• Erhebung, Auswertung und Analyse des Forschungsgegenstands
• Überprüfung der Ergebnisse mit Hilfe der oben genannten Theorien und Modelle (Katz, Lipset/Rokkan, Lijphart)
• Verifizierung bzw. Falsifizierung der Hypothesen
• Prognose der weiteren Entwicklung
Die Überprüfung der Eingangshypothesen und Analyse des Forschungsgegenstands erfolgt mit Hilfe qualitativer Methoden, vor allem der Inhaltsanalyse. Ergänzend werde ich einzelne quantitative Datenquellen auswerten, insbesondere Wahlergebnisse und Wirtschaftsstatistiken.
Neben dem Basisdesign der Fallstudie werden Elemente der Vergleichsstudie (z. B. Vergleich unterschiedlicher Parteien oder Vergleich mit Fallgestaltungen der verwendeten Literatur) sowie der Längsschnittstudie (zwecks Erhebung und Analyse der Veränderungen im politischen System) verwendet.
Als Untersuchungsebenen habe ich die Wahlergebnisse der Parteien, die Machtverteilung im Parlament, die Repräsentanz gesellschaftlicher Gruppen im Parteiensystem, strukturelle Veränderungen im Verfassungs- und Parteiensystem, sowie weitere Gruppen und Organe inner- und außerhalb des Regierungssystems ausgewählt.
Der Untersuchungszeitraum ist der „Erhebungszeitraum“ im engeren Sinne, welcher sich auf die Zeit von Mai 2013 bis Juni 2020 erstreckt. Darüber hinaus untersuche ich den Systemwandel seit der Regierungsübernahme der AKP im November 2002. Dort, wo es erforderlich ist, werde ich die historische Entwicklung des politischen Systems einbeziehen, was einem erweiterten Untersuchungszeitraum von 1923 bis heute entspricht.
1.7 Methodenauswahl
Die Arbeit ist konzipiert als Mehrebenen-Analyse des Regierungssystems in Form einer Einzelfallstudie. 20
Die Untersuchung des einen Falls Republik Türkei trägt einerseits der Tatsache Rechnung, dass ich ein sehr komplexes System sehr intensiv betrachten und analysieren werde, und somit die Details und der Umfang des Materials beträchtlich sind, andererseits, dass ein Vergleich der Türkei mit anderen Ländern (sowohl Europas als auch des Nahen Ostens) aufgrund der unterschiedlichen Systeme problematisch ist. 21
Als Forschungsmethode wähle ich die qualitative Auswertung verbaler Daten, wie zum Beispiel Zeitungsartikel, Interviews politischer Akteure, Parteiprogramme, wissenschaftliche Fachbeiträge, Verfassungs- und Gesetzestexte sowie visueller Daten (TV-Beiträge und Sequenzen im Internet).
Um dabei die aktuellen politischen Ereignisse und Veränderungen zu beobachten, werte ich unter anderen die Medien „Hürriyet Daily News“ und „Today’s Zaman“ (bis Sommer 2016) und „Daily Sabah“ in ihrer Online-Version aus.
Dabei sollen zunächst die Deskription der Aussagen ausgewählter Akteure, prozessuale Muster, Interaktionsmuster und dann eine Typologisierung im Rahmen der oben genannten Modelle bis hin zur Theoriebildung (Mehrheits- oder Konsensdemokratie) erzielt werden. Ergänzend beziehe ich quantitative Daten, vorwiegend auf ein- zweidimensionaler Ebene, wie zum Beispiel Wahlergebnisse, Statistiken zur Wirtschaftsentwicklung oder Matrizes zum Entscheidungsverhalten oder zur Typologisierung einzelner (Sub-)Systeme ein.
Diese Methodenauswahl entspricht der Theorie der qualitativen Inhaltsanalyse nach Philipp Mayring 22, 23, 24.
Mayring stellt in seinem Buch „Qualitative Inhaltsanalyse“ einige Grundsätze für die Entwicklung einer solchen Inhaltsanalyse dar:
„Grundsätze zur Entwicklung einer qualitativen Inhaltsanalyse
1. Die wissenschaftliche Orientierung am Alltag, an alltäglichen, unter natürlichen Bedingungen ablaufenden Prozessen des Denkens, Fühlens und Handelns bezieht sich auch auf das methodische Vorgehen: qualitative Inhaltsanalyse muss anknüpfen an alltäglichen Prozessen des Verstehens und Interpretierens sprachlichen Materials
2. Ein Ansatz der Analyse muss die Übernahme der Perspektive des anderen, also des Textproduzenten sein, um eine „Verdoppelung“ des eigenen Vorverständnisses zu verhindern
3. Eine Interpretation sprachlichen Materials auch durch qualitative Inhaltsanalyse ist immer prinzipiell unabgeschlossen. Sie birgt immer die Möglichkeit der Re-Interpretation.“ 25
In Kapitel 3.2 desselben Buches erklärt Mayring, dass eine Überwindung des Gegensatzes „qualitativ – quantitativ“ möglich ist. So kann aus seiner Erkenntnis während des Forschungsprozesses eine quantitative Analyse hinzugezogen werden. Dabei erfolgt „die Anwendung des Analyseinstrumentariums je nach Gegenstand und Ziel der Analyse gegebenenfalls unter Zuhilfenahme quantitativer Verfahren.“ 26
Dieser „Methodenmix“ ist für mich das geeignete Mittel, um die Aussagen der Parteien, Akteure, des Gesetzgebers und gesellschaftlicher Gruppen tiefergehend zu untersuchen und gleichzeitig Fakten wie Wahlergebnisse, Bevölkerungszahlen und Wirtschaftsdaten mit einzubeziehen. Eine Herausforderung ist es sicherlich, die vorwiegend als quantitative Analysen vorliegenden Modelle von Lipset und Rokkan sowie von Katz et al. durch qualitative Indikatoren zu ergänzen.
1Vgl. Abromeit/Stoiber (2006), S. 20
2Gabler Wirtschaftslexikon online, Springer Gabler, Stand 15.09.2013. Quelle: http://wirtschaftslexikon.gabler.de/Definition/verfassung.html
3Verfassungen der Türkei, online http://www.verfassungen.eu/tr/
4Vgl. Münch, Richard, Die Struktur der Moderne. Grundmuster und differentielle Gestaltung des institutionellen Aufbaus der modernen Gesellschaften. Frankfurt/M. 1984
5Scharpf, Fritz W: Interaktionsformen. Akteurszentrierter Institutionalismus in der Politikforschung. Opladen 2000
6Mayntz, Renate/Scharpf, Fritz W.: Der Ansatz des akteurszentrierten Institutionalismus. In: Mayntz, Renate/Scharpf, Fritz W. (Hrsg.): Gesellschaftliche Selbstregelung und politische Steuerung, Frankfurt, New York 1995, S. 39–72
7Zitiert aus: von Bandemer/Cordes 1989, S. 290
8Vgl. Abromeit/Stoiber (2006), S. 21
9Vgl. Rudzio, Wolfgang. Das politische System der Bundesrepublik Deutschland. Wiesbaden 2006, S. 381 ff.
10Lipset, Seymour M. /Stein Rokkan (Hrsg.), Party Systems and Voter Alignments: Cross-National Perspectives, New York/London 1967
11Katz, Richard S.: Party Government and its Alternatives. In: Katz, Richard S. (Hrsg.): Party Governments: European and American Experiencies, Berlin, New York 1987
12Lijphart, Arend, Democracies: Patterns of Majoritarian and Consensus Government in Twenty- One Countries (1984)
13Vgl. Lipset/Rokkan (1967) S. 14
14Ebd.
15Lipset/ Rokkan (1967) S. 14 (Übersetzung und Adaption des Verfassers)
16Katz (1987), S. 4
17Katz (1987), S. 7
18Sjöblom, Gunnar: The Role of Political Parties in Denmark and Sweden, 1970–1984, in: Katz (1987) S. 156 ff
19Lijphart, Arend: Democracies: Patterns of Majoritarian and Consensus Government in Twenty-One Countries New Haven and London 1984
20Siehe dazu Abromeit/Stoiber (2006), S. 30 f.
21Vgl. Lauth, Hans-Joachim, Gert Pickel und Susanne Pickel: Vergleich politischer Systeme, Paderborn 2014, S. 52 „archetypische Fallstudie“
22Mayring, Philipp: Qualitative Inhaltsanalyse. 11. Auflage Weinheim/Basel 2010
23Mayring, Philipp: Qualitative Inhaltsanalyse. In: Uwe Flick/Ernst von Kardorff/Ines Steinke (Hrsg.): Qualitative Sozialforschung. Ein Handbuch. Reinbek 2003, 468–475
24Vgl. auch Flick, Uwe: Qualitative Sozialforschung, Reinbeck 1995, S 48 ff. (Verknüpfung qualitativer und quantitativer Methoden)
25Mayring (2010) S. 38
26Ebd. S. 21
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