generell textgestalterisch-narrative Ausdrucksformen in deren Vielschichtigkeit, in ihrer kulturtragenden Funktion und ihrer Symbolkraft ästhetisch erfahrend an.71Spinner, Kaspar H.Ästhetische Bildung KreativitätKreativität wird hier nicht allein entfaltet; Kreativität ist der notwendige KatalysatorKreativität als Katalysator, um eine solche Schreib-Szene überhaupt zu initiieren. Die Frage, die den Begriff des ›Kreativen Schreibens‹ leitet, lautet somit: Wie kann KreativitätKreativität – didaktisch, pädagogisch, anleitend – für den Schreibenden durch den »Erwerb von Wissen, Kenntnissen, Fähigkeiten und Fertigkeiten« gefördert werden, damit dieser »neue und ungewöhnliche Leistungen entwickeln« kann?72ÄsthetikKreativität Für diese Grundfrage der Kreativen Schreib-SzeneSchreib-Szene gewinnen die »zu Gebote stehenden SchreibwerkzeugeSchreibwerkzeuge, Schreibgewohnheiten Schreibblockaden (in der Regel PapierPapier, Feder und Tinte, Bleistift, Kugelschreiber, SchreibmaschineSchreibmaschine oder ComputerComputer)« und die »Schreibgewohnheiten (Anlaß, Ort, Zeitpunkt, Dauer)« an Gewicht; in ihr werden die »Stimulantien und Surrogate der InspirationInspiration zur Überwindung der oft beklagten Schreibblockaden« sowie auch die »soziale Situation«, die »biographische Lebenslage« und das (womöglich bereits ausgebildete oder auszubildende) ästhetische »Selbstverständnis« hervorgehoben.73Stingelin, Martin Der Begriff der ›Kreativen Schreib-SzeneSchreib-Szene‹ verdeutlicht so denjenigen des ›Kreativen Schreibens‹, indem beide auf Dasselbe abzielen: Durch die, wie Kaspar H. SpinnerSpinner, Kaspar H. es formuliert, »Aktivierung der Imaginationskraft« ist es möglich, etwas »Neues« respektive »zumindest eine neue Sicht auf Bekanntes« entstehen zu lassen,74Spinner, Kaspar H. indem gewohnte, im Alltag eingeschliffene Vorstellungsmuster schreibend durchbrochen werden können.75 Bei der Kreativen Schreib-Szene und damit auch beim Kreativen Schreiben spielen intensive Wahrnehmungsmöglichkeiten ästhetischer RezeptionserfahrungenÄsthetische Rezeptionserfahrungen eine große Rolle, wie sie wiederum die [33]Ästhetische BildungÄsthetische Bildung stark zu machen vermag, und zwar hier durch die Möglichkeit des schreibenden Subjekts, sich probeweise die Art der Welterschließung zu eigen zu machen, die die Literatur als ästhetisches Objekt präsentiert.76Spinner, Kaspar H.Ästhetische BildungÄsthetikSemiotik Ausgangspunkt dieser Erfahrung ist die spezifische Gestalt des literarischen Objekts, von dem aus kreativ schreibend Gestaltungs- und Ausdrucksformen für die Wahrnehmungen und Eindrücke gesucht und gefunden werden, die zugleich »Hilfe zur Verarbeitung, zur Klärung und zum Verstehen« der jeweiligen Lebenswirklichkeit bieten; im Produktionscharakter der Kreativen Schreib-SzeneSchreib-SzeneProduktionscharakter der Kreativen Schreib-SzeneSchreib-Szene wird Erlebtes bzw. Rezipiertes in ästhetischer FormForm zum Ausdruck gebracht; es gelangt »vom nicht kommunikablen Inneren nach außen und wird damit für den intersubjektiven Austausch verfügbar«: »Das Hervorgebrachte wird auf diese Weise zu einem Gegenüber, das mit Distanz betrachtet und reflektiert, geteilt und miteinander besprochen werden kann.«77Spinner, Kaspar H.Ästhetische Bildung In der Kreativen Schreib-Szene fallen die wahrnehmend-rezeptive (Aisthesis), die gestaltend-produktive (Poiesis) und die urteilend-kommunikative Dimension (Katharsis) der Ästhetischen BildungÄsthetische Bildung im Sinne von Hans Robert Jauß zusammen.78Ästhetische Erfahrung In ihr ist die Literatur von Anfang an präsent; diese bietet die IdeeIdee, die InspirationInspiration, den Katalysator der KreativitätKreativität, der durch die noch näher vorzustellenden Methoden des Kreativen Schreibens,79Böttcher, Ingrid insbesondere durch Verfahren des antizipierenden, Text erweiternden wie verändernden, analogen und zu Textvorlagen freien Schreibens80Spinner, Kaspar H. zu etablieren ist. Abb. 1: Modell der Kreativen Schreib-SzeneSchreib-Szene (GestaltungGestaltung: Verf.) Im Vordergrund stehen damit sowohl explizit literarische Schreibübungen wie SchreibverfahrenSchreibverfahren, d.h. schriftlich fixierte, fiktionale Erzählformate, ohne zu übersehen, dass das Kreative [34]Schreiben auch im Bereich des wissenschaftlichen oder professionell-konzeptionellen bzw. journalistischen Schreibens kreativeAnwendung findet.81 Das Schreiben in der Kreativen Schreib-SzeneSchreib-Szene fungiert, mit Joachim Fritzsche gesagt, als Lerngegenstand und Lernmedium gleichermaßen:82 Die Textproduktionskompetenz ist für sie und in ihr ebenso zentral wie die Persönlichkeitsentwicklung als Schreibender, der bei der von ihm ausgeübten kulturellen Praxis nicht nur Textsortenwissen und SchreibfertigkeitenTextsortenwissen und Schreibfertigkeiten entwickelt, sondern auch »sich selbst«.83Abraham, UlfMaiwald, Klaus Indem er dies tut, gerät er gleichzeitig in einen Prozess vor allem literaturästhetischer Bildung. Was heißt das explizit? Volker FrederkingFrederking, Volker hat vorgeschlagen, im Rahmen literaturästhetischer Fragestellungen George Herbert MeadMead, George Herbert zum Ausgangspunkt einer »theoriegeschichtlichen Spurensuche«84Frederking, VolkerÄsthetische Bildung zu machen – [35]eine Fragerichtung, die für das vorliegende Thema allein dadurch einsichtig wird, dass Mead sich an der Philosophie John DeweysDewey, John orientiert,85Dewey, JohnFrederking, VolkerÄsthetische Bildung die für das Kreative Schreiben seit dessen Ursprüngen eine schreibpädagogische Basis darstellt.86Glindemann, Barbara Mit Frederking lässt sich Meads Begriff der »ästhetischen Haltung«87Mead, George Herbert für eine ArchäologieArchäologieder Kreativen Schreib-SzeneSchreib-Szene und des Kreativen Schreibens im Rahmen literaturästhetischer Bildung zu Hilfe ziehen, eine Haltung, die sich »in einem verändernden Blick auf sich und die Welt«88Frederking, VolkerÄsthetische Bildung realisiert. Dabei wird der Dichter zum »Musterbeispiel für die potentielle Autonomie des Individuums gegenüber gesellschaftlichen Zugriffen« und sein schreibend geschaffenes literarisches Kunstwerk »zum Beleg für die potentielle Veränderbarkeit von Welt – jenseits aller konventionellen Vorgaben.«89 Dadurch lässt sich das Schreiben eines literarischen Textes »nicht nur als künstlerische Verarbeitung ästhetischer Erfahrungen verstehen, sondern auch als individuelle und kreative FormForm kultureller SelbstkonstruktionSchreiben als kreative Form kultureller Selbstkonstruktion jenseits kollektiver Passformen«; und wenn sich das Schreiben dann hierbei innerhalb einer Kreativen Schreib-SzeneSchreib-Szene abspielt, wird einmal mehr verständlich, was MeadMead, George Herbert meint, wenn er erklärt, dass »Genusswerte« zu ziehen sind, wenn »wir Werke großer Künstler ästhetisch verstehen«, Genusswerte, »die unsere eigene Lebens- und Handlungsinteressen erfüllen und interpretieren«, da die Menschen in Kunstwerken »den Sinn ihrer eigenen Existenz ausdrücken können.«90Mead, George Herbert [36]George Herbert MeadMead, George Herbert war ein US-amerikanischer Soziologe, Sozialpsychologe und Philosoph, der sich neben seiner Forschungs- und Lehrtätigkeit intensiv für sozialreformerische Projekte engagierte. Während seines Philosophiestudiums ab 1887 an der Harvard University hörte er Vorlesungen bei Josiah Royce, George H. Palmer und Francis Bowen. Mit Hilfe eines Stipendiums studierte er 1888/89 zeitweilig in Deutschland bei Wilhelm Wundt an der Universität Leipzig und bei Wilhelm Dilthey, Hermann Ebbinghaus, Gustav Schmoller und Friedrich Paulsen in Berlin. 1891 wurde er Dozent an der University of Michigan, wo er Charles H. Cooley und vor allem John DeweyDewey, John kennen lernte, mit dem ihm eine lebenslange Freundschaft verband; 1894 wechselte er mit diesem als Assistenzprofessor an die University of Chicago.
Читать дальше