MAX REISCH
IM AUTO UM DIE ERDE
PIONIERFAHRT DURCH BURMA,
THAILAND, LAOS, VIETNAM UND CHINA
Mit 10 Landkarten, 4 Briefen und 207 Bildern
Den Förderern in der Heimat und den Freunden in der Ferne
ENNSTHALER VERLAG STEYR
Bildnachweis:
Übersichtskarte Vor- und Nachsatz: Christoph Ennsthaler, Steyr
Fotos Farbbildteil: Gerda Eichholzer, Innsbruck
Alle übrigen Abbildungen stammen aus dem Orient-Archiv von Prof. Dr. Max Reisch
www.ennsthaler.at
1. Auflage 2013
eISBN 978-3-7095-0011-8 (EPUB)
eISBN 978-3-7095-0027-9 (MOBI)
Alle Rechte vorbehalten
Max Reisch · Im Auto um die Erde
Alle Rechte vorbehalten
Copyright ©1984 by Ennsthaler Verlag, Steyr
Ennsthaler Gesellschaft m.b.H. & Co KG, 4400 Steyr, Österreich
Satz: Ennsthaler Verlag Steyr
Umschlaggestaltung: Christoph Ennsthaler, unter Verwendung einer Illustration von Walter Gotschke, Stuttgart
Durch die syrische Wüste
Durch Iran
Durch Afghanistan
Durch Indien
Durch Hinterindien
Durch China
Durch Japan
Übersicht über die gesamte Asienroute
Durch Nordamerika
Vorwort zum 100. Geburtstag von Max Reisch
Dr. Max Reisch, Fernreise-Pionier, Schriftsteller und Verkehrsgeograph, * 2.Oktober 1912
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Das Leben von Max Reisch war geprägt durch Reisen.
Nordafrika, der Orient, der Nahe Osten Arabiens und der Ferne Osten Asiens waren seine Spezialgebiete.
Die motorisierten Expeditionen auf dem Motorrad und mit dem Automobil wurden schon zu seinen Lebzeiten legendär, denn der Erfolg seiner Fernreisen begann bereits 1932, als er 19-jährig seine Nordafrika-Fahrt unternahm.
Die Erkenntnisse seiner Forschungsfahrten hat Max Reisch in zahlreichen Büchern veröffentlicht, seine beiden erfolgreichsten Bücher sind reich bebildert und seit Jahrzehnten in den Buchhandlungen zu finden.
Das Buch »Transasien« ist seit 1939 im Handel, mit vielen Bildern versehen und überarbeitet unter dem Titel »Im Auto um die Erde«.
Die Reisebeschreibung »Indien – lockende Ferne« steht seit 1949 ununterbrochen im Verkauf, heute im Verlag Ennsthaler unter ISBN 978-3-85068-131-5.
Nicht nur als Buchautor, sondern auch als gewandter Redner zog Max Reisch sein Publikum in seinen Bann.
Etliche Film-Produktionen hatten als Thema die Reisen des bekannten österreichischen Reise-Pioniers: »Auf den Spuren von Sven Hedin«, »Bis ans Ende der Welt«, »Ein Leben im Reisefieber« und »Max Reisch – Autopionier«.
Die Lebensreise von Max Reisch ging 1985 zu Ende, doch sein einzigartiger Schreibstil fasziniert noch immer die Generationen, die mit ihm in die Ferne fahren.
Peter H. Reisch, Juli 2012
Bittere Pillen und ein neuer Plan
Prüfungssorgen • Ein Exposé •
Zwischen Furcht und Hoffnung • Der Herr Generaldirektor lässt bitten
Jetzt war man wer. Man war in der Sahara gewesen und das Jahr darauf in Indien – auf den Spuren Alexander des Großen – als Erster mit einem Motorrad. Eine verkehrsgeographische Pioniertat hatte die Presse vermerkt und Professor Bruno Dietrich, Ordinarius für Verkehrs- und Wirtschaftskunde, war mit den Ergebnissen der beiden Kundfahrten zufrieden.
Der Pedell der Hochschule grüßte sehr freundlich und gab mir so manchen guten Tipp: »Der Professor X ist gut aufgelegt, treten Sie heute an. Diesmal kann es nicht schiefgehen!«
Ja, es ging. Mit Ach und Weh schaffte ich die eine und die andere Prüfung. Eben Glück gehabt. Aber das Glück bleibt auf die Dauer nur dem Tüchtigen treu. Das merkte ich bald.
Was hatte man davon, wenn der Pedell gute Tipps gab, wenn die Mädchen sich bemühten, dem »berühmten Kollegen« einzusagen – aber das Wissen doch so kümmerlich war, dass man trotz aller Hilfen durchfiel …
Ein paar schwere Versager brachten mich aus dem indischen Himmel auf den Boden der Wirklichkeit zurück. Und besonders ein Erlebnis zeigte mir, wie schwer es ist, zwei Herren zu dienen. In der Welt herumfahren und kein Semester verlieren wollen – das vertrug sich nicht.
Die »Warenkunde« war mir besonders unsympathisch und ich hatte kaum jemals eine Vorlesung besucht. Mein bescheidenes Wissen in diesem Fach hatte ich mir beim »Einpauker« im »Cafe Hochschule« erworben. Damit ausgerüstet, meldete ich mich zur Prüfung. Im Vorzimmer des Institutes für Warenkunde stand ein Mann im Arbeitsmantel und ordnete Bücher in einem Regal. Offenbar der Institutsdiener.
»Kann ich bitte den Herrn Professor sprechen?«
»Ja, was wollen Sie?«
»Ich möchte mich zur Prüfung anmelden.«
»So, wie heißen Sie?«
Ich nannte meinen Namen. Mit einem gewissen Selbstbewusstsein, denn man war ja schließlich in der Sahara und Indien gewesen. Und auch mit einem gewissen Ärger, denn was hatte der Diener viel zu fragen. Ich wollte den Professor sprechen.
»So, so, zur Prüfung wollen Sie sich anmelden? Ich will Ihnen was sagen, werter Herr Reisch: Wenn Sie bei mir ein ganzes Semester gehört haben wollen und mich nicht einmal kennen, kann ich Ihnen nur dringend raten, in frühestens einem halben Jahr wiederzukommen.«
Das war ein trauriges Erlebnis. In die Faschingszeitung der Hochschule kam es auch. Alle haben furchtbar gelacht. Nur mir war nicht danach zumute. Um mein seelisches Gleichgewicht wieder herzustellen, beschäftigte ich mich mit einem neuen Reiseprojekt: »Auf dem Motorrad nach China.« Eigentlich ganz naheliegend: Auf der großen Karawanen-Route durch Asien, die südlich des Himalajas vom Mittelmeer zum Chinesischen Meer läuft, hatte ich bisher die Hälfte zurückgelegt: am Landweg nach Indien. Nun war der zweite Teil fällig – von Indien nach China. Professor Dietrich, der meine bisherigen Pläne aus seiner wissenschaftlichen Sicht gefördert hatte, sagte: »Ein verkehrsgeographisch interessantes Projekt! Es gilt, den langen Seeweg um Singapore herum zu vermeiden und stattdessen am Landweg an der Wurzel von Hinterindien eine Verbindung zwischen Vorderindien und China zu suchen.«
Solchermaßen angeregt, arbeitete ich aufgrund der vorhandenen Unterlagen im Institut ein Exposé aus, um der Industrie, die ja das Geld liefern sollte, das Projekt schmackhaft zu machen. Es war eine hübsch gebundene Broschüre mit Landkarten, Diagrammen, Zeit- und Kostenberechnungen. Es galt die Direktoren zu begeistern.
Gerne hätte ich das Projekt persönlich vorgelegt und erläutert. Aber das Sekretariat ließ mich wissen, der Direktor sei verreist, ich möge doch bitte alles schriftlich einreichen. Das schätzte ich gar nicht, denn da kam dann vielleicht ein kurzer, unpersönlicher Brief, man bedaure usw. Das war tatsächlich eine Gefahr, denn es herrschte eine große Wirtschaftskrise just in jener Zeit.
Aber es blieb mir nichts anderes übrig. Ich reichte schriftlich ein. Vorher schrieb ich das ganze Expose noch einmal um. Präziser, schärfer, selbstbewusster und die Kosten setzte ich höher an. Dann wartete ich, ziemlich lange und ich war mit mir, Gott und der Welt, allen Professoren und Direktoren in höchstem Maße unzufrieden. Und mein Gewissen wurde immer schlechter: Hatte ich in den Lichtbildvorträgen oder in einem Zeitungs-Interview etwas Dummes gesagt? Es war mir schon nahegelegt worden, in meinen Stegreifvorträgen vorsichtiger zu sein. Über den Sekretär des Konsulats in Bagdad zum Beispiel hatte ich eine bissige Bemerkung gemacht und der persische Schah hatte durch seine Wiener Gesandtschaft Protest gegen ein Bild eingelegt: eine Kamelkarawane vor dem persischen Justizministerium in Teheran. Welche Unverschämtheit! Wo doch Persien so modern ist und es in den Straßen der persischen Metropole keine Kamele gibt … Hatte ich über meine treue »Indien-Puch« etwas Unrechtes gesagt? Ja, die Speichen waren gerissen, die Sattelfeder gebrochen, das habe ich gesagt! Ein Vierganggetriebe und eine Federung des Hinterrades hatte ich energisch gefordert. Hatte ich sonst noch etwas gesagt, das österreichische Werkmannsarbeit geschmäht haben konnte?
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