Selim Özdogan - Die Musik auf den Dächern

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Die Musik auf den Dächern: краткое содержание, описание и аннотация

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Latifa riecht plötzlich nach frisch geröstetem Kaffee, was erstaunliche Folgen hat. Ein junger indischer Germanist knackt das Passwort zum Nachlass eines gefeierten Schriftstellers – beobachtet von einem Hasen im Kopf von dessen Sohn. Außerirdische pflanzen Sonnenblumen in zu einem Hakenkreuz arrangierten Gummistiefeln. Der Rattenfänger von Hameln erzählt die Geschichte endlich mal aus seiner Sicht. Hillalum trifft die Gottmaschine. Şeyda hat Migrationshintergrund und geht mit dieser Diagnose ganz anders um, als von ihr erwartet wird.
Virtuos schlüpft Selim Özdogan in sehr verschiedene Erzählerrollen und zeigt dabei sein Können in allen Registern. Sein oft melancholischer Blick spürt das Schöne im Alltäglichen auf und legt dabei Überraschendes bloß. Gekonnt unterläuft Özdogan immer wieder die Erwartungen, indem er sämtliche Zuschreibungen ins Leere laufen lässt. Nicht zuletzt die Anspielungen und Zitate aus Mafiafilmen, Popmusik und Beatliteratur machen die Lektüre seiner Texte zu einem großen Vergnügen.

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Über siebzig Jahre lang soll der Bibelschreiber dort gearbeitet haben, seine Augen und Ohren sollen schlechter geworden sein, er soll immer länger für die Bücher gebraucht haben. Alle, die sich an ihn erinnern können aus einer Zeit, in der sie kleine Kinder waren, sagen, dass er damals über hundert gewesen sein muss.

Nachdem man den Bibelschreiber eines Morgens tot auf seiner Holzbank sitzend gefunden hatte, wurde die Schreibstube zu einem Ort, der die Menschen berührte, wie die Bücher sie berührt hatten. Wer eine halbe Stunde dort blieb, spürte die Melodie Gottes in seinem Blut, spürte, wie seine Widerstände sich auflösten und er Vertrauen fand, sich den Gezeiten des Lebens auszuliefern.

Wie bei den Büchern auch, schien es Menschen zu geben, die diese Melodie besser hören konnten als andere. So wie manche schneller liefen, höher sprangen oder rascher rechneten, so gab es wohl Menschen, die begabter waren, das Lied Gottes zu hören.

Manche behaupteten, wenn es diese Melodie wirklich gäbe, müssten alle sie gleich gut hören können. Die Gottmaschine, wie die Bibelwerkstatt jetzt genannt wurde, sei nichts als Blendwerk. Und selbst wenn sie kein Blendwerk sei, dann hieße das immer noch nicht, dass die Melodie wirklich von Gott kam. Die Gottmaschine, sie nannten es so, weil es die eigene Kraft verstärkte, so kümmerlich sie auch sein mochte.

Hillalum wartete. Er hoffte, dass irgendetwas in ihm sich aufrichten würde. Er dachte an seinen Sohn. An dieses winzige Wesen, das er in seinen Armen gehalten hatte. Er dachte an das Gefühl, als hätten seine Grenzen sich aufgelöst. Als hätte er nicht nur einen Sohn bekommen, sondern als wäre die ganze Welt zu seiner Familie geworden. Drei Wochen hielt dieses Gefühl an. Drei Wochen, dann hörte Enki einfach auf zu atmen.

Zunächst schien es, als würde sein Tod Rahel und Hillalum fester zusammenschweißen. Ein Jahr lang lehnte sich jeder am anderen an, und gemeinsam fielen sie nicht um.

Hillalum konnte nicht sagen, wann sie angefangen hatten, sich voneinander zu entfernen, wann die Gespräche über ein zweites Kind begonnen hatten, wann die Ängste, Hoffnungen und Wünsche sich zwischen sie gedrängt hatten. Bis Rahel schließlich ging.

Auf den Tag genau elf Monate nachdem Rahel gegangen war, war Hillalums Vater aufgetaucht, der Mann, der seine Mutter noch vor seiner Geburt verlassen hatte, weil er sie für untreu hielt. Nach 26 Jahren war sein Vater aufgetaucht, mit einer Axt in der Hand, und hatte Hillalums Mutter erschlagen, war dann in den Wald gelaufen und hatte sich erhängt.

Hillalum betrat also die Gottmaschine und sank auf die Knie.

– Warum?, schrie Hillalum. Warum ich?

Wem?

– Was?

Wem ist das passiert?

– Mir. Mir. Warum mir? Warum hast du mir alles genommen?

Wem?

– Mir.

Wer bist du?

– Hillalum. Dein Diener. Vielleicht. Ich weiß es nicht mehr. Was habe ich getan? Wo habe ich mich schuldig gemacht? Wo habe ich gesündigt?

Ich kenne keinen Hillalum. Es gibt niemanden, der gesündigt haben könnte.

Hillalum schrie, er schrie so laut, dass er dachte, seine Lungen würden bersten. Er wollte gesehen werden, gehört, verstanden. Er schrie und weinte. Er schlug auf den Holzboden. Er füllte den ganzen Raum mit seinem Leid, doch niemand sah ihn.

Wann soll dieser Hillalum denn entschieden haben, geboren zu werden? Wann soll er sich entschieden haben zu wachsen? Wann soll er sich entschieden haben, zu einem Mann zu werden und seine Lenden mit Kraft zu gürten? Wann soll er sich entschieden haben zu träumen, und wann soll er entschieden haben, was ihm im Traum erscheint?

– Herr, habe ich nicht immer zu Dir gebetet?

Wer soll das gewesen sein, der zu mir gebetet hat?

– Hillalum, krächzte Hillalum.

Sein Hals brannte, er fühlte sich, als hielte ihn nichts mehr zusammen, als könnte er jeden Moment auseinanderfallen. Und vielleicht fiel er auseinander. In einen Teil, der ein Kind war, das mit brombeerverschmiertem Mund in die Arme seiner Mutter lief. Einen Teil, der Rahel sah und sofort wusste, dass er sein Leben mit ihr teilen wollte, teilen und weitergeben. Einen Teil, der in der Schule saß und das Gefühl hatte, die Lehrer würden ihm seine Zeit stehlen und sein Leben nehmen. Einen Teil, der stolz und hochmütig war. Einen Teil, der mahnend und vorsichtig war. Einen Teil, der mutig und vertrauensvoll war. Einen Teil, der an Gott glaubte, und einen, der zweifelte. Einen Teil, der Zuflucht suchte, und einen Teil, der fluchte.

Hillalum zerbrach. Er schrie noch einmal seinen Namen, doch er wusste nicht mehr, wer das sein sollte. Hillalum. Nur dieses Fleisch und diese Knochen, die sich auf dem Boden hin- und herwarfen?

Was hatte ihn zusammengehalten?

Wem ist das widerfahren?

Im Traum ist man meist man selbst, aber man ist gleichzeitig auch all die anderen. Man ist die anderen, erlebt sie aber als getrennt von sich selbst. Man ist das Theater, die Bühne, die Ausstattung, der Regisseur und alle Schauspieler gleichzeitig. Hillalum. Ich bin hier.

Wenn man am Ende der Zeit angekommen ist, am Ende der Zeit Hillalums, wird es ein Erwachen geben für jemanden, der nie Hillalum gewesen ist.

Ein König mag glauben, dass er ein Reich hat. Doch vielleicht ist es das Reich, das einen König hat.

Hillalum mag daran zweifeln, dass er eine Seele hat.

Die Seele zweifelt nicht daran, dass sie einen Körper hat.

Du bist nicht dieser Körper. Was wäre anders, wenn man dir eine Hand abhacken würde? Du würdest dich immer noch Hillalum nennen. Du bist auch nicht deine Gedanken. Deine Gedanken haben sich geändert, immer wieder. Du bist nicht, was du siehst, denn auch das hat sich stets geändert. Du bist nicht, was du hörst. Und du bist auch nicht, was du fühlst. Nicht die Freude und nicht der Schmerz. Du bist. Ein Teil. Ich bin. Ein Teil.

Auch dort, wo du Schatten siehst, ist Licht. Licht, das woanders hinfällt.

Du bist. Der Atem. Die Zeit. Das Licht.

Es hat nie einen Hillalum gegeben. Es gibt keine Tropfen im Ozean.

Ich bin. Die Schöpfung. Das Licht. Das Leben.

Der Tod des Todes.

Du bist.

Ich bin.

Das Licht und der Atem und der Schatten.

Du weißt.

Jeder weiß.

Alles weiß.

Alles hört.

Alles.

Nichts.

Alles.

Eins.

DREI SEITEN

Vergiss es, hatte ich gedacht, als er mir die drei Seiten zeigte, vergiss es, das wird nie was. Das Bild, wie er eine der Ecken des Teppichs hochhob und diese drei Seiten Papier hervorholte, habe ich lange Zeit nicht vergessen, bis sich dann dieses andere davorschob.

Wenn du schreibst und veröffentlicht wirst, finden sich Menschen, die auch schreiben. Du ziehst sie an. Die Leute kommen zu dir, zeigen dir ihre Texte. Sie erwarten etwas von dir, Kritik, Lob, Aufmunterung, Mut, Hoffnung, Licht, Liebe, Kontakte zu Agenten und Verlagen oder auch nur das Gefühl, dass da jemand ist, der versteht. In jedem Fall wollen sie deine Aufmerksamkeit.

Ich habe in den Jahren seit meinem ersten Buch viele Menschen kennengelernt, die schrieben oder schreiben wollten. Ich habe Kurzgeschichten, Gedichte, Romananfänge gelesen. Bei den meisten Texten wusste ich nach zehn Zeilen: Das wird nichts. Kein Feuer, kein Mut, keine eigene Sprache, keine Tiefe, kein Vertrauen.

Nicht alle Autoren lesen, was sie da aufgedrängt bekommen, und ich habe ein paar Jahre gebraucht, um einen Umgang mit diesen Texten und Menschen zu finden, der weder anstrengend noch verletzend ist.

In den 90ern habe ich gesehen, wie ein Fan Henry Rollins bei einer Spoken-Word-Show unterbrochen hat und ihm eine Kassette geben wollte. Rollins lehnte kurz und bestimmt ab. Der Fan versuchte es noch einmal. Rollins riss ihm die Kassette aus der Hand, warf sie wütend weg und sagte irgendetwas Beleidigendes. Danach machte er weiter, als wäre nichts geschehen. Das Publikum brauchte ein, zwei Minuten, bis es sich wieder auf die Show konzentrieren konnte. Der Fan fühlte sich sicher länger schlecht.

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