Überträgt der Grundschuldgläubiger die Grundschuld an einen Erwerber, den Zessionar (§ 1154 BGB, nachf. Rn. 295), wird der Eigentümer zum Gläubiger des Rückübertragungsanspruchs gegen den Zessionar, wenn dieser mit der Abtretung der Grundschuld auch in den Sicherungsvertrag eingetreten war. Andernfalls ist der Zessionar nicht Schuldner des Rückübertragungsanspruchs; Schuldner bleibt vielmehr der frühere Grundschuldgläubiger als Zedent. Er kann den Anspruch mangels Inhaberschaft an der Grundschuld aber nicht erfüllen, sodass der Eigentümer im Rechtsverhältnis zum Zedenten gem. § 273 BGB nur Zug um Zug gegen Rückübertragung auf die Grundschuld leisten muss; dieses Zurückbehaltungsrecht gegenüber dem Zedenten besteht auf Dauer, ist peremptorisch. Die Einrede gegen den Zedenten kann der Eigentümer gem. § 1157 Satz 1 BGB (nachf. Rn. 326) dem Zessionar entgegensetzen, wobei ein gutgläubig-einredefreier Erwerb (§ 1157 Satz 2 BGB) gem. § 1192 Abs. 1a Satz 1 BGB ausgeschlossen ist (nachf. Rn. 328). Der Eigentümer kann vom Zessionar Verzicht auf die Grundschuld gem. §§ 1169, 1168 BGB verlangen (näher nachf. Rn. 246, 368).
[1]
Den Parteien steht die Vereinbarung frei, die Grundschuld auf einen leistenden Dritten, z.B. einen Bürgen, zu übertragen, OLG Koblenz WM 2007, 2372 mit Komm. Podewils EWiR § 267 BGB 1/08, 3.
[2]
BGH NJW 1985, 800 zu II. 1.; unkorrekt OLG Saarbrücken EWiR § 1191 BGB 3/98, 737 (Joswig) .
[3]
OLG Düsseldorf WM 1997, 960 zu 2. mit Anm. Ebbing , WuB I F 3. – 5.97; OLG Köln MDR 1997, 650; WM 1997, 963.
[4]
Krit. zur gesetzlichen Regelung Wolfsteiner , DNotZ 2001, 902.
[5]
Otte , ZGS 2002, 57 (58); S. Schmidt , BwNotZ 2002, 97 (99); Hohmann , WM 2004, 757 (760); Schäfer , WM 2009, 1308; a.A. Budzikiewicz , ZGS 2002, 276 und 357.
[6]
BGH NJW 1984, 169 zu II.4.; WM 2011, 2338 = ZIP 2011, 2364 Tz.16.
[7]
BGH WM 2016. 799 Rn. 8.
[8]
BGH LM Nr. 14 zu § 313 BGB; NJW 1977, 247 zu II.; 1982, 2768 zu II. 1.; 1991, 1821 zu 2. a.; Solmecke , Rückgewährsanspruch, S. 133; BuB/ Wenzel , Rn. 4/2388.
[9]
BGH NJW 1991, 1821 zu 2. b.
[10]
Dabei bleibt es auch dann, wenn der verwertende Gläubiger die Grundschuld zurückerwirbt, BGH NJW 1979, 717 zu II.2.
[11]
Knes ZIP 2019, 1055.
[12]
Clemente , ZfIR 1997, 127 (128); Solmecke , Rückübertragungsanspruch, S. 52 ff.; Rösler , WM 1998, 1377 (1382); Bankrechtshandbuch/ Epp , § 94 Rn. 364.
[13]
BGH NJW-RR 1994, 847 zu II. 1. b.; BGHZ 108, 237 mit Komm. Clemente , EWiR § 1191 BGB 4/89, 881 und Anm. Ott , WuB I F 3. – 15.89; BGH WM 1967, 566 zu III. 3.; zur Löschung bedarf es der Bewilligung des eingetragenen Grundschuldgläubigers, im Falle einer Widerlegung der Vermutung aus § 891 BGB (nachf. Rn. 311) des wahren Berechtigten und der Zustimmung des Eigentümers, § 1183, BayObLG NJW-RR 1993, 283.
[14]
Unzulässig, wenn der ursprüngliche Eigentümer als Sicherungsgeber das Eigentum in der Zwangsversteigerung (oder auf andere Weise) verloren hat: Dann muss die Möglichkeit der Abtretung des Anspruchs an ihn verbleiben, BGHZ 106, 375 mit Komm. Köndgen , EWiR § 9 AGBG 7/89, 417; BGH NJW 2014, 3772 mit Komm. Clemente EWiR 2014, 637 und Anm. Regenfus LMK 2014, 362571; Reithmann , WM 1990, 1985.
[15]
BGH WM 1990, 464; OLG Köln WM 1998, 1924; Schmitz , WM 1991, 1061 (1067); Bankrechtshandbuch/ Epp , § 94 Rn. 254.
[16]
BGH NJW 1994, 1796 mit Anm. Bruchner , WuB I F 3. – 2.94; OLG Hamm WM 1994, 1840 mit Bspr. Wenzel , WiB 1994, 963 und Komm. Grub , EWiR § 1191 BGB 1/95, 139; OLG Karlsruhe WM 1994, 1614 mit Anm. Hj. Weber , WuB I F 3. – 3.94; Lettl , WM 2002, 788 (790).
[17]
BGH ZIP 2002, 1390 mit Komm. R. Weber/Madaus , EWiR § 262 BGB 1/02, 849.
[18]
Das übersieht LG Bielefeld WM 1993, 219.
[19]
OLG Hamm WM 1994, 1840.
[20]
BGH NJW-RR 1991, 759 zu II. 2; BAG NJW 2008, 461 mit Bspr. Boemke , JuS 2008, 461.
[21]
OLG Köln WM 1995, 1801 mit Anm. Benckendorff , WuB I E 1. – 1.96 und Komm. Alisch , EWiR § 242 BGB 5/95, 1167 für eine mit einer Grundschuld belastete Eigentumswohnung.
[22]
BGHZ 109, 197 (204); BGH WM 1991, 668 zu II. 2.; vgl. auch BGH NJW 2000, 2499 mit Anm. Rimmelspacher/Ultsch , WuB I F 3. – 10.2000 und Komm. Knops , EWiR § 273 BGB 1/2000, 1099.
[23]
Bülow, in: Baumgärtel/Laumen/Prütting, Handbuch der Beweislast, § 488 BGB Rn. 3.
[24]
BGH WM 2000, 186 mit Bspr. Schmidt , JuS 2000, 712, Anm. Heinrich , WuB VII A. – 1.2000 und Komm. Joswig , EWiR § 1191 BGB 1/2000, 227; Beweiserleichterung hierfür nach Lage des Einzelfalls (Zeitablauf): AG München NJW-RR 1996, 987; Joswig , ZfIR 2001, 613, 712 (716).
[25]
BGHZ 143, 95 (102) = WM 2000, 64 für Bürgschaft; BGH WM 2002, 2367 zu 3. für Mobiliarpfandrecht; MDR 1997, 495; NJW 1990, 392; WM 1991, 668; nach OLG Köln EWiR § 1191 BGB 2/93, 667 (abl. Reithmann ) erstreckt sich der Sicherungszweck „Grundschuldbetrag und Zinsen“ nur auf Vertrags-, nicht aber auf Verzugszinsen.
[26]
BGHZ 114, 57 (73).
[27]
BGH NJW-RR 1991, 759 zu II. 2.; NJW 1992, 1620 zu I. mit Anm. Bruchner/Ott , WuB I F 3. – 9.92.
[28]
BGH NJW 1992, 1822 zu III. mit Anm. Obermüller , WuB I F 3. – 6.92.
d) Leistung auf die Grundschuld: Eigentümergrundschuld
224
Bestimmt der Eigentümer seine Zahlung gem. § 1142 als Leistung auf die Grundschuld, deren Fälligkeit er gem. § 1193 (oben Rn. 218) durch Kündigung herbeiführen kann[1], bleibt der Bestand der Forderung unberührt[2].
225
Die Grundschuld geht ohne weiteres, ex lege , auf den Eigentümer über. Das ist für die Grundschuld im Gesetz zwar nicht ausdrücklich geregelt (sondern nur für die Hypothek gem. § 1177 Abs. 1 und 2), folgt aber aus dem Wesen des Grundpfandrechts: Wo der Gläubiger aus dem Grundpfandrecht selbst befriedigt ist, kann es ihm nicht mehr zustehen, aber auch nicht erlöschen (zum anderen Fall in § 1181 Abs. 1 s. nachf. Rn. 389und 482), sodass der Eigentümer übrig bleibt, auf den die Grundschuld übergeht[3]. In diesem Fall erwächst dem Eigentümer also nicht lediglich ein schuldrechtlicher Anspruch auf Rückübertragung der Grundschuld, sondern er wird ipso iure deren Inhaber.
226
Der Inhaber der durch die Leistung auf die Grundschuld unberührt gebliebenen Forderung ist der Gläubiger, der aber befriedigt ist. Gleichsam spiegelbildlich zum Grundschuldübertragungsanspruch hat der Eigentümer und persönliche Schuldner gegen den Gläubiger Anspruch auf Abtretung der gesicherten Forderung nach § 398 (vgl. nachf. Rn. 263), die dadurch wegen Konfusion erlischt, wahlweise auf Abschluss eines Erlassvertrages nach § 397 Abs. 1 BGB, wodurch die Forderung ebenfalls erlischt.
[1]
Räbel , NJW 1953, 1247 (1248 zu III. 1.). Zur Zweckbestimmung bei Gesamtgrundschulden auf Wohnungseigentum BGH NJW 1976, 2132; 1983, 2502 zu II. 2. mit Rezension Coester , NJW 1984, 2548.
[2]
BGHZ 105, 154; 80, 228 (230); BGH WM 1987, 202 zu II. 2. b. mit Anm. Bülow , WuB I F 3. – 5.87; NJW 1996, 1206 mit abl. Rezension Tiedtke , NJW 1997, 851 und Anm. Grün , WuB I F 3. – 4.96; Reinicke/Tiedtke , BGH WM 1987, 485; Gaberdiel , EWiR 1/87, 237 zu § 1191 BGB; Andrick , JA 1987, 272.
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