Chögyam Trungpa
Achtsamkeit, Meditation und Psychotherapie
Chögyam Trungpa
Achtsamkeit, Meditation
und Psychotherapie
Einführung in die buddhistische Psychologie
Aus dem Amerikanischen übersetzt
von Michael Schäfer
Arbor Verlag
Freiamt im Schwarzwald
Copyright © 2005 by Diana J. Mukpo
Copyright © 2006 der deutschen Ausgabe: Arbor Verlag, Freiamt,
by arrangement with Shambhala Publications, Inc.,
P. O. Box 308, Boston, MA 02117, USA
Editor’s Introduction © 2005 by Carolyn Rose Gimian
Foreword by Daniel Goleman © 2005 by Daniel Goleman
Foreword by Kidder Smith © 2005 by Kidder Smith
Titel der amerikanischen Originalausgabe:
The Sanity We Are Born With. A Buddhist Approach to Psychology
Alle Rechte Vorbehalten
E-Book 2018
Titelfoto: © Klaus Ender, 2006
Lektorat: Eva Bachmann
Gestaltung: Rosalie Schnell
E-Book-Herstellung und Auslieferung: Brockhaus Commission, Kornwestheim, www.brocom.de
www.arbor-verlag.de
ISBN E-Book: 978-3-86781-249-8
Inhalt
Vorwort von Daniel Goleman
Vorwort von Kidder Smith
Einleitung der Herausgeberin
Prolog: Die Begegnung von buddhistischer
und westlicher Psychologie
TEIL I
Meditation
1 Das Pferd zähmen, den Geist reiten
2 Das grundlegend Gute entdecken
3 Die vier Grundlagen der Achtsamkeit
4 Wie man Meditation angeht: Ein Vortrag für Psychologen
5 Dharma ist natürlich
TEIL II
Geist
6 Geist: Das offene Geheimnis
7 Das spirituelle Schlachtfeld
8 Die Geburt des Ego
9 Die Entwicklung des Ego
10 Der Urgrund und die acht Arten des Bewusstseins
11 Der Intellekt
12 Die sechs Welten
13 Die fünf Buddha-Familien
TEIL III
Psychologie
14 Ganz Mensch werden
15 Eine gesunde Umgebung schaffen
16 Die Einstellung zum Tod in der Beziehung zwischen Helfer und Patient
17 Ursprüngliche Gesundheit:
Ein Gespräch mit Angehörigen verschiedener Heilberufe
18 „Maitri Space Awareness“ in einer buddhistisch-therapeutischen Gruppe
19 Aus einem Psychotherapie-Workshop
20 Ist Meditation Therapie?
Glossar
Dank
Eine kurze Biographie von Chögyam Trungpa
Anmerkungen
Ausgewählte Schriften von Chögyam Trungpa
Weitere Informationen
Vorwort von Daniel Goleman
Daniel Goleman ist Psychologe und Kognitionswissenschaftler und in Deutschland vor allem durch seinen Bestseller Emotionale Intelligenz (1996) bekannt geworden. Er lehrte als klinischer Psychologe an der Harvard-Universität und gab die Zeitschrift Psychology Today heraus. Auf Deutsch sind von ihm außerdem erschienen: Lebenslügen (1993) und Meditation – Wege nach innen (1994).
Zeit: Das Jahr 1975. Ort: Ein Restaurant in Cambridge, Massachusetts. Chögyam Trungpa Rinpoche hatte mich zum Essen eingeladen, um mir von seinen Plänen für eine neue Bildungseinrichtung zu erzählen, das Naropa-Institut, das er gerade ins Leben rief. Irgendwann im Laufe des Gesprächs beugte er sich mit Verschwörermiene über den Tisch, schaute mir tief in die Augen und sagte mit Nachdruck: „Der Buddhismus wird im Westen als Psychologie Fuß fassen.“
Diese These leuchtete mir sofort ein. Ich hatte vor kurzem in Psychologie promoviert und war nach einem Jahr weiterführender Studien in Sri Lanka und Indien als Gastdozent nach Harvard zurückgekehrt. Mein Thema war das Abhidharma, eine alte buddhistische Theorie des Geistes, die seit mindestens 1500 Jahren als praktische Psychologie Anwendung findet.
Natürlich hatte ich von diesem System in keinem meiner akademischen Seminare je etwas gehört. Die unausgesprochene Lehrmeinung (kulturell geprägt und von einer gewissen Arroganz) war die, dass psychologische Forschung erst ein Jahrhundert zuvor begonnen hatte, und zwar in Europa und Amerika – keiner meiner Psychologie-Professoren hatte je etwas von Abhidharma gehört. Ich verstand Rinpoches Bemerkung so, dass westliche Psychologiestudenten sehr bald von Abhidharma hören und dadurch zu eingehenderen buddhistischen Studien angeregt werden würden. Er selbst reicherte ja seine Vorträge mit Perlen aus diesem üppigen psychologischen Schatz an und sparte nicht mit praktischen Tipps zu allen möglichen Fragen, ob es nun um die innere Einstellung beim Windelnwechseln oder das Transformieren von Aggression ging. Trungpa Rinpoche war einer der Ersten, die einem westlichen Publikum solche Einblicke vermittelten; mal ließ er sie locker in eine Diskussion einfließen, mal referierte er sie ausführlich.
Dieses Buch ist für all jene im Westen gedacht, die verstehen wollen, wie die buddhistische Psychologie die Situation des Menschen sieht, versammelt es doch lebenslange Einsichten von einem ihrer beredtesten Fürsprecher. Wie das westliche Denken umfasst auch der Buddhismus verschiedenste philosophische und psychologische Schulen. Davon sind mehrere hier vertreten, aber für die Leser, die auf den Geschmack gekommen sind, gibt es natürlich noch mehr zu erforschen. Chögyam Trungpa hat ein reichhaltiges Festmahl für uns angerichtet, das viele verlockende, faszinierende, köstliche Einblicke bietet, wie der Buddhismus unseren Geist und unser Leben betrachtet.
Vorwort von Kidder Smith
Kidder Smith ist Professor für Asienkunde und Chinesische Geschichte am Bowdoin College in Brunswick, Maine. Er ist Mitglied der „Denma Translation Group“, die eine viel gelobte Neuübersetzung von Sunzis Kunst des Krieges vorgelegt hat.
Die Behauptung, dass wir alle geistig gesund 1geboren werden, mag verblüffen, ja schockieren. Die buddhistische Tradition geht jedoch noch weiter und behauptet, dass wir auch jetzt, in ebendiesem Moment, geistig gesund und bei Verstand sind. Wie verwirrt wir uns auch erleben, welche Zweifel und Ängste auch immer in uns hochkommen, unsere grundlegende geistige Gesundheit ist auch dabei immer gegenwärtig. Man könnte sagen, dass dieses Buch die Wahrheit solch einer kühnen Behauptung aufzeigen will. Aber eigentlich liefert dieses Buch Ihnen, den Leserinnen und Lesern, ein Werkzeug, die Stichhaltigkeit dieser Behauptung selbst zu prüfen.
Dieses Werkzeug ist die Meditation. Wie Trungpa Rinpoche sagt, ist Meditation „ein Weg, die tatsächliche Natur des Geistes 2… zu klären“ ( Seite 33). Insofern Psychologie die Untersuchung des Geistes ist, bietet uns die Meditation ein in seiner intimen Direktheit einzigartiges, praktisches psychologisches Verfahren. Wir studieren nicht das Erleben von jemand anderem, sondern unser eigenes. Und doch macht uns die Meditation, wie wir noch sehen werden, mit anderen Lebewesen genauso vertraut, wie wir es mit uns selbst sind.
Was ist Geist? Alles. Einen Hinweis darauf liefert uns die Tatsache, wie nahtlos unser Erleben verläuft. Sogar im Tiefschlaf ist unser Geist aktiv, bewusst, verarbeitet er Dinge. Wenn wir meditieren und uns aus nächster Nähe mit unserem Geist befassen, lässt er uns nie im Stich, nähert sich keinem Ende, versiegt nie. Nicht nur deckt unser Bewusstsein alles bequem ab, tatsächlich ist es auch all das, was es abdeckt – und alles Vorstellbare oder Unvorstellbare darüber hinaus. Es ist schlichtweg endlos und ausweglos. Wenn wir einen Fluchtversuch planen, geschieht er schon in unserem Geist. Und wenn wir am Ziel sind, sind wir ebenfalls in unserem Geist dort.
Geist ist alles, was wir wissen. Er schafft unsere Welt. „Indem wir meditieren, befassen wir uns mit genau dem Geist, der unsere Brille entworfen und die Gläser in das Gestell eingesetzt hat, und mit genau dem Geist, der dieses Zelt hier aufgestellt hat. Dass wir hierher gekommen sind, ist das Produkt unseres Geistes … Wir haben also eine lebendige Welt, eine Welt des Geistes. Wenn wir das erkennen, ist die Arbeit mit dem Geist keine mysteriöse oder abgehobene Sache mehr. Es geht nicht mehr um irgendetwas, das verborgen wäre oder irgendwo anders. Geist ist genau hier. Geist ist überall zu greifen. Er ist ein offenes Geheimnis“ (Seite 104 und 105).
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