Im Peoplejournalisten-Jargon würde sie heute als «sexy, vollbusige Karrierefrau mit dunkelblonder Bubikopf-Frisur» tituliert. So würde sie sich jedenfalls selbst beschreiben, wenn sie einen Artikel über sich schreiben müsste. Aber eben: Das waren die Klischees, die auf einigen Zeilen mit wenigen Anschlägen Platz hatten.
«Warum habe ich es getan?»
Vielleicht lag es an ihrer Kindheit, an ihren Eltern, an der Schule, dass sie die Selbstzweifel nie losgeworden war. An ihrer Verletzlichkeit. Eigenschaften, die sie mit Ehrgeiz und resolutem Auftreten zu kompensieren versuchte – das war ihr bewusst. Und sie war nicht stolz darauf.
Plötzlich begann Mystery zu bocken.
Myrta wurde aus ihren Gedanken gerissen.
Mystery wollte umkehren, Myrta redete auf ihn ein und versuchte, ihn zu beruhigen. Sie schaute sich um, versuchte herauszufinden, warum Mystery so nervös war. Irgendwo raschelte und knackte etwas. Äste, Blätter, Schnee, ein Vogel, eine Maus, ein Reh …
Stand dort vorne auf dem Weg nicht wieder der Kerl mit der Sense?
«Martin!», rief Myrta. «Martin? Bist du das? Hey, was machst du da?»
Keine Antwort.
«Martin?»
Nichts.
«Wer sind Sie?», rief sie.
Stille. Kein Rascheln war jetzt zu hören. Kein Knacken. Myrta erschauerte. Sie liess Mystery wenden, gab ihm den Befehl zum Galopp. Das Tier schnaubte. Myrta wagte es nicht, zurückzuschauen.
Wer reitet so spät durch Nacht …
In hohem Tempo erreichte sie Martins Hof, preschte bis zum Stall, brachte Mystery zum Stehen, schwang sich aus dem Sattel, schlang die Zügel schnell um einen Balken, rannte zur Haustüre und klingelte.
Ihr Atem ging schnell, ihr Herze pochte wild.
Die Türe wurde geöffnet.
«Martin», sagte sie leise. Einerseits froh, ihn zu sehen, anderseits nicht. Wer war da draussen?, fragte sie sich. Und: Werde ich verrückt?
«Myrta, schön, dass du doch noch zu unserer Party kommst!»
«Party?»
«Silvester, Myrta, meine Party, zu der ich dich ein…» Er stockte und schaute sie lange an. «Alles in Ordnung mit dir?»
«Ja», antwortete Myrta hastig. Sie lachte, schluckte, lächelte, räusperte sich. «Klar, die Party, da bin ich!»
Martin musterte sie nochmals lange: «Du trägst Reitkleidung. Bist du etwa mit Mysti gekommen?»
«Ähm, ja, ich habe mich in der Zeit vertan, da dachte ich, wir kommen gleich zusammen. Hast du ein Plätzchen für uns?»
«Eine freie Box für Mystery habe ich schon, aber du kommst doch hoffentlich mit ins Haus? Oder möchtest du mit Hafer, Heu und Wasser Silvester feiern?»
«Ich weiss nicht …»
Martin nahm sie einfach in die Arme, streichelte ihr über den Kopf, drückte sie vorsichtig an sich: «Du siehst toll aus!»
Martin macht das gut, fand Myrta. Sie fühlte sich beschützt.
Конец ознакомительного фрагмента.
Текст предоставлен ООО «ЛитРес».
Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.
Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.