Leonardo Sciascia - Ein Sizilianer von festen Prinzipien

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Leonardo Sciascia wurde 1921 in Racalmuto als Sohn eines autoritären Schwefelgrubenverwalters geboren; das Gymnasium unterforderte ihn, sowohl als Schüler als auch als Lehrer. Herauskam ein großer Befreiungsschlag: einer der bedeutendsten Schriftsteller, Publizisten der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts, ein großer europäischer Aufklärer: stets Sizilien und den Mikrokosmos Racalmuto als Metapher der Welt vor Augen.

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Das Gewand, auf das der arme Notar sich bezieht, ist der sogenannte Sanbenito: ein saccus benedictus , gebenedeiter Sack, eine Art kurze Tunika, gelb, markiert mit zwei Linien in Form eines Andreaskreuzes. Das war das Gewand der Schande (und selbst wenn heute in den sizilianischen Ortschaften ein jeder, um mit Pirandello zu sprechen, seinen eigenen Sanbenito trägt, um wie viel grausamer muss es wohl in der Vergangenheit gewesen sein, tatsächlich das Gewand der Schmach zu tragen).

Garufi geht davon aus, dass der Vorschlag des Notars, die Bestrafung mit dem Sanbenito in eine Geldstrafe umzuwandeln, den Inquisitor nicht ungerührt gelassen hat: Denn es handelte sich um Juan Bezerra de La Quadra, ein Mensch, bei dem Raffgier und Grausamkeit sich die Waage hielten. Dass aber der Notar tatsächlich lutherische Ansichten vertreten haben soll, das bezweifeln wir: So wie wir bezweifeln, dass all diejenigen tatsächlich lutherischen Glaubens waren, die als hartnäckige Lutheraner angeklagt oder als solche verdächtigt vom Heiligen Offizium der säkularen Gerichtsbarkeit überlassen oder wieder mit dem Glauben versöhnt und mit mehr oder minder schweren Geld-, Körper- oder Haftstrafen belangt wurden. Wenn man heute mit einem Bauern, einem Arbeiter aus den Schwefelgruben oder auch mit einem Ehrenmann über Angelegenheiten der katholischen Religion spricht, so fällt es noch immer leicht, bestimmte Urteile aus ihrem Mund über die Sakramente, über das Seelenheil, über das Priesteramt – ganz zu schweigen von den Ansichten über die irdischen Interessen und das weltliche Verhalten der Priester – als lutherische Vorstellungen auszuweisen. Tatsächlich aber dürfen solche Urteile nicht einmal annähernd als ketzerische Ansichten betrachtet werden; sie sind, in Bezug auf die Religion, etwas darüber Hinausreichendes und Schlimmeres: Sie gründen auf einer völligen Unempfänglichkeit gegenüber der Metaphysik, dem Mysterium, der geheimen Offenbarung; eben auf dem uralten Materialismus des sizilianischen Volks.

Was etwa die Beichte angeht, da brauchte es keinen Luther, um das Misstrauen und den Widerstand eines Sizilianers zu wecken. Immer schon war dieses Sakrament in seinen Augen nichts weiter als ein schlauer, sozusagen eines Boccaccio würdiger Kunstgriff: ein Instrument, das eine privilegierte Gesellschaftsschicht, also die der Priester, ersonnen hat, um in den Genuss sexueller Freizügigkeiten auf anderer Leute Terrain zu kommen und um im selben Moment ebendiese Freizügigkeiten bei den Nichtprivilegierten zu tadeln; einem Sizilianer bedeutet ein Privileg nicht so sehr die Freiheit, sich bestimmte Dinge erlauben zu dürfen, als vielmehr das Vergnügen daran, anderen genau diese Freiheit zu verbieten. Und selbst das Zölibat der Priester erschien am Ende als so etwas wie eine List, eine Irreführung: um nicht mit gleichen Waffen auf dem tückischen Terrain kämpfen zu müssen, auf dem die Frauen sich der Ehrhaftigkeit der Männer bedienen, um selbst unangreifbar zu sein. Und von dieser Überzeugung rührt das Verbot, das die Ehemänner, Väter, Brüder ihren Frauen hinsichtlich der Beichte erteilten. Was ihr eigenes Beichten anging, waren sie der Ansicht, das sei nichts für Männer, einem anderen Mann gegenüber die eigenen Empfindungen, Schwächen, geheimen Taten und Absichten zu bekennen; noch glaubten sie, dass ein Mann, einer ihresgleichen, von Gott mit der Macht ausgestattet worden war, ihnen ihre Sünden zu vergeben; und auch nicht, dass es tatsächlich Sünden gibt. Die einzige Vorstellung, die der Sizilianer von der Sünde hat, ist sehr prägnant in folgendes Sprichwort eingegangen: Cu havi la cummindità e nun si nni servi, mancu lu confissuri cci l’assorvi ; was tatsächlich die ironische Umkehrung nicht nur der Beichte darstellt, sondern die des Grundprinzips des Christentums: Der Beichtvater wird dem die Absolution nicht erteilen, der nicht jede Gunst und Gelegenheit hinsichtlich fremden Besitzes und vor allem anderer Leute Frauen zu nutzen weiß. Und aus ebendieser Haltung gegenüber dem Anderen entspringt ja das Gefühl von Gefährdung und Unsicherheit in Bezug auf das Eigene; diese geschärfte und misstrauische Wachsamkeit, diese schmerzliche Bangigkeit, diese übersteigerte Besorgnis, die Frauen und Besitz umgeben und die wiederum eine Art von Religiosität, wenn nicht gar von Religion darstellen.

Und dass die Beichte die Schwachstelle der Sizilianer war, das hatte der zuvor so rühmlich erwähnte Inquisitor Juan Bezerra de La Quadra wohl verstanden (man hatte es ihm zu verstehen gegeben, um genauer zu sein):

Einige Personen aus der Diözese, die unserem Herrgott dienen möchten, haben uns dringend gebeten, die Pfarrer der einzelnen Pfarreien anzuweisen, eine Liste all jener zu führen, die zur Beichte und zur Kommunion gehen, damit wir wissen, wer eine solche Pflicht vernachlässigt, denn derer sind es viele … 16

Aber sicherlich wurde diese Anordnung nicht gestreng umgesetzt: Wie wir Grund haben anzunehmen, entzogen sich tatsächlich viele einer so wesentlichen Pflicht.

Es war also ein Leichtes, Anklagen wegen Luthertums zu erheben, und zwar zu Lasten von jedermann, wenn man dabei die grundsätzliche Gleichgültigkeit der Sizilianer gegenüber der Religion außer Acht ließ; und auch ein Element, das für die Ablehnung des echten Luthertums ausschlaggebend war: Und das ist, um es mit Verga zu sagen, der Krieg der Heiligen; was das einzige Element im katholischen Glauben war, das das sizilianischen Volk in seinem ureigenen Wesen berührte. Und das aus absolut unchristlichen Motiven.

Selbstverständlich wollen wir nicht ausschließen, dass es in Sizilien, besonders im Osten der Insel, einzelne Personen oder kleine Gruppen gegeben hat, die tatsächlich lutherische oder calvinistische Auffassungen teilten; aber es scheint nicht, als könnte man ausgehend von den Fällen in Messina, in Mandanici, in Noto mit Fug und Recht von einer Verbreitung reformatorischer Fermente sprechen 17. Mit umso mehr Recht glauben wir, auf Sizilien das übertragen zu können, was Américo Castro in Bezug auf die Inquisition über Spanien sagt:

Selbst die Existenz eines so törichten, alles andere als heiligen Tribunals war nur möglich, weil es in seiner Umgebung an jedweder intellektuellen Kraft fehlte. In Wirklichkeit gab es keinerlei Häresie, die zu bekämpfen gewesen wäre … 18

Sonst wäre in Sizilien die Irreligiosität eines ganzen Volks zu bekämpfen gewesen. Aber für diese Aufgabe fehlte es dem Heiligen Offizium wahrhaftig nicht nur an Heiligkeit, sondern auch an Intelligenz.

In Racalmuto wurde bis vor wenigen Jahren eine Stelle auf der Piazza Francesco Crispi lu cuddaru , das Halsband, genannt: Erinnerung an ein Instrument, das vom Heiligen Offizium reichlich eingesetzt wurde, um gewöhnliche Gotteslästerer zu bestrafen, Gotteslästerer, die keine Ketzer waren. Am selben Platz hatte wahrscheinlich das Kommissariat der Inquisition seinen Sitz.

Das Halsband war, so erklärt es Pitré, ein Werkzeug aus Eisen, das sich mit einer speziellen Vorrichtung öffnen und schließen ließ und ganz und gar dem für Hunde glich , befestigt an einer Mauer oder einem Pfahl. Nackt vom Gürtel aufwärts und reichlich mit Honig beschmiert, blieb der lässlicher Sünden Beschuldigte hier ausgestellt – für nicht mehr als drei Stunden, wenn man sich an die Verse hält, die Guastella in der Umgebung von Modica gesammelt hat:

Infamer, du! Das Halsband haben sie dir angelegt, und aufgefressen wirst du von den Fliegen, drei Stunden lang! 19

Da diese Worte zur Beschimpfung ausgestoßen wurden, ist logischerweise anzunehmen, dass sie dem Infamen (was in diesem Fall, in einer seltenen Bedeutung, für schamloser Mensch, nicht für Spitzel steht), das Höchstmaß der Strafe vorhielten. Man beachte also, wie eine Strafe, die jeden treffen kann, Schmach über denjenigen bringt, der sie erduldet hat – so wie der Sanbenito, den zu tragen tatsächlich das ganze sizilianische Volk hätte verurteilt werden können.

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