Prior to 2000, little had been written about this experience that is so familiar to providers and so central to medical practice. But naming is a tool that helps us think. In the ensuing decades, there has been growing acceptance of the phenomenon. The term has come into common use in health care – a Google search on »second victim« yields over a million results.
Our understanding of the problem has also expanded. We now know that is the system that creates safety and risk, and workers can be harmed by the same flaws in the system that contribute to harming patients. Research has shown that involvement in an error can have an adverse impact on a provider’s emotional well-being. This may lead to impaired functioning and burnout, and may increase the risk for additional errors. Some workers never recover entirely, and go on to develop post-traumatic stress disorder, or leave their job or profession.
It is now apparent that healthcare is a high-risk environment for health workers, virtually all of whom are at risk for emotional trauma. This includes not just physicians and nurses, but also other, less visible frontline workers, such as those in security, nutrition, and environmental services.
Importantly, we have learned that workers can be harmed by a broad range of stressful events in their work – not just by medical errors. These events include patient deaths and adverse outcomes that occur despite excellent care. They also include incidents in which there is no patient harm like near-misses, workplace violence, disagreements about decisions, and conflicts with others.
There has been some pushback against the term »second victim«. But it remains crucial to draw public attention to the importance of supporting health care workers. Organized health care has largely resisted the idea that healthy, happy workers will take better care of patients. Nevertheless, some institutions have developed innovative programs, many of them based on peer support and psychological first aid. These programs have gained momentum during the Covid-19 pandemic, which exposed the vulnerability of health workers and the vital need of supporting them.
I believe that this is the first book in German devoted to the second victim experience and strategies to deal with it. This timely volume, by Reinhard Strametz and colleagues, comes on the heels of the theme for WHO’s 2020 World Patient Safety Day, »Health Worker Safety: a Priority for Patient Safety«, and at the kickoff of the European Researchers’ Network on Second Victims (ERNST). The book provides a boost to the growing global initiative to reduce harm to health professionals. It is time for health care institutions to accept their obligation to support the well-being of their workers. Doing so will improve both worker resilience and their ability to deliver the quality of care their patients deserve.
Albert W. Wu, MD, MPHProfessor, Johns Hopkins University Baltimore, Maryland, USA awu@jhu.edu |
April 2021 |
Die Gesundheitsversorgung in Deutschland wird seit Jahren einem massiven Stresstest unterzogen, der durch Leistungsausweitung, Arbeitsverdichtung und zunehmenden Fachkräftemangel gekennzeichnet ist. In Kombination mit immer komplexeren Arbeitsabläufen, zunehmender Komplexität der Versorgung aufgrund von Multimorbidität und medizinisch-technischem Fortschritt wachsen nicht nur Chancen für die Patientenversorgung, sondern auch deren Risiken in nicht unerheblichem Maß.
Die Angehörigen der Gesundheitsfach- und Heilberufe wurden in dieser Situation lange primär als großer Kostenblock betrachtet. Insbesondere in Krisenzeiten, wie der aktuell alle Bereiche des Lebens beeinflussenden COVID-19-Pandemie, wird jedoch schonungslos deutlich, wie sehr sich diese Einstellung nun rächt. Die Gesundheit und das Wohl derjenigen, die zur medizinischen Bewältigung dieser Krise in der Gesundheitsversorgung mit am dringendsten gebraucht werden, rückt nun in den Fokus der Betrachtung. Nicht nur Lagerbestände medizinischer Schutzausrüstung, auch vor kurzem noch als totes Kapital bezeichnet, werden zurecht nun wieder als wichtiger Bestand der Daseinsfürsorge angesehen. Die Gesundheit von Behandelnden, kritischer Erfolgsfaktor für die Aufrechterhaltung der Gesundheitsversorgung als elementarer Daseinsfürsorge, erhält nun langsam den Stellenwert, der ihr gebührt.
Dramatische Bilder aus verschiedenen Regionen dieser Welt haben die Bevölkerung im März 2020 auf eindrucksvolle und erschreckende Weise auf ein seit langem bekanntes Phänomen aufmerksam gemacht, das Phänomen psychisch traumatisierter Helfender. Unzureichende Arbeitsbedingungen erhöhen das Risiko von Traumatisierungen durch die berufliche Tätigkeit in der Gesundheitsversorgung. Traumatisiertes Gesundheitsfachpersonal wiederum ist stress- und fehleranfälliger, sodass eine Abwärtsspirale in Gang gesetzt werden kann. Durch die tägliche Konfrontation mit dieser Problematik setzt langsam das Bewusstsein ein, dass wir Behandelnde nicht länger auf diese Weise behandeln können, sondern auch Helfenden helfen müssen.
Dieses Buch widmet sich der Mitarbeitersicherheit daher sowohl aus Gründen der allgemeinen und auch gesellschaftlich einzufordernden Fürsorge gegenüber Gesundheitsfachpersonal, aber auch im Speziellen aus Sicht der Patientensicherheit. Nur sichere und gesunde Behandelnde können dauerhaft die auf Spitzenniveau erwartete Gesundheitsversorgung erbringen.
Aus diesem Grund werden zunächst psychische Belastungen und Traumatisierungen von Behandelnden und die zugrundeliegenden strukturellen Probleme anhand vorliegender Erkenntnisse in diesem Buch klar benannt. Dies soll jedoch immer mit dem Ziel geschehen, diese negativen Effekte durch zielgerichtete und angemessene primäre Präventionsmaßnahmen wenn möglich zu verhindern, durch sekundäre Prävention rechtzeitig zu erkennen und wirksam zu behandeln und durch Stärkung des psychischen Immunsystems auch und gerade in Krisenzeiten wie der COVID-19-Pandemie die Gesundheit, Arbeitszufriedenheit und Leistungsfähigkeit aller Behandelnden bestmöglich zu erhalten – zu deren Wohl und zum Wohl aller Patientinnen und Patienten.
Mitarbeitersicherheit ist elementarer Teil der Patientensicherheit und umgekehrt. Nicht nur während der COVID-19-Pandemie, sondern auch dauerhaft darüber hinaus.
Mitarbeitersicherheit ist wie Patientensicherheit Teamwork: Sie kann nur durch abgestimmte Maßnahmen auf allen Ebenen und unter Einbeziehung vieler verschiedener Akteure verwirklicht werden.
Insofern gilt mein Dank, auch als Generalsekretär im Namen des Vorstandes des Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V., allen an diesem Buch beteiligten Expertinnen und Experten, die dieses Thema auf vielfältige Weise beleuchten und von ihren Erfahrungen berichten. Mein Dank gilt aber auch insbesondere all denjenigen, die sich jeden Tag durch ihr Handeln stark machen für die Sicherheit des Gesundheitspersonals.
Reinhard Strametz |
Frankfurt, im Juni 2020 |
Mitarbeitersicherheit ist, wie im Vorwort bereits erwähnt, Teamwork. Die vorangehenden Buchkapitel beleuchten dieses Thema von ärztlicher und pflegerischer Seite, aus juristischer und organisatorischer Perspektive. Jedes Kapitel zeigt dabei Lösungsansätze auf, die nicht konkurrierend, sondern komplementär die Mitarbeitersicherheit und damit auch die Patientensicherheit verbessern können.
Die Kenntnis des Second Victim Phänomens soll helfen, diese Situation als das zu erkennen, was sie ist: ein weltweites, häufiges, bisher weitgehend tabuisiertes und nur in Teilen vermeidbares Phänomen, dass große Auswirkungen auf die Gesundheit der Betroffenen, aber auch der nach Traumatisierung behandelten Patienten sowie von deren Angehörigen haben kann (
Kap. 1.1). Der aktuelle Stand der Arbeitssituation im ärztlichen und pflegerischen Berufsalltag bestätigt den dringenden Handlungsbedarf, aber auch die Ansatzmöglichkeiten, um die aktuelle berufliche Situation vieler im Gesundheitswesen Beschäftigten nachhaltig zu verbessern (
Kap. 1.2
). Zudem kann die Berücksichtigung der Humanfaktoren Fehler und insbesondere Crew Resource Management sowohl Teams als auch jeden Einzelnen resilienter machen. Sichere Teammitglieder machen weniger Fehler und sichere Teams finden verbleibende Fehler eher, bevor sie zu Schäden werden (
Kap. 1.3
).
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