Geoffroy de Lagasnerie - Das politische Bewusstsein

Здесь есть возможность читать онлайн «Geoffroy de Lagasnerie - Das politische Bewusstsein» — ознакомительный отрывок электронной книги совершенно бесплатно, а после прочтения отрывка купить полную версию. В некоторых случаях можно слушать аудио, скачать через торрент в формате fb2 и присутствует краткое содержание. Жанр: unrecognised, на немецком языке. Описание произведения, (предисловие) а так же отзывы посетителей доступны на портале библиотеки ЛибКат.

Das politische Bewusstsein: краткое содержание, описание и аннотация

Предлагаем к чтению аннотацию, описание, краткое содержание или предисловие (зависит от того, что написал сам автор книги «Das politische Bewusstsein»). Если вы не нашли необходимую информацию о книге — напишите в комментариях, мы постараемся отыскать её.

Das politische Bewusstsein ist der Versuch einer radikalen Dekonstruktion der politischen Philosophie, die für Geoffroy de Lagasnerie vollständig auf Fiktionen beruht. Ein politisches
Bewusstsein, das die Welt so sieht, wie sie ist, nämlich als Schlachtfeld antagonistischer Kräfte, kann und muss auf solche Fiktionen verzichten.
Wenn wir über Politik nachdenken, verwenden wir meist totalisierende Kategorien (Volk, Gemeinwille, Volkssouveränität), mystifizierende Narrative (Gesellschaftsvertrag,deliberative Demokratie) oder abstrakte Begriffe (der Gesetzgeber, der politische Körper, der Bürger). Obwohl wir ihre fiktive Natur erkennen, halten wir sie für notwendig. Aber warum sollte politisches Denken auf Fiktionen beruhen? Und was passiert, sobald wir mit diesen Denkweisen brechen und die Realität so betrachten, wie sie ist? Lagasnerie plädiert dafür, eine realistische Konzeption des Staates, des Rechts und unserer Erfahrung als Subjekte zu entwickeln. Dabei skizziert er eine «reduktionistische» Theorie, die zur Aufhebung der Gegensätze führt, die die ganze Geschichte der politischen Philosophie strukturieren: zwischen Demokratie und Kolonie, legitimer und illegitimer Gewalt, Rechtsstaatlichkeit und Willkür oder politischem Verbrechen und gewöhnlicher Kriminalität. Ein Werk, das den Rahmen der politischen Theorie tiefgreifend erneuert.

Das politische Bewusstsein — читать онлайн ознакомительный отрывок

Ниже представлен текст книги, разбитый по страницам. Система сохранения места последней прочитанной страницы, позволяет с удобством читать онлайн бесплатно книгу «Das politische Bewusstsein», без необходимости каждый раз заново искать на чём Вы остановились. Поставьте закладку, и сможете в любой момент перейти на страницу, на которой закончили чтение.

Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Die Psychoanalyse unterstellt den menschlichen Geist den Ansprüchen wissenschaftlichen Denkens. Mir scheint im Übrigen, dass man Pierre Bourdieus Formulierung in diesem Sinne verstehen muss, wenn er die Soziologie als eine Psychoanalyse des Sozialen definiert. Mit dieser Formulierung verweist Bourdieu wahrscheinlich nicht nur auf die Frage des Unbewussten und Verdrängten. Sie besagt auch, dass die Sozialwissenschaft die Geschichten, die sich soziale Akteure über die Welt erzählen, durch die Logiken des gesellschaftlichen Determinismus ersetzt.

Das Projekt der Wissenschaft besteht darin, die Geister auszutreiben. Als wissenschaftliche Projekte haben sich Psychoanalyse und Soziologie als Disziplinen konstruiert, die mit unseren spontanen Vorstellungen brechen, um die kalten Mechanismen freizulegen, die den sichtbaren Verhaltensweisen zugrunde liegen. 15

Diese Methode hat sich jedoch noch nicht in der politischen Philosophie oder in der Rechtstheorie durchgesetzt – und deshalb gilt es nun, eine Psychoanalyse der Politik auszuarbeiten zu versuchen. Wenn Hobbes ein Konzept der Zustimmung zum Fundament politischer Zugehörigkeit entwirft, obwohl es sich dabei vielleicht um einen jener seltenen Bereiche handelt, in denen wir niemals und niemandem zugestimmt haben; wenn wir gemäß derselben Logik sagen, dass die Demokratie auf dem Prinzip der Volkssouveränität gründet, dass die Souveränität durch die Stimmabgabe übertragen wird, dass das Volk sich in der Versammlung selbst als Volk konstituiert, dass die Revolution ein Moment ist, in dem den staatlichen Institutionen die Volkssouveränität entzogen wird, dass eine verfassungsgebende Versammlung eine Institution ist, in der ein Volk sich gemeinsame Regeln auferlegt, und dass das Recht ausgehend von einem Prozess vernünftiger Deliberation konstruiert wird – was tut man dann anderes, als die politischen Erscheinungen und die Formen des politischen Handelns mit einer Art psychischem und magischem Leben auszustatten? Welche Funktionen haben diese Diskurse, wenn nicht die, dem Realen eine Schicht leerer Signifikanten hinzuzufügen, die ihnen eine Seele und einen Schein von Sinn verleihen? Das Begriffsfeld der Volkssouveränität, des Gemeinwohls, der Legitimität, der Bürgerschaft, des Vertrags, der Grundlegung, der „demokratischen Gemeinschaft“, der gleichen Bürger, der Deliberation, der Verfassung, des Staatswesens und so fort lässt das magische Weltverständnis weiterwirken.

Wir verfügen über keine Definition der Demokratie

Vielleicht besteht die Funktion der politischen Sprache ganz einfach deshalb nicht darin zu benennen, sondern zu maskieren, weil wir uns schützen wollen. Unsere politische Erfahrung hat etwas Brutales, und die Mystifizierungen, die unsere Verhaltensweisen zu dieser Dimension unseres Lebens prägen, dienen dazu, ein allzu klares Bewusstsein unserer Lage zu vermeiden.

Die Existenz einer defensiven Funktion der politischen Sprache wird offenbar, wenn wir ein einfaches Beispiel hernehmen, nämlich das der Demokratie. Wir glauben entweder, in einer Demokratie zu leben, oder einer demokratischen Gouvernementalität entgegenzustreben. Der Begriff der Demokratie spielt eine wesentliche Rolle für die Art und Weise, wie wir unsere Situation zu begreifen und unsere Beziehungen zu Institutionen zu denken versuchen.

Doch man kann nicht umhin, erstaunt zu sein über die Art und Weise, wie wir diesen Begriff definieren. Die Demokratie wäre die „Volkherrschaft“, die Regierung, in der die „Volkssouveränität das Prinzip der Souveränität ist“, das politische System, in dem das „Volk“ die „Quelle der Macht“ ist. Es gibt natürlich Varianten davon. Doch diese Vorstellung des self-government , eines Systems, in dem die Legitimität beim Volk läge, in dem Volkssouveränität herrsche, kehrt ständig wieder. Diese Definition der Demokratie wird weitgehend verwendet, um sie zum Beispiel von kolonialistischen, monarchistischen oder diktatorischen Systemen zu unterscheiden. Wenn man nun aber die totalisierenden Kategorien beiseite lässt, was heißt dann „Volkherrschaft“? Welche konkrete Bedeutung hat der Ausdruck „die Macht des Volks und für das Volk“? Auf welche Wirklichkeit verweist die Formel, der zufolge „die Macht beim Volk liegt“? Lässt sich diese Definition mit dem Blick auf Institutionen, Wahlvorgänge, auf das Parteiensystem und die soziale Logik politischer Mobilisierung in Einklang bringen, sofern ihm nur ein Funke Realismus innewohnt? Eine Formel wie „demokratische Institutionen gründen auf dem Volkswillen“ ist nicht deshalb kritikwürdig, weil es eine Kluft gäbe zwischen etwas, das „Volkswille“ hieße, und den Institutionen, sondern weil der „Volkswille“ nicht existiert und einen sinnlosen Ausdruck darstellt.

Durkheim

Ich beanspruche natürlich nicht, der langen Tradition philosophischen und juristischen Denkens mit diesen wenigen Zeilen die Stirn zu bieten, aber ich möchte, indem ich mich auf Émile Durkheim berufe, unterstreichen, dass es ausreicht, einen soziologischen Blickpunkt einzunehmen, um unsere geläufigen Definitionen der Demokratie abzulehnen. In den Vorlesungen zur Soziologie der Moral greift Émile Durkheim die Vorstellung an, es wäre möglich, die politischen Systeme anhand der Anzahl derer, die Teil der Regierung sind, zu ordnen. Er zitiert Montesquieu, der die Demokratie dadurch definiert, dass „das ganze Volk die höchste Gewalt innehat“, die Aristokratie dadurch, dass „die oberste Gewalt in den Händen nur eines Teils des Volkes“, und die Monarchie dadurch, dass „ein einzelner die Macht inne“ hat. 16Diese Klassifizierung verweist zur Gänze auf die implizite Definition der Demokratie als Regierung des Volks und durch das Volk, als self-government .

Durkheim zeigt nun aber, dass eine Beobachtung des Wahlvorgangs eine solche Definition außer Kraft setzt. Das führt ihn dazu, unsere traditionellen Entgegensetzungen von Monarchie, Aristokratie und Demokratie in Frage zu stellen. Wenn man objektiv über die Funktionsweise von politischen Systemen und von Regierungssystemen nachdenkt, wird der Ausdruck „Macht des Volks und durch das Volk“ „sinnlos“. Durkheim argumentiert so:

[Was soll] denn mit dem Ausdruck „regieren“ gemeint sein […]? Regieren heißt ohne Zweifel, einen positiven Einfluß auf den Gang der öffentlichen Angelegenheiten auszuüben. In dieser Hinsicht besteht unter Umständen gar kein Unterschied zwischen Demokratie und Aristokratie. Denn in der Tat bestimmt sehr oft der Wille der Mehrheit, was Gesetz ist, ohne daß die Gefühle der Minderheit auch nur den geringsten Einfluß hätten. Eine Mehrheit kann ebenso unterdrückend sein wie eine Kaste. Ja, sehr oft kommt es vor, daß die Minderheit nicht einmal in den Parlamenten vertreten ist. Man bedenke nur einmal, daß Frauen, Kinder und Heranwachsende und all jene, die aus irgendeinem Grunde am Wählen gehindert werden, außerhalb der Wählerschaft bleiben. So kommt es, daß die wahlberechtigten Bürger lediglich die Minderheit eines Landes bilden. Und da die Gewählten lediglich die Mehrheit ihrer Wähler repräsentieren, stehen sie allenfalls für eine Minderheit der Minderheit. In Frankreich gab es 1893 bei 38 Millionen Einwohnern nur 10 Millionen Wahlberechtigte; von diesen 10 Millionen machten 7 Millionen von ihrem Wahlrecht Gebrauch, und die von diesen 7 Millionen gewählten Abgeordneten repräsentierten lediglich 4 592 000 Stimmen. Auf die Gesamtzahl der wahlberechtigten Bürger bezogen, waren 5 930 000 Stimmen nicht repräsentiert, also insgesamt mehr Wahlberechtigte, als den gewählten Abgeordneten zu ihrem Erfolg verholfen hatten. Hält man sich allein an die Zahlen, wird man also sagen müssen, daß es noch niemals eine Demokratie gegeben habe. Ja, mehr noch, um die Aristokratie von der Demokratie zu unterscheiden, könnte man sogar behaupten, in einem aristokratischen Regime sei die regierende Minderheit ein für allemal festgelegt, während in einer Demokratie die Minderheit, die heute den Sieg davonträgt, morgen schon von einer anderen geschlagen und ersetzt werden könne. Der Unterschied ist jedenfalls minimal. 17

Читать дальше
Тёмная тема
Сбросить

Интервал:

Закладка:

Сделать

Похожие книги на «Das politische Bewusstsein»

Представляем Вашему вниманию похожие книги на «Das politische Bewusstsein» списком для выбора. Мы отобрали схожую по названию и смыслу литературу в надежде предоставить читателям больше вариантов отыскать новые, интересные, ещё непрочитанные произведения.


Отзывы о книге «Das politische Bewusstsein»

Обсуждение, отзывы о книге «Das politische Bewusstsein» и просто собственные мнения читателей. Оставьте ваши комментарии, напишите, что Вы думаете о произведении, его смысле или главных героях. Укажите что конкретно понравилось, а что нет, и почему Вы так считаете.

x