In der Schlussphase einer Ausbildungseinheit soll gemeinsam der Erfolg festgehalten werden; auch ein Teilerfolg ist ein Erfolg und motiviert zu neuem Lernen.
Zum Abschluss gehört auch die Evaluation der Ausbildungseinheit. Aus Teilnehmersicht und aus Sicht der Lehrperson werden der Verlauf der Ausbildung kritisch betrachtet und Folgerungen für das nächste Mal daraus gezogen (siehe ebenfalls Kapitel 13).
Nicht zuletzt ist dies auch der Moment, Abschied zu nehmen und den Blick auf die Umsetzung in die Praxis zu richten.
Für Sie als Lehrperson heisst abschliessen:
•Ergebnisse festhalten und zusammenfassen
•Anhand der Zielformulierungen überprüfen, ob das Ziel erreicht ist, und daraus Massnahmen für die neuen Lernziele ableiten
•Den Lernerfolg aufzeigen als Motivation zum Weiterarbeiten
So kann man Gelerntes sichern und Lernkontrollen machen
•Tests, Prüfungen
•Mündliche oder schriftliche Zusammenfassung des Gelernten durch die Lehrperson und/oder die Lernenden
•Präsentationen mit Diskussion im Plenum
•Kreative Formen wie Ausstellung, Film, Fotoserie
•Gegenseitige Aufgabenstellung: Kleingruppen erstellen Testaufgaben mit Lösungsschlüssel für andere Gruppen
•Repetition in sinnvollen Zeitabständen
So kann man die Ausbildung auswerten
•Schriftlich (Fragebogen)
•Mündlich (Umfrage, Schlussrunde …)
•Bewertung einzelner Kriterien (z. B. mit Klebepunkten, Barometer …)
•Handelnd (Pantomime, typische Szene, Limerick, Apéro, Schlussritual …)
Abwechslung planen: Sandwich
Genauso, wie wir uns beim Sandwich eine ausgewogene Mischung von Brot und Beilagen wünschen, ist es auch im Unterricht wichtig, den zu vermittelnden Stoff abwechslungsreich zu strukturieren, denn es gibt nichts Unergiebigeres als langweiligen Unterricht. Aber auch die Abwechslung will geplant sein: Wann liefert die Lehrperson Stoff, wann erarbeiten sich die Lernenden ein Thema aktiv selbst, wann arbeiten sie in Gruppen? Da Abwechslung und Eigenaktivität den Lernerfolg erhöhen, dürfen Sie diese Planungsgrössen nicht dem Zufall überlassen. Mit dem Sandwich-Modell variieren und präzisieren Sie die Phasen «Interesse wecken», «Theorie» und «Umsetzung». Anfangs- und Schlussphase aber bleiben unangetastet, sie halten – genauso wie die beiden Brotscheiben das Sandwich – unseren Unterricht zusammen.
Die Informationsphasen (Stoffvermittlung durch die Lehrperson) werden durch aktive Verarbeitungsphasen der Lernenden unterbrochen. Dies kann so aussehen, dass Sie mit einer Problemschilderung beginnen, statt zuerst ausführlich Theorie auszubreiten. Oder Sie stellen eine einfache Aufgabe, um dann die für die Lösung benötigte Theorie im Überblick darzustellen. Nun kann eine komplexere Aufgabenstellung folgen, nach deren Bearbeitung die Lernenden theoretische Ergänzungen und Überlegungen motiviert und richtig aufnehmen können.
Und denken Sie daran: Das Sandwich ist nach der Füllung benannt! Auch im Unterricht sind die Verarbeitungsphasen die entscheidenden Momente, in denen sich das neue Wissen in den Köpfen der Teilnehmenden setzt und verankert und in denen es beginnt, Sinn zu ergeben, um später für die selbstständige Anwendung zur Verfügung zu stehen.
Grafisch dargestellt, sieht ein Unterrichtssandwich aus, wie in Abbildung 4.1dargestellt (das detaillierte Modell finden Sie bei den Materialien zum Buch unter http://mehr.hep-verlag.ch/lehren-kompakt-1).
Abbildung 4.1: Sandwich-Modell
Informationsaufnahmephasen = darbieten
Diese Phasen sollten nicht länger als ca. fünfzehn Minuten dauern, danach ist die Aufnahmekapazität der Zuhörenden in der Regel erschöpft. Häufig werden Demonstration, Referat, Präsentation, Filmsequenzen, Podcasts, Plakate und Material usw. eingesetzt. Auch hier ist Abwechslung besser, als einfach immer nur Folien zu präsentieren (siehe auch Kapitel 9).
Aktive Verarbeitungsphasen = erarbeiten, üben, verankern
Hier arbeiten die Lernenden. Diesen Phasen sollte genügend Zeit eingeräumt werden, damit die Lernenden Gelegenheiten haben, Neues auszuprobieren und selbst zu Erkenntnissen zu gelangen. Die Lehrperson ist dafür besorgt, dass genügend Hilfsmittel wie Unterlagen, sinnvolle und klar strukturierte Aufgabenstellungen usw. zur Verfügung stehen.
Für diese Phasen gibt es unzählige mögliche Methoden. Welche Sie wann einsetzen, ist Ihnen überlassen, achten Sie jedoch darauf, dass die Übungen praxisrelevant und in ihrer Schwierigkeitsstufe passend sind (siehe auch Kapitel 7). Im Zusammenhang mit heterogenen Gruppen finden Sie in Kapitel 10 Tipps zur Gestaltung von Übungen.
Kooperation und Interaktion planen: Das didaktische Dreieck
Lernen geschieht nicht auf der Einbahnstrasse von Lehrperson zu Lernenden. Lernen geschieht im Dialog, beim Nachdenken, beim Lesen, beim Zuhören, beim Mitteilen, beim Austausch von Erfahrungen, beim gemeinsamen Handeln. Um die Kooperation und Interaktion unter allen Beteiligten zu nutzen, müssen Sie die Lernenden gedanklich in die Planung einbeziehen. Das didaktische Dreieck bietet Anregungen zu diesem Aspekt. Das Modell des didaktischen Dreiecks stellt vier Aspekte des Unterrichts dar. Diese vier Aspekte müssen sowohl bei der Kursplanung als auch beim Lehren selbst möglichst ähnlich viel Gewicht haben.
Abbildung 4.2: Das didaktische Dreieck
Leitfragen zu den einzelnen Aspekten des didaktischen Dreiecks
Thema
Was ist speziell am Thema?
Wo kann ich aus dem Vollen schöpfen?
Was muss ich nachschauen, recherchieren?
Welches sind die vorgegebenen Ziele?
Bestehen bereits Unterlagen?
Welche Prüfungsvorgaben sind vorhanden?
Was ist mir am Thema wichtig?
Lehrperson
Warum gebe ich diesen Kurs?
Was sind meine Stärken/Schwächen?
Was ist meine Rolle?
Was erwarte ich von den Lernenden?
Wer unterstützt mich?
Gruppe
Was weiss ich über die Lernenden?
Mit welchen Erwartungen kommen sie?
Welche Voraussetzungen bringen sie mit?
Wovor haben sie möglicherweise Angst?
Welche Methoden eignen sich für diese Gruppengrösse?
Welche Sozialformen wähle ich? (Einzel-, Zweier-, Gruppenarbeit)
Umfeld, Praxis
Welche Infrastruktur steht mir zur Verfügung?
Was ist das Spezielle bei dieser Institution?
Welche Schwerpunkte setzt sie?
Welche Schwerpunkte setzt der Berufsverband oder der Auftraggeber?
Was müssen die Lernenden am Ende wissen/können?
Wo werden die Lernenden das Gelernte anwenden?
Welche Problemstellungen/Praxiserfahrungen bringen die Lernenden mit?
Aufgrund der Antworten auf diese Fragen kann die inhaltliche und methodische Planung an die Hand genommen werden.
Transfer in die Praxis planen
Zu keiner Zeit hat Kolumbus wohl sein Ziel aus den Augen verloren, nämlich Indien zu erreichen und an Land zu gehen. Und auch wenn die Reise dahin seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nahm, musste er doch seine Mannschaft auch darauf vorbereiten, irgendwann zu landen. Ob er wohl bereits bei der Rekrutierung seiner Mannschaft daran gedacht hat, Leute mitzunehmen, die zum Unterhändler und Übersetzer taugten? Bestimmt hat er an Unfälle und Krankheiten gedacht und Heilkundige mitgenommen. Die Vorbereitung dessen, was in der konkreten Situation praktisch gebraucht wird, sind Überlegungen zum Praxistransfer.
Читать дальше