Mopsfiedel fing sie ihren Mops ein, angeleint konnte er kaum mehr entfliehen. Franz Joseph war außer sich, er drehte sich im Kreis und verhedderte sich in der Leine. Dieses Knäuel musste entwirrt werden. Mopsmarion war genervt, nach einiger Zeit konnte sie das Hundeleinennetz entspinnen.
„Hilfe, ich muss sofort aufbrechen! Das wichtige Treffen mit meiner Schwester steht an. Oh, ich bin so aufgewühlt!“, schlagartig hatte sie es eilig.
Niemals war Mopsmarion schneller verschwunden.
Cordula blickte nachdenklich hinterher und nahm ihren Lauf wieder auf. Tausend Gedanken liefen mit: `Soll ich mich darauf einlassen? Einen Spaß ist es allemal wert, eine Abwechslung bräuchte ich dringend. Möglicherweise kann sie das Rätsel meines verlorenen Schatzis lösen? Orakel Theodora ich komme!
Fredi, Boxer mit Boxer! Das ist selbstverständlich eine andere Geschichte. Seit sechs Jahren ist Fredi den Sternen und der Glaskugel verfallen. Er hatte sich im Internet Tarotkarten bestellt und selbst gelegt. Das führte zu folgendem Resultat: Fredi wurde im falschen Körper geboren.
Seine russische Frau Marina fand das lächerlich, Pumphosen kannte sie nur aus der russischen Folklore. Mit diesem neuen Outfit ging er – jetzt als Theodora – mit seinem/ihrem Boxer Wladimir im Park spazieren.
Peinlich! diese orientalische Kleidung war schön bunt und brutal auffällig. Wladimir störte das wenig.
Am Freitag trafen sich alle Hundeschüler in der Hundeschule, und wir sollten endlich unser Stadtorakel kennenlernen. Ich bin ein ehrgeiziger Dackel und will unbedingt in der Hierarchie aufsteigen. Mein Traum ist es, mich als Rudelführer zu profilieren.
Diese Gelegenheit kam unaufhaltsam auf uns zu, Theodora mit ihrem beziehungsweise seinem Boxer Wladi näherte sich. Ihre bunte Hose wurde vom Wind aufgebläht, dieser Ballon rollte auf uns zu.
‚Hoffentlich hebt sie nicht ab!’, befürchtete ich.
Belustigt bellte ich über die ganze Hundewiese: „Hey, Wladi, hat Fredi seine Pumphosen auf Pump an oder kommt Alibaba mit den Pfirsichräubern!“
Meine Hundekumpels und ich kugelten uns lachend auf der Wiese.
Wladimir zeigte keinerlei Reaktion. Das war unter seiner Würde, er fühlt sich auf keinen Fall für das Outfit seines Gassilenkers verantwortlich. Undenkbar für einen Boxer! Wladi zeigt mir seine kalte Schnauze, mit dieser Abfuhr hatte ich nicht gerechnet.
Im Notfall wollte ich mich hinter Birte verstecken, sie ist die Chefin der Hundeschule. Ich wusste, sie beschützt mich, dort konnte ich eine dicke Hundelippe riskieren.
Hier durfte Boxer Wladi nur bellen, nicht beißen: „Oder habt ihr euch schon einmal mit einem Boxer angelegt?“
Lasst das lieber sein! Boxer sind kompakte Kraftpakete. Wladi ist wohlerzogen und selbstbewusst. Ein Familienhund erster Güte, kaum aus der Hütte zu locken beziehungsweise aus der Reserve. Quadratisch, praktisch, gut und ebenso verspielt.
Auf keinen Fall will ich es mir mit einem Boxer verscherzen. Wladimir ist verpflichtet mein Kumpel zu bleiben. Stets freue ich mich, wenn ich sein liebes Boxergesicht sehe.
Stellt euch vor, früher wurden sie zur Bärenjagd eingesetzt! Aber sicherlich kann ich trotzdem einen kleinen Scherz bei den anderen Hundeschülern anbringen.
Hundeschule, was ist eine Hundeschule?
Treuherzig gesagt: „Das arrangierte Treffen eines Hunderudels.“ Dort wird mit den anderen Hunden trainiert. Es gibt Übungen, um ein ungefährliches Sozialverhalten zu erlernen und sich auszupowern.
Auf der Tagesordnung steht heute: „Wie gehe ich mit meinem Frauchen durch die Stadt?“
Natürlich angeleint und mit Würstchentüte. Niemand soll angebellt und angesprungen werden. Betteln verboten! Markieren und Würsteln ebenso bis auf wenige Ausnahmen.
Ich wusste: „Darauf habe ich keine Lust!“
Dieses hintereinander Trotten, die Betonung lag auf Hintern. Zahlreiche Hunde meines Rudels lagen damit absichtlich in meiner Augenhöhe! Das Schlimmste überhaupt, ich dufte mir mein Rudel nicht selber aussuchen. Mit wem sollte ich mich hier messen, mit wem auf Beutezug gehen?!
Der Rudelausflug führte in Richtung Zoo, stetige Erziehung und Schulung unser Sozialverhalten ist äußerst wichtig. Im Zoo sehen wir Lisztäffchen, Erdmännchen, Wellensittiche – hinter Gittern!
Diese großen Eulen, ich fühle mich direkt beobachtet. Angeblich sind sie am Tag blind. Gut, dass nachts das Kleintiergehege geschlossen ist. Ich möchte nicht von ihnen gesehen werden.
Auf einem Schild steht: „Füttern verboten!“
Ich halte es für unwahrscheinlich, dass Mopsmarion, Pudelpeggy oder Yorkshiresandra auf die Idee kommen, uns mit diesem Getier zu füttern. Mein Favorit ist „Lappi“ aus der Dose in mundgerechten Stückchen, für jede Schnauze die passende Größe, Konservierungsstoffe bin ich gewöhnt!
Auf dem nächsten Schild steht: „Hunde sind an der Leine zu führen“. Hier soll wahrscheinlich die natürliche Zusammenführung der Tierarten im Streichelzoo verhindert werden!
Mir kurzangebunden den Spaß zu versauen! Der einzige Grund, weshalb ich bereitwillig mitgekommen bin! Na gut, der andere Grund ist ein Zwang – Gruppenzwang.
Hatz im Streichelzoo, darauf habe ich mich gefreut! Dort sind die Meerschweinchen, Ziegen und leckeren Kaninchen.
Ich träume von einem weißen Zwergkaninchen, blutig in meinem Maul. Stolz laufe ich erhobenen Hauptes an den Tiergehegen vorbei. Hunger spielt keine Rolle, aber es hätte sicherlich großen Eindruck gemacht.
Schlussfolgernd stelle ich fest: „Ich bin ein Jagdhund und natürlich Rudelführer. Der Einzige, der hier einen praktischen und naturbelassen Plan hat, bin ich!“
Diese Vorstellung, einfach fantastisch! Was löst das bei meiner menschlichen Rudelführerin aus?
Doreen schreit hysterisch: „Waldi, tu das nicht! Aus! Sitz! Platz! Hierher!“ Danach fällt sie in Ohnmacht oder Schlimmeres, Herzinfarkt! Sie kann kein Blut sehen und das niedliche Kaninchen!
Oh je, Doreen schämt sich furchtbar und diese peinlichen Erklärungen: „So etwas heimtückisches hat Waldi noch nie getan, sicher hat ihn das Kaninchen zuerst angegriffen! Er ist ein Schoßhund und gut erzogen. Bitte bringen sie ihn nicht ins Tierheim!“
Diese blutrünstige Straftat würde ich keinesfalls heute begehen, vielleicht ein anderes Mal. Grins.
Cordula hatte einen Termin bei Theodora, und das Unglück nahm seinen Lauf.
In der Breitscheidstraße 8 wohnt die Wahrsagerin, dort frönte sie ihrer großen Leidenschaft: „Wahrsagen!“
Theodora ist das Orakel unserer Kleinstadt, und das soll etwas heißen. Sie hatte schon vielen wahrgesagt und es war immer wahr – mehr oder weniger, ziemlich oft.
Theodora versprach Sabine: „Du musst morgen nicht zur Arbeit!“ Weil morgen Sonntag war, und Sonntag hatte sie frei!
Frau Müller hatte sie vorausgesagt: „Sie werden bald Oma!“ Bei sechs Kindern und vierzehn Enkelkindern, davon zehn Mädchen, da ist ständig jemand in anderen Umständen.
Wer macht solche Aussagen, unglaublich! Andere Umstände, was ist das für ein Blödsinn? Welche Umstände sollten das sein? Die Umstände der natürlichen Fortpflanzung zum Zwecke der Weitergabe genetisch identischen oder weitestgehenden identischen biologischen Materials zur Reproduktion und Erhaltung der eigenen Art. In Reproduktion ist Familie Müller ziemlich gut. Also, das nenne ich positive Umstände.
Uwe hatte sie versprochen: „Du wirst bald eine große Reise antreten.“
Höchstwahrscheinlich hatte ihr das Katrin aus dem Reisebüro anvertraut. Boxer Wladi und die Huskyhündin Sila, der Reiseberaterin sind bestens befreundet. Sie treffen sich täglich auf ihren Spaziergängen. Aus erster Hand und ungelogen, erfährt dort Theodora so einiges. Das Erbschaftsereignis musste vertrauensvoll weitererzählt werden, Katrin berichtete ausführlich, gewiss hatte Theodora ein offenes Ohr.
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