Jürgen Erfurt
Transkulturalität - Prozesse und Perspektiven
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Umschlagabbildung: Luftaufnahme der Durchzüge, die durch Linien verbunden sind. Foto: Orbon Alija. Stock-ID: 1180187740
© 2021 • Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG
Dischingerweg 5 • D-72070 Tübingen
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Einbandgestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart
utb-Nr. 5542
ISBN 978-3-8252-5542-8 (Print)
ISBN 978-3-8463-5542-8 (ePub)
„Sie bombardieren uns hier im Seminar mit immer neuen Forschungsansätzen zu Transkulturalität. Können Sie uns denn nicht ein Buch empfehlen, wo man nachlesen kann, was eigentlich die Grundlagen dafür sind und wie sich diese Ansätze einordnen lassen?“ So vehement, wie eine der Studierenden des Masterstudiengangs „Moving Cultures“ ihre Kritik an diesem Seminar vortrug und andere KommilitonInnen ihr prompt darin beipflichteten, so recht hatte sie mit ihrem Ruf nach Orientierungswissen und so hilflos war ich in dieser Situation, denn ein solches Buch konnte ich ihr weder in DeutschDeutsch, noch in EnglischEnglisch, FranzösischFranzösisch oder SpanischSpanisch als den anderen Sprachen des Studiengangs empfehlen. Auch irritierte mich nicht wenig die Frage nach einem Buch. Hatten wir nicht im Semester zuvor, im Wintersemester 2016/17, als Jan Rupp, anglistischer Literaturwissenschaftler aus Heidelberg, und ich, romanistischer Sprachwissenschaftler an der Goethe-Universität Frankfurt am MainFrankfurt am Main, gemeinsam die Einführungsvorlesung hielten, eine Vielzahl von Materialien bereitgestellt, die unseres Erachtens auch gut zur Orientierung taugten? Aber so recht befriedigen konnte sie dieser Hinweis nicht; und auch nicht jener auf einige nützliche Texte, die meine KollegInnen in diesem Masterprogramm in ihren Lehrveranstaltungen nutzten. Und erst recht nicht der Hinweis, dass ein solcher Studiengang darauf spekulieren würde, dass sich mit der Zeit aus den unterschiedlichen Forschungsansätzen und Lehrmeinungen in den Köpfen der Studierenden ein Bild davon zusammensetzen würde, was es mit Transkulturalität auf sich habe.
Doch zeigt sich in diesem Ruf nach Orientierungswissen auch die Crux eines solchen Fächergrenzen überschreitenden und arbeitsteilig organisierten Studienprogramms, die immer wieder darin besteht, dass hier ganz unterschiedliche Logiken, Motivationen und Fachkulturen aufeinandertreffen. Und je nachdem, wie intensiv sich die Beteiligten sowohl mit den daraus resultierenden neuen und sie begeisternden Forschungsperspektiven als auch mit den sich in der Lehre abzeichnenden Lücken und Problemen befassen, stellt sich früher oder später, Ermüdung einkalkulierend, auch die Frage danach, auf welches Vorwissen und auf welche bisherigen Positionen rekurriert werden kann – und dies sowohl auf der Seite der Studierenden als auch der der Lehrenden. Dabei ist die Skepsis gegenüber „Kanonwissen“ mindestens ebenso groß, wie es eine Nachfrage nach Basiswissen, Orientierungswissen oder Prüfungswissen gibt. Zugleich artikuliert sich darin aber auch die Notwendigkeit, im Sinne einer KooperationKooperation über Fächer und Fachbereiche hinweg, die jeweiligen Anknüpfungspunkte an die Thematik der Transkulturalität dadurch zu identifizieren, dass die Fluchtlinien der Argumentation deutlich herausgearbeitet werden.
Diesen Zwiespalt vor Augen, verfolgt dieses Buch zwei Anliegen. Es nähert sich problemorientiert dem Gegenstand von Transkulturalität, indem es eine möglichst große Breite an philologisch-kulturwissenschaftlichen und sozialwissenschaftlichen Positionen in Betracht zieht und diese in die Forschungsfelder zu Transkulturalität einordnet. Eine Voraussetzung dafür war und ist die langjährige KooperationKooperation des Autors mit FachkollegInnen anderer Disziplinen und in anderen Wissenschaftskulturen, die es im Übrigen auch mit sich bringt, sich Rechenschaft über die ReichweiteReichweite – und Begrenztheit – des eigenen Tuns abzulegen. Hier knüpft das zweite Anliegen unmittelbar an. Als Sprachwissenschaftler geht es mir darum, für LeserInnen, die keine SprachwissenschaftlerInnen sind, die Bedeutung von Sprache im Kontext von transkulturellen Verflechtungen sichtbar zu machen und zu zeigen, wie Sprache, methodisch kontrolliert, in die Analyse transkultureller Prozesse und Strukturen einfließt. Für SprachwissenschaftlerInnen wiederum soll die Beschäftigung mit Transkulturalität sowohl disziplinexterne Sichtweisen und Analyseansätze sichtbar machen als auch Veranlassung dazu sein, die Zusammenhänge von Sprache und KulturKultur zu reflektieren und insbesondere eine Auseinandersetzung darüber zu führen, wie mit dem Instrumentarium der SprachwissenschaftSprachwissenschaftLinguistik kulturelle Verhältnisse durchdrungen werden können und die Sprache selbst als kulturelles Phänomen in ihrer KulturalitätKulturalität verstanden und analysiert werden kann.
Der institutionelle Rahmen, welchem dieses Buch seine Entstehung verdankt, ist der viersprachige Masterstudiengang MCTE1 an der Goethe-Universität Frankfurt am MainFrankfurt am Main. Von AnglistInnen und RomanistInnen 2012 initiiert, stützt sich das Programm dieses Studiengangs auf eine breite inter- und transdisziplinäre KooperationKooperation mit Lehrenden anderer Institute und Fachbereiche quer durch die Universität. Vieles, was in dieses Buch eingeflossen ist, geht auf Anregungen aus dieser Kooperation zurück. Das konkrete Forschungsmaterial freilich stammt aus den Projekten, an denen ich in den letzten zwanzig Jahren gearbeitet habe.
So ist es mir ein besonderes Anliegen, den KollegInnen zu danken, mit denen ich gemeinsam diesen Studiengang aufbauen und gestalten konnte und über die Jahre hinweg in wechselnder Besetzung auch die Einführungsvorlesung gehalten habe: Astrid Erll, Frank Schulze-Engler und Roland Spiller.
Dank gebührt den MitarbeiterInnen meiner Forschungsgruppe am Institut für Romanische Sprachen und Literaturen, in deren Rahmen viele Forschungslinien und -details zu Fragen der Mehrsprachigkeit, des sprachlichen Lernens und der SoziolinguistikSoziolinguistik zur Diskussion standen, die auf die eine oder andere Weise in dieses Buch Eingang gefunden haben: Valérie Fialais, Ludovic Ibarrondo, Atobé Kouadio, Tatjana Leichsering, Marie Leroy, Peter Reimer, Mona Stierwald, Reseda Streb und Anna Weirich.
Ebenfalls danken möchte ich KollegInnen, die über die Jahre hinweg die verschiedenen Forschungsprojekte unterstützt und begleitet oder auch das europäische NetzwerkNetzwerk zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses auf dem FeldFeld, Feldtheorie der Mehrsprachigkeit mitgetragen haben: Klaus Bochmann (Leipzig/Halle), Gabriele Budach (Luxemburg), Véronique Castellotti (Tours), Christine Hélot (Strasbourg), Georg Kremnitz (Wien) und Danièle Moore (Vancouver).
Eine große Hilfe beim Abfassen dieses Buchs waren mir die Anregungen, Einwendungen und Kritiken von Anna Weirich und Helga Bories-Sawala, die frühere Fassungen von fast allen Kapiteln gegengelesen sowie von Astrid Erll, Georg Kremnitz, Marie Leroy, Philine Erfurt Sandhu, Larisa Schippel, Mona Stierwald und Reseda Streb, die eines oder mehrere Kapitel kommentiert haben. Kathrin Heyng vom Verlag Narr Francke Attempto hat als Lektorin den Weg des Manuskripts zum Buch sorgsam und unterstützend begleitet. Joachim Gessinger hat die Abbildungen in die richtige Form gebracht. Ihnen allen gilt mein herzlicher Dank. Und auch hierbei gilt, dass alle im Text verbliebenen Mängel und Fehler einzig dem Autor anzulasten sind.
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