Wie lange?Beginne mit fünf Minuten pro Tag, das ist gut machbar. Ich bekomme die unterschiedlichsten Rückmeldungen auf diesen Vorschlag: von „Nur fünf?“ bis „Ich soll ganze fünf Minuten lang stillsitzen?“. Und dann gibt es da noch die typische Reaktion der Superambitionierten: „Wenn fünf Minuten gut sind, sind 45 sicher besser. Ich glaube, das mache ich!“ Ich ermuntere euch alle, einmal nicht nach eurem Bauchgefühl zu gehen, sondern einfach mit fünf Minuten zu beginnen. Wenn die sich endlos lang anfühlen, dann ist auch eine Minute in Ordnung. Viel wichtiger ist, dass wir daraus eine tägliche Routine machen. Die Länge ist zweitrangig. Wenn wir sie kurz, einfach und überschaubar halten, werden wir irgendwann Lust bekommen, sie auszudehnen. Aber zunächst sollst du versuchen, diese fünf Minuten am Tag zu genießen und die Achtsamkeitsmeditation ganz allmählich zu einer lebenslangen Gewohnheit zu machen.
Vergiss alle Erwartungen und beobachte, was passiert. Das Ziel der Meditation ist nicht Entspannung, auch wenn sich die oft als willkommener Nebeneffekt einstellt. Die Aufmerksamkeit zu halten mag sogar anstrengend sein. Das sollte uns aber nicht verbissen werden lassen. Entspanne dich und fokussiere deine Gedanken. Gehe mit Neugier und Spaß in die Meditation. Beständigkeit und Flexibilität sind ebenfalls hilfreich. Und, nicht zu vergessen, Sinn für Humor. Die Vielfältigkeit der Gedanken, die wie zufällig aus dem Nichts auftauchen, kann richtig amüsant sein.
Nach jeder Meditation kannst du dir selbst gratulieren, dass du es geschafft hat, die Zeit zu erübrigen, innezuhalten. Bewahre dir den Zustand der wachen Aufmerksamkeit möglichst auch außerhalb der Meditation. Denn welchen Wert hätte die Meditation, wenn du danach sofort wieder in Alltagshektik verfallen und weiter rödeln würdest? Um das zu verhindern, liebe Freundin, empfehle ich dir die Pausen der Achtsamkeit.
Meine Geschichte: Von der Karrierefrau zum Coach für Female Empowerment durch Achtsamkeit
Was du tust, ist nicht so wichtig wie das, was du bewirkst.
Tiffany Dufu, Coach
Erfolg. Was stellst du dir darunter vor? Für Erfolg gibt es so viele Definitionen, wie es Persönlichkeiten gibt. Für manche bedeutet Erfolg finanzieller Gewinn. Andere fühlen sich erfolgreich, wenn sie ihre Lebensaufgabe gefunden haben oder einen Freundeskreis, in dem sie aufgehen. Wieder andere sehen es als Erfolg an, wenn sie einem Burn-out entkommen. Ayala Malach Pines, Psychologin, Dozentin und Co-Autorin von Burn-out: From Tedium to Personal Growth (dt. Ausgebrannt. Vom Überdruss zur Selbstentfaltung ), schreibt, dass die wahre Ursache eines Burn-outs nicht die Tatsache ist, dass wir zu viel zu tun haben, sondern dass die Dinge, die wir tun, sinn- und bedeutungslos sind und unsere Persönlichkeit nicht widerspiegeln. Meiner Definition nach ist Erfolg das genaue Gegenteil von Burn-out. Erfolg ist, zu entdecken, wer wir sind, was uns antreibt, wie und wo wir der Welt unsere einzigartigen Talente zum Geschenk machen können und wie wir uns unsere Energie und unseren Ansporn dauerhaft erhalten können.
Unsere Vorstellung von Erfolg entwickelt und verändert sich genauso wie wir selbst. Jedenfalls war das bei mir so. Als 18-jährige Perfektionistin mit hochfliegenden Plänen begann ich mein Studium an meiner geliebten, von Efeu überwucherten Akademie der freien Künste mit der festen Absicht, Karriere zu machen. Aber als ich nach zwei abenteuerlichen Auslandssemestern wieder zurückkam, war ich ein anderer Mensch. Jetzt fand ich es wichtig, Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen und ihnen im Rahmen von Graswurzelbewegungen zu helfen. Mein früherer Traum vom Chefsessel interessierte mich nicht mehr.
Nach dem College begab ich mich zunächst auf Nebenwege. Ich wusste nicht so recht, wohin ich wollte. Anstatt mein Studium an einer Universität fortzusetzen, entschied ich mich für einen Job, der schlecht bezahlt, aber interessant war. Er zwang mich, wieder bei meinen Eltern unterzukommen. Meine Arbeit als Beraterin in einem Frauenzentrum gefiel mir so gut, dass ich anschließend Sozialpädagogik studierte. Ein paar Jahre arbeitete ich für eine Agentur, dann schloss ich mich einer Praxisgemeinschaft an. Schließlich eröffnete ich meine eigene Praxis für Psychotherapie und konzentrierte mich vor allem auf stressbedingte psychische Störungen bei Frauen.
Nach ein paar Jahren als selbstständige Psychotherapeutin stieß ich bei der Lektüre über therapeutische Ansätze auf eine bahnbrechende wissenschaftliche Arbeit, die in der Psychotherapie Achtsamkeit und Meditation einsetzte. Ich war fasziniert und belegte einen achtwöchigen Kurs über Stressreduzierung durch Achtsamkeit mit der Absicht, das Gelernte in meiner Praxis einsetzen zu können. Zu meinen Hausaufgaben gehörte, täglich eine halbe Stunde zu meditieren. Außerdem wurde ich aufgefordert, mein Lebenstempo bewusst zu drosseln. Ich hatte damals ein großes Arbeitspensum zu bewältigen, eine sehr aktive dreijährige Tochter und den Drang, anstehende Aufgaben möglichst sofort abzuarbeiten. Allein die Vorstellung, einen Gang herunterzuschalten, ließ mich erschaudern. Ich war skeptisch, aber neugierig, und nahm die Herausforderung an. Nur ein paar Wochen später stellte ich überrascht fest: Schon wenn ich das Tempo nur ein bisschen herausnahm, arbeitete mein normalerweise hyperaktives, gestresstes Ich besser und ohne diesen ständigen Druck zu spüren. Meine chronischen Kopfschmerzen waren fast verschwunden, ich war ruhiger und geduldiger im Umgang mit meiner Familie.
Damals gab es erst sehr wenige wissenschaftliche Nachweise für die positiven Auswirkungen von Achtsamkeit. Aber ich konnte sie am eigenen Körper spüren. Das überzeugte mich. Seitdem ist Achtsamkeit integraler Bestandteil meines Lebens. In den folgenden Jahren beschäftigte sich die Forschung ausgiebig mit dem Thema. Nun konnte mir niemand mehr vorwerfen, dubiosen Praktiken Glauben zu schenken. Ein ganzes Arsenal von Studien und wissenschaftlichen Arbeiten belegte die Wirksamkeit der Achtsamkeitsarbeit.
Ganz sicher wurde mein Bestreben durch das wachsende Interesse der Öffentlichkeit wie auch in den Führungsetagen verstärkt. In Zeiten der Gig Economy wurde der Ruf nach einer ausgewogenen Work-Life-Balance immer lauter. Dinge wie soziale und emotionale Intelligenz, Achtsamkeit, Authentizität und Empathie gewannen in der modernen Arbeitswelt an Wichtigkeit. Da immer deutlicher wird, welche Veränderungen Achtsamkeit im Arbeitsleben wie auch privat bewirken kann, machen heute so viele starke Frauen wie noch nie davon Gebrauch und integrieren Achtsamkeit in ihren Alltag. Arianna Huffington, Oprah Winfrey, Eileen Fisher und Gabrielle Bernstein sind nur ein paar Beispiele. Ich persönlich habe festgestellt, dass Achtsamkeit meine Selbstwahrnehmung schärft und mir ermöglicht, die widersprüchlichen Seiten meines Ichs zu sehen und mit ihnen umzugehen. Außerdem bin ich ein großer Fan von Neugier geworden. Wenn wir unserer Neugier folgen, können wir die unglaublichsten Dinge entdecken. Aber wir müssen uns selbst treu bleiben. Wir müssen unsere Stärken wie auch unsere Macken richtig einschätzen und bewusst entscheiden, welche Richtung für uns die richtige ist, anstatt zu tun, was andere für richtig halten. Was mir an meinem Beruf gefällt, ist die Freiheit, auf Entdeckungsreise zu gehen, und mich weiterzuentwickeln. Wie alle stolpere ich dabei auch ab und zu. Das ist im Moment schmerzhaft, aber Fehler sind dazu da, um daraus zu lernen. Ich arbeite hart daran, meine Angst vor Fehlern abzubauen. Und ich halte stets Ausschau nach Dingen, die mich inspirieren. In diese Richtung bewege ich mich dann, ohne dabei meine Werte zu verraten. Dieser Ansatz hat mich noch nie enttäuscht. (Mehr dazu findest du unter „Keine Angst vor Fehlern – es gibt keine!“)
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