Das Phänomen des Vordehnens ist auf den Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus von Muskeln und Bändern zurückzuführen. Er besteht aus einer exzentrischen (Verlängerung) Muskelkontraktion (Dehnen) und dem anschließenden Einleiten und Ausführen der explosiven konzentrischen (Verkürzung) Muskelkontraktion. Der Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus ist synonym mit dem Begriff Plyometrie, den wir im Detail in Kapitel 7behandeln.
SCHNELLIGKEIT
Wenn man im Zusammenhang mit Sportlern von Schnelligkeit spricht, dann geht es meistens um Höchstschnelligkeiten wie die eines 100-m-Sprinters oder eines Fußballers, der im Sprint die Außenbahn beackert. Diese Athleten sind auf größeren Feldern unterwegs – im Gegensatz zum Basketballfeld mit 28 x 15 m (FIBA) – und erreichen dort ihre Maximalgeschwindigkeit. Aufgrund des begrenzten Spielfelds und der zusätzlichen Konfrontation mit Gegenspielern, kommt reine Schnelligkeit selten in einem Basketballspiel vor und wird in diesem Buch nicht näher beleuchtet.
FAZIT
Nicht nur die in diesem Kapitel beschriebenen körperlichen Fähigkeiten sind für optimales Basketballspiel wichtig, sondern auch die Reihenfolge ihrer Entwicklung spielt eine bedeutende Rolle. Die Leitlinien für Basketballtraining behandeln wir in Kapitel 10. Richtiges Training hilft, Verletzungen vorzubeugen, aber von Zeit zu Zeit kommen Verletzungen dennoch vor. In Kapitel 8geht es um die Rehabilitation nach Verletzungen und die Rückkehr zum Spiel, Kapitel 9befasst sich mit dem Vermeiden von Verletzungen.
Kapitel 2
BEINE: WO DAS SPIEL BEGINNT
Die meisten, wenn nicht gar alle athletischen Anstrengungen werden durch das Anwenden von Kräften vom Boden aufwärts eingeleitet. Basketball macht da keine Ausnahme. Spitzenathleten zeichnen sich dadurch aus, dass sie mit größter Kraftmenge in kürzester Zeit gegen den Boden wirken. Für den Einsatz von Kraft und für optimale Leistung ist die Stärke der unteren Extremitäten die entscheidende Komponente ( siehe Abbildung 2.1). Kraft und Stärke sind auch wichtig zum Abfedern der Landung nach einem sehr hohen Vertikalsprung oder zum Bremsen vor einer Schneidebewegung (Cut). Sie müssen mit hoher Geschwindigkeit, laufen, springen, beschleunigen, bremsen und schneiden. Diese Bewegungen werden eingeleitet und sind insgesamt abhängig von der Stärke der unteren Extremitäten. Die Beine sind die Grundlage, auf der alle Basketballfertigkeiten gedeihen. Starke untere Extremitäten (Beine und Hüfte) sind also für den Sport von enormer Bedeutung.
Mit Blick auf Al Vermeils Hierarchie athletischer Entwicklung ist (Maximal-)Kraft die Grundlage aller anderen körperlichen Fähigkeiten. Wenn wir über die Kraftentwicklung von Basketballern sprechen, müssen wir uns darüber im Klaren sein, dass wir es nicht mit dem Kraftniveau von Gewichthebern, Powerliftern oder Bodybuildern zu tun haben, die ihre Kraft zum Bestehen im eigenen Wettkampf brauchen. Im Basketballtraining wollen Sie kein Gewichtheber werden, sondern Sie nutzen die Kraftübungen, um Ihre körperlichen Fähigkeiten mit dem Ziel zu steigen, Ihre Athletik und Ihre Leistung zu verbessern.
Kraft und Stärke sind das Ergebnis von Hypertrophie und Muskelfunktion und damit die Grundlage erzeugter Energie einerseits und von stabileren Sehnen und Bändern andererseits. Diese Strukturen des Bewegungsapparats müssen den Stress aushalten, dem sie in einem Basketballspiel ausgesetzt sind. Das Verbessern der Bänder, Sehnen und Knochen der Beine stützt sozusagen Ihren Schutzmantel und hilft, Verletzungen vorzubeugen. Im Basketball betreffen die meisten Verletzungen die weicheren Gewebe (Muskeln, Sehnen, Bänder) und die Gelenke. Sie müssen zum Laufen, Springen und Schneiden genauso hohe Kräfte einsetzen wie zum Wiederherstellen der Ausgangslage. Das heißt, Sie müssen Gegenkräfte zu denen entwickeln, die Sie zum Antrieb des Körpers investiert haben, um vor einem Richtungswechsel abbremsen und nach einem hohen Vertikalsprung wieder sicher landen zu können. Wenn Ihnen das Bremsen nicht gelingt, steigt die Wahrscheinlichkeit von Verletzungen. Im Spiel kommt der Wechsel von Antriebs- und Bremskräften immer wieder vor.
Abbildung 2.1Die Muskeln der unteren Extremitäten: a Vorderseite, b Rückseite
Schwache Muskeln, Sehnen und Bänder ermüden schnell, was zur Folge hat, dass Gelenksstrukturen zum Abfangen hoher Energie herhalten müssen. Natürlich können auch Gelenke den einen oder anderen Stoß vertragen, aber sie sind nicht dafür geschaffen, die im Basketball regelmäßig auftretenden Kräfte dauerhaft zu puffern. Das Ergebnis: Verletzungen häufen sich. Verletzte Spieler brauchen Zeit zur Wiederherstellung, während der sie nicht am Wettkampfgeschehen teilnehmen. Das Trainieren der Muskeln der unteren Extremitäten führt nicht nur zur Verbesserung athletischer Fähigkeiten, sondern Sie sind darüber hinaus auch in der Lage, Ihre Athletik bei optimalem Vorbeugen gegen Verletzungen immer wieder abzurufen. Um stets die richtige Technik anzuwenden, absolvieren Sie die in diesem Kapitel beschriebenen Kraftübungen zunächst mit leichten Gewichten, bevor Sie nach und nach die Last steigern.
Die folgenden Kraftübungen beschreiben wir in diesem Kapitel:
Back Squat
Front Squat
Kreuzheben
Rumänisches Kreuzheben
Beckenlift
Ausfallschritt nach hinten
Vom Kasten nach hinten absteigen
Rückwärts gehen mit Band
Seitwärts gehen mit Band
Fersen heben
BACK SQUAT
Ausführung
1 Platzieren Sie im aufrechten Stand die Stange einer Langhantel auf dem oberen Teil des Trapezius; das Gewicht ist gleichmäßig über die Schultern verteilt. Ihre Füße stehen etwas mehr als schulterbreit und sind etwa 15 Grad ausgedreht.
2 Halten Sie den Rücken so gerade wie möglich. Senken Sie den Körper durch Beugen der Hüfte und Knie langsam ab, bis sich die Oberschenkel etwas tiefer als parallel zum Boden befinden. Die Ellenbogen bleiben unten und in einer Linie mit dem Rumpf. Um die Langhantel über der Unterstützungsfläche zu halten, wird sich der Rücken etwas beugen. Der Rumpf ist am Becken aufgehängt; die Wirbelsäule befindet sich in Neutralstellung.
3 Strecken Sie aus der Endstellung heraus die Hüfte und Knie und kehren Sie in die Ausgangsstellung zurück.
Beteiligte Muskeln
Primär:Gluteus maximus, Gluteus medius, ischiocrurale Muskulatur (Semitendinosus, Semimembranosus, Biceps femoris), Quadrizeps (Rectus femoris, Vastus lateralis, Vastus medialis, Vastus intermedius)
Sekundär:Erector spinae (Iliocostalis, Longissimus, Spinalis), Rectus abdominis, Obliquus internus und externus abdominis, Adductor longus, Adductor brevis, Gastrocnemius
Fokus Basketball
Der Squat galt und gilt unter Fitness-Profis schon seit langer Zeit als die Königsübung schlechthin. Sie trainiert und verbessert die Muskulatur der Beine, der Hüfte, des unteren Rückens und des Bauchs. Mehr Kraft/optimale Kraftwerte in diesen Muskelgruppen machen es möglich, optimale Kraftimpulse auf den Boden wirken zu lassen, mit dem Ergebnis besserer Beschleunigung und größerer Sprungfähigkeiten. Mehr Kraft und Stärke in den unteren Extremitäten führen auch zu mehr Stabilität, sowohl in der Offensive als auch der Defensive, wenn es gilt, den Gegner auszublocken, um den Pass oder den Rebound zu fangen.
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