Thomas Sandoz - Ruhe sanft

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Er arbeitet als Gärtner im städtischen Friedhof. Man hat ihm den Bezirk mit den Kindergräbern zugeteilt. Mit Hingebung kümmert er sich um die Grabstätten, liebevoll pflegt er die Grünanlagen.
Er ist ein Gezeichneter. Auf der Spur dunkler Erinnerungen will er die Einsamkeit der eigenen Kindheit auslöschen, will ganz Familie sein. Être famille enfin. Dafür geht er mit den Frühverstorbenen eine geheime, innige Verbindung ein.
Er gibt ihnen Pflanzennamen, hört auf ihre Wünsche und erfüllt sie nach Kräften.
In der bevorstehenden Umstrukturierung des Friedhofs sieht der «Kindergärtner» eine Bedrohung seiner Schützlinge. Er gerät in inneren Aufruhr, unternimmt alles, um sie zu schützen.
Immer unangepasster wird sein Verhalten. Und er hat einen Plan: den Kauf eines abseits gelegenen, leerstehenden Häuschens mit Garten. Den Toten wird es am neuen Ort gut gehen.
2011 wurde dieses Buch von Thomas Sandoz mit dem Preis der Schweizerischen Schillerstiftung ausgezeichnet.
Yves Raeber hat es ins Deutsche übersetzt.

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Die Amseln beenden ihr morgendliches Gezwitscher. Er vermeidet es, sie mit abrupten Bewegungen zu erschrecken. Langsam geht er voran, zählt die weiteren schmucklosen Gräber, um die er sich kümmern muss. Viele sind ohne Kreuz, ohne Grabstein, unscheinbare Gärtchen, wo karges Gras und Schotter sich bekriegen. Er kann dieses Schweigen nicht dulden, das ihn so heftig an die Wunden seiner Kindheit, an seine Reisen ins Nichts erinnert. Also sucht er nach Vornamen, um gegen die Dunkelheit anzukämpfen, tauft sein Inselreich, indem er es aus der Kanne grosszügig begiesst. Er schreibt seine Lieblingsnamen ins Notizheft, weniger der Erinnerung als vielmehr der Orthographie wegen und um Assonanzen zu verhindern. Forsythie lässt er zwischen Wasserbecken und Kinderkolumbarium weiterspielen. Er schaut sich nach einer Stelle um, wo Farn gedeihen könnte. Ein kühles, feuchtes Plätzchen dafür fehlt. In der Mitte des Geländes stehen vier ausgemergelte, vom Wind gepeitschte Stauden, Eibisch, Mädchenauge, Tausendblütenstrauch und ein Blauglockenbaum. Er geht mit unsicheren Schritten zum Schuppen zurück, sein Nacken ist starr. Der Westwind reizt seine Augen. Selbst nach einem Unglück sollte ein Zimmer nie leer aussehen.

Er befolgt den Einsatzplan auf dem Anschlagbrett des Schuppens und widmet den Rest des Vormittags der prophylaktischen Bodenpflege von Rosengewächs. Das Wetter eignet sich auch fürs Düngen. Etwas abseits nebeln zwei Kollegen die Ziersträucher und Zierobstbäume des Parks ein. Sie haben am Fuss einer breitstämmigen Mispel mehrere Kanister Dichlobenil hingestellt, aus denen sie grosszügig Gift versprühen.

Glockengebimmel kündigt die Zehn-Uhr-Pause an. Die Angestellten treffen sich beim Schuppenvorbau, der behelfsweise als Bar eingerichtet wurde. In dieser lärmigen Oase neben dem Gewächshaus und der Werkstatt ist es nie still. Mit fettigen Fingern schneidet ein Pausenclown die Todesanzeigen aus der Tageszeitung, heftet sie an die Tür. Neue Kundschaft ist doch immer etwas Schönes. Lachen ist angesagt. Er versucht angestrengt, einem Gespräch zu folgen, sich für Sport-Anekdoten zu interessieren. Doch er bleibt in dieser Gruppe aussen vor, der, den alle übersehen. Endlich ist die mühselige Pause vorüber und er wendet sich wieder seinen Giesskannen, Stecklingen und Torfanlagen zu. Jetzt ist es Zeit, Schwertblumen und Dahlien zu pflanzen. Er wählt zueinanderpassende Farben, achtet darauf, dass die Knollen nicht vermischt werden. Auch sät er Wicken am Fuss eines Tipis aus oxydiertem Metall. Bald werden die Pflaumenbäume den Friedhof glutrot färben.

Auch wenn das Wetter in dieser ersten Märzwoche unbeständig ist, müssen die saisonalen Arbeiten termingerecht erledigt werden. Behutsam schneidet er bei gewissen Beeten die Knospen ab, hofft, dass die Pflanzen in Saft schiessen und gedeihen. Dasselbe wendet er auf die Buschzweige an, die sein Reich vor fremden Blicken schützen. Spatzen streiten sich um Krümel, die der Wind bis in diese Einöde getragen hat. Die Kälte wird kratzig, als wolle sie daran erinnern, dass Jahreszeiten kein Wunschdenken kennen.

Er überstreicht zwei Holzbänke, überprüft die Spannung einer Reihe von Spalierstangen und schrubbt bei laufendem Wasser erdbeschmutzte Schubkarren. Nach diesen Pflichtaufgaben kümmert er sich um das riesige Pflanzbeet, das den Eingangspavillon umfasst. Er möchte es schon Mitte April blühen sehen und muss sich beeilen. Mit Bedacht wählt er seine Setzlinge aus, eine seinen Alltag früher beglückende und erfüllende Tätigkeit.

Wie jeden Abend geht er auf dem Nachhauseweg zuerst bei den Seinen vorbei. Lange Minuten steht er da, lehnt sich an den Brunnen, der in der Mitte seiner Brache liegt, lauscht den Schauern allerletzter Regengüsse. Verlassene Gräber unterstehen der Friedhofsverwaltung. In dieser Zone hält sie sich jedoch zurück. Er gewöhnt sich nicht an die quälende Stille. Er gewöhnt sich nicht daran, lernt aber, Tag für Tag damit umzugehen.

Am Montag darauf findet er am Wegrand neben dem unmittelbar beim Friedhof gelegenen Altersheim einen alten Fussball. Er packt ihn in seinen Rucksack und bringt ihn stolz zu seinen Schützlingen. Die Grösseren sollen sich zuerst damit vergnügen. Sie müssen ihm versprechen, dass sie ihn nach dem Spielen hinter der Hecke des Felds N2 verstauen. Spielzeug und Ramsch sind auf dem Friedhofsgelände nicht willkommen.

Unter einem unerwarteten Hitzeschub haben die Knospen über das Wochenende ausgetrieben, was ihn verwirrt. Es gelingt ihm nur schwer sich zu konzentrieren. Er sitzt auf einer Ausziehleiter, gibt sich ganz der Landschaft hin, statt die Granatapfelbäume zu schneiden. Zwei Meter über dem Boden zeigt sich der Park in einem anderen Licht. Mit der Hand über der Stirn dreht er sich um die eigene Achse, um die Weite dieses Felds zu ermessen, auf dem ohne die Hartnäckigkeit menschlichen Zutuns nichts gedeiht.

Im Westen wird der Park von einer Nadelhecke abgeschirmt. Nördlich liegen private Grabstätten und zu Terrassen gefügte Reihengräber, in deren Untermauerung sich da und dort eine Gruft befindet. Im Osten ist das Gelände noch von umfangreichen Sanierungsarbeiten gezeichnet.

Mit seinen glatten Betonflächen und den freiliegenden Bewässerungsschläuchen sieht der Bezirk M wie ein öffentliches Schwimmbad aus. Ebenfalls aus rohem Beton lassen kreisrunde Brunnen da und dort verborgene Wasserquellen vermuten. Im Süden, hinter Häusern und Fabriken, verliert sich der See im Horizont. Aus Angst, das Gleichgewicht zu verlieren, hält er sich an einem Aluminiumgriff fest. Hier gibt es weder Schwarzkiefern noch Platanen als Abgrenzung. Keine Ziegelsteinpyramiden, die Lärm, Verkehrsgestank, das Beben der Stadt fernhalten. Kein Waldgeflecht als schützenden Vorhang. Wie ein blinder Gletscher gleitet der Friedhof zur Stadt hinab.

Am letzten Tag der zehnten Kalenderwoche kommt sein Chef. Dieser will ihn bei der Arbeit sehen und sicher sein, dass sich die neue Arbeitskraft eingelebt hat. Die Probezeit läuft zwar noch, doch hat er so seine Zweifel. Sie mustern sich, geschwätzig der eine, voll Argwohn der andere. Mit der Schuhspitze stösst der Chef einen vom Regen aufgeschwemmten Teddybären weg. Solche Gegenstände sollten verschwinden. Er zitiert frei den einen oder anderen Artikel aus dem Reglement, zwinkert ihm zu, als wären sie Komplizen. Der andere wendet sich ab, stottert leicht und macht sich rasch wieder an die Arbeit. Er hört, wie sein Vorgesetzter sich hinter ihm eine Zigarette anzündet. Er wird sie kräftig wegschnippen müssen, soll die Kippe nicht in einem Busch landen.

Noch in der gleichen Woche bäumt sich der Winter ein letztes Mal auf. Seine Kollegen arbeiten dort, wo sie vor der Witterung geschützt sind. Er hingegen bemüht sich, in eine dicke Öljacke gehüllt, auf seiner Brache um Ordnung. Den Mülleimer leeren, die Steinplatten der Treppe fegen, die die Kinder mit dem Bezirk U verbindet, eine Stange wiederaufrichten. Ein Arzt, dessen Foto er in der Zeitung gesehen hat, könnte sie nächstens besuchen kommen. Der Allgemeinpraktiker ist ihm vertrauenswürdig erschienen, also hat er ihm einen Vormittagstermin nach freier Wahl im Friedhof vorgeschlagen. Nur für seinen fachmännischen Blick. Er hat die Einladung geschrieben, ohne seine Schrift zu verschönern, ohne seine dürftige Bildung zu verschleiern. In den Briefumschlag hat er die Auslagen für zwei Visiten und eine Mehrfahrtenkarte für den Bus gelegt.

Die folgenden Tage wird umgetopft, der weiterhin eisige Nebel wird gemieden. Er spitzt Spalierstangen zu, schliesst die Vorbereitung und die Teilung von Blumenzwiebeln ab. Als es kurz aufklart, entflieht er dem lärmigen Gewächshaus und repariert die Sparbüchse des Blumenladens. Regelmässig gerät sie in die Hände irgendwelcher Idioten, wird als Mülleimer missbraucht, mit Kaugummi zugekleistert oder mit ausländischen Münzen vollgestopft. Der kraftmeierische Slogan einer Überwachungsfirma hat ihn beeindruckt, er drückt den Werbeaufkleber an die Hauswand.

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