Sulaiman Addonia - Schweigen ist meine Muttersprache

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Schweigen ist meine Muttersprache: краткое содержание, описание и аннотация

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Saba ist eine Kämpferin. Als sie als junges Mädchen mit ihrem stummen Zwillingsbruder Hagos und ihrer Mutter in einem ostafrikanischen Flüchtlingslager ankommt, hat die Familie alles verloren und muss in dieser fremden, überfüllten und oft feindlichen Umgebung eine neue Existenz aufbauen.
Sie setzt alles daran, ihr Selbstwertgefühl zu behalten und Hagos zu beschützen. Die Geschwister lassen sich nicht in die Rollen pressen, die ihnen über ihr Geschlecht gesellschaftlich zugewiesen sind. Die gegenseitige Kontrolle im Lager ist groß und alle kämpfen um Vorteile, aber die Menschen haben Träume und Fantasien und Pläne für die Zukunft. Sie leben und erfinden Geschichten.
"Schweigen ist meine Muttersprache" ist das kunstvoll entworfene Porträt einer mutigen jungen Frau, die mit Vorverurteilungen zu kämpfen hat und für ihr großes Ziel, wieder zur Schule zu gehen und zu studieren, einiges auf sich nimmt. Mit der Erinnerung an seine eigenen Erfahrungen in Flüchtlingslagern, erzählt Sulaiman Addonia eine poetische Geschichte über Flucht und Überleben, über Traurigkeit und Verlust und die Kraft der Fantasie, die Hoffnung verleiht und Weiterleben ermöglicht.

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Sie entfernte sich von der Leinwand und hängte ihr schwarzes Kleid über den niedrigen Ast eines Hibiskusbaums am Rand des Hügels. Nackt kehrte sie auf die Leinwand zurück und setzte sich auf den bunten Plastikstuhl, auf dem die Akteure Platz nahmen, um Geschichten zu erzählen, um das Leben in unserer Heimat zu beschwören, wie es vor dem Krieg, vor unserem Exil gewesen war. Ich forderte die Akteure im Kino oft auf, sich ganz frei zu fühlen und zu sagen und zu tun, was sie wollten. Aber die Menschen standen im Bann ihres Lebens im Exil. Ich wusste, dass ich Saba nicht daran zu erinnern brauchte.

Ameisen krabbelten über ihre Zehen, die Hagos am Abend zuvor pedikürt hatte.

Saba nahm eine Schere aus ihrer Tasche und fing an, sich die Haare abzuschneiden. Der silbrig weiße Schein des Himmels erleuchtete die Leinwand. Während lange schwarze Strähnen zu Boden fielen, sah sie mich durch ihre dichten Wimpern unverwandt an. Das Weiß ihrer Augen war verstörend klar.

Wind kam auf. Funken stoben in alle Richtungen. Die Milch im Topf kochte hoch, wölbte sich zu einer Kuppel aus Schaum und erstickte die Flamme.

Saba streckte den Arm durch den Leinwandausschnitt und nahm die Zigarette, die ich vor ihrer Ankunft am offenen Feuer angezündet hatte. Ich hätte gern ihre Hand gehalten, nur für einen Augenblick, aber damit hätte ich alles infrage gestellt, an das ich bisher geglaubt hatte. Das hier ist ein Kino in einem Flüchtlingslager, sagte ich mir. Und Saba ist eine Schauspielerin in einem Film, der in einem fremden Land gedreht wurde.

Sie blies Zigarettenrauch in die Luft. Ihr Gesicht verschwand in der Wolke. Saba war schon öfter verschwunden und wieder aufgetaucht. Und für einen kurzen Moment war auf der Leinwand niemand zu sehen. Nicht einmal das Lager. Saba war eine Lüge und dieses Lager eine Illusion. Doch aus dem Lager hinter ihr stiegen übelriechende Dünste auf und hielten mich in der Wirklichkeit fest. Der Geruch des feuchten gelben Strohs der Dächer, der mit Dung gefüllten Lehmmauern, des offenen Feldes, das wir alle als Toilette benutzten und wo ich Saba so viele Male begegnet war.

Ein Adler landete auf dem Hibiskusbaum meines Kinos und öffnete den Schnabel, als wäre Sabas schwarzes Kleid mit blutigen Erinnerungen durchzogen und ihr Körper der Faden, der diesen Stoff zusammenhielt.

Der Mond verschwand hinter den Wolken. In diesem kurzen Moment der Dunkelheit war Saba nicht mehr zu sehen, ihr Gesicht erschien erst wieder, als sie erneut einen Zug aus ihrer Zigarette nahm. Doch die Dunkelheit kehrte immer wieder an diesen Ort zurück: Den Lampen ging das Öl aus, Batterien leerten sich. Wir verbrachten unser halbes Leben in Dunkelheit.

Sprich doch, drängte ich Saba. Bitte sag etwas.

Und das tat sie, nachdem der Adler weggeflogen war. Ich war immer überzeugt, begann sie. Ich war immer überzeugt, dass unsere Traditionen in uns verankert bleiben, auch wenn wir aus unserer Heimat fliehen und all unseren Besitz zurücklassen. Sie begleiten uns, wohin wir auch gehen.

Sie hielt inne und blickte in den Himmel.

Was wollte sie mir damit sagen? Worauf versuchte sie mich vorzubereiten? Hatte es etwas mit dem Prozess zu tun?

Ein Windstoß erweckte die zischende Kohle wieder zum Leben. Funken streiften mein Gesicht. Tränen stiegen mir in die Augen. Ich war es, der das Publikum ermunterte, keine Angst zu haben, wenn sie meine Filmleinwand betraten. Ich drängte sie, nicht wieder ihre tragischen Geschichten im Lager zu erzählen, sondern von ihren Träumen zu sprechen, um sie an diesem abgelegenen Ort in einen Fantasy-Film zu verwandeln. Sobald sie den Raum meines Kinos betraten, waren sie keine Geflüchteten mehr. Sie standen nicht mehr im Bann ihres Exils, sondern konnten sagen oder tun, was sie wollten. Denn, so erklärte ich ihnen immer und immer wieder, ihr seid Figuren in einem Film, der irgendwo weit weg an einem Ort der Freiheit entstanden ist.

Und einige glaubten es tatsächlich. Da war der Junge, der seinen Fantasien über die Frau seines Onkels freien Lauf ließ. Seine Brüder zerrten ihn durch das Loch aus der Leinwand heraus und prügelten ihn bis zur Bewusstlosigkeit. Oder das Mädchen, das von ihren Eltern verheiratet werden sollte, sich aber von der Illusion meines Kinos fesseln ließ und in dem Moment, als sie die Leinwand betrat, den Namen ihrer wahren Liebe preisgab. Sie wurde von ihren Eltern verstoßen.

Und nun hatte sich auch Saba von meiner Erfindung anstecken lassen. Ich wollte die Wahrheit nicht hören. Ich griff nach einem Stück Kohle und stand auf, um sie gegen die Leinwand zu schleudern. Um mein Kino ein für alle Mal abzubrennen und damit auch meine Fantasien und Saba und um all die bruchstückhaften Szenen zu zerstören, die ich von ihr gesammelt und zusammengefügt hatte. Szenen, die mir geholfen hatten zu überleben. Mein Leben war ein Trugbild, weil Saba ein Trugbild war.

Mach die Lampe aus, sagte sie.

Ich ließ den Feuerball fallen. Und als ich tat, worum sie gebeten hatte, verblassten ihre Konturen, doch ihre purpurroten Oberschenkel und der Stuhl unter ihrem dunklen Körper schimmerten im Mondlicht. Ihre eine Hälfte wurde zu einer sitzenden Silhouette, als wäre sie das Negativ einer Fotografie und als befände sich die reale Person hinter diesem Foto irgendwo anders.

Bei jedem Zug an ihrer Zigarette tauchten ihre Gesichtszüge Zentimeter für Zentimeter wieder auf, der Dunkelheit entrissen, wie sie es wollte, als wäre sie bereit, all die Geschichten, die über sie erzählt wurden, durch ihre eigenen Worte zu ersetzen.

Aber dann hörte ich das Klopfen, das ich gefürchtet hatte. Laut und beharrlich.

Jamal, wir wissen, dass du hier drin bist.

Es war der Gerichtsbote, und er rief mich durch die geschlossene Tür.

Jamal, mach sofort auf. Führst du wieder Selbstgespräche?

Ich streckte meine Hände durch die Leinwand, berührte Sabas purpurrote Schenkel und hielt den Atem an angesichts der Gewalt, die in ihre Haut eingeprägt war. Als wäre die Berührung ihrer Wunden die einzige Möglichkeit, mich ihrer Existenz zu vergewissern und ihrer Unsichtbarkeit in meinem Kopf zu widersprechen.

Jamal, mach die Tür auf, sonst schlag ich sie ein, rief der Gerichtsbote.

Saba zoomte sich aus der Leinwand heraus. Ich ließ die glimmende Spitze ihrer Zigarette nicht aus den Augen, als sie Richtung Hügel davonschritt. Die Wolken zerstreuten sich.

Ihr Prozess begann unter einem klaren Himmel.

Und als ich das Tor zu meinem Kino öffnete, trat der Gerichtsbote ein, gefolgt von einem Pulk von Leuten.

Mädchen mit Brennholz trotteten hintereinander her, die Äste auf ihrem Rücken knackten. Ihnen folgten Männer mit Turbanen und gabis, die sie um ihre Jacken geschlungen hatten, und blockierten den Eingang. Sie schwelgten in Erinnerungen an Asmara. Seitdem ich hier bin, sagte der Älteste von ihnen, sehe ich, wenn ich die Augen schließe, Mussolini auf dem zentralen Boulevard, der seinen Namen trug.

Sie fassten sich an den Händen, gingen gemeinsam weiter und teilten ihre Erinnerungen miteinander. Buonasera, Jamal, begrüßten sie mich und setzten sich in die erste Reihe. Eine Hirtin trat ein, sie schüttelte weiter ihren mit Milch gefüllten Sack aus Ziegenleder, um tesmi zu machen. Der Geruch der Butter verflog, als eine Prostituierte in der Tür erschien und den Duft von Schwarzkümmelöl mit Zimtaroma auf ihrer Haut hereintrug.

Asmarische Jungen kamen in mein Quartier, sie hatten sich Strickjacken um den Hals geschlungen und die Spielkarten noch in der Hand. Der Spaßvogel unter ihnen mimte mit den Händen eine Explosion, als Frauen, Kanister mit Flusswasser auf den Köpfen balancierend, durch das Tor traten. Aber die Frauen lächelten nur. Sie hatten die Hände in die Seiten gestemmt und schwangen ihre Hüften. Ihr Geschnatter hörte auf, als eine über Achtzigjährige auf ihrem Esel kam, deren Tochter und Enkelin im Kampf für die Unabhängigkeit unseres Landes an der Front zu Tode gefoltert worden waren. Der Esel schrie, als sie abstieg.

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