Leonard van Grippe - Mystik im Alltag

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Jede spirituelle Suche, jeder religiöse Weg müsste zu Freiheit und Wahrheit führen, zum Erwachen und zur Erleuchtung. Doch was heißt das wirklich, und warum geschieht dies offensichtlich so selten? Unzählige Menschen verbringen Jahre oder Jahrzehnte mit der ernsthaften Suche nach den entscheidenden Antworten zum menschlichen Leben. Diese sind jedoch kaum je auf dem Niveau des Wissensstandes des 21. Jahrhunderts n. Chr. zu erhalten. Mit den Jahren führt dies zu einer stillen Gewöhnung an die – zwar immer wieder erhellenden weisen – Sprüche und an die vertrauten Riten, aber nicht selten auch zu einer leisen Resignation. Wo ist der frühe Enthusiasmus geblieben? Warum begnügen sich so viele mit dem «Weg als Ziel»?
Jeder Sportler und jeder Manager weiß: Nur das Ziel ist das Ziel. Léonard van Grippe hilft Suchenden mit seinen aus der eigenen Erfahrung gewachsenen Hinweisen, den Fokus weg vom «ziellosen Weg» auf das «ziellose Ziel» zu richten. Als Naturwissenschaftler mit langer Meditationspraxis gibt er in diesem Handbuch mehr als 200 der wichtigsten Begriffe rund um Mystik und Erleuchtung ihre erfahrbare Bedeutung zurück.
Dieses Handbuch ist ein Muss für wahrhaftig Suchende!

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Prolog

Dr. Kemedu Moiré, Professor der Universität von Cocody in Abidjan, Côte d’Ivoire, hat sich seit Jahren auf die Schneeforschung spezialisiert. Er wurde der bedeutendste Schnee-Experte weltweit. Auf seinen Reisen erblickte er einige Male die Schneekuppe des fernen Kilimandscharo, er kennt die Bilder von tausenden Schnee-kristallen, die Phasendiagramme der Schneebildung, die meisten physikalischen Parameter, welche je publiziert wurden, kurz alles, was von Schnee und Eis über die Jahrhunderte an Wissen zusammengetragen wurde.

Am Rande eines Schneekongresses machen die Forscher einen Ausflug zum Top of Europe, aufs Jungfraujoch. Mit der Bahn geht‘s aufwärts durch den kilometerlangen Tunnel, dann oben aus dem Stollen aufs Schneefeld und nun hält unser Professor erstmals wirklichen Schnee in den Händen: »Wow – this is snow«?!

Inhaltsverzeichnis

A A 1. Aberglaube Als Protestanten in einem katholischen Umfeld bekam Léonards Familie in der Mitte des letzten Jahrhunderts immer wieder deutlich zu spüren, dass sie einem Aberglauben nachlebte. Heutzutage sind Evangelische und Reformierte in der Schweiz immerhin als christliche, religiöse Gemeinschaften akzeptiert. Das Christentum ist diesbezüglich exemplarisch: Der verkündete Glaube der eigenen kirchlichen Ausrichtung ist wahr: »Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben, und niemand kommt zum Vater denn durch mich«.{2} Alle Andersgläubigen hängen folglich einem Aberglauben an, dem nur durch Bekehrung (oder Terror?) entgegengewirkt werden kann. Kompliziert wird das Ganze, weil dies nicht nur nichtchristliche Kirchen, sondern die meisten christlichen Kirchen und Sekten voneinander glauben, so gesehen gibt es nur Aberglaube. Und als Folge dessen gibt es – mehr oder minder versteckt, manchmal auch als Toleranz kaschiert – eine Gewalt, welche immer wieder in den interreligiösen Beziehungen sichtbar wird. Vom Aberglauben ausgenommen ist selbstverständlich der zweifelsfrei wahre Glaube der eigenen Gemeinschaft, nur leider haben die Andersbekennenden diesen einfachsten Sachverhalt bisher nicht erkannt. Mit gesteigerten Bekehrungsanstrengungen, ein bisschen mehr Einsicht der Anderen und der gütigen Unterstützung des angerufenen Gottes, Allahu Akbar z.B. müsste es doch gelingen, die ganze Menschheit zum richtigen Glauben zu bekehren.

1. Aberglaube A 1. Aberglaube Als Protestanten in einem katholischen Umfeld bekam Léonards Familie in der Mitte des letzten Jahrhunderts immer wieder deutlich zu spüren, dass sie einem Aberglauben nachlebte. Heutzutage sind Evangelische und Reformierte in der Schweiz immerhin als christliche, religiöse Gemeinschaften akzeptiert. Das Christentum ist diesbezüglich exemplarisch: Der verkündete Glaube der eigenen kirchlichen Ausrichtung ist wahr: »Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben, und niemand kommt zum Vater denn durch mich«.{2} Alle Andersgläubigen hängen folglich einem Aberglauben an, dem nur durch Bekehrung (oder Terror?) entgegengewirkt werden kann. Kompliziert wird das Ganze, weil dies nicht nur nichtchristliche Kirchen, sondern die meisten christlichen Kirchen und Sekten voneinander glauben, so gesehen gibt es nur Aberglaube. Und als Folge dessen gibt es – mehr oder minder versteckt, manchmal auch als Toleranz kaschiert – eine Gewalt, welche immer wieder in den interreligiösen Beziehungen sichtbar wird. Vom Aberglauben ausgenommen ist selbstverständlich der zweifelsfrei wahre Glaube der eigenen Gemeinschaft, nur leider haben die Andersbekennenden diesen einfachsten Sachverhalt bisher nicht erkannt. Mit gesteigerten Bekehrungsanstrengungen, ein bisschen mehr Einsicht der Anderen und der gütigen Unterstützung des angerufenen Gottes, Allahu Akbar z.B. müsste es doch gelingen, die ganze Menschheit zum richtigen Glauben zu bekehren.

2. Agnostik 2. Agnostik Die Anhänger dieser philosophischen Schule meinen von sich selbst, gegenüber religiösen Fragen eine reife, humanistische Haltung einzunehmen. Die Frage »Gibt es Gott ?« beantwortet ein Agnostiker nicht eindeutig mit »Ja« oder »Nein«, sondern mit »Ich weiß es nicht« oder »Es ist nicht geklärt«. Dass der Agnostiker nicht wagt, eine klare Stellung zu beziehen und die üblichen Gottesbilder als abstruse Vorstellungen zu entlarven, ist allein seiner mutlosen Anpassung und der meist christlich geprägten Toleranz zuzuschreiben.

3. Allegorie 3. Allegorie Allegorie bedeutet griechisch »etwas anders ausdrücken«. Eine der schönsten allegorischen Geschichten ist für Léonard die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies , nachdem sie sich von der Schlange verleiten ließen, den Apfel vom verbotenen Baum der Erkenntnis zu essen.{3} Wie hätte einem ungebildeten Nomadenvolk dieser doch so eigenartige Sachverhalt blumiger vermittelt werden können? Wie konnte es geschehen, dass die Menschen auf dem Planeten Erde in einen Zustand gerieten, der sie unglücklich macht und sie sich von all den übrigen Lebewesen so deutlich unterscheiden?

4. Alles 4. Alles Alles umfasst alles, einfach wirklich alles. Alles ist TOE : Theory of Everything, die Theorie von Allem, wie dies wissenschaftlich korrekt bezeichnet wird. Materielles und Immaterielles, Sichtbares und Unsichtbares, Entdecktes und (noch) Unentdecktes, das ganze Universum , einfach ALLES. Als Wissenschaftler möchte Léonard auf das logische Problem aufmerksam machen: Gott steht per Definition für ALLES, er ist ja der Schöpfer von Allem, aber A L L E S umfasst offensichtlich auch den Schöpfer von Allem.

5. Anarchie 5. Anarchie Anarchie steht am Ende jeder erfüllten spirituellen Reise . Wo denn, wenn nicht in der gänzlichen Unabhängigkeit, in der Abwesenheit von jeglicher Herrschaft sollte die Befreiung von allem sonst enden? Léonard kann es nicht genügend betonen: Jede erfüllte spirituelle Suche muss in der Anarchie enden. Nur hat diese Anarchie mit der politischen, bombenwerfenden gleichnamigen wenig zu tun. Wie erfüllte Suchende mit Anarchie umgehen, kann an vielen Beispielen verfolgt werden: Meistens setzen sie sich in einen bequemen Sessel und erzählen ihren Zuhörern und Zuhörerinnen, was es mit der Befreiung auf sich hat. Manche haben sich in die Einsamkeit der Berge und Wälder zurückgezogen und verzichten weitgehend auf den Kontakt mit ihren Mitmenschen, auch dies eine Form der Anarchie.

6. Angst 6. Angst Angst ist die Antithese von Liebe. Wo Angst ist, kann keine Liebe sein, wo Liebe ist, muss Angst abwesend sein, genauso, wie es sich zwischen Licht und Dunkelheit, Tag und Nacht verhält, Zwielicht und Dämmerung sind dabei nur vorübergehende Zwischenzustände, vergleichbar mit einem bewusstseinsmäßigen Dämmerbefinden. Intuitive Angst bewahrt uns vor akut gefährlichen Situationen und kann für das Überleben entscheidend sein. Dagegen werden die »normalen« irrationalen Ängste durch innere Widerstände gegenüber dem, was ist, erzeugt und haben mit einer existenziellen, lebenssichernden Angst nichts zu tun. Im Spannungsfeld zwischen dieser unnötigen Angst vor verlorener Kontrolle, vor Neuem, vor dem großen Unbekannten, und der sinnvollen Angst vor realen Gefahren bewegen sich spirituell Suchende . Jeder Schritt zu höherem Bewusstsein ist mit Angst verbunden, die Angst ist geradezu ein Indikator dafür, dass man sich in die richtige Richtung bewegt. Das Ego versucht um jeden Preis die Kontrolle zu behalten, und jeglicher Kontrollverlust erzeugt Angst. Matthäus schreibt{4}: »Und um die neunte Stunde schrie Jesus laut und sprach: Eli, Eli, lama asabthani? Das heißt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Aber Jesus schrie abermals laut und verschied.« Nach Lukas hat Jesus wieder ins Vertrauen zurückgefunden: »in deine Hände befehle ich meinen Geist!«{5} Die letzten Zuckungen des Egos sind mit höchster Todesangst verbunden und setzen ungeahnte Energien frei, welche äußerlich und innerlich zu großen Verheerungen führen können. Doch schließlich gelingt der Durchbruch in Angstfreiheit und Liebe, Krishnamurti nennt es »Einbruch in die Freiheit«.{6}

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