Kurt E. Müller - Wenn der Staat der Pate ist

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In vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens kollidieren die Interessen der Menschen mit denen von großen ökonomischen Akteuren. Im Gesundheitswesen ist diese Tatsache von besonderer Tragweite. Wie verhalten sich der Staat, aber auch gesellschaftliche Akteure wie z. B. Ärzte oder Wissenschaftler bezüglich dieser Problematik? Dieser Frage geht Kurt E. Müller in seinem Buch « Wenn der Staat der Pate ist» nach. Der Autor setzte sich Jahrzehnte neben der Ausübung des Arztberufs in dem Spannungsfeld soziale Gerechtigkeit, Erkennung von Risiken, deren Management und Kommunikation ein und war somit ein Paradebeispiel eines engagierten Bürgers. Die dabei gemachten und nun beschriebenen Erfahrungen sowie Ereignisse überraschen und bedrücken zugleich, wie es sich nun auch verdichtet tagtäglich in der COVID-19 Pandemie zeigt.

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3.

Antiscience – wenn Wissenschaft unwissenschaftlich ist

Betrachtet man die Modalitäten wissenschaftlicher Diskussion über einen längeren Zeitraum, so ist man überrascht, in welchem Umfang man auf Machtgebrauch und Machtgebaren, aber auch Unsachlichkeit von Fachleuten trifft. Nur selten wird der bisher als gültig erachtete Kenntnisstand korrigiert, wenn es auf Grund neuer Kenntnisse längst sein müsste, sondern erst dann, wenn die Protagonisten überholter Lehrmeinung die Szene verlassen haben. So sagte einer der renommiertesten Forscher auf einem Kongress für Neuroimmunmodulation, an dem ich als einziger in einer Praxis tätige Arzt teilnahm und noch dazu die Ehre hatte, zu einem Vortrag geladen zu sein, fast resignierend zu mir, dass die aktuell praktizierte Medizin fünfzehn bis zwanzig Jahre hinter dem längst vorhandenen Wissen auf diesem Gebiet hinterherhinke.

Wer erzeugt die innovative Kraft in der Wissenschaft? Folgt man dem Wissenschaftsethiker und -theoretiker Prof. Fröhlich, Johannes Keppler Universität Linz, kommen Kritik aktueller Positionen sowie Korrektur der Wissenschaft und Innovation praktisch immer von Außenseitern. Was würde helfen? Aus meiner Sicht würde es helfen, wenn wir in der Lage wären, den eigenen Standpunkt gelegentlich mit den neugierigen Augen Unkundiger anzuschauen, gewünschte Ziele und erreichte zu vergleichen, Aufwand und Nutzen abzugleichen sowie eigene Interesse und die von außen herangetragenen Interessen zu analysieren. Es gelänge so, die Reflexion ständig in Gang zu halten, Fehler zu korrigieren und Weiterentwicklungen schneller in die Tat umzusetzen. Diese Fähigkeiten fehlen den meisten. Solche Verhaltensmuster kann man an einem medizinhistorisch gut dokumentierten und typischen Beispiel darstellen. Wir ziehen aus solchen historisch wertvollen Beispielen allerdings nicht die notwendigen Schüsse.

Der englische Landarzt Bostock erkannte die Ursache des Heuschnupfens als Erster. Er beschrieb den Zusammenhang 1819 und gebrauchte den Begriff Hayfever (Heufieber), weil sich die Betroffenen fiebrig sowie müde fühlten und Schnupfensymptome aufwiesen, wenn die Gräser blühten und das Heumachen begann. Die etablierten Wissenschaftler der damaligen Zeit hielten diese Einschätzung für abwegig und propagierten eine neurotische Genese. Dieser Position schloss sich auch Laforgue aus Toulouse an. Es hat sich bis heute nicht viel daran geändert, neue Erkrankungen zunächst dem psychischen oder psychosomatischen Formenkreis ohne weiteren Beleg zuzuordnen. Dechambre vermutete meteorologische Ursachen. Friedrich Schönwein aus Basel schuldigte Ozon an. Eine Ansicht, die auch aus heutiger Sicht nicht ganz bedeutungslos ist. Wissen wir doch seit den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, dass Umwelteinflüsse die Pollen veranlassen, Stressproteine an der Oberfläche zu bilden, die viel größeres Potenzial besitzen, Allergien auszulösen. Rehstein behauptete, dass es ein Problem der Intellektuellen sei. Helmholtz erklärte vibrionenartige Erreger der Nasenschleimhaut zur Ursache. Eine Meinung, der sich Zuelzer und Pfuhl in Deutschland sowie Budberg in England anschlossen. Der berühmte Behring hielt die Helmholtz’schen Vibrionen für Streptokokken. Piorry, Kratschmer, Kutter, Daly und Voltolini waren Anhänger der lokalen Reflexauslösung. Wilhelm Haack stellte seine Theorie der Reflexneurose 1882 vor. Mackenzie freute sich darüber, dass man die Pollenätiologie vergessen könne, obwohl Blackly schon 1873 an 700 Arbeitern die Verursachung des Heuschnupfens durch Pollen bewiesen hatte. Es war schließlich Alfred Wolff-Eisner, der erstmals den Begriff Allergie in diesem Zusammenhang gebrauchte, welcher 1906 von Clemens von Pirquet geprägt worden war. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung wogte dennoch weiter. Sie fand erst im Jahr 1967 eine Ordnung, als das Ehepaar Ishizaka und der Schwede Johansson unabhängig voneinander mit dem Immunglobulin E (IgE) die fünfte Klasse der Immunglobuline und damit das treibende Agens der allergischen Reaktion vom Soforttyp gefunden hatten. Clemens von Pirquet hat schon 1919 ein Reagin als Verursacher postuliert, dem dieses IgE entsprach. Nach fast 150 Jahren hatte Bostock Recht bekommen. Da war er längst tot – nach einem Lebensweg der Verunglimpfung und Beleidigung. Auf diesem Weg hatten sich viele der namhaften Wissenschaftler geirrt.

Es ist ein historisches Bedürfnis in der Medizin, auch einfache Sachverhalte in eine schwierige Sprache zu transformieren, um dem Gesagten allein dadurch Gewicht und Bedeutung zu verleihen und damit den Mangel an grundlegendem Verständnis zu verdecken. Es hat medizinhistorische Gründe, dass dieser Weg früher stets gewählt wurde, weil damals die Ebene des Beschreibens viel detaillierter und genauer entwickelt war als die Ebene des Erkennens von Ursachen und Gründen. Diese Diskrepanz ist allerdings auch heutzutage weiterhin vorhanden, wenn auch nicht mehr so ausgeprägt. Die im Gymnasium das große Latinum erworben haben, sind gleich zu Beginn des Studiums im Vorteil, weil ihnen die medizinischen, auf dieser Sprache basierenden Grundbegriffe viel schneller vertraut sind als denen, die nur die „neuen Sprachen“ gelernt haben und sich in dem Fach Terminologie damit erst vertraut machen müssen.

In meinen Seminaren benutzte ich gerne das folgende Beispiel, um auf den Kern des Problems aufmerksam zu machen: Kommt ein Patient zum Arzt und sagt: „Herr Doktor, ich habe plötzlich an meinem Körper in kurzer Zeit einen Hautausschlag bekommen. Können Sie mir sagen, was das ist?“ Der Arzt entgegnet: „Machen Sie sich doch mal frei, dass ich mir das anschauen kann.“ Der Patient entkleidet sich und lässt den Arzt nicht aus den Augen. Beunruhigt stellt er die sorgenvollen Falten auf der Stirn des Arztes fest. „Und, was ist es?“ Der Arzt sagt in gewichtigem Tonfall: „Es ist eine Pityriasis lichenoiden et varioliformis acuta, Mucha-Habermann.“ Der Patient verharrt andächtig und denkt sich: „Unglaublich, was diese Ärzte so alles wissen müssen.“ Nach einer Weile des Zögerns fragt er vorsichtig: „Woher kommt die Krankheit denn?“ Der Arzt entgegnet knapp: „Das weiß man nicht genau.“

Diese Mechanismen haben über Jahrhunderte funktioniert, um akademische Distanz zu schaffen und den Respekt vor dieser akademischen Bildung zu bewahren. Die Ärzte tun sich schwer damit umzugehen, dass diese einfachen Mechanismen nicht mehr funktionieren. Viele Patienten, und das sind längst nicht mehr nur die jüngeren, kommen durch die Möglichkeiten des Internets bestens vorinformiert in die Sprechstunde oder arbeiten nach was sie dort gehört haben. Man versucht die dadurch aufkommende Problematik durch lapidare Feststellungen zu kompensieren und stellt fest, wenn der Patient bestens vorbereitet wiederkommt: „Na, leiden Sie jetzt auch am Morbus Google?“ Zu selten bemühen wir Ärzte uns, die Patienten von vornherein auf Augenhöhe zu behandeln. Die Patienten erkämpfen sich das durch Verbesserung ihres Wissens auf anderen Wegen und wir Ärzte nehmen es zähneknirschend zur Kenntnis.

Bei der Ausbildung der Medizinstudenten muss es stärker als bisher ein Ziel sein, schwierige Sachverhalte in einer allgemein verständlichen, möglichst bildhaften Sprache darzustellen. Bezüge auf alltägliche Situationen sind hilfreich, die den Patienten vertraut sind und das Verständnis erleichtern. Es muss gelingen, den Patienten deutlich zu machen, dass sie Kooperationspartner in der gleichen Angelegenheit sind. Die Aufgaben sind verteilt und den Möglichkeiten der Beteiligten angepasst. Es sind gerade Eigenschaften gefragt, die die Lehrenden der Lernenden oftmals selbst nicht beherrschen und sie offenbar auch nicht beherrschen wollen. Es gibt zu viele Ärzte, die an einem Asperger-Syndrom latent erkrankt sind, bei denen die sozialen analogen Interaktionen wie Gestik, Mimik und Blickkontakt gestört sind, während Hoch- und Inselbegabungen häufig vorkommen. Die Digitalisierung kommt diesen Ärzten entgegen, da die Defizite bei der Zuwendung zu den Patienten unauffällig verdeckt werden können.

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