Die Wissenschaft bestätigt: Wenn wir Achtsamkeit regelmäßig praktizieren, können wir dadurch unser Lebensgefühl verändern: von rastlos und getrieben zu gelassen und überlegt. Das wirkt sich positiv auf unsere Gesundheit, unsere Leistungsfähigkeit und unser Allgemeinbefinden aus. Arztbesuche werden überflüssig. Alles, was du brauchst, sind fünf Minuten am Tag. Egal, wie vollgepackt unser Terminkalender ist, fünf Minuten kann jede von uns herausschinden. Davon bin ich überzeugt. Und ich weiß, es hört sich zu schön, zu einfach an, um wahr zu sein.
Auch ich habe einmal an der scheinbar widersprüchlichen Weisheit, mit weniger Einsatz ließe sich mehr erreichen, gezweifelt. Als ehemalige Perfektionistin weiß ich genau, was für ein Kribbeln es bei einem Workaholic auslöst, einen Posten auf der To-do-Liste abzuhaken. Ich kenne die Angst, den Biss zu verlieren, die Befürchtung, täglich volle fünf Minuten lang zu pausieren könne den kostbaren kreativen Flow abreißen lassen. Ganz davon abgesehen dachte ich früher: Wer in aller Welt hat schon Zeit? – Einige der bekanntesten und klügsten Köpfe, wie sich herausstellte. In seinem Bestseller Tools of Titans: The Tactics, Routines, and Habits of Billionaires, Icons, and World-Class Performers (dt. Tools der Titanen: Die Taktiken, Routinen und Gewohnheiten der Weltklasse-Performer, Ikonen und Milliardäre ) befragt der Unternehmer und Autor Tim Ferriss Dutzende äußerst erfolgreiche Menschen nach ihrem Geheimrezept. Und weißt du, was? 80 Prozent der in seinem Buch interviewten Persönlichkeiten praktizieren Achtsamkeit, Ferriss eingeschlossen! Egal, ob diese statistische Zahl ursächlich oder nebensächlich ist, auf jeden Fall ist sie deutlich und alles andere als überraschend. „Wenn ich sie regelmäßig praktiziere, belohnt mich die Meditation damit, dass ich am Tag 30 bis 50 Prozent mehr erledigen kann, mit 50 Prozent weniger Stress“, schreibt Ferriss und bestätigt damit meine eigene Erfahrung. Wie du noch sehen wirst, gibt es zahlreiche Gründe dafür, dass Arianna Huffington, Oprah Winfrey und Eileen Fisher täglich meditieren und immer wieder betonen, wie gut ihnen das tut und welchen direkten Einfluss es auf ihren und den Erfolg ihres ganzen Teams hat. Alle diese kraftvollen, fähigen Frauen haben erkannt, dass die größten Fortschritte, die größten Erfolge dann eintreten, wenn man sich selbst gegenüber achtsam ist, innerlich zur Ruhe kommt und ein Bewusstsein für sich entwickelt.
Nicht alles, was uns im Leben passiert, können wir beeinflussen. Aber wir können unsere Perspektive und unsere übliche Reaktion auf diese Ereignisse verändern. Praktizierte Achtsamkeit ermöglicht es uns, effizienter, produktiver und kreativer zu sein, ohne Burn-out und ohne den Ansporn zu verlieren. Sie lehrt uns, unser Verhalten in stressigen Situationen besser zu kontrollieren, anstatt spontan zu reagieren, ohne nachzudenken. Und, was vielleicht das Beste ist: Sie ermöglicht es uns, das Gute, das es in unserem Leben bereits gibt, besser zu erkennen und zu schätzen.
In diesem Buch findest du ein Gegenmittel für die allgegenwärtigen Momente von Stress, Überforderung und Zeitmangel. Es enthält Dutzende kurzer, wissenschaftlich anerkannter Übungen, die ich mindful breaks , Pausen der Achtsamkeit, nenne. Sie begleiten dich durch den Tag und erinnern dich daran, dich auf das zu konzentrieren, was passiert, während es passiert , anstatt auf Autopilot zu stellen. Wir können jederzeit eine Pause der Achtsamkeit einlegen – beim Kaffeetrinken, auf dem Weg zur Arbeit, während einer anstrengenden Unterhaltung oder während wir auf den Beginn eines Meetings warten. Dabei kannst du frei wählen, welcher von insgesamt drei Bereichen in der momentanen Situation am ehesten Beachtung verdient. Denn die Übungen widmen sich drei Bereichen, die wir in uns fördern müssen, um zu wachsen und zu gedeihen: Dem Atem, über den wir Bewusstsein, Ruhe und Energie gewinnen. Dem Kraftsammeln, um Selbstzweifel zu überwinden und Durchsetzungsvermögen und Selbstvertrauen zu gewinnen. Und schließlich unserer inneren Stärke, mit der wir Ziele verwirklichen und eine gute Work-Life-Balance erreichen können.
Dazu berichte ich von meinen persönlichen Erfahrungen und zitiere aus Interviews mit starken Frauen unterschiedlichen Alters, in unterschiedlichen Berufen und mit unterschiedlichen Lebenswegen. Du wirst sehen, dass zwar jede von uns einzigartig ist, dass aber mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede zwischen uns aktiven Frauen bestehen. Die Pausen der Achtsamkeit ermöglichen es uns nicht nur, ein achtsames Leben zu führen, sondern auch, unsere Kräfte als Frau bewusster wahrzunehmen und sie zur Verwirklichung unserer Werte und Ziele einzusetzen.
Dieses Buch soll dich unterstützen und ermutigen, soll dir Erkenntnisse vermitteln und Lösungen für den mit Pflichten überladenen Alltag anbieten, den wir alle meistern müssen. Ich habe es geschrieben, um dich und auch mich selbst daran zu erinnern, dass Achtsamkeit nicht dazu dient, immer weiter voranzukommen, sondern uns helfen soll, ein erfüllteres, glücklicheres und ausgeglicheneres Leben zu leben. Ich liebe meine Kinder, ich liebe meinen Ehemann, meine Freunde, meine Familie, meine Hobbys. Ich liebe auch meine Arbeit, aber ich lasse mich leicht, beinahe unmerklich, auf ein Verhaltensmuster ein, das mir meine Energie raubt. Ich weiß, dass ich mich viel besser fühle und viel effizienter bin, wenn Berufs- und Privatleben im richtigen Verhältnis zueinander stehen. Denn wenn wir unsere Kräfte bewusst verteilen und einsetzen, dann ist alles möglich und wie durch Magie erreichen wir das, was für uns persönlich am wichtigsten ist.
Work-Life-Balance, kein Ding der Unmöglichkeit
Zeitmangel ist ein Mangel an Prioritäten. Wenn ich „im Stress“ bin, dann, weil ich Entscheidungen getroffen habe, die mich in diese Situation gebracht haben. Ich habe mir verboten, auf die Frage „Wie geht’s?“ mit „Ich bin im Stress.“ zu antworten. Es ist nicht richtig, sich zu beklagen. Wenn ich mich gestresst fühle, dann ist das eine Aufforderung, meine Systeme und Regeln zu überdenken.
Tim Ferriss, Tools der Titanen
Work-Life-Balance. Immer wieder bin ich erfolgreichen Frauen begegnet, die ungehalten reagieren, wenn sie zum x-ten Mal mit der Frage konfrontiert werden, wie sie „das alles unter einen Hut bringen“. Vielleicht, weil sie meinen, ein Patentrezept liefern zu müssen. Aber da irren sie sich, glaube ich. Female-Business-Coach Tiffany Dufu sprach ein Jahr lang auf 60 verschiedenen Bühnen vor knapp 20.000 Frauen und schnitt dabei alle möglichen Themen an. Die Frage, die ihr am häufigsten gestellt wurde, war: „Wie schaffen Sie das alles?“ Mit der Zeit erkannte Dufu, dass die eigentliche Frage lautete: „Wie kann ich das alles schaffen?“
Verständlicherweise löst die Frage nach der Work-Life-Balance bei Frauen auch deshalb Unmut aus, weil sie Männern - wenn überhaupt - nur sehr selten gestellt wird. Egal, ob das nun gut oder schlecht ist, ich bin jedenfalls nicht gekränkt, wenn man mir diese Frage stellt. Und ich könnte durchaus zu den Frauen in Dufus Publikum gehören, die aufrichtig daran interessiert sind, zu erfahren, wie andere starke, erfolgreiche Frauen es schaffen, ein Gleichgewicht zwischen Berufs- und Privatleben herzustellen. Würde ich es begrüßen, wenn vollkommene Gleichberechtigung der Geschlechter es überflüssig machen würde, diese Frage vor allem Frauen zu stellen? Auf jeden Fall! Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg, und zwischenzeitlich werde ich weiter neugierig sein, Fragen stellen (ich entschuldige mich im Voraus bei allen Frauen, die das stört) und meine Schlüsse ziehen.
Work-Life-Balance. Die kann für jeden total anders aussehen, und entsprechend vielfältig sind auch die Methoden, sie zu erreichen. Für den Weg, den Achtsamkeit für Superfrauen vorschlägt, möchte ich sie so definieren: Die Work-Life-Balance ist ein dauerhaftes, vernünftiges Gleichgewicht zwischen allen Aspekten des Lebens, angepasst an die jeweilige Lebensphase. Das bedeutet, seinen Umgang mit Zeit und Energie immer wieder neu einzustellen, bewusste Entscheidungen zu treffen und Schuldgefühle abzubauen. Meiner Meinung nach gehört dazu auch, dass wir unsere Erwartungen zurückschrauben und akzeptieren, dass wir nicht alles jetzt und sofort haben oder tun können. Ein Patentrezept für eine Work-Life-Balance gibt es nicht, aber machbar ist sie in jedem Fall.
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