Während Amphitryon und Kreon gegen die Taphier kämpften, schlich sich Zeus in Gestalt ihres Gatten zu Alkmene, brüstete sich mit einem heroischen Sieg und teilte mit der Ahnungslosen drei Nächte lang das Liebeslager.
Vorsorglich hatte der Kronide Helios befohlen, das Sonnenfeuer zu löschen und die Pferde des Sonnenwagens auszuspannen, und die Mondgöttin Selene hatte ihre Bahn so langsam zu ziehen, dass diese eine Nacht der Nächte sich so lang dehnte wie drei. Denn ein richtiger Held war ja kaum in Eile zu zeugen.
Nach einer anderen Überlieferung soll dies der letzte Seitensprung des Göttervaters gewesen sein, was zwar erklärte, warum derartige Helden heute fehlen. Aber entspräche das dem Wesen des Zeus?
Wie dem auch sei, auch die längste aller Nächte ging schließlich vorüber, und am nächsten Morgen stürmte der liebestolle Amphitryon freudig zu seiner völlig ermatteten Frau, um ihr von seiner triumphalen Eroberung zu berichten.
»Kein Auge«, winkte Alkmene schlaff ab, »haben wir letzte Nacht zugetan, und nun erwartest du, dass ich mir deine Geschichten ein zweites Mal anhöre?«
Verdutzt holte der Heimgekehrte beim Seher Teiresias Rat und erfuhr die ganze Wahrheit. Aus Angst vor göttlicher Eifersucht wagte es Amphitryon nicht, seine Frau auch nur zu berühren, und ist wohl der einzige griechische Held, der niemals mit seiner Gattin schlief.
Neun Monate später verkündete Zeus, an diesem Tage würde dem Stamm des Perseus ein unvergleichlicher Held geboren, der Tiryns beherrschen werde.
»Schwörst du bei Styx«, erwiderte Hera listig, »dass der vor Anbruch der Nacht geborene Persidensohn König wird?«
Treuherzig leistete der Göttervater den unwiderrufbaren Eid.
Hera eilte flugs nach Tiryns und beschleunigte die Geburtswehen Nikippes und befahl Eileithya, der Geburtsgöttin, Eurystheus als Siebenmonatskind noch vor Einbruch der Nacht auf die Welt zu bringen.
Als Hera sah, dass hier alles nach Wunsch geschah, machte sie sich nach Theben auf, hockte sich mit gekreuzten Beinen vor Alkmenes Tür, ihre Kleider in Knoten gebunden und die Finger ineinander verkrampft, auf dass sich die schon beginnende Geburt Herakles’ verzögere.
Galanthis, die treue Magd Alkmenes, stand ihrer Herrin in den Stunden andauernder Wehen zur Seite. Es dunkelte bereits, und noch immer kämpfte die werdende Mutter mit den Schmerzen.
Um Licht zu holen, verließ Galanthis das Gemach und erkannte in der vor der Tür sitzenden Göttin den wahren Grund für die Verzögerung und endlose Quälerei.
»Alkmene hat einen Knaben geboren!«, rief sie geistesgegenwärtig.
»Das ist doch nicht möglich.« Verblüfft sprang Hera auf, öffnete ihre Finger und Knie, und im gleichen Augenblick glitt Herakles aus Alkmenes Schoß.
Zwar verwandelte die strafende Hera nun Galanthis in das im Griechischen gleichnamige Wiesel, aber deren List kam dennoch zu spät. Denn im fernen Tiryns war bereits Eurystheus geboren; und Zeus, von seiner Gattin erneut überlistet, musste sich an seinen Schwur halten und Eurystheus die Königswürde zuerkennen.
Doch Heras Zorn war noch immer nicht gestillt. Um den Säugling Herakles zu töten, schickte sie zwei Schlangen. Aber das Kleinkind packte mit jedem Fäustchen eine und erwürgte sie.
Nun wurde auch dem letzten gewahr, Herakles würde ein gewaltiger Held werden – ja, der größte aller Helden überhaupt. Einige führen das auch darauf zurück, dass Hermes der Hera den Kleinen untergeschmuggelt habe, damit er von ihrer Milch trinken solle. Herakles sog so schmerzvoll, dass die Göttin den ungestümen Säugling von ihrer Brust riss. Die dabei verspritzte Milch ist heute noch als Milchstraße zu sehen.
In Theben wuchs Herakles hochgeachtet heran und heiratete Kreons Tochter Megara, mit der er etliche Kinder zeugte. Doch Hera schlug ihn mit Wahnsinn, in dem Herakles alle seine Sprösslinge eigenhändig umbrachte. Als Sühne befahl ihm das Delphische Orakel, sich nach Tiryns zu begeben und im Dienst des Eurystheus, der an seiner Stelle König geworden war, zehn Arbeiten zu verrichten.
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