1 ...8 9 10 12 13 14 ...18 Sie kamen auf einer kleinen Fläche heraus, wo sich der Sacaton Fluss mit dem Enten Bach vereinigte. Der Fluss floss von Nordwest nach Südost, und die Straße wand sich auf höherem Gelände an ihm entlang. Nachdem sie die Kiesstreifen und das kleine Rinnsal überquert hatten, stiegen Josanie und Galeana ab und gingen zur Straße.
Dieser schmutzige Streifen war die wichtigste Verbindung zwischen den Rinderstädten, Bergbaurevieren und Militäreinrichtungen von den Ebenen von San Agustin entlang der Flüsse Tularosa und San Francisco nach Silver City und Fort Bayard bis zu den Eisenbahnstädten Lordsburgh, Separ und Deming weiter südlich. Er war auch einer der bekannten Wege der Gesetzlosen von und nach Mexiko, der von weißen Viehdieben und Halsabschneidern benutzt wurde.
Sie betrachteten die Fährten. Kavallerie und einige von Maultiergespannen gezogene Transportwagen waren vor drei Tagen nach Süden unterwegs gewesen, aber seit dem Regen war niemand vorbeigekommen. Die Furcht vor uns hat die Straße geschlossen, grübelte Josanie. Der Regen hatte einige der Abdrücke verwischt. Danach war der sandige Boden unter der Sonne hart geworden. Dies war auch die Straße, auf der die entführten Frauen und Jungen fortgeschafft worden waren. Josanie und seine Männer suchten und fanden Abdrücke von Füßen mit Mokassins. Die Gefangenen hatten laufen müssen und eine hatte stark gehinkt.
Mit grimmiger Entschlossenheit ritten die Krieger weiter entlang des Enten Bachs bis zu einer Senke, die von Westen einmündete. Die Straße tauchte hinein, und sie durchwateten das Wasser eines Flüsschens und überquerten sie, ohne eine Spur zu hinterlassen. Sie ließen die Pferde durch die Senke im Schritt gehen, an einer Kette niedriger Hügel vorbei, die weniger als eine Meile entfernt fast parallel zur Straße verlief. Dann wandten sie sich nach Süden und trieben die Tiere zum Galopp.
Nachdem sie an einigen weit verstreuten Gruppen roter Rinder vorbeigekommen waren und ein paar sumpfige Gebiete umgangen hatten, überschritten sie zehn Meilen unterhalb des Sacaton den Gila Fluss. Drei Meilen östlich thronten die Gebäude der riesigen Lyons-Campbell-Ranch über dem Fluss, eine arrogante Beanspruchung gestohlenen Landes.
Tsach wollte sie an der Ostseite passieren. Wenn er woanders keine Pferde bekommen hatte, würde er sie trotz der vielen Cowboys und Arbeiter von dieser Ranch treiben. Die Ranch zu plündern wäre unmöglich gewesen, selbst wenn die beiden Trupps ihre Kräfte vereinigt hätten.
Josanie und seine Männer folgten der Straße weiter nach Westen. In der Nähe des Platzes mit den vielen Quellen (Mangus Springs) und bei den Ruinen des Soldatenforts, in dem vor ungefähr zwanzig Jahren Mangas Coloradas der Häuptling der Mimbres-Apachen gefoltert und ermordet worden war, überraschten sie drei Goldsucher, die aus den Burro Bergen gekommen waren.
Als Josanie gerade eine mit Kiefern bewachsene Landzunge umrundete, standen sich die Reiter und die Goldsucher plötzlich gegenüber, weniger als einhundert Yards voneinander entfernt. Es waren Männer, welche die Berge der Chokonen und Chihenne nach Gold und anderen Metallen durchwühlten, in der Erde scharrten und auf Felsen hämmerten, und Tausende, die wie sie waren, folgten ihnen. Hier saßen sie am Boden, rasteten nach der Rückkehr von einem Ort, der nicht ihnen gehörte, und zogen weiter zu einem Platz, der nicht ihr Eigentum war. In ihrer Nähe waren zwei schwer beladene Maultiere.
Die Krieger reagierten sofort. Während Josanie und Nalgee direkt auf sie zu ritten, schwärmten Galeana und Kezinne aus, um sie rechts und links von der Seite anzugreifen. Einer der Goldsucher rannte los, die anderen beiden versuchten verzweifelt, ihre auf den Packsätteln der Mulis festgebundenen Waffen zu erreichen. Der Erste konnte noch einen ungezielten Schuss abfeuern, als die lange Klinge von Nalgees Lanze seine Achselhöhle durchbohrte. Josanie erschoss den zweiten Mann aus geringer Distanz, und sie hörten die drei Schüsse, mit denen Galeana den Fliehenden niederstreckte.
Sie fingen die brüllenden Maultiere ein, die vor den Schüssen davongelaufen waren, nahmen ihnen die Packsättel ab und ließen sie frei. Dann durchsuchten sie das Gepäck. Es enthielt nichts Brauchbares außer zwei Schachteln 44-40er Patronen, Munition für Galeanas und Nalgees Gewehre. Sie berührten die Toten nicht, und wieder zeichnete Josanie die Pollenlinie auf den Boden. Weil sie sich nicht mit zusätzlichen Waffen belasten wollten, versteckten sie die Gewehre, Handfeuerwaffen und eine Schachtel mit Munition in einem kleinen Hohlraum unter den Wurzeln einer Kiefer, markierten den Platz mit einem blauen Stoffstreifen und ritten weiter.
Im Mangas Tal legten sie weitere zwölf Meilen in Richtung Süden zurück, dann bogen sie ab, folgten der Straße nach Silver City und prägten sich zwei Plätze ein, die sie am nächsten Tag überfallen wollten.
Noch hatte sie kein lebendiger Mensch gesehen. Fünf Meilen westlich von Silver City schlüpften sie in den Wind Canyon und fanden einen Platz für ein Nachtlager. Sie kannten den Ort von einem Raubzug, den sie 1883 unternommen hatten. Es gab Kiefern und Weiden, gutes Wasser und Gras für die Pferde. Nach Einbruch der Dunkelheit bellten und heulten Kojoten weiter oben in der Schlucht.
Am nächsten Morgen, am 28. Mai, erblickten sie drei Meilen außerhalb von Silver City eine schreckliche Szene. Ein Mann und eine junge Frau lagen tot neben der Straße. Die Frau war vergewaltigt worden, ihre Röcke waren bis zur Taille hochgezogen, der untere Teil ihres Körpers nackt und blutig. Etwas weiter weg befanden sich ein kleiner Junge mit eingeschlagenem Kopf und ein etwa fünfjähriges Mädchen, das an einem Fleischerhaken am Ast eines Baumes hing. Ihr blondes Haar war verkrustet von frisch getrocknetem Blut.
Die Pferde scheuten beim Geruch des Todes und mussten festgehalten werden, die Krieger verharrten wie Steinskulpturen im Sattel, entsetzt von dem Anblick. Neben der Straße stand eine leichte vierrädrige Kutsche, aber keine Pferde. Sie blickten zu Boden und sahen die Fußabdrücke von fünf Männern. Der Wagen war aus Richtung der Stadt gekommen, und fünf Reiter hatten ihn verfolgt, eingeholt und die Insassen gezwungen, auszusteigen. Nach dem Vergewaltigen und Morden hatten sie die Kutsche geplündert und offene Koffer und verstreute Kleidung auf der Straße liegen lassen. Die Mörder hatten die vier Pferde ausgespannt und waren westwärts geritten.
„Sie tun ihren eigenen Leuten dasselbe an wie uns”, wunderte sich Nalgee.
Josanie betrachtete das kleine blonde Mädchen und dachte für einen Moment, sie wäre noch am Leben, aber sie war es nicht.
„Jene, die sie getötet haben…”, sagte er, „sind böse Geister, die in diese Welt gekommen sind. Hexer.”
Ohne abzusteigen, nahm er einen kleinen Beutel von seiner Medizinschnur und warf vier Prisen Hoddentin, heiligen Tule-Pollen, in Richtung der Toten.
„Lasst uns weiterreiten. Dies ist ein schlechter Ort. Die Geister der Toten wandern. Ich will nicht, dass sie uns sehen.”
Er wendete sein Pferd. „Diese Männer… sie sind auf der Straße vor uns. Ich wünschte, wir würden ihnen begegnen”, sagte er dunkel.
Aber sie begegneten ihnen nicht.
ELF
Hier nun einige Einzelheiten zu den von Geronimos Bande begangenen Morden nahe Silver City, die wir heute erfahren haben… Die Famille bestand aus Phillip, seiner Frau und zwei Kindern, 3 und 5 Jahre alt. Heute Morgen griff Geronimos Bande ihn und seine Familie an und tötete alle außer dem ältesten Kind, einem Mädchen, das sie an einem Fleischerhaken aufhängten. Der Haken durchbohrte ihren Hinterkopf. In dieser Position wurde sie noch lebend von einem aus Bürgern bestehenden Rettungstrupp gefunden und nach Silver City gebracht, überlebte aber nur wenige Stunden. Die Bürger halten das für ziemlich schlimm, vor allem, weil es in Sichtweite eines zehn Kompanien starken Militärpostens und des derzeitigen Hauptquartiers der Abteilung geschah.
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