Decker II, der Sohn, der Jüngere, Georg Jakob(9.11.1765 Berlin-26.8.1819), ref., V → Georg Jakob Decker , M Dorothea Luise geb. Grynaeus, ∞ 1792 Caroline Luise Elisabeth Eyssenhardt (1769-1815, V → Friedrich Wilhelm Eyssenhardt , Tuch- und Seidenhändler),
Söhne:
Karl Gustav Decker (1801-1829)
Rudolf Ludwig (1863 nobilitiert) v. Decker (1804-1877)
Georg Jakob Decker besuchte das Berlinische Gymnasium zum Grauen Kloster, durchlief eine Lehre in der väterlichen Offizin, arbeitete anschließend als Drucker in Stettin, wonach er eine Bildungsreise durch Deutschland (Leipzig, Weimar), die Schweiz (Basel, Zürich, Bern), Italien (Turin, Florenz, Rom, Mailand) und Frankreich (Straßburg, Paris) unternahm. Sein Vater schlug 1783 den 18-jährigen Sohn seiner Loge Zur Eintracht vor, die ihn als Lufton, als den noch nicht 25 Jahre alten Sohn eines angesehenen Freimaurers, am 9.3.1784 in den beiden ersten Graden aufnahm, ihn am 24.3.1784 zum Meister beförderte, 1790 zum 1. Steward wählte (bis 1801) und ihn auf Vorschlag → Martin Heinrich Klaproths am 22.11.1797 zum Schottenmeister beförderte. Die Johannisloge wählte ihn 1798 zum deputierten 2. Vorsteher (bis 1805), 1803 zum Zensor (bis 1806) und 1806 zum 2. Aufseher (bis 1809). Er wurde 1803 Mitglied der Großen National-Mutterloge. Auch gehörte er ab 1802 dem Musikalischen Kollegium an. Decker deckte im Dezember 1812 die Loge. Der Vater nahm den 23-Jährigen 1788 als Teilhaber in das Unternehmen G. J. Decker & Sohn auf, ab 1789 mit dem Geh. Oberhofbuchdrucker. Als sich der Vater 1792 aus dem Geschäft zurückzog, trat der Sohn in den vollen Besitz der Firma ein. Er verkaufte 1792 die Buchhandlung und den Verlag an seinen Schwager Heinrich August Rottmann und 1795 das Haus in der Brüderstraße an die Seidenfabrikanten Jean Paul Humbert (1766-1831) und → Jean François Labry , den Großvater Theodor Fontanes, die dort ihr Warenlager und Verkaufsräume einrichteten; Humbert zog nach dem Tode Deckers sen., der in der Beletage gewohnt hatte, 1799 mit seiner Familie in das Vorderhaus ein. Decker jun. behielt den Verlag der Werke Friedrichs II., der seit 1789 in seiner Hand lag, sowie die Druckerei, fügte ihr einen Papierhandel hinzu, baute die Schriftgießerei aus, führte neue Drucktechniken ein, so als erster in Berlin mit seinem Schwager Christian Sigismund Spener die von dem Briten Charles Stanhope um 1800 konstruierte Schnellpresse, 1815 die von Alois Senefelder (1771-1834) entwickelte Stereotypie. Er gründete am 1.1.1794 in Posen die Südpreußische Hofbuchdruckerei Decker & Cie. (4 Pressen), welche die Südpreußische Zeitung verlegte. Decker jun. kaufte 1794 von → Friedrich August Herzog von Braunschweig das Palais Wilhelmstraße 75, deren erste Etage, die Hälfte der Mansarden und den schönen Garten er am 1.10.1795 der Großen National-Mutterloge zu den drei Weltkugeln vermietete (das 1735 errichtete Palais beherbergte im 19. Jh. das preußische Auswärtige Amt, damit den Amtssitz Otto v. Bismarcks). Im Jahre 1809 übernahm er die Sommersche Hofbuchdruckerei des Hofbuchdruckers Michael Gottlieb Sommer in Potsdam. Decker druckte das Allgemeine Gesetzbuch für die Preußischen Staaten (1794, Allgemeines Landrecht ), das Oktoberedikt (1807) und den Aufruf Friedrich Wilhelms III. An mein Volk (1813). Er übertrug schließlich 1818 die Deckersche Geheime Oberhofbuchdruckerei an seinen Sohn Rudolf Ludwig Decker. Sie kam 1877 als Kaiserlich Deutsche Reichsdruckerei in Staatsbesitz (heute Bundesdruckerei).
Delagarde, François-Théodore(1756 Königsberg/Pr.-1824), ref., aus Berliner Hugenottenfamilie (Kaufleute, Gärtner, Handwerker), V David de la Garde, Wardein der Münze in Königsberg, M (∞ 1752 Königsberg) Sophie geb. Bellon, ∞ 1783 Susanne Louise Gillet,
Tochter
Charlotte Delagarde ∞ den Pädagogen und Buchhändler H. August Köchly (1768-1821)
François-Théodore Delagarde absolvierte nach dem Besuch der Altstädtischen Schule in Königsberg eine Lehre in der Galanteriehandlung Binetti & Lorique, arbeitete zweieinhalb Jahre in Berlin in der Galanteriewarenhandlung De la Garde und drei Jahre in der französischen Buchhandlung von → Étienne de Bourdeaux . Er war befreundet mit den Buchhändlern → Johannes Friedrich Vieweg und Georg Joachim Göschen. Delagarde erwarb am 6.3.1783 das Privileg für den Handel mit französischen Büchern und Materien in allen Fakultäten, freien Künsten und Wissenschaften in Berlin. Die Loge Zu den drei Seraphim ( GNML ) nahm den 27-jährigen Buchhändler auf Vorschlag → Marschall v. Biebersteins (21.4.1785) nach vorteilhafter Ballotierung (10.5.1785) am 23.5.1785 auf, beförderte ihn am 5.9.1785 zum Gesellen, am 16.11.1789 zum Meister und wählte ihn am 22.9.1789 zum Zeremonienmeister (trat das Amt erst nach seiner Meisterbeförderung an, bis 1795); die Loge nannte ihn letztmals 1806/07. Delagarde nahm 1785 den ihm vermutlich von Königsberg her bekannten → Johann Daniel Friedrich als Juniorpartner der Verlagsbuchhandlung Lagarde & Friedrich in Berlin und Libau auf, führte aber ab 1791 die Berliner Handlung mit aufklärerischem Verlagsprogramm allein weiter. Er verlegte → Theodor Gottlieb v. Hippel (Pseudonym Quittenbaum), u. a. dessen Schrift Zimmermann I. und Friedrich II. , Leonhard Euler ( Differentialrechnung , 1790), Immanuel Kant ( Kritik der Urteilskraft , 1790) und erweiterte das Verlagsprogramm nach Frankreichreisen 1796 und 1797/98 um mathematisch-naturwissenschaftliche und französische Literatur (Michel de Montaigne: Gedanken und Meinungen über allerlei Gegenstände ,1793-1799). Er ließ den Großteil seiner Titel von Friedrich Unger drucken. Delagarde war während der französischen Besetzung Berlins 1806 Vorsteher des Comité administratife. Er übergab 1812 den Buchhandel an seinen Schwiegersohn und Faktor August Köchly.
Delagoanère (de La Goanère), Jean-Pierre(1726 Manciet/Guienne-1802 A Coruña/Spanien), kath.
Über Herkunft, Kindheit und Jugend Jean-Pierre Delagoanères ist nichts ermittelt. Das früheste sichere Datum ist der 24.6.1770, als die Berliner Loge Royale York de l'Amitié den 58-jährigen Direktor der Generalverwaltung der Steuern (Bureau General de contentieux à l’Administration Générale Droits du Roi) aufnahm. Die Loge beförderte ihn am 6.5.1771? zum Gesellen und Meister, wählte ihn am 3.6.1771 zum 2. und am 4.6.1773 zum 1. Aufseher, am 23.5.1781 mit 44 zu 2 Stimmen zum Meister vom Stuhl (bis 1783), 1783 und nach seiner Rückkehr nach Berlin erneut am 30.5.1794 (durch Akklamation, er besaß den VII. Grad) zum 1. Großmeister der Altschottischen Mutter-Loge Royale York zur Freundschaft (bis 5.10.1798). Friedrich II. ernannte Delagoanère am 6.7.1784 zum Akzisedirektor in Emmerich im preußischen Herzogtum Kleve. Ob er Mitglied der vermutlich 1788 dort gegründeten, wohl bald wieder eingegangenen Loge wurde, wissen wir nicht; die Logenakten verbrannten 1853. Sicher ist indes, daß er sich 1793 an den Beratungen über die Konstituierung der Loge Pax inimica malis beteiligte, welcher die Großloge der sieben vereinigten Provinzen der Niederlande in Den Haag am 22.10.1793 das Konstitutionspatent erteilte. Die deutsch, aber meist holländisch arbeitende Loge mit den Farben Schwarz und Weiß, denen Brandenburgs, bezog ihren Namen auf den Niedergang der Stadt im Siebenjährigen Krieg und den neue Hoffnung weckenden Hubertusburger Frieden und übersetzte ihn mit „Der Frieden ist dem Bösen verhaßt“. Nach dem Edikt wegen der geheimen Verbindungen vom 20. Oktober 1798, das Logen ausländischer Konstitution in Preußen verbot, wollte Delagoanère, der nach Berlin zurückgekehrt war, auf Bitten der Loge sich bei dem Nationalgroßmeister → Friedrich August von Braunschweig-Oels um eine preußische Konstitution bemühen. Die Loge Pax inimica malis erhielt am 28.12.1798 ein Konstitutionspatent der Großen Loge von Preußen genannt Royal York zur Freundschaft , der Loge Delagoanères. Friedrich Wilhelm III. ernannte Delagoanère 1798 zum Konsul in der nordwestspanischen Hafenstadt A Coruña, wonach die Berliner Filiale Zur siegenden Wahrheit ihn 1798-1802 als abwesendes Mitglied führte. Die Große Loge von Preußen gedachte am 6.2.1803 Jean Pierre Delagoanères in einer Trauerloge.
Читать дальше