Hannes Bajohr - TEXT + KRITIK Sonderband - Digitale Literatur II

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Literatur ist so digital wie die Gesellschaft, in der sie stattfindet. Heute sind Rezeption und Literaturproduktion weitestgehend von digitaler Technik bestimmt.
Und doch lassen sich Unterschiede ausmachen, inwieweit die unter den Bedingungen einer digital bestimmten Lebenswelt produzierte Literatur auch diese Bedingtheit reflektiert. Im Gegenwartsroman, in dem Digitalität vor allem auf Beschreibungsebene Eingang findet, werden die Parameter klassischer literarischer Form selten angetastet. Weiter gehen Experimente in sozialen Medien, in denen die Tools der Plattformen neue Schreibweisen hervorbringen. Und wieder Bedeutung gewonnen hat jene Tradition, die man genuin digitale Literatur nennen kann und die nicht nur nebenbei und instrumentell digitale Technik verwendet, sondern ihre Werke ganz wesentlich durch Computer, Algorithmen oder neuronale Netze produziert.
Der Sonderband schreibt die erste Bestandsaufnahme digitaler Literatur in TEXT+KRITIK aus dem Jahr 2001 fort und hebt die Differenzen und Kontinuitäten hervor, die sich in diesem Feld seitdem ergeben haben. Als Diskussion des State of the Art in technischer wie literarischer Hinsicht ist er eine Momentaufnahme einer im Umbruch befindlichen Literatur.

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Digitale Forensik, Medienphilologie und Critical Code Studies

Grundlagen für eine Philologie der digitalen Literatur sind vor allem im angelsächsischen Raum gelegt worden. Im Rahmen dieser Skizze bereits etablierter Ansätze für philologische und literaturwissenschaftliche Analysen von digitaler Literatur seien hier exemplarisch die Studien Matthew Kirschenbaums, Lori Emersons und Mark Marinos hervorgehoben. Diese Studien analysieren bereits ältere Werke, können allerdings als paradigmatisch mit Blick auf ihren analytischen Umgang mit deren spezifischer historischer digitaler Materialität gelten.

In seiner digitalforensisch angelegten Studie »Mechanisms« von 2008, 38welche seiner Literaturgeschichte der digitalen Textverarbeitung (2016) 39vorangeht, analysiert Kirschenbaum drei einschlägige Werke der digitalen Literatur mittels philologischer und forensischer Verfahrensweisen: das interaktive Abenteuerspiel »Mystery House« (anonym, 1980), Michael Joyces Hypertext-Erzählung »Afternoon: A Story« (1987) und William Gibsons elektronisches Gedicht »Agrippa« (1992). Kirschenbaum rekonstruiert die Quellen und Textgeschichte der Werke anhand ihrer digitalen historischen Materialität des digitalforensischen Befundes, einschließlich der Geschichte der illegalen Vorabveröffentlichung von »Agrippa« durch Hacker auf USENET. 40Kirschenbaum überträgt digitalforensische Beweissicherungs- und Analysemethoden von Datenträgern (»forensic imaging«) in den Bereich der Philologie. 41Das Modell ist übertragbar auf digitale Literatur der Gegenwart und aktuelle Technologie: Aus der digitalen Forensik bekannte Methoden werden auch bei der Archivierung digitaler Kunstwerke angewandt, um wichtige Spuren der Bearbeitung, Prozessierung, digitalen Umgebung und deren historische digitale Materialität zu bewahren und analysierbar zu machen. 42

Emerson findet in ihrem Buch zur Kulturgeschichte digitaler Schreib-Interfaces einen literaturmedien-historischen Zugang zu Jörg Piringers iPad-App »abcdefghijklmnopqrstuvwxyz« (2010), welcher auch für andere seiner Werke, etwa »tiny poems« (2015) für iWatch, trägt. 43Sie liest Piringers App als eine interaktive, kinetische Poesieplattform (»iPoem«), mittels derer Nutzer*innen auf spielerische Weise ein von der proprietären iOS-Plattform nicht vorgesehenes Maß an kreativem Einfluss auf einen Text ausüben können. 44Nicht zu Unrecht versteht Emerson Piringers Werk als eine hacktivistische Intervention, welche auf die »Defamiliarisierung« von selbstverständlich und »unsichtbar« gewordenen Benutzeroberflächen für die Nutzer*innen setzt – mit dem Ziel, die dem Schreiben durch die Interfaces gesetzten Grenzen sichtbar zu machen, zu verschieben und programmierend aufzuheben. 45Den Studien Kirschenbaums und Emersons ist der Ansatz gemeinsam, letztlich an digitaler Literatur das remedialisierte Forschungsprogramm der literarischen, literaturwissenschaftlich-philologischen und medienwissenschaftlichen Praxis der New Philology, Analytical Bibliography und Book History fortzusetzen und die digitalen Werke entsprechend zu lesen.

Marinos 2020 erschienenes Buch »Critical Code Studies« 46arbeitet in exemplarischen Fallstudien kritische Lektüreverfahren für Software heraus, welche die historische Materialität des Quellcodes, die Laufzeit-Prozessebene und Funktionalität der Software unter einem geisteswissenschaftlichen Blickwinkel interpretieren. Das Kapitel zu Montforts generativem Code-Gedicht »Taroko Gorge« (2009) und dessen Bearbeitungen durch andere Autor*innen ist das einzige, welches ein Werk der digitalen Literatur zum Gegenstand hat. Der überschaubare Python-Code des Originals – Montfort bevorzugt nach eigener Angabe Python für die poetische Denkarbeit (»Python is a programming language I prefer for when I’m thinking«) 47– erzeugt Zeile für Zeile einen endlosen, meditativ anmutenden Gedichttext in regelhaft alternierenden Versgruppen (2–1), wobei dieses Schema ab und an durch drei- und vierversige Strophen unterbrochen wird. Der Titel, die Kommentare im Quellcode und die verwendeten Verbformen legen nahe, dass der vom Gedicht erzeugte Rhythmus an einen Gang durch eine Schlucht im Taroko-Nationalpark erinnert »# 8 January 2009, Taroko Gorge National Park, Taiwan and Eva Air Flight 28«, »walking (…)«, »stopping (…)«. 48Der Code des Gedichts wurde von anderen Autor*innen mehr als 20 Mal adaptiert und in andere Programmiersprachen übersetzt. 49Im Rahmen seiner philologischen Dokumentation und Analyse von Montforts Python-Quellcode und ausgewählten Code-Fragmenten der Bearbeitungen präpariert Marino einen für digitale Literatur spezifischen Modus literarischer Intertextualität heraus: Wie Scott Rettberg (Bearbeitung: »Tokyo Garage«) nennt J. R. Carpenter ihre Bearbeitung des Gedichts unter dem Titel »Gorge« einen »Remix«. Ähnlich Rettberg und den meisten Bearbeiter*innen behält Carpenter Montforts Code-Funktionalität im Wesentlichen bei, tauscht allerdings das Vokabular aus, sodass »Gorge« einen formal dem Original ähnelnden Textstrom erzeugt, allerdings mit eher viszeral Ekel auslösender Semantik (»gorge«, dt. Schlucht; »to gorge«, dt. schlingen). Während Rettberg sich jede Zeile von Montforts Quellcode aneignet, um »Tokyo Garage« zu schreiben, belässt Carpenter einige in ihrem Programm funktionslose, nicht angeeignete Codezeilen – beziehungsweise ihr in Javascript übersetztes Äquivalent – im Programm. Es geht um die Python-Zeilen in Montforts Code, welche das Wort »monkeys« auslösen, wenn die Zeichenfolge »forest« auftaucht: »if u[0]=='f': / u=c([u,u,'monkey'])«, 50in Carpenters »Gorge« übersetzt nach Javascript: »if ((words= ='forest')&&(rand_range(3)==1)) { / words='monkeys '+choose(trans);«. 51Da die Buchstabenfolge »forest« durch Carpenters »Gorge«-Code nicht erzeugt wird, sind diese Code-Zeilen funktionslos, aus technischer Sicht überflüssigerweise nach Javascript übersetzt. Marino liest in dieser Anomalie ein »Memento«, eine reflexive Code-Erinnerungsspur von Montforts Original. 52Diese Interpretation erscheint insofern plausibel, als Carpenter ihre programmierten Kunstwerke häufig mit reichhaltigen Codekommentaren und Quellenverweisen versieht (vgl. etwa den Quellcode des im Browser ablaufenden Gedichts »There he was, gone«). 53Flores wertet die »Taroko Gorge«-Remixes als Anzeichen eines Desinteresses der »dritten Generation« an Originalität. 54Wiederverwenden, Abwandeln und öffentliche Diskussion des Quellcodes eines digitalen Kunstwerks sind allerdings eine übliche Form der Hommage, des lebendigen Austauschs, wie etwa Amaranth Borsuks »Curt Curtal Sonnet Corona« (2020) zeigt, welches offen als Variante der Codebase von Montforts Pandemie-Gedicht »Sonnet Corona« (2020) firmiert. 55

Statt eines Schlusses

Digitale Literatur stellt eine Herausforderung für die Literaturwissenschaft dar, für grundlegende Kategorien wie den Text- und Literaturbegriff, für die Praxis der Analyse und Interpretation, für die Literaturgeschichte wie auch für die Archivwissenschaft. Die Integration des Gegenstandes in das Forschungsfeld der Literaturwissenschaft erfordert einen multimodalen Ansatz, der Lektüremodelle für die multiplen Analyseebenen digitaler Kunstwerke (Performanz, Code und Modell, Prozess und Funktion, ästhetisches Programm) und die ihnen eingeschriebenen historischen Dimensionen (Text- und Implementierungsgeschichte und digitalforensische historische Materialität, Archiv; Kontexte der Literatur- und Mediengeschichte, Geschichte der digitalen Literatur, Technologiegeschichte) untereinander wie auch für die germanistische Literaturwissenschaft anschlussfähig zusammenführt. Der vorliegende Beitrag hat anhand ausgewählter Forschungsliteratur Ansätze zu Lektüre-, Analyse- und Kontextualisierungsmodellen skizziert, welche in einem multimodalen Forschungsprogramm zu integrieren wären, das mediengeschichtliche und digitalforensische Ansätze sowie Critical Code Studies vereint.

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