Sulaiman Addonia - Schweigen ist meine Muttersprache

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Schweigen ist meine Muttersprache: краткое содержание, описание и аннотация

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Saba ist eine Kämpferin. Als sie als junges Mädchen mit ihrem stummen Zwillingsbruder Hagos und ihrer Mutter in einem ostafrikanischen Flüchtlingslager ankommt, hat die Familie alles verloren und muss in dieser fremden, überfüllten und oft feindlichen Umgebung eine neue Existenz aufbauen.
Sie setzt alles daran, ihr Selbstwertgefühl zu behalten und Hagos zu beschützen. Die Geschwister lassen sich nicht in die Rollen pressen, die ihnen über ihr Geschlecht gesellschaftlich zugewiesen sind. Die gegenseitige Kontrolle im Lager ist groß und alle kämpfen um Vorteile, aber die Menschen haben Träume und Fantasien und Pläne für die Zukunft. Sie leben und erfinden Geschichten.
"Schweigen ist meine Muttersprache" ist das kunstvoll entworfene Porträt einer mutigen jungen Frau, die mit Vorverurteilungen zu kämpfen hat und für ihr großes Ziel, wieder zur Schule zu gehen und zu studieren, einiges auf sich nimmt. Mit der Erinnerung an seine eigenen Erfahrungen in Flüchtlingslagern, erzählt Sulaiman Addonia eine poetische Geschichte über Flucht und Überleben, über Traurigkeit und Verlust und die Kraft der Fantasie, die Hoffnung verleiht und Weiterleben ermöglicht.

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Ich stand auf und überließ meinen Stuhl dieser Frau, deren Schoß Löwinnen getragen hatte. Saba ist frei, sagte sie und drückte meine Hand. Saba ist frei. Eine Frau ist frei, auch wenn ihr Land noch nicht befreit ist.

Ich küsste ihre Stirn.

Der Richter und die Ältesten waren immer noch nicht da. Eine Frau klagte, wie absonderlich es sei, dass man einander vor Gericht stellte, als ob das Leben im Lager nicht Prüfung genug wäre.

Doch schon bald lachten die Leute wieder, als der Friseur unseres Lagers mich fragte, ob ich denn endlich meine Jungfräulichkeit an die unbeschnittene Frau verloren hätte, die im Hilfszentrum arbeitete und für die ich aus dem Englischen ins Tigrinische und ins Arabische übersetzte. Ich hätte eine zweifellos lange Diskussion gern schnell beendet, indem ich eingestand, dass ich meine Jungfräulichkeit an einen unbeschnittenen Mann verloren hatte. Aber ich tat es nicht. Ich lächelte nur und behielt die Maske der Verstellung auf.

Doch mein Schweigen stachelte die Neugier nur noch weiter an. Forschende Augen suchten meine Maske zu durchdringen. Ich straffte mich, um meine Männlichkeit zu bekräftigen und das Feminine zu bekämpfen, das meine Knochen befallen hatte wie Ameisen, die Löcher in den Boden graben. Irgendwie sammelte ich meinen fragmentierten Körper und richtete mich kerzengerade auf wie eine Doum-Palme.

Der Richter wird bald da sein, sagte der Gerichtsbote.

Und als gälte es, die Zeit totzuschlagen, bis der Prozess begann, drückte ein Mann mir und dem Sohn unseres sufistischen Imams ein Schwert in die Hand. Die Zeit, so geht ein Sprichwort, ist wie ein Schwert: Wenn du sie nicht zerschneidest, zerschneidet sie dich.

Der Mystiker und ich sollten in die Luft springen, um Gott näher zu kommen, um dem Rausch des Glücks näherzukommen und auf den Boden zurückzukehren mit Gottes Liebe. Der Sohn des Imams und ich sprangen, wir erhoben uns hoch über meine Behausung und das Lager und entschwebten in den beerenfarbenen Himmel. Die Klingen unserer Schwerter prallten in der Luft zusammen, und wir stießen unsere Waffen in den eintönigen Himmel, bis er blutete. Die Dämmerung brach herein. Blut füllte das Rund der strohgedeckten Dächer.

Mein Freund und ich fielen kichernd auf den Boden zurück. Wir umarmten uns, das Schwert hinter dem Rücken des anderen. An diesem isolierten, verwahrlosten Ort ist es dein Freund, vor dem du dich in Acht nehmen musst, hatte Saba einmal zu mir gesagt.

Jetzt erinnerte ich mich wieder an ihre Worte. Ich drückte meinen Handballen fest in sein Schulterblatt, und mein Freund tat dasselbe. Wir prägten uns einander tief ins Gedächtnis ein und kehrten lachend auf unsere Plätze zurück.

Wo bleibt denn der Richter?, fragte ich, um diese Farce möglichst schnell zu beenden. Nicht dass ich der anderen Flüchtlinge überdrüssig gewesen wäre. Im Gegenteil. Es wäre keine Übertreibung zu sagen, dass ich die ersten Wochen und Monate im Lager nur dank ihrer mitfühlenden Solidarität überlebt hatte. Einige Familien hatten mir gestattet, das Bett ihrer Kinder und die wenigen Kleidungsstücke zu teilen, die sie besaßen. Und so schliefen ihre Kinder und ich nackt, während unsere Kleider über Nacht im Freien trockneten. Unsere Arme und Beine verschränkten sich, Schweiß klebte uns aneinander.

Und bevor ich die Hütte eines Mannes bekam, der im Fluss ertrunken war, schlief ich lange in verschiedenen Hütten und legte meinen Kopf auf dasselbe Kissen wie ein Dichter, ein Vergewaltiger, ein Witwer, ein Ehebrecher, ein Fantast und zwanghafter Lügner, ein Imam, ein Homosexueller, ein Priester, ein verkappter Transvestit, ein Mann, der seinen Sohn missbrauchte, und eine Mutter, die ihre Kinder schlug, bis auf deren Haut ihre Wut eingebrannt war. Eine Zeit lang wohnte ich bei einer jungen Witwe, die ihre Nächte auf allen Vieren auf dem Boden ihrer Hütte verbrachte und ihren nackten Körper dem Geist ihres verstorbenen Mannes darbot, sodass ich mit dem Geruch ihres sexuellen Begehrens in der Lunge einschlief.

Die Träume dieser Menschen, ihre Ängste und Untaten wurden meine Träume, meine Ängste und meine Untaten. Und ich fragte mich, ob ich am Ende ein Träumer werden würde, ein Wanderer zwischen Ländern und Liebschaften, jemand, der seinem Opfer durch dunkle Gassen nachstellt, oder ein Mann der Worte. Oder ob ich mich durch göttliche Macht in eine Frau wie Saba verwandeln würde, deren Rundungen ich mir im Schimmer des Mondlichts als meine eigenen vorgestellt hatte.

Die Zeit meines Heranwachsens war voller Möglichkeiten, dies oder das zu werden, und ich war Wünschen ausgeliefert, die sich mit jeder Nacht in einer neuen Hütte änderten, wenn ich den Herzen derjenigen lauschte, die ihren Kopf neben meinen betteten, und deren Atem erschreckende, aber auch sinnliche und mitleidvolle Gedanken in mir wachriefen. Ich bin nichts als die Summe der Gedanken all dieser Gefährten. Denn ohne dass sie etwas ahnten, wurde ich vieles zugleich: ein Abbild ihrer Großzügigkeit, eine Fallstudie ihrer edlen Überzeugungen und der Träger ihrer unerträglichsten Geheimnisse.

Jetzt bin ich hier, dachte ich, und warte auf Sabas Prozess, während ich inmitten der Guten und der Bösen sitze, inmitten derer, die ihre Verbrechen und Schandtaten in aller Stille begingen.

Hier gab es keine Polizeistation. Es gab nur uns und unser Gewissen. Das ungeschriebene Gesetz des Schweigens, der Familienehre, der Solidarität der Entrechteten und die Verwandtschaftsbeziehungen durch innerfamiliäre Heirat sorgten dafür, dass das Lager von diesem Pfad der Reinheit nicht abwich wie ein Strom, der zwischen Felsen und Bergen dahinfließt und dessen Sedimente sich auf seinem Grund ablagern. Sogar Gott wurde von uns betrogen, sagte einmal ein Mädchen zu Saba. Sie war nach einer Vergewaltigung schwanger geworden und starb mit nicht einmal fünfzehn Jahren bei der Geburt des Kindes.

Aber weil wir Gott nach unserem Bild erschaffen haben, betrügen wir nur uns selbst, gab Saba zurück.

Als ich mich umsah, verstand ich, warum der Richter mein Kino und nicht seine eigene Hütte, die sonst als Gerichtssaal diente, für den Prozess ausgewählt hatte. Der Ältestenrat hatte das ganze Lager hier versammelt, damit dessen Bewohner Zeugen von Sabas Verurteilung wurden.

In dem großen Areal, das ich bewohnte, drängten sich die Menschen. Die Stühle unter dem Baum füllten sich. Halbwüchsige Jungs hockten wie Adler auf den Mauern und beäugten die Mädchen, die einander auf dem Schoß saßen. Auf diese Weise lebten wir schon eine lange Zeit, dicht nebeneinander, den prüfenden Blicken der anderen ausgesetzt. Wir haben einander überwacht, verurteilt und eingesperrt. Wie hatte Saba unserem strengen Blick entkommen können?

Säuglinge krochen unter den Stühlen herum, den Mund mit Muttermilch verschmiert. Die einzige Katze im Lager spitzte die Ohren. In der Hitze stiegen von den dicht gedrängten Körpern Gerüche auf. Der Gerichtsbote schritt mit einem Räuchergefäß die Sitzreihen auf und ab. Ich neigte mich in Richtung des Weihraucharomas.

Und als er um Ruhe bat und verkündete, die Ältesten seien im Anmarsch, ging ich durch die Reihen und umarmte meine entwurzelten Schicksalsgenossen, um mich in ihren Armen meiner Existenz zu vergewissern.

Ich umarmte den Vergewaltiger und hob das Kinn seines Nachbarn, eines Jungen, der immer noch mit gesenktem Kopf herumlief. Ich dankte dem Kinderschänder und seiner Frau dafür, dass sie mir vor all den Monaten etwas zu essen gegeben hatten, und tätschelte seinen unehelichen Sohn und seine Tochter, mit der ich ein Bett geteilt hatte. Ich überlegte, ob die Zeit reif war, seiner Tochter zu sagen, dass ihr Vater, nachdem er mit ihr fertig war, zu mir gekommen war. Sie zu fragen, ob sie meine erstickten Schreie gehört hatte wie ich die ihren. Nein. Nichts dergleichen. Wir gaben uns die Hand. Dann wandte ich mich der nächsten totgeschwiegenen Schuld zu. Ich bat die Ehebrecherin eindringlich, nicht zu vergessen, nach dem Prozess das Milchpulver mitzunehmen, das ich bekommen hatte, und es ihren unterernährten Kindern zu geben. Sie hatte ihren Mann vergiftet und seinen Tod Gott zugeschrieben. Aber im Schlaf hatte sie ein Bekenntnis abgelegt und sich zugleich aufgemuntert, ich hatte es mit eigenen Ohren gehört. Ich habe einen Mistkerl getötet, hatte sie gesagt, aber wie viele von ihnen hat Gott selbst von uns genommen?

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