Zeitungsbericht aus Silver City (Neu-Mexiko) vom 28. Mai 1885
ZWÖLF
Die Krieger brannten eine Ranch nahe der Straße nach Silver City und eine zweite weiter westlich im Mangas Tal nieder. Sie sorgten dafür, dass die Rauchwolken dicht und schwarz waren und aus weiter Ferne gesehen werden konnten.
An beiden Plätzen rannten die Leute davon und waren klug genug, die Plünderer nicht zu stören. Auf ihrem Weg nach Norden passierten die Apachen die Stelle, an der die Körper der Goldsucher noch immer offen im Gras lagen. Nur die Bussarde hatten sie bisher gefunden, sonst niemand. Die Maultiere waren verschwunden. Sie ließen das Waffenversteck unberührt, es konnte später noch von Nutzen sein. Etwas weiter oben wandten sie sich westwärts zum Mangas Bach, folgten ihm bis zum nördlichen Ausläufer der Burro Berge und gingen hinunter ins Tal des Gila. Unter den überhängenden Felsen ritten sie am gewundenen Strom entlang langsam durch die Cottonwoods. Sie kamen an einer zerfallenen, leeren Hütte und einigen Grüppchen bunter Rinder vorbei, und am Nachmittag erreichten sie eine Ranch auf der Westbank des Flusses, gegenüber der Einmündung des Rough Canyon.
Die Pferde wurden versteckt, dann spähten die Männer die Ranch mit Feldstechern aus und schirmten dabei die Linsen mit den Händen ab, damit das Sonnenlicht nicht vom Glas reflektiert werden konnte. Sie sahen ein einstöckiges Ranchgebäude mit einer Veranda davor, eine Schlafbaracke im rechten Winkel dazu, eine kleine Schmiede, zwei Ställe und eine Scheune. Unterhalb der Baracke befand sich eine aus Stangen errichtete Koppel mit drei Pferden darin. An der Rückseite des Ranchhauses hing Wäsche auf einer Leine. Unten im Tal waren Pferde zu sehen, die in der Ebene am Fluss grasten.
Während sie beobachteten, kam eine Frau mit einem kleinen Kind aus dem Haus, sammelte die Wäsche in einen kleinen Korb und brachte sie hinein. Ein Schäferhund lief zum Pferch und legte sich hin. Am frühen Abend gingen zwei Männer von der Baracke zum Hauptgebäude. Einige Zeit später kam ein Mann heraus, ging zur Koppel, sattelte ein Pferd und ritt stromabwärts davon. Er trieb vierzehn Pferde heran und brachte sie in den Pferch, nahm den Sattel von seinem eigenen Tier und band es außerhalb des Korrals an.
„Zwei Männer”, sagte Josanie, „Drei, denke ich. Eine Frau und ein Kind.”
„Und ein Hund”, ergänzte Galeana.
„Ja.”
Sie beobachteten die Ranch bis zum Einbruch der Nacht. Niemand hatte die Ranch verlassen, und niemand war gekommen. Die Krieger gingen zu ihren Pferden und fanden einen Schlafplatz auf einem grasbewachsenen Hügel am Fluss, verborgen vor den Blicken Vorbeiziehender, unter einem strahlenden Baldachin aus Sternen. Sie zündeten kein Feuer an. Kurz vor Mitternacht schallte das Heulen eines Wolfsrudels über die Felsen im Süden.
Josanie erwachte vor dem ersten Morgenlicht. Er schritt zu dem Gewirr von Bäumen auf einem Kiesstreifen und urinierte, dann ging er zum Ufer, beugte sich nieder und trank in tiefen Zügen. Er erfrischte sein Gesicht und sein Haar mit Wasser, streckte sich, rollte die Decke auf seinem Schlafplatz zusammen und setzte sich. Aus einer rohledernen Satteltasche nahm er einen kleinen Beutel und bemalte sein Gesicht mit einer weißen Linie über die Wangenknochen und den Nasenrücken. Er holte ein Stück getrocknetes Fleisch aus einem anderen Beutel, legte beide Säckchen zurück in die Satteltasche, band sie zu und begann zu kauen. Um ihn herum standen die Männer auf, gingen zum Wasser und falteten ihre Schlafdecken. Josanie holte sein Pferd, eine kastanienbraune Stute, warf die Satteldecke über ihren Rücken und rückte den Sattel zurecht. Er zog den Riemen hoch, befestigte den hinteren Sattelgurt und wartete. Das Tier atmete aus, Josanie schnallte den Sattel fest und stieg auf.
In der Morgendämmerung lagen noch tiefe Schatten im Tal. Die vier Krieger überquerten den Fluss und näherten sich der Ranch Seite an Seite, die Gewehre schussbereit. Nalgee hatte die Lanze auf seinem Rücken an den Patronengurten befestigt, einen trug er um seine Taille und einen diagonal über dem Oberkörper. Die obere Hälfte des Schafts war blau, die untere rot bemalt. Ein Bündel Falkenfedern war unter der langen Stahlklinge festgebunden, die aus dem Säbel eines mexikanischen Kavallerieoffiziers gefertigt worden war. Die Spitze der furchterregenden Waffe ragte mit flatternden Federn in die Höhe.
Der Hund mit dem schwarzen Rücken rannte heraus und begann zu bellen, aber die Krieger ritten im Schritt weiter. Nichts rührte sich in den Ranchgebäuden. Als sie noch vierzig Yards vom Haus entfernt waren, schoss Josanie dem Hund in die Brust. Das schwere Geschoss warf den Körper nach hinten und auf den Boden. Ohne Eile öffnete er den Verschluss der Sharps-Borchardt und legte eine neue Patrone ein.
Er ritt zum Ranchhaus und hielt vor der Veranda. Jemand öffnete die Tür und schloss sie schnell wieder. Josanie hatte das Gewehr im Anschlag, machte aber keine Anstalten, vom Pferd zu steigen. Nalgee hielt vor der Schlafbaracke, die Winchester halb erhoben, aber niemand kam heraus. Ohne abzusteigen, band Galeana das am Pferch festgemachte Pferd los und zog es hinter sich her. Er öffnete das Tor, und Kezinne ritt in den Korral und scheuchte die anderen hinaus. Die Pferde schubsten sich gegenseitig durch das Tor, gerieten durcheinander und verdrehten ängstlich die Augen. Galeana ritt an die Spitze, und die Herde folgte ihm. Kezinne schloss von hinten auf und bildete die Nachhut, als die Pferdeherde auf der grasbewachsenen Ebene unter den ausladenden Cottonwoods stromaufwärts rannte.
Josanie hob seinen Arm, und Nalgee entfernte sich von der Baracke. Josanie gab ihm mit seinem Gewehr Deckung, falls jemand durch die Tür kommen oder durch ein Fenster feuern würde, aber nichts dergleichen geschah. Sie ritten gemeinsam davon, holten die Remuda ein und folgten ihr. Einmal schaute Josanie zurück und sah drei Männer und eine Frau in einem langen weißen Kleid mit blassen, entsetzten Gesichtern auf dem leeren Platz unterhalb des Ranchhauses stehen und ihnen nachstarren.
Sie trieben die Herde fünfzehn Meilen weit, bis sie die Stelle erreichten, an der sie vor zwei Tagen den Gila überquert hatten, dann schwenkten sie fast parallel zur Straße nach Nordwesten. Josanie hatte den Verlauf der Strecke in beide Richtungen mit dem Fernglas abgesucht, jedoch keine Bewegungen bemerkt. Sie kamen zu einem Platz, wo Wölfe einen Tag vorher einen Ochsen gerissen hatten. Die blutigen Rippen spießten heraus, und Bussarde vertilgten die Eingeweide. Weitere zwölf Meilen ritten sie in leichter Gangart, und nach dem Sacaton betraten sie den Canyon des Fivemile Bachs, der vom Nordwesten her in den Enten Bach mündete. Bei ihrem Marsch zu den-Maultier Bergen ließen sie sich Zeit, und nachdem sie das obere Ende der Schlucht auf einem alten Pfad verlassen hatten, glitten sie in den Eliot Canyon, durch den sie am Nachmittag die Stelle erreichten, wo das Camp wartete, den Platz mit den beiden Quellen unterhalb des San Francisco Flusses.
Das Tal des Little Dry Bachs war dort etwa eine halbe Meile breit und auf beiden Seiten von den gezackten Rändern niedriger Felsvorsprünge eingefasst. Die Pferde, die Josanie und seine Männer gebracht hatten, wurden zu der Herde getrieben, die auf den grasigen Bänken unterhalb der Klippen weidete. Zwei Dutzend oder mehr Tiere waren zwischen auf dem Boden sitzenden Menschengruppen angebunden. Um sie herum lagen Sättel und Gepäck in Stapeln. Männer und Frauen bildeten wieder zwei Reihen und berührten Josanie und seine Begleiter mit ausgestreckten Armen, als sie schweigend hindurchritten.
Josanie suchte unter den Frauen und Mädchen in ihren langen, lebhaft bunten Kalikoröcken und bis zur Hüfte reichenden Blusen nach seiner Frau Jaccali, und ihre Blicke trafen sich. Sie drückte seinen Arm, als er an ihr vorbei ritt, und er nickte mit düsterem Gesichtsausdruck. Er dachte an ihren Sohn Nachi, der nun irgendwo in einem Armeeposten gefangen oder vielleicht tot war. Ein anderer Junge nahm Josanies Pferd, als er abgestiegen war.
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