Dieselgate? Das ist doch diese lächerlich kleine Geschichte um eine Antriebstechnologie für Verbrennungsmotoren! In einem Interview im Ersten Programm des Bayerischen Rundfunks am 08. 10. 2017 meinte ein Zukunftsforscher vielsagend, dass immer noch nicht erkannt sei, wie groß die Adaptationsfähigkeit der Menschen sei und wie ängstlich man auf die Entwicklung der Zukunft schaue. Er hätte damit Recht, wenn er die Millionen Jahre nennen würde, die wir für solche Adaptationsvorgänge tatsächlich brauchen und wenn er das Kleinholz nicht übersehen würde, das am Wegrand dieser Entwicklung liegt: Zunahme der Allergiker von einer Prävalenz von ca. 7 Prozent, als ich mich 1981 niederließ, auf nun weit über 40 Prozent in einer Studie in Lübeck an 230.000 Menschen 2008. Steigerung des Gebrauchs von Psychopharmaka um 300–400 Prozent in den letzten 40 Jahren. Erhebliche Zunahme des Autismus, hohe Prävalenz chronisch entzündlicher, insbesondere autoimmuner Krankheiten. Die künftigen zielgerichteten Immuntherapien von Krebserkrankungen werden pro Behandlungsfall in Abhängigkeit von der Tumorart auf bis zu 450.000 € pro Patient und Jahr geschätzt. Das werden sich nur noch vielfache Millionäre und Milliardäre leisten können. Letztere haben ihren Anteil am Weltkapital während der kurzen Zeit von COVID-19 von über 8 Billionen auf über 12 Billionen US Dollar steigern können. Nicht einmal der wohlhabende, privat versicherte Mittelstand wird Zugang zu solchen Behandlungen mehr haben.
Wahlen in diesem Land thematisieren manches. Dies nicht. Keine der politischen Parteien hat sich für solche dringenden Fragen der Zukunft interessiert. Auch das war schon immer so. Selbst die Grünen haben sich immer mehr für das Überleben der Ulme an der Einfallsstraße am Stadtrand eingesetzt als für tatsächlich relevante Gesundheitsthemen der Gesellschaft. Früher gab es wenigstens in den verschiedenen Parteien einzelne Abgeordnete, die sich für solche Probleme engagierten. Inzwischen gibt es auch die nicht mehr. In einem solchen Labyrinth haben Ärzte früher eine wichtige kritische Position bezogen. Es waren nie die Standesorganisationen, auch bei den Ärzten waren und sind es nur einzelne Personen. Deren Zahl nimmt ständig ab, da sie mehr und mehr aus Altersgründen ausscheiden und es keinen Nachwuchs gibt. Solche Themen sind auch an den Universitäten nicht präsent, das Gebiet der Klinischen Umweltmedizin, das sich damit auseinandersetzt, wird gar nicht erst gelehrt. Wir bilden systematisch Leitlinien konforme Arzneimittel-Verordner heran, was wenig mit der Ausübung des ärztlichen Berufs zu tun hat und durch einen Computer besser geleistet werden könnte. Die Ärzteschaft steht längst vor der existenziellen Frage, was sie künftig sein will. Sie beschäftigt sich nicht damit und hat auch keine Antwort darauf. Es wäre dringend geboten, den Lobbyismus in allen Bereichen, insbesondere dem Gesundheitswesen, transparent zu machen. Die Verhinderung von Lobbyismus ist illusionär. Die einzige Lösung besteht darin ihn gesteuert öffentlich zu machen und ihm feste parlamentarische Zeiten einzuräumen, um die verfolgten Interessen wahrzunehmen. Jede Form von verdecktem Lobbyismus müsste dazu strafbar werden. Solche Korrekturen werden die Lobbyisten allerdings zu verhindern wissen. Dieselgate, der neuer Name einer alten Seuche.
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