Thomas Mergel - Staat und Staatlichkeit in der europäischen Moderne

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Umfassend und verständlich führt dieser Band in die faszinierende Geschichte des Staates ein. Thomas Mergel zeigt, wie der Staat als ein historisches Phänomen zu verstehen ist, wie er entstanden ist, sich gewandelt hat und welche Perspektiven wir heute, im 21. Jahrhundert auf ihn haben können. Zudem klärt er zentrale Begriffe und führt in die Forschungsgeschichte ein.

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Thomas Mergel

Staat und Staatlichkeit in der europäischen Moderne

Vandenhoeck & Ruprecht

Dr. Thomas Mergel ist Professor für Europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts an der Humboldt-Universität zu Berlin.

Online-Angebote oder elektronische Ausgaben sind erhältlich unter www.utb.de

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.d-nb.deabrufbar.

© 2022 Vandenhoeck & Ruprecht, Theaterstraße 13, D-37073 Göttingen, ein Imprint der Brill-Gruppe

(Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande; Brill USA Inc., Boston MA, USA;

Brill Asia Pte Ltd, Singapore; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland;

Brill Österreich GmbH, Wien, Österreich)

Koninklijke Brill NV umfasst die Imprints Brill, Brill Nijhoff, Brill Hotei,

Brill Schöningh, Brill Fink, Brill mentis, Vandenhoeck & Ruprecht, Böhlau, V&R unipress.

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.

Umschlagabbildung: Titelblatt von Thomas Hobbes’ Leviathan. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Leviathan_by_Thomas_Hobbes.jpg

Korrektorat: Dore Wilken, Freiburg

Umschlaggestaltung: Atelier Reichert, Stuttgart

Satz: SchwabScantechnik, Göttingen

EPUB-Produktion: Lumina Datametics, Griesheim

Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com

UTB-Band-Nr. 5829

ISBN 978-3-8463-5829-0

Inhalt

Einführung

1.Staat als Problem der Moderne

2.Was bedeutet „Staat“?

3.Der Staat als europäisches und okzidentales Phänomen

4.Moderne Staatlichkeit und moderne Gesellschaft

5.Der Staat der Historiker: Bemerkungen zur Forschungsgeschichte

6.Zu diesem Buch

1.Antike Staatlichkeit und Entstaatlichung im Mittelalter

1.1Die griechische Polis

1.2Das römische Imperium

1.3Entstaatlichung im Mittelalter

1.4Anfänge des modernen Staats im Spätmittelalter

2.Krieg und Staatsbildung in der Frühen Neuzeit

2.1Die Bellizität der Epoche

2.2Kriegführung und frühe Staatlichkeit

2.3Krieg, Staatsbildung und europäische Expansion

2.4Zonen verdichteter Bellizität

a.Der Dreißigjährige Krieg (1618–1648)

b.Die Bürgerkriege in Großbritannien (1642–1689)

c.Die „Türkenkriege“

2.5Die Geburt der modernen Staatstheorie aus dem Geist des Kriegs

3.„Absolutismus“ und Staatsbildung

3.1Der Begriff und sein Problem

3.2Die absolute Monarchie und ihre Grenzen unter besonderer Berücksichtigung Ludwigs XIV.

3.3Die aufgeklärte Kritik am Absolutismus und der Aufgeklärte Absolutismus

4.Moderne Revolutionen als Staatsbildungsprozesse

4.1Krieg – Schulden – Revolution

4.2Revolution und Staatsgründung: Die USA

4.3Revolution und Utopie: Frankreich

4.4Export der Revolution als Export von Staatlichkeit: Napoleon

4.5Außereuropäische Wirkungen: Lateinamerika

4.6Kontinuitäten und Brüche im „Zeitalter der Revolution“

5.Staatlichkeit zwischen Nation und Imperium

5.1Nationalismus und Nationalstaat

5.2Europäische Empires

5.3Kolonialreiche und kolonialer Staat

6.Staat nach innen, Staat nach außen. Internationale Beziehungen und Innere Staatsbildung

6.1Diplomatie und Staatensystem

6.2Momente der Inneren Staatsbildung

a.Verfassung und Recht

b.Verwaltung

c.Steuern und Schulden

d.Polizei

e.Militär und Wehrpflicht

f.Staat und Kirche

g.Bildung

h.Beobachtung der Gesellschaft

i.Wohlfahrt

6.3 Top-down oder Bottom-up?

7.Staat und politische Partizipation

7.1Staatsformen und politische Partizipation

7.2Parlamente: Partizipation als Repräsentation

7.3Wählen

7.4Soziale Bewegungen: außerinstitutionelle politische Partizipation

8.Staat, Volk und Krieg im 20. Jahrhundert: Erster Weltkrieg, Bolschewismus und Nationalsozialismus

8.1Wandlungen des Staates im und durch den Ersten Weltkrieg

8.2Staat als Klassenherrschaft: der Bolschewismus

8.3Staat als Ausdruck der Volksgemeinschaft im Nationalsozialismus

8.4Fließende Übergänge

9.Die Steuerung der Gesellschaft im Interventionsstaat

9.1Krieg, Sozialismus, Krisenpolitik

9.2Der Staat als steuernder Akteur

9.3Der Wohlfahrtsstaat

9.4Staatliches Wissen über die Bürger

9.5Kritik und Krisen

10.Supranationale Staatlichkeit als neues Modell? Das Beispiel der europäischen Integration

10.1Vorgeschichten der europäischen Einigung

10.2Ausgangsmotive: Deutschland kontrollieren, Kalter Krieg, wirtschaftliche Zusammenarbeit

10.3Dynamik der Intensivierung

10.4Dynamik der Erweiterung

10.5Grenzen der Verstaatlichung Europas

10.6Nach Hobbes?

11.Staatlichkeit in der Krise?

11.1Grenzen der Steuerbarkeit

11.2Die Debatte um die Failed States

11.3Konkurrenz für den Staat: Transnationale Organisationen

11.4„Governance“

11.5Wiederaufstieg des Staats?

Abschließende Überlegungen

Literaturhinweise

Einführung

1. Staat als Problem der Moderne

Es geht im Folgenden um ein Phänomen, das alle immer und überall irgendwie betrifft, aber trotzdem – oder vielleicht deshalb – schwer benennbar ist. „Staat“ ist einer der Begriffe, die so alltäglich sind, dass man sie für naturgegeben zu halten geneigt ist: der römische Staat, der Staat der Maya, der Staat im Mittelalter. „Der Staat“ erscheint fast wie ein Individuum und manchmal benimmt er sich auch wie ein Mensch: Der Staat muss reagieren, er nimmt Steuern ein, er bedenkt bestimmte Gruppen (und meist ist „Vater Staat“ auch ein Mann – es geht eben um Herr -schaft 1). Diese Anthropologisierung verweist nicht nur darauf, dass uns der Staat im Alltag sehr nah ist, sondern auch auf die Suggestion, er sei etwas Überzeitliches. Nun sind Historiker aber daran gewöhnt, dass die Dinge niemals so bleiben, wie sie sind, und dass alle Phänomene, die wir vor uns haben, historisch sind, sprich: dass sie irgendwann entstanden sind und deshalb auch irgendwann wieder enden werden. Unsere Wirtschafts- und Lebensformen sind historisch; das Verhältnis der Geschlechter ist wandelbar; sogar das Verhältnis zum eigenen Körper, Gefühle und Empfindungen haben eine Geschichte, wenn wir diese auch nicht leicht historisieren können.

Das ist beim Staat nicht anders.

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