Das geistige Milieu
Wie wichtig die Lebenseinstellung für das Wohlbefinden, die Gesundheit und die Lebenszufriedenheit ist, zeigen die Ergebnisse der modernen psychoimmunologischen Forschung und natürlich die persönliche Erfahrung.
Der Erhalt und die Wiederherstellung der Gesundheit ist von allen genannten Faktoren abhängig, wobei verschiedene Menschen in sehr unterschiedlichen Intensitäten auf bestimmte einzelne Faktoren reagieren. Die dadurch erzielte Steigerung der Lebensenergie wirkt sich nicht nur auf die allgemeine Vitalität, sondern auch auf die Lebensfreude und die gesamte Lebensqualität aus.
7 Mein Vater starb im Krankenhaus an einer an sich harmlosen Lungeninfektion, so wie jedes Jahr 7500 andere Patienten in Deutschland durch Infektionen resistenter Krankenhauserreger sterben.
8Diese Oberflächenrezeptoren vermögen durch komplizierte Mechanismen zwischen körpereigen und körperfremd zu unterscheiden.
9 Siehe wikipedia.org/wiki/Post-Polio-Syndrom.
Borreliose und systemische Erkrankungen
Erkrankungen durch Spirochäten
Es gibt zwei Erkrankungen durch Spirochäten, die beide sehr viele Gemeinsamkeiten haben und beide zu den systemischen Erkrankungen zu rechnen sind: Syphilis und Borreliose. Gerade am Beispiel der Spirochätenerkrankungen kann gezeigt werden, dass das Prinzip der Regulation nicht nur auf die Borreliose, sondern auch auf alle anderen systemischen Erkrankungen anwendbar ist.
Beide Erkrankungen verlaufen sehr ähnlich in drei Phasen, beide können sehr vielschichtig und maskiert auftreten, und bei beiden werden in der Alternativmedizin die gleichen Therapieansätze angewendet. Wie der Ethnobotaniker Wolf-Dieter Storl in seinem Buch »Borreliose natürlich heilen« anhand ethnomedizinischer Untersuchungen zeigt, können beide Spirochätenerkrankungen fast gleich behandelt werden.
Borreliose
Schon seit einigen Jahren wird in den Medien jedes Frühjahr im Zusammenhang mit Zeckenbissen von ärztlicher Seite vor der Frühsommer-Meningoenzephalitis gewarnt. Die viel gefährlichere, ebenfalls durch Zecken übertragene Borrelioseerkrankung wird dabei weitgehend aus dem Bewusstsein der Öffentlichkeit ausgeblendet.
Viele vor allem von Zecken übertragene systemische Krankheiten sind überall auf der Welt auf dem Vormarsch, vermutlich begünstigt durch Faktoren wie Klimaveränderung und Ausbreitung des Menschen in ländliche Gegenden, aber auch durch eine zunehmende Störung des Immunsystems des Menschen durch Umweltgifte. Die häufigste dieser systemischen Erkrankungen ist immer noch die Lyme-Borreliose: Borreliose wird in allen Teilen der nördlichen Hemisphäre, in den USA, Europa, Sibirien, in der Mongolei und China zunehmend zum Problem. Möglicherweise ist auch ein Teil des zahlenmäßigen Anstiegs auf ein gewachsenes Bewusstsein zu dieser Erkrankung in der Bevölkerung zurückzuführen. Andererseits werden auch viele Erkrankungen mit undifferenzierten Symptomen der Borreliose zugeschrieben. Die Diagnosestellung einer Borreliose erscheint häufig eher ein »Zufallsbefund« zu sein als eine exakte klinische Feststellung.
Zecken verbreiten vor allem auf der nördlichen Hemisphäre mindestens 16 verschiedene systemische Erkrankungen, einschließlich Anaplasmose, Babesiose, Ehrlichiose, Rickettsiose und Rocky-Mountains-Fleckfieber. Meist handelt es sich bei diesen um »schwerwiegende, lebensbedrohliche Infektionen«. Weltweit mehr Unheil als durch Borreliose droht von schweren systemischen Erkrankungen, die in einigen Teilen Afrikas, im Nahen Osten, in Asien aber auch schon in Südeuropa verbreitet sind; z. B. das häufig tödlich verlaufende Krim-Kongo-Fieber. In einigen Gebieten Senegals ist jeder 20. Bewohner von dem durch Zecken übertragenen Rückfallfieber betroffen.
Borreliose als systemische Erkrankung
Wir betrachten die Borreliose in erster Linie als eine systemische Erkrankung, das heißt eine Störung oder das Versagen der körpereigenen Regulation und damit des gesamten Immunsystems (siehe Seite 26).
Das Auftreten von Erregern muss dabei nicht ursächlich für die Erkrankung sein. Da eine systemische Erkrankung in erster Linie durch das Versagen der körpereigenen Regulationsvorgänge entsteht, indem bildlich gesprochen ein letzter Tropfen »das Fass zum Überlaufen bringt«, ist der »Infektionsweg« unwesentlich. Wichtig ist, die Regulation wieder »in Ordnung« zu bringen, sodass die natürlichen Regulationsprozesse wieder einwandfrei ablaufen können. Deshalb ist der für jede erfolgreiche Therapie wesentliche Schritt das Erkennen der »gestörten Regulation«.
Zur Geschichte der Borreliose und der symptomidentischen Erkrankungen
Die Borreliose ist scheinbar eine »neue« Erkrankung, die erst seit etwa zwanzig Jahren bekannt ist. Dies kommt aber nur daher, dass diese Erkrankung erst nach 1980 klinisch definiert wurde. Die Problematik besteht darin, dass die meisten »Infektionskrankheiten« auf einer modernen Definition beruhen und medizingeschichtlich betrachtet keine Erkrankung vor 1900 (bzw. keine Viruserkrankung vor 1940) sicher auf eine heutige Definition übertragen werden kann.
1883 beschrieb der polnische Arzt Alfred Buchwald den Fall einer »diffusen, idiopathischen Hautatrophie«, die bei einem 36-jährigen Patienten bereits über 16 Jahre bestanden hatte. Aufgrund der Schilderung handelt es sich dabei um die erstmalige Beschreibung der chronisch progredienten Dermato-Borreliose; 1894 wurde diese von Dr. Platen in seinem Werk »Die Neue Heilmethode« als Typhus recurrens als »günstige«, also heilbare Krankheit dargestellt. 1902 beschrieben Herxheimer und Hartmann die Entwicklung dieser Hauterkrankung von einer frühen entzündlichen zu einer späten chronischen Phase und nannten das Krankheitsbild Acrodermatitis chronica atrophicans (ACA). In den folgenden Jahren wurde das gesamte Spektrum der Erscheinungen beschrieben, nämlich Haarverlust, makuläre Atrophie, sklerodermieartige Veränderungen, ulnare Bänder, fibroide Knoten und das typische Erscheinungsbild der chronisch atrophischen, »zerknülltem Zigarettenpapier« ähnlichen Haut. Später wurde beobachtet, dass einige Patienten an Gelenkschmerzen litten, bevor sich die ACA entwickelte, und dass bei mehr als 10 Prozent der Patienten Gelenkveränderungen vorlagen.
Im Oktober 1909 berichtete der schwedische Arzt Arvid Afzelius von der Entwicklung eines Erythema migrans bei einer Patientin nach einem Zeckenbiss. Ebenso beschrieb W. Balban aus Wien detailliert die Entwicklung von annulären Erythemen bei drei Patienten. 1911 beschrieb J.L. Burckhardt erstmals ein solitäres Lymphozytom bei einer 60-jährigen Frau als erythematöse Plaque (2 x 6 cm), die über einige Wochen am Oberarm bestehen blieb.
1913 beschrieb Lipschütz einen Fall von Erythema chronicum migrans , das sich über sieben Monate von der Kniekehle ausgehend ausbreitete. Das Erythem erstreckte sich schließlich über den Oberschenkel und den Rücken bis zum Nacken und schwand dann spontan; die histologischen Veränderungen waren völlig unspezifisch. Später berichtete Lipschütz von einem Patienten mit zwei gleichzeitig bestehenden Erythema-migrans-Läsionen .
1922 veröffentlichten Ch. Garin und R. Bujadoux einen Bericht über einen 58-jährigen Patienten, der nach einem Zeckenbiss ein markantes Erythem entwickelte und etwa einen Monat später »von der Krankheit geradezu überfallen wurde, in einer raschen, schmerzhaften, beunruhigenden und in jeder Hinsicht ungewöhnlichen Art«. Er wurde mit »Schmerzen in den Beinen, am Rumpf und rechten Arm, begleitet von Lähmungen und Atrophie des rechten Deltamuskels« ins Krankenhaus eingewiesen. Sein Gesundheitszustand verschlechterte sich und nahm schließlich innerhalb von 21/2 Monaten einen Spontanverlauf mit einer Bewegungseinschränkung des rechten Armes als Restdefekt. Allerdings stellten die Autoren noch keinen Zusammenhang mit dem Erythem her.
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