Unter Transfer versteht man in der beruflichen Weiterbildung die Fähigkeit und Bereitschaft, die erworbenen Kenntnisse am eigenen Arbeitsplatz um- und einzusetzen. Die Transferplanung ist Teil des Qualitätsmanagements – eine Bildungsmassnahme wird immer auch daran gemessen, welchen Erfolg sie in der Praxis zeigt. Man kann den Praxistransfer vor dem Kurs vorbereiten durch Tests, schriftliche Teilnehmerbefragungen und Mitarbeitergespräche. Während des Kurses kann der Praxistransfer erleichtert werden durch Nachbereitung des Themas, Fallbeispiele (auch durch die Teilnehmenden eingebracht), Auswertungen und Handlungspläne. Nach dem Kurs wird der Erfolg des Praxistransfers gesichert durch Nachbearbeitung und Nachbetreuung.
Praxistransfer vor dem Kurs oder zu Beginn des Kurses
•Multiple-Choice-Test zu den Anforderungen und technischen Gegebenheiten des eigenen Arbeitsplatzes
•Befragung des Auftraggebers oder Vorgesetzten
•Schriftliche oder mündliche Befragung der Lernenden zu ihren Praxissituationen
Praxistransfer während des Kurses
Durch Nachbereiten des soeben behandelten Unterrichtsthemas kann das Gelernte mit einem Erfolgserlebnis oder einer lustvollen Erfahrung verbunden werden, dadurch wird es in Zukunft eher wieder erinnert.
Auswertungen mit Fragen wie «Was habe ich gelernt, was ich für die Zukunft verwenden will? Was will ich anders machen? Welches Fazit ziehe ich nun? In welchen Situationen werde ich das brauchen können? Wo sehe ich Umsetzungsmöglichkeiten? Welche Hindernisse könnten auftreten?» tragen dazu bei, das Gelernte zu verankern. Dadurch werden die Handlungsfähigkeit und damit die Wahrscheinlichkeit, dass der Transfer in die Praxis stattfindet, erhöht.
Wird diese Auswertung in einen Handlungsplan (mit Zielen und ersten Schritten) übergeführt, spricht man von einem Aktionsplan. Dieser wird in der Erwachsenenbildung oft als Vertrag zwischen Auftraggeber und Lernenden visiert, manchmal sind Auftraggeber und Lernende identisch (Selbstvertrag).
Praxistransfer nach dem Kurs
Die Lernenden oder deren mit den Weiterbildungsinhalten vertraute Vorgesetzte werden beauftragt, den Praxistransfer zu beobachten und eventuelle Hindernisse festzustellen. Sie berichten in festgelegten Abständen – schriftlich oder mündlich – über den aktuellen Stand der Umsetzung.
Organisieren von Veranstaltungen zur «Multiplikation»: Die Weitervermittlung des Gelernten durch einen oder mehrere Lehrgangsteilnehmer hat nicht nur den unmittelbaren Effekt der Verallgemeinerung neuen Wissens, sondern ist darüber hinaus geeignet, dieses bei den Multiplikatoren in besonderer Weise zu festigen. Nach einer eingeschobenen Praxisphase wird sich der Bezug auf den betrieblichen Alltag fast «von allein» einstellen – umso mehr, wenn die interne Folgeveranstaltung explizit unter das Vorzeichen des Lernens für die Praxis gestellt wird.
Nachbereitungsmassnahmen: Durch die Schaffung eines geeigneten organisatorischen Rahmens wird für den nötigen Informationsfluss gesorgt. Verbliebene Defizite und Umsetzungshindernisse verfestigen sich nicht zur Gewohnheit, sondern können kontinuierlich abgearbeitet werden.
Selbstlernmaterialien: Die Lernenden erhalten Weiterlernangebote mit arbeitsnahen Aufgabenstellungen. Infrage kommen dafür z. B. Leittexte, Handbücher, Fallstudien oder elektronische Lernprogramme.
Hotlines: Sie ermöglichen den Lernenden, zu vereinbarten Zeiten ihre Umsetzungsprobleme mit beteiligten externen Lehrpersonen oder anderen Ansprechpartnern zugezogener externer Bildungsträger zu klären.
Wie viel planen?
Die Planung wird oft unterschätzt. So schnell ist ein Lehrauftrag angenommen – und ist die erste Stunde in Sicht, bleibt kaum mehr Zeit für Planung.
Erfahrene Lehrpersonen, die ihr Thema gut kennen, brauchen für die Entwicklung eines neuen Kurses rund viermal länger, als der Kurs dann dauert. Wenn das Thema neu ist, wenn die Zielgruppe anders als sonst ist, wenn methodisch etwas Abwechslung geboten werden soll, dann kann man gut und gern zehnmal so lange brauchen. Auch wenn eine bereits früher geplante Sequenz wiederholt wird, dürfte es von Vorteil sein, die früheren Erfahrungen zu reflektieren und Anpassungen vorzunehmen. Sobald seit dem letzten Mal mehr als ein paar Monate vergangen sind, wird sowieso eine Aktualisierung fällig. Nicht nur die Zeitung von gestern ist uralt – auch die aktuellen Beispiele vom letzten Jahr.
Vorgehen für eine erfolgreiche Planung
Wer sich also genügend Zeit nimmt zum Planen und wie Kolumbus auf Erfolgskurs segeln will, für den ist folgendes Vorgehen sinnvoll:
•Leitfragen zum didaktischen Dreieck beantworten
•Lernziele analysieren
•Stoff auswählen
•Planen nach AITUS
•Informationsaufnahme und die Verarbeitung mit dem Sandwich-Modell abwechslungsreich garnieren und anrichten
Wie planen?
Natürlich ist es besonders positiv für Ihre Teilnehmenden, wenn Sie auch für Spontanes und Unvorhergesehenes Zeit haben. Es hat sich deshalb bewährt, nicht die ganze Zeit zu verplanen, sondern rund zwanzig Prozent der Zeit als Reserve frei zu lassen und bereits im Voraus zu überlegen, was Sie unter Zeitdruck weglassen könnten.
Wie und wie viel Sie planen, hängt auch von Ihrem Typ bzw. von Ihren üblichen Planungsstrategien ab. Aus den nachstehenden Reflexionsthesen, die ich Thomann (2013, 47 f.) entnommen habe, können Sie etwas über Ihre Planungsstrategien erfahren (das Formular ist ebenfalls bei den Materialien zum Buch unter http://mehr.hep-verlag.ch/lehren-kompakt-1zu finden).
Fazit
Vielleicht haben Sie beim Durcharbeiten dieses Kapitels etwas über Ihr Planungsverhalten erfahren. Je nachdem ist die Vorstellung, in ein paar Tagen einen Kurs zu einem neuen Thema zu geben, eine Horrorvorstellung oder eine angenehme Herausforderung für Sie. Keine der obigen Planungsstrategien ist grundsätzlich falsch. Welchen Weg auch immer Sie wählen, Sie fahren bestimmt gut damit, wenn Sie als Erstes nach Aufgaben und Beispielen aus der Praxis der Lernenden suchen und erst dann das für die Lösung benötigte Fachwissen auf bereiten.
Denn so ist gewährleistet, dass Ihr Unterricht praxisorientiert ist und der Transfer vom Lernzum Arbeitsplatz garantiert ist. Und lassen Sie Raum für Ungeplantes – wenn Sie die Teilnehmenden aktiv beteiligen, werden auch Sie von gewissen Beiträgen überrascht sein und viel dazulernen.
Sollten Sie also den Ehrgeiz haben, wie Kolumbus auf alle möglichen Abenteuer reagieren zu können und die Mannschaft über längere Zeit bei der Stange zu halten, brauchen Sie viel länger, um einen Kurs vorzubereiten, als es sich für Sie auszahlt. Der Lohn besteht dann in der Freude am Lehren. Mit zunehmender Erfahrung und mit Wiederholungen reduziert sich die Planungszeit kontinuierlich – vor allem dann, wenn Sie Ihre Kurse dokumentieren und die früheren Planungen, ausgewertet und kommentiert, zurate ziehen können.
Weiterführende Literatur
Grell J./Grell M.: Unterrichtsrezepte (zeitliche Abfolge).
Schöni W.: Praxishandbuch Personalentwicklung (Praxistransfer).
Schubiger, A.: Lehren und lernen (RITA-Modell).
Siebert H.: Didaktisches Handeln in der Erwachsenenbildung.
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