Dort setzte sich Mead für die Reformpädagogik ein, die wiederum auch wichtigen Einfluss auf sein sozialpsychologisches Werk ausgeübt hat, in dessen Zentrum die Entstehung der menschlichen Identität und die Genese des Bewusstseins steht. Werke u.a.: Mind, Self, and Society(1934) – The Philosophy of the Act(1938) – The Philosophy of the Present(1932) – Movements of Thought in the Nineteenth Century(1936). Die Kreative Schreib-SzeneSchreib-Szene ist mehr noch als die generelle, von Schreiber zu Schreiber individuell divergierende Schreib-Szene durch die ihr inhärente ästhetische Tätigkeit in einer Art kultureller Situation situiert; im Akt des durch Literatur kreativ geprägten Schreibens ist der Akt des Lesens wie des Gelesen-Werdens stets vorhanden: Jede Rezeption ist, literaturästhetisch gesagt, »Ausgangspunkt symbolvermittelter kultureller Selbstvergewisserung«, wodurch »sich auch das Selbst- und Weltverhältnis des Lesenden« und des Schreibenden verändert,91Frederking, VolkerÄsthetische Bildung mithin des Literatur-Produzenten wie des Literatur-Rezipienten (fallen sie in einer Person zusammen oder nicht). Dieses erfährt in der so eigens beförderten ästhetischen ErfahrungÄsthetische ErfahrungÄsthetische Erfahrung eine »grundlegende Wandlung.«92 [37]Durch die Kreative Schreib-SzeneSchreib-Szene und das Kreative Schreiben wird so auch eine Integrationshilfe zur Findung kultureller Identität vermittelt. Der literarisch Schreibende wie auch der genuin literarische AutorAutor beobachten sich selbst im Prozess des Schreibens und aus der Perspektive dessen, was Schreiben und dann auch Sprache und Literatur als künstlerisch-ästhetischer Ausdruck unter verschiedenen (technischen, kulturellen, sozialen, medialen etc.) Bedingungen für sich selbst und die reale oder fiktionale Welt jeweils evoziert und bedeutet; gemacht wird eine ästhetische Erfahrung, die sich »auf eine transzendente Dimension von Wirklichkeit hin öffnen«93Spinner, Kaspar H.Ästhetische Bildung kann. 1.2. Schreibprozesse und kulturelle Praxis Der so zum Ausdruck kommende Charakter des Schreibens als (nochmals nach FlusserFlusser, Vilém) »Ausdruck eines eindimensionalen Denkens, und daher auch eines eindimensionalen Fühlens, Wollens, Wertens und Handelns«, »eines Bewußtseins, das dank der Schrift aus den schwindelnden Kreisen des vorschriftlichen Bewußtseins emportaucht« – als »Schriftbewußtsein«»Schriftbewußtsein«94Flusser, Vilém zeigt zugleich an, dass dieses Schreiben weichsein kann, d.h. »plastisch, manipulierbar«.95Papier Denn schreibt man auf PapierPapier, wird ein Text, so Flusser, Zeilen bilden, die einem Schlusspunkt entgegen laufen; er wird ›diskursiv‹ sein und so wird »sein diskursiver Charakter, sein eindeutiges Hinzielen auf einen Schlußpunkt, den auf Papier geschriebenen Text als ein in sich geschlossenes und abgeschlossenes ›Werk‹ […] erscheinen lassen.«96 Schreibt man hingegen nicht zwangsläufig nur auf PapierPapier, ist das Schreib-Produkt, der Text, oft nicht mehr allein »das Resultat eines kreativen Prozesses, sondern er ist selbst dieser Prozeß, er ist selbst ein Prozessieren«.97 Die Frage, die sich an die Schlussfolgerung FlussersFlusser, Vilém anschließt, ist die »nach der Differenz, aber auch nach dem Verhältnis von Schreiben(als Prozeß) und Schrift[38](als Prozeßspur)«98Spur bzw. dann auch nach demjenigen von SchreibprozessSchreibprozess und Kreativem Schreiben. Vor allem zwei eng miteinander verbundene Strömungen der Forschung, die je eigene Verfahren hervor bringen,99Hoffmann, E.T.A. haben sich der Prozesshaftigkeit des SchreibensSchreiben als Prozess und Prozessspur näher angenommen und Modelle zu deren Erhellung entwickelt. Sie bieten geeignete Anschlussmöglichkeiten, den Prozess des Kreativen Schreibens aus zwei trotz ihrer disziplinären Divergenz und der gegeneinander in Stellung gebrachten Kritik einsichtigen Stoßrichtungen beispielhaft zu beleuchten: aus der Sicht kognitionswissenschaftlich-entwicklungspsychologischer Studien wie sie eine Reihe anglo-amerikanischer ›Klassiker‹ der SchreibwissenschaftSchreibwissenschaft anbieten und auf der Basis textgenetisch-editionstheoretischer Ansätze, wie sie die französische Critique GénétiqueCritique Génétiquebetreibt.100Hayes, John R.Flower, Linda S.Bereiter, CarlHandschriftDeutungAutor Die Differenz zwischen beiden Disziplinen der SchreibprozessforschungSchreibprozessforschung betrifft u.a. die Betrachtung der SchreibsituationSchreibsituation: Einmal wird diese in Feld- und Laborversuchen ins Auge fasst, um die Zusammenhänge zwischen Wissen, Denken und Schreiben aufzudecken, während dann die eigentlichen (literarischen) Schreibspuren in ihrer Vielfalt und Verflochtenheit im Zentrum stehen. 1.2.1. Entwicklungsaspekte beim Schreiben In seinem Aufsatz Development in Writingvon 1980 hat Carl BereiterBereiter, Carl mit Bezug auf die Arbeiten von John R. HayesHayes, John R. und Linda S. FlowerFlower, Linda S. sowie auch Marlene Scardamalia ein Stufenmodell des [39]SchreibvorgangsEin Stufenmodell des Schreibvorgangs erläutert,101Bereiter, CarlHayes, John R.Flower, Linda S.SchreibprozessBecker-Mrotzek, MichaelBöttcher, IngridSchreibkompetenz das es möglich macht, die Interferenzen zwischen einzeln zu lokalisierbaren Schreib-Entwicklungen empirisch-experimentell mittels Daten zu verfolgen. Schreiben wird von Bereiter in Überarbeitungsprozessen beobachtet und es wird seine Modellierung in der Integration dreier Aspekte gefordert: […] die Organisation der kognitiven Schritte, die das Schreiben bestimmen; die Abstufungen des Vorgangs, vom hochbewußten und beabsichtigten zum unbewußten und automatischen Schreiben; schließlich die Frage, wie es möglich ist, die individuellen Fähigkeiten so einzusetzen, daß der Schreibprozeß fortgesetzt werden kann.102Bereiter, Carl Die Bestimmung und Abgrenzung des Konzepts ›Kreatives Schreiben‹ muss sich – so betrachtet – mit Zweckvorgaben und Einschränkungen befassen, die ein Wissen103Hoffmann, E.T.A.Spur generieren können, das für den kreativ Schreibenden verfügbar ist, um, wie es BereiterBereiter, Carl ausdrückt, »auf eine bestimmte Artzu schreiben.«104Bereiter, Carl Ein Beispiel gibt Bereiter selbst, indem er auf das Konzept, einen Kriminalroman zu schreibenWas tut man, um z.B. einen Kriminalroman zu schreiben?, hinweist – eine SchreibpraxisSchreibpraxis, die in abstrahierter Hinsicht exemplarisch für jedes Vorhaben des Kreativen Schreibens ist. »Selbst eine Person, die noch nie einen Kriminalroman geschrieben hat«, so Bereiter, werde ein »Kriminalroman-Konzept bereit haben«, das »auch einen Anfänger« dazu bringe, an ein Verbrechen zu denken, an einen Ermittler, an eine Möglichkeit, den Ermittler in Kontakt zum Verbrechen zu bringen, an ein rätselhaftes Element etc., das einfordert, die Identität des Täters bis zum Schluß geheimzuhalten [40]und vielleicht sogar auf bestimmte stereotype Ereignisse, FigurenFigur, Ausdrücke zu rekurrieren.105 Und der erfahrene AutorAutor von Kriminalromanen werde »ein ausgefeilteres Konzept mit komplexeren Anforderungen ans Schreiben zur Verfügung haben, das kompliziertere Suchbewegungen und Entwicklungen« ermögliche.106 Wird diese Vorstellung eines integrativen SchreibmodellsSchreibmodell an Vorstellungen des Kreativen Schreibens angebunden, ergibt sich eine Bestimmung dessen, was linguistisch oft Textsortenmusterwissen107Fix, Martin und medienpädagogische Genrekompetenz108HandlungFigurLesekompetenzTextsortenwissen und Genrekompetenz genannt wird. BereiterBereiter, Carl führt fünf Elemente an, die seiner Meinung nach in einem solchen SchreibprozessSchreibprozess enthalten sind: 1 Ein beschränktes Ensemble an ziemlich spezifischen Intentionen[…]. 2 Ein Ensemble an Strategien, die es ermöglichen, diese Absichten umzusetzen. Eine Strategie wird schließlich folgendes einschließen: 3 Inhaltskategorien, die nötig sind, damit das Ziel erfüllt, der Plan ausgeführt werden kann.
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