S.F. Chartula
Ein Hauch von Nemesis
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Inhaltsverzeichnis
Titel S.F. Chartula Ein Hauch von Nemesis Dieses ebook wurde erstellt bei
Widmung Widmung Für die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben Katja und Mathis Samuel
„Nein, gerade Tatsachen gibt es nicht, nur Interpretationen.“ „Nein, gerade Tatsachen gibt es nicht, nur Interpretationen.“ Friedrich Wilhelm Nietzsche
Prolog
Wünsche
Vergessen
Ein überraschender Besuch
Fahrt ins Ungewisse
Ankunft im Nirgendwo
Fragen (Tag 1)
Bleibende Ungewissheit (Tag 2)
Die Nackte Wahrheit (Tag 3)
Erste Übungen (Tag 4)
Schutz und Verteidigung (Tag 5)
Unwissenheit (Tag 6)
Neue Waffen (Tag 7)
Lehrjahre (der 8. Tag)
Familienbande
Jagdfieber
Ein neuer Feind
„Hüte Dich vor dem wahren Schotten!“
Der letzte Kampf
Erwachen
Zurück ins alte Leben
Die bekannte Fremde
Die Antagonisten
Eine zweite Wahrheit
Besuch
Wiedersehen
Verbündete
Nachforschungen
Nachforschungen II
Das Attentat
Epilog
Vielen Dank
Impressum neobooks
Für die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben
Katja
und Mathis Samuel
„Nein, gerade Tatsachen gibt es nicht, nur Interpretationen.“
Friedrich Wilhelm Nietzsche
Es war mal wieder einer dieser Tage, an denen man schon am Morgen wusste, dass der Tag nichts wirklich Gutes für einen bereit hielt. Man wachte mit dieser unbestimmten Angst auf, die so unwirklich war, dass man sie nicht packen konnte, aber auch wieder zu wirklich, um sie gänzlich zu ignorieren. Man drehte sich nochmals um und grübelte im Halbschlaf (na was sollten da auch schon für stichhaltige Erkenntnisse herauskommen) darüber nach und wollte einfach versuchen, diese Angst zu packen. Oder man suchte nach einem Grund nicht aufstehen zu müssen, aber irgendwie lief beides ins Leere, weil irgendwann doch die vermeintliche Vernunft obsiegte und schon ein paar Minuten später versuchte man unter Aufbietung seiner gesamten Ratio diese unbestimmbaren Ängste fort zu wischen und trauerte lediglich nur noch dem warmen Bett nach, das verlassen hatte und für das die heiße Dusche irgendwie nie so recht einen gleichwertigen Ersatz darstellte, obwohl man es sich jeden Morgen aufs Neue einzureden versuchte. Man stellte sich also auch wieder an jenem Tag der Realität und bedachte dabei nicht, dass das viel beschworene Schicksal oftmals gar nicht so viele Mittel zur Verfügung hatte, einen zu warnen, oftmals stand ihm dafür eben nur eine kleine unbestimmte Angst zur Verfügung.
Aber ich besann mich eines Besseren, ließ die Nacht und ihre Träume und Alpträume im Schlafzimmer zurück (das immer noch eine starke Anziehungskraft ausübte, obwohl ich mich bereits für die kalte, harte, grausame, aber eben vor allem gefühlstote Wirklichkeit entschieden hatte). Es kam mir so vor, als ob die Dusche mit jedem Morgen kälter wurde, unwirtlicher und ungemütlicher, naja kalt duschen sollte ja den Kreislauf anregen. Ob das auch für nur gefühlte Kälte galt? Nun ja, ich wollte es mal annehmen und belog mich zu meinen Gunsten einmal mehr, schließlich tat man ja was für seine Gesundheit. Nach einem langen inneren Zwiegespräch, ob ich die Dusche wirklich verlassen sollte, entschloss ich mich doch dazu, nun vollends in die feindliche Welt hinaus zu treten. Beim Abtrocknen bemerkte ich, dass die Dusche doch gar nicht so kalt war, zumindest jetzt nicht mehr, wo man so den direkten Vergleich hatte. Aber jetzt nochmal sich Abbrausen wäre ja eigentlich Blödsinn, oder? Ich wog nochmals diese Option ab, aber abermals siegte der Verstand und ich kleidete mich vollends an.
So, jetzt konnte der Tag kommen. Ein kleiner Blick auf die Uhr bestätigte, dass er dies auch tat und zwar schneller als mir lieb war. Okay, also schnell Zähne putzen, rasieren, Schuhe anziehen. Frühstück musste leider ausfallen, aber ich hatte ja eh keinen Hunger. Wäre eh nicht gesund morgens zu viel zu essen; könnte auch abends gewesen sein. Ich wusste es nicht mehr so genau, aber man redete sich halt seine eigenen Verhaltensweisen schön und bald glaubte man sich auch seine eigenen Lügen, sie mussten dann nicht mal mehr sonderlich raffiniert sein. Es reichte, wenn sie bequem waren.
So, jetzt die Jacke geschnappt, die Tasche (die man in weiser Voraussicht bereits am Abend gepackt hatte, irgendwie durchschaute man seine Selbstbetrügereien dann doch) unter den Arm geklemmt und raus, um noch den Bus zu kriegen. Ein Blick auf die Uhr gab Sicherheit: man befand sich in der täglichen Routine, das heißt man war mal wieder viel zu spät dran und überlegte sich schon die ersten Ausreden, während man zu laufen anfing.
Ich bog gerade ums Eck, da machte das der Bus auch, doch leider aus der anderen Richtung, was hieß, dass noch gut 300 Meter zwischen uns lagen. Keine Unmöglichkeit diese Distanz zu überwinden und den Bus noch zu erwischen, allerdings nur unter der Prämisse, dass noch genügend Leute, die pünktlich waren, an der Haltestelle warteten. Taten sie auch. Ich erwischte also gerade noch mein Fortbewegungsmittel und ließ mich auf eine leere Sitzreihe fallen, warf meine Tasche neben mich und entleerte damit den ganzen Inhalt auf dem Sitz. Ach ja richtig, hatte gestern die Tasche ja offen gelassen, weil ich noch meine Verpflegung mitnehmen wollte, die nun noch wohlbehalten zu Hause im Kühlschrank lag. Naja ok, ich wollte eh abnehmen, ein bisschen zumindest. Und das entsprach ausnahmsweise einmal der Wahrheit, nur leider hielt dieser Vorsatz nicht lange genug an, um auch Wirkung zeigen zu können. Ich kannte mich: spätestens zum Mittag würde ich mir doch wieder etwas zu Essen holen und weil der Magen dann so knurrte, würde dies dann wieder üppiger ausfallen als ich eigentlich wollte. Eigentlich sollte ich mir jetzt schon eine Ausrede deswegen überlegen, also eine die auch Hand und Fuß hatte, nicht so eine schnell formulierte, die ich anfangs noch zehn Mal wiederholen musste, bis ich mir selbst ansatzweise Glauben schenkte. Aber nein, ich ging ja davon aus, dass ich heute eisern durchhielt, bis ich wieder zu Hause war. Ausgerechnet heute? Was unterschied denn heute von den letzten Tagen?
Meine Habseligkeiten befanden sich nun wieder im Innern meiner Tasche und ich kam kurz ins Sinnieren: In all dem Chaos hatten meine Tage doch etwas beruhigend Wiederkehrendes, man könnte fast eine gewisse Kontinuität darin entdecken. Ich sagte schon, dass ich mir manchmal die Tatsachen schön redete.
Da sich die Busfahrt noch etwas hinzog, beschloss ich, mich noch ein wenig meinem Mp3-Player zu widmen, nicht dass er besonders liebesbedürftig wäre, aber ich musste so ein teures Gerät ja auch nutzen, wenn ich schon meinte, ich bräuchte es unbedingt. Ja ich gestehe, dass ich mir in meinem jugendlichen Leichtsinn einen iPOD zugelegt hatte, der nach 2 Jahren allerdings auch schon wieder hoffnungslos veraltet war. Aber es gab ja wirklich Zeiten, wo man dachte, man könnte ohne einen Mp3-Player, der mindestens 120 GB Festplattenspeicher besaß, nicht mehr adäquat weiterleben, zumindest nicht ohne gehörige Einbußen der Lebensqualität hinnehmen zu müssen. 120 Gigabyte! Vor ein paar Jahren hatte ich nicht mal einen Computer, der so einen Speicher hatte. Und wann kam man schon mal in die Verlegenheit für drei Wochen nonstop Musik dabei haben zu müssen. Und im eigentlichen Sinne waren diese Geräte auch nicht dazu angetan, die Legalität von digitaler Musik zu fördern.
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