Heinz Rudolf Kunze - Werdegang

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Heinz Rudolf Kunze erinnert sich an sein Leben und seine Musik, an seine Familie und seine Weggefährten. Mit einnehmender Stimme blickt er zurück: auf eine Kindheit und Jugend im Wirtschaftswunderland, das mit der Aufarbeitung seiner Vergangenheit noch nichts zu tun haben wollte, auf die Umbrüche und Aufbrüche der grell-turbulenten 1980er Jahre und den deutschen Zeitgeist der letzten Jahrzehnte.
Werdegang erzählt von Erfolgen, Zweifeln und Höhenflügen. Und nicht zuletzt davon, welche Kraft Musik und Literatur entfalten können.
»Compañero Heinz Rudolf – über die Jahrzehnte stehen wir, wenn's drauf ankommt, immer schon Seite an Seite. Ob bei der Anti-Atom-Bewegung, auf der Loreley mit Willy Brandt, gegen Ausländerfeindlichkeit, gegen Nazis, bei Rock gegen rechte Gewalt oder auch als Teil der Friedensbewegung. Heinz Rudolf hat als Sänger immer schon politische Verantwortung übernommen. Und zusammen powern wir weiter!«
UDO LINDENBERG
»Unbändige Schaffenskraft, eine nie enden wollende Kreativität und der Mut, immer neue Herausforderungen anzunehmen – all das zeichnet Heinz und seinen künstlerischen Kompass aus. Respekt, Herr Nachbar!«
KLAUS MEINE
»Ich liebe Heinz für die Klarheit seiner Worte, für seine einprägsamen Bilder, für seine stets überraschenden Wendungen und klugen Gedanken. Ich liebe Heinz für seine Musik, für das Geschenk seiner Lieder – und weil er ein Freund ist.«
REINHARD MEY

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Schon immer war es meine Überzeugung, dass man kein wildes Leben führen muss, um wilde Texte schreiben zu können. Wer alles auskostet bis zur Neige und sich verschwendet ohne Halt, hat es nicht mehr nötig, auf dem Papier verrückt zu spielen. Oder kommt erst gar nicht dazu, sich an den Schreibtisch zu setzen. In meinen Texten wimmelt es geradezu vor Menschen, die seltsame Dinge denken, sagen und tun. In meinem Kopf ist die Hölle los, aber privat pflege ich meine Unauffälligkeit und will eigentlich nur meine Ruhe haben. Einmal fragte ich Randy Newman, warum er in seinen Interviews so oft betone, ein ganz und gar normaler Mensch zu sein. Er lachte.

»Weil meine Songs so verrückt sind! Sie hören sich nicht an, als könnte ich sie geschrieben haben. Wenn meine Nachbarn ein Album von mir hören, sind sie ziemlich geschockt.«

Von Newman habe ich gelernt, dass es absolut okay ist, hinter seinen eigenen Texten zu verschwinden und sich aus ihnen, so gut es eben geht, herauszuhalten. Ich hege eine tiefe Abneigung gegen Songs, an deren Ende der Autor meint, unbedingt noch eine persönliche Stellungnahme, eine Mahnung oder gar eine Aufforderung, auf die Barrikaden zu gehen, unterbringen zu müssen. Warum sich nicht mit genauen Momentaufnahmen begnügen, anstatt höchstpersönlich Gefühle vorzuturnen? Warum nicht Beobachtungen und Situationen einfach hinstellen und den Hörer sein eigenes Fazit ziehen lassen?

Die Figuren, die ich auf »Reine Nervensache« auftreten ließ, waren vielleicht Helden, aber ganz sicher keine Sieger. Sie hatten Phimose, hingen am Kreuz oder hörten in der Nacht Atomsprengköpfen beim Flüstern zu. Sie saßen mit ausgeklinktem Herzen vor ihrem leeren Glas, spürten nichts mehr, wollten nichts mehr, schon gar nicht mitmachen. Sie waren Abstinenzler, und der Stoff, auf den sie verzichteten, war die Hoffnung. Ist schon gut, Mutter, ich blute ja nur. Und nicht einmal Kafkas Lachen, das das Vorlesen seiner Texte stets begleitet haben soll, klang noch wie früher, sondern glich dem hämischen der Panzerknacker: har, har, har. Diese Songs erzählten keine zusammenhängende Geschichte, aber das tat das Leben ja schließlich auch nicht. Lediglich »Romanze« schaffte es noch, für einen Abend und eine Nacht die Illusion von Liebe zu erzeugen. Doch gab es kein Gegenüber mehr, das sie erwiderte. Den alten Balz- und Paarritualen war der Partner abhandengekommen, mit dem sie einst so etwas wie Sinn ergaben. Sie dennoch zu zelebrieren, als Versehrter, Verlassener, war alles, was blieb. Und am nächsten Morgen wird die zerkratzte Theodorakis-Platte wieder in die Hülle gesteckt und der Gedichtband von F. C. Delius ins selbstgezimmerte Regal zurückgestellt. Es ist ein trüber Tag.

Ich sang »Romanze« bei meinem allerersten Fernsehauftritt. Die Aufzeichnung der ZDF-Sendung fand im Frankfurter Römer statt. Mit mir waren Ideal eingeladen, auch sie spielten live, ich glaube, ihr Song war »Eiszeit«, genau weiß ich es nicht mehr. Die beiden Nummern hätten sich jedenfalls einiges zu erzählen gehabt, nicht nur über Einsamkeit und Narzissmus. »In meinem Film bin ich der Star, ich komm auch nur alleine klar.« Das Walkman-Zeitalter hatte gerade erst begonnen.

Die Leute von der WEA wollten es ganz besonders gut machen und verpflichteten extra einen Journalisten für eine Eloge auf mich und mein erstes Album, die sie dann auf dem Backcover unterbringen konnten. Der Mann hieß Klaus Schneider und kam von der Frauenzeitschrift Petra . Man kann nicht behaupten, dass er sich keine Mühe mit seinem Text gegeben hätte. Er konnte mit Sprache umgehen, und manche Formulierung gefiel mir sogar ziemlich gut, gerade weil sie ein wenig over the top war: »Biedermann als Brandstifter, der Schwiegersohn als Heiratsschwindler, ein Spielverderber, wie er im Buche steht: Heinz Rudolf Kunze aus Osnabrück – deutscher kann keine Tarnung sein!« So fing es an, und dann packte Schneider das ganz große Besteck aus, zitierte Brecht und stellte mich auf eine Stufe mit dem jungen Dylan. Kleiner hatte er es einfach nicht. Er stellte sogar einen Bezug zu meiner Doktorarbeit über Spinoza her, die zu schreiben mir mein Philosophie-Dozent Armin Regenbogen tatsächlich angeboten hatte. Ich bin jedoch nie über das Anfangsstadium hinausgelangt, irgendwann ging mir die Kraft aus, und die Zeit dafür war auch nicht mehr da.

All das wäre kaum der Rede wert, hätte Klaus Schneider in seinen Text nicht einen Kalauer eingebaut, der mich verfolgen sollte wie ein Fluch. Schneider schrieb: »Viele spürten plötzlich, dass alle Liedermacher-Ideologien verschlissen sind. Doch der da vorn, das könnte der Niedermacher der 80er Jahre sein.« Die WEA machte daraus zur Sicherheit auch noch die Überschrift. Damit hatte ich mein erstes Etikett weg.

Mir haben Menschen später erzählt, dass sie mein Image als »Niedermacher« lange Zeit davon abhielt, sich mit meiner Musik näher zu beschäftigen. Wer kauft schon freiwillig Platten von einem »Niedermacher«? Zumal man zwar schon das Jahr 1981 schrieb, Punk und New Wave aber in Deutschland noch nicht richtig angekommen waren. Die Musik, die in Berlin im SO 36 oder in Düsseldorf im Ratinger Hof lief, war nur wenigen ein Begriff, die breite Masse hörte nach wie vor Supertramp, Pink Floyd, Angelo Branduardi und Konstantin Wecker. Das sollte sich erst ab Ende des Jahres ändern, als die Neue Deutsche Welle auch die Mainstream-Charts erreichte. Aber davor war die Zeit einfach noch nicht reif für einen »Niedermacher«.

Ein anderes Etikett machte mir aber noch mehr zu schaffen, und diesmal traf Klaus Schneider keine Schuld. Manche Journalisten stürzten sich auf meine bürgerliche Vergangenheit und gingen dazu über, mich fortan nur noch »Oberlehrer« zu titulieren. Natürlich war das als Schimpfwort gemeint. Ich konnte darin nie etwas anderes sehen als Infamie und Gehässigkeit. Denn gestimmt hat die Bezeichnung ja nie. Weder versuche ich, Menschen mit meiner Musik zu erziehen, noch möchte ich ihnen etwas beibringen. Aus dem Stand fielen mir schon Anfang der achtziger Jahre gleich mehrere Kollegen ein, die zwar rein äußerlich eher dem handelsüblichen Bild eines Rockstars entsprachen, das Predigen, Dozieren und Welterklären aber weitaus besser beherrschten als ich. Vielleicht sah ich wie ein Lehrer aus, aber spätestens mit dem Auftauchen von Leuten wie Elvis Costello waren doch eigentlich auch in dieser Beziehung die Kategorien längst durcheinandergeraten. Nur leider nicht in Deutschland.

Während eines USA-Urlaubs las ich einmal in einer großen Tageszeitung einen Artikel über Sting, in dem der Journalist fast hochachtungsvoll Stings frühere Tätigkeit als Englischlehrer erwähnte. Hierzulande hätte man ihm gerade deswegen die Befähigung zur Rockmusik abgesprochen. Besonders in meinen Anfangsjahren hielt man in der einschlägigen Presse am Dogma einer strengen Zweiteilung fest: Hier der Musiker, er muss nach Straße riechen, räudig sein und fern von jeder Bildung, denn nur dann rockt er. Und dort der für den intellektuellen Überbau zuständige Kritiker, der durch sein Wissen der Musik erst ihren wahren Wert verleiht. Wer sich auf dieses Spiel nicht bereitwillig einließ, weil er nun mal mehr als nur ein Buch gelesen hatte und damit auch nicht hinter dem Berg hielt – warum sollte er auch –, galt schnell als Klugscheißer oder eben als »Oberlehrer«. Und erst recht, wenn er eine Brille trug. Erst in jüngerer Zeit scheint man sich auf meine Entfernung aus dem höheren Schuldienst geeinigt zu haben, und ich lese immer öfter von meiner Beförderung zum »Pop-Dichter«, »Pop-Denker« oder gar »Pop-Philosophen«. Ganz ohne Preisschild scheint es einfach nicht zu gehen.

Wir nahmen acht Nummern auf, die neunte und letzte lag bereits vor. Ich hatte beschlossen, »Bestandsaufnahme« in der Liveversion aus dem Würzburger Stadttheater ans Ende des Albums zu stellen. Die Intensität dieses Mitschnitts meiner Stunde null würden wir im Studio nicht übertreffen können. Zudem hatte es den hübschen Nebeneffekt, dass die Platte mit Beifall ausklingen würde, so, als wäre gerade das Konzert eines arrivierten Künstlers zu Ende gegangen und nicht seine erste offizielle Dreiviertelstunde.

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