Sie sagte das alles hastig, mit unruhig flackernden Augen. Er blieb ruhig wie zuvor.
„Ich habe nichts zu bedenken und bitte Sie nochmals um Ihre Hand.“
Da streckte sie ihm ihre zitternde Rechte entgegen.
„Sie wollen es — es sei,“ sagte sie, heiser vor Erregung.
Er fasste mit einem festen und doch zarten Griff nach der feinen, weissen Mädchenhand und als er sie in der seinen fühlte — so zart und weich, wie eine Blume — da durchrieselte ihn ein heisses Gefühl. Langsam führte er sie an seine Lippen.
„Ich danke Ihnen. Und wenn Sie nun imstande sind, wieder unter Menschen zu gehen, so gestatten Sie mir, dass ich Sie zu Ihrem Herrn Onkel führe, um ihm Mitteilung zu machen, dass wir uns — verlobt haben.“
Sie stiess einen zitternden Atemzug aus. Seine Augen hielten sie in einem seltsamen Bann. Sie wusste nicht, ob sie Furcht vor ihm empfand oder ob sie ihm vertraute. Aber eins war ihr klar — er Half ihr, diese Stunde der Verzweiflung aufrecht zu tragen und eine unsagbare Demütigung zu überwinden. Zugleich setzte er sie durch seine Werbung in den Stand, Harry Forst noch heute Abend zu zeigen, dass sie ihm nicht nachtrauern würde. Dafür musste sie Hans Ritter dankbar sein — das würde sie ihm nie vergessen.
Noch einmal sah sie ihn mit grossen, forschenden Augen an. —
„Wenn es denn Ihr Wille ist — so lassen Sie uns gehen,“ sagte sie düster.
Er verneigte sich und legte ihre Hand auf seinen Arm.
So schritten sie nebeneinander in den Saal zurück. Fest und ruhig ausschreitend, führte er sie durch die bunte Menge.
Frau Hofrat hatte sich eben Bärbchen und Lorchen aus der Reihe der Tanzenden geholt und schalt sie in einer Ecke leise aus, dass sie nicht wussten, wo Ritter geblieben war.
„Da geht er, mit Fee am Arm!“ rief Bärbchen jetzt erleichtert und wollte den mütterlichen Ermahnungen entfliehen.
„Bleib!“ rief die Hofrätin gebieterisch.
Sie sahen nun alle drei mit unruhigem Staunen dem stolz und aufrecht ausschreitenden Paar nach, vorläufig nicht wissend, was sie davon denken sollten. Auch Leutnant Forst, der unweit des Eingangs zum Saal mit einem Kameraden zusammenstand und mit unruhigen Blicken die Saaltür im Auge behalten hatte, sah Hans Ritter mit Fee an sich vorüberschreiten.
Betroffen sah er in ihr blasses, starres Gesicht. Ihre Augen schweiften stolz und kalt über ihn hinweg. Und Ritter bohrte seine Augen einen Moment drohend in die seinen, so dass er unwillkürlich zusammenzuckte und sich fragte: „Was war das? Was sollte dieser Blick bedeuten?“
Felicitas wusste nicht, was sie tat. Sie ging an Hans Ritters Seite, als sei sie sich selbst eine Fremde.
Und dann standen sie beide vor Hofrat Schlüter, der sie mit seinen schwarzen Augen befremdet anstarrte.
Kurz und bündig teilte ihm Ritter mit, dass er sich soeben mit Felicitas verlobt habe, und bat ihn, dies seinen Gästen bekannt zu geben.
Hofrat Schlüter blickte sich beklommen nach seiner Gattin um. Er kannte ihre Pläne in bezug auf Ritter und befand sich in einer unbehaglichen Verfassung, obwohl er Felicitas die gute Partie von Herzen gönnte.
Kaum hatte er einen etwas gequälten Glückwunsch hervorgestammelt, als auch schon neben ihm seine Gattin auftauchte, die es nicht für ratsam hielt, Ritter lange in Fees Gesellschaft zu lassen.
Als sie hörte, was geschehen war, verlor sie einen Augenblick ihre Fassung, und bekam einen beängstigend roten Kopf vor Zorn und Ärger darüber, dass ihre Nichte ihren Töchtern den reichen Freier vor der Nase weggenommen hatte. Aber sie fasste sich sofort wieder und brachte es fertig, eine hocherfreute, mütterlich-liebevolle Miene zu zeigen.
Wenige Minuten später verkündete Hofrat Schlüter der aufhorchenden Gesellschaft, dass seine Nichte Felicitas Wendland sich soeben mit Herrn Hans Ritter verlobt habe.
Diese Nachricht rief allseitige Überraschung hervor. Am meisten überrascht aber war Harry Forst. Er war zusammengezuckt wie unter einem Schlage, als er diese Ankündigung vernahm. Blass, mit brennenden, forschenden Augen sah er zu Felicitas hinüber, die dem Sturm von Glückwünschen stolz und ruhig standhielt und deren Arm Ritter so selbstverständlich in dem seinen hielt. Nie war ihm Ritters Erscheinung so imponierend erschienen, wie in diesem Augenblick.
Die Augen des Brautpaares streiften zu Forst hinüber. In denen Ritters blitzte und funkelte es wieder drohend auf, aber die Augen Felicitas blickten kalt und abweisend in die des Mannes, der sie so namenlos gekränkt hatte. Forst biss wie im Krampfe die Zähne zusammen. Jetzt fühlte er mit peinvoller Schärfe, was er verloren — oder vielmehr aufgegeben hatte. Mit einem seltsam quälenden Gefühl verliess er kurz darauf die Gessellschaft. Er war nun frei, wie er es gewünscht hatte — aber zufrieden war er dennoch nicht.
***
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