume und Gerüste der Windräder ragen noch heraus. Wenn das Wasser absickert, sammelt es sich im Kalkgestein unter der Ebene in riesigen Hohlräumen, die durch Spalten mit der Oberfläche verbunden sind. Mit den oben erwähnten Motorpumpen wird es dann wieder heraufgepumpt und zur Bewässerung verwendet, bei Ágios Konstantínos gibt es aber auch zwei seeförmige Wasserspeicher. Auch die umgebenden Bergketten bestehen aus hellem Marmorkalkstein, höchster Berg ist mit 2148 m der Díkti (auch Kakó Kefalí genannt, wörtlich übersetzt: „Schlechter Kopf“) genau im Süden. Der benachbarte Aféndis Christós ist 7 m niedriger.
Trotz genügend Wasser, Fruchtbarkeit und üppiger Vegetation können es die Bauern der Lassíthi-Ebene nur zu bescheidenem Einkommen bringen. Vor allem die starke Parzellierung des Landes verhindert Wohlstand. Die schlichten Dorfhäuser sind aus groben Bruchsteinen errichtet, es gibt kaum Neubauten und nur wenige Autos. Die Touristen bringen zwar Geld, aber nur selten bleibt jemand länger als für einen Tagesausflug.
Geschichte
Wegen ihrer Fruchtbarkeit war die Lassíthi-Ebene schon vor 5000 Jahren besiedelt. Auch aus minoischer Zeit hat man Siedlungsreste und Kultstätten entdeckt, u. a. die sagenhafte Zeus-Höhle. Nach der Eroberung Kretas durch die Dorer war die Ebene ein ideales Rückzugsgebiet der minoischen Bevölkerung und wahrscheinlich durchgehend besiedelt.
Auch als die Venezianer im 13. Jh. die Insel besetzen, ziehen sich kretische Aufständische in diese natürliche Festung mit ihren gewaltigen Mauern zurück. 1263 stürmen die Venezianer das Widerstandsnest, genannt „Spina nel cuore di Venezia“ (Stachel im Herzen Venedigs), vertreiben alle Bewohner und machen die gesamte Ebene zur Sperrzone. Wer es wagt hinaufzusteigen, wird mit dem Tod bestraft. Über 200 Jahre wird die Lassíthi-Hochebene zur einsamen Bergwildnis, nur gelegentlich verirren sich Hirten mit ihren Herden hierher.
Ende des 15. Jh. gehen den Venezianern die Getreidevorräte aus und in aller Eile werden Landwirtschaftsexperten beauftragt, das Schwemmland wieder zu kultivieren. Innerhalb weniger Jahre durchzieht ein schachbrettartiges Kanalsystem das Plateau. Die urbar gemachten Felder werden an Kreter und Flüchtlinge vom Peloponnes zwangsverpachtet. Ein Drittel ihrer Ernte müssen sie künftig an die Venezianer abliefern. Das venezianische Bewässerungssystem hat bis heute Bestand.
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