Sulaiman Addonia - Schweigen ist meine Muttersprache

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Schweigen ist meine Muttersprache: краткое содержание, описание и аннотация

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Saba ist eine Kämpferin. Als sie als junges Mädchen mit ihrem stummen Zwillingsbruder Hagos und ihrer Mutter in einem ostafrikanischen Flüchtlingslager ankommt, hat die Familie alles verloren und muss in dieser fremden, überfüllten und oft feindlichen Umgebung eine neue Existenz aufbauen.
Sie setzt alles daran, ihr Selbstwertgefühl zu behalten und Hagos zu beschützen. Die Geschwister lassen sich nicht in die Rollen pressen, die ihnen über ihr Geschlecht gesellschaftlich zugewiesen sind. Die gegenseitige Kontrolle im Lager ist groß und alle kämpfen um Vorteile, aber die Menschen haben Träume und Fantasien und Pläne für die Zukunft. Sie leben und erfinden Geschichten.
"Schweigen ist meine Muttersprache" ist das kunstvoll entworfene Porträt einer mutigen jungen Frau, die mit Vorverurteilungen zu kämpfen hat und für ihr großes Ziel, wieder zur Schule zu gehen und zu studieren, einiges auf sich nimmt. Mit der Erinnerung an seine eigenen Erfahrungen in Flüchtlingslagern, erzählt Sulaiman Addonia eine poetische Geschichte über Flucht und Überleben, über Traurigkeit und Verlust und die Kraft der Fantasie, die Hoffnung verleiht und Weiterleben ermöglicht.

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Alle aufstehen!, brüllte der Gerichtsbote.

Das Geplapper verstummte, jetzt hörte man scharrende Geräusche, als sich die Anwesenden von ihren Stühlen erhoben. Der Richter trat ein, begleitet von seinen drei Assistenten.

Mein Blick wandte sich von ihm ab und der Leinwand zu. Cinema Silenzioso. Sabas Name hallte durch mein Quartier. Ich fragte mich, ob die Leute jenseits der Leinwand, vor die der Gerichtsbote einen Tisch und vier Stühle gestellt hatte, in Sabas Unterkunft blicken konnten. Saba saß immer noch auf ihrem Bett unter dem Limettenbaum, mit dem Rücken zum Gericht. Öllampen flackerten. Sie nahm an ihrem eigenen Gerichtsprozess nicht teil.

Der Richter erhob sich und stand lange schweigend da. Er nahm die Versammlung scharf in den Blick. Einige schnappten nach Luft. Dann senkte er den Kopf und brach zusammen. Er schluchzte so hemmungslos, dass er anfing zu zittern, und sank auf seinen Stuhl.

Die Männer des Ältestenrats schlossen die Augen. Nachdem er einen Schluck Wasser getrunken hatte, das ihm der Gerichtsbote brachte, erhob sich der Richter erneut. Er holte tief Luft und gewann seine gebieterische Stimme zurück. Meine Damen und Herren, begann er. Es schmerzt mich, sagen zu müssen, dass wir Saba eines grotesken sexuellen Akts gegen einen unglückseligen Mann angeklagt haben. Gegen ihren eigenen behinderten Bruder.

Schweigen. Dann erschrockenes Japsen, aus dem ein schrilles Kreischen wurde, als eine Frau in einer weißen zuria vortrat, die Arme in die Luft warf und weinte. Und fast als dirigierte sie ein Orchester, erzwang sie einen Ausbruch kollektiver Trauer. Ein kleiner Junge stimmte in den lärmenden Chor ein und klagte: Warum wir? Warum können wir nicht in Frieden leben?

Ich sah mich um. Einige blickten zu Boden, andere schüttelten den Kopf, hin und her gerissen zwischen Bestürzung und Ungläubigkeit. Ich entdeckte Zweifel in den Augen derjenigen, die blinzelten, während sie murmelnd ihrer Entrüstung Ausdruck verliehen. Kummer ist wunderbar, wenn er nur gespielt ist. Das spürte ich umso mehr, als eine beleibte Frau sich forschend umsah, um sich zu vergewissern, dass alle sie beobachteten, bevor sie in Ohnmacht fiel und eine andere Frau und zwei Männer mit sich zu Boden riss. Einer war mein Vergewaltiger.

Mein Inneres glühte wie ein Kohlebügeleisen. Vögel, die in meinem Kino auf den Büschen saßen, flogen davon, sammelten sich über Sabas strohgedecktem Dach und verschwanden zu den zerklüfteten Hügeln.

Eine Windböe ließ Sabas schwarzes Kleid auf dem Hibiskusbaum meiner Leinwand flattern. Ihr Duft verbreitete sich überall. Der Wind, so stellte ich mir vor, trug auch ihre Traurigkeit überallhin.

Saba hat Hagos missbraucht. Eine Frau weinte und schlug sich auf die Brust. Saba hat den armen Hagos missbraucht. Unsere Ärztin hier im Lager, die Hebamme, ging mit einer aufgeschnittenen Zwiebel durch die Reihen und hielt sie den Ohnmächtigen vor die Nase. Der Richter war wieder aufgestanden. Ruhe. Ruhe.

Er sammelte sich. Seine Hände zitterten nicht mehr. Er straffte den Rücken. Hinter ihm im Cinema Silenzioso summten Moskitos und umschwirrten Sabas Kleid. Blutdurst wallte auf, als ein Mann aufstand und Sabas Kopf forderte, ohne dass ihr der Prozess gemacht wurde.

Dieser Prozess muss geführt werden, sagte der Richter.

Die Menge beruhigte sich. Er senkte die Stimme. Meine Brüder und Schwestern, fuhr er fort. Ich habe wochenlang darüber nachgedacht, ob es in Anbetracht der Schwere der Anklage nicht besser wäre, den Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu führen, aber ich habe mich dagegen entschieden. Wir müssen die Fakten feststellen. Wie hat es diese Frau geschafft, sich an einem armen Mann schadlos zu halten, vor unseren Augen? Wir müssen daraus Lehren ziehen, damit ein so abscheuliches Verbrechen nie wieder geschieht.

Schweigen.

Der Richter fuhr mit der Verhandlung fort. Er rief nach seinem Gerichtsschreiber, den er eigens für den Prozess ernannt hatte. Ein schmächtiger junger Mann trat vor. Er war im Lager dafür bekannt, dass sein Herz so tief war wie ein Brunnen, in dem er die Geheimnisse der Menschen bewahrte. Und doch war er leicht wie eine Feder, als er nach vorn trat und auf dem Stuhl rechts vom Richter Platz nahm.

Nachdem der Richter Sabas Vor- und Zunamen hatte aufnehmen lassen, fragte er die Hebamme, ob sie wisse, wie alt Saba sei. Er beharrte auf einem korrekten Protokoll, wie er es vom Gericht in Asmara kannte. Zwar war die Hebamme bei Sabas Geburt dabei gewesen, aber sie erinnerte sich nicht. Doch sie lieferte ein paar Anhaltspunkte in Form von politischen Ereignissen aus der Zeit von Sabas Geburt.

Der Richter wies seinen Schreiber an, ihr Alter mit fast zwanzig anzugeben.

Als der Schreiber eine hölzerne Tafel aus der Tasche zog, wie man sie in Kirchen und Moscheen benutzte, um Verse aus dem heiligen Buch darauf zu schreiben, bot ich dem Gericht mein Notizheft an.

Der Schreiber musste mein halb fertiges Drehbuch zu Saba überblättern, um ihre Personalien festzuhalten. Es war die Vorlage für einen Film, den ich machen wollte, sobald wir in unser befreites Land zurückgekehrt waren. In meinem Kopf und in meinem Notizheft lebten die reale und die imaginierte Saba Seite an Seite.

Das Rätsel von Sabas Nationalität zu lösen, dauerte länger. Ihre Mutter ist Äthiopierin, sagte die Hebamme. Aber soweit ich mich erinnere, war ihr Vater Eritreer.

Ich glaube deinen Worten, sagte der Richter. Er wollte offenbar zügig vorankommen.

Nein, sagte ein Mann. Seine Augen traten aus den Höhlen, als er hinzufügte: Wenn ihr Vater Eritreer ist, ist sie auch Eritreerin. Die Identität eines Kindes richtet sich nach dem Vater.

Der Sohn einer getöteten Kämpferin sprang auf. Meine Mutter hat nicht bis zu ihrem Tod gekämpft, sagte er, damit einer wie du behaupten kann, ihre Identität sei weniger wichtig.

Bei diesem Wortwechsel fing ein junger Mann ganz hinten an, sarkastisch zu lachen. Er trat vor und schwenkte seinen Ausweis, den er von der UN erhalten hatte. Seht her, sagte er. Für mich, für euch bin ich Eritreer, aber in diesem Pass hier steht, dass ich kein Land habe. Warum? Na? Na, warum?

Mir war klar, dass er den entscheidenden Punkt seiner Argumentation verfehlte. Deshalb riss ich ihm den Ausweis aus der Hand, um den Versammelten zu erklären, was ich in seinem ruhigen Gesicht zu lesen glaubte. Dieser Mann, sagte ich und wandte mich ans Publikum, möchte uns daran erinnern, dass für die Außenwelt Sabas Nationalität strittig ist, weil sich unser Land immer noch in einem Unabhängigkeitskrieg befindet.

Warum?, wiederholte der Mann.

Einige Zuhörer lachten leise.

Ich kehrte auf meinen Platz zurück und blickte auf die Kinoleinwand. Sabas Hütte war deutlich zu erkennen. Saba saß auf ihrem Bett, ein Buch in der Hand. Sie trug jetzt ihr Nachthemd. Ich musste zweimal hinschauen. Ich bin mir der Tücke meines Kinos bewusst: Manchmal, wenn ich Erinnerungen wachrief, wurden sie auf meiner Leinwand ganz real, ganz lebendig. Und ich hatte viele Erinnerungen an Saba.

Wenig später geriet der Prozessablauf erneut ins Stocken, diesmal mangels Belegen für Sabas Religionszugehörigkeit. Nicht überzeugt von Aussagen, ihr Vater könnte ein Muslim sein und ihre Mutter eine Christin, ließ der Richter die Frage offen. Religion unbekannt, sagte er zu dem Schreiber.

Ein Mann stand auf und fragte: Wie kann es sein, dass Saba all diese Jahre hier unter uns gelebt hat und wir so wenig über sie wissen?

Da es im Lager keine Polizeibehörde gab, musste der Richter auch die Ermittlungen führen. Er rief die Hauptzeugin auf.

Hinter ihm, weit entfernt, war Saba immer noch in ihr Buch vertieft, und ihr Quartier erstrahlte im gelben Licht der Öllampen, die sie die Mauer entlang aufgereiht hatte.

Die Hebamme nahm im Zeugenstand Platz. Sie schwor den Eid und murmelte Gebete. Ihre kummervolle Miene verschwand, als sie mit ihrer Schilderung begann:

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