Hannes Bajohr - TEXT + KRITIK Sonderband - Digitale Literatur II

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Literatur ist so digital wie die Gesellschaft, in der sie stattfindet. Heute sind Rezeption und Literaturproduktion weitestgehend von digitaler Technik bestimmt.
Und doch lassen sich Unterschiede ausmachen, inwieweit die unter den Bedingungen einer digital bestimmten Lebenswelt produzierte Literatur auch diese Bedingtheit reflektiert. Im Gegenwartsroman, in dem Digitalität vor allem auf Beschreibungsebene Eingang findet, werden die Parameter klassischer literarischer Form selten angetastet. Weiter gehen Experimente in sozialen Medien, in denen die Tools der Plattformen neue Schreibweisen hervorbringen. Und wieder Bedeutung gewonnen hat jene Tradition, die man genuin digitale Literatur nennen kann und die nicht nur nebenbei und instrumentell digitale Technik verwendet, sondern ihre Werke ganz wesentlich durch Computer, Algorithmen oder neuronale Netze produziert.
Der Sonderband schreibt die erste Bestandsaufnahme digitaler Literatur in TEXT+KRITIK aus dem Jahr 2001 fort und hebt die Differenzen und Kontinuitäten hervor, die sich in diesem Feld seitdem ergeben haben. Als Diskussion des State of the Art in technischer wie literarischer Hinsicht ist er eine Momentaufnahme einer im Umbruch befindlichen Literatur.

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3 Aktualisierung als Verfahren: Julia Zanges »Realitätsgewitter« (2016)

Julia Zanges »Realitätsgewitter« führt die Produktivität der Aktualisierungsmodi digitaler Medien für das Erzählen vor und legt das Augenmerk insbesondere auf das Digitale als von außen intervenierender Impuls. Verstärkt wird dieser Eindruck durch das Erzähltempus Präsens, die Kürze der Sätze und einen parataktischen Stil. Der Roman, der von der Berliner Teilzeitkulturjournalistin Marla, ihrem Smartphone und ihrer Suche nach gelingenden Sozialbeziehungen handelt, ist ein erzählerisches Experiment mit von digitalen Medien induzierter Gegenwartsfixierung. Die Protagonistin ist einem »Realitätsgewitter« von Ereignissen ausgesetzt, Benachrichtigungen auf ihrem Smartphone treiben die Erzählung voran. Zukunft als Möglichkeitsraum gerät so gar nicht erst in den Blick.

»Realitätsgewitter« beginnt mit einem Facebook-Post – das erste Motto lautet: »The misappropriation of attention as care is a major existential problem of our time. / Deanna Havas, Facebook, 17 minutes ago, NY City« 16. Das Statement der zum Erscheinungszeitpunkt als aufstrebende Netz-Künstlerin geltenden Havas signalisiert die ambivalente Haltung des Textes gegenüber digitalen sozialen Medien. 17Einerseits kann man den Verweis auf die Zweckentfremdung von Aufmerksamkeit als Anteilnahme als eine Folge digitaler Medien lesen, andererseits nutzt der Post Facebook als Reflexionsmedium. In einem zweiten Motto wird auf die digitale Verfasstheit des Manuskriptes für den Text verwiesen: »Die Datei ›Realitätsgewitter.doc‹ ist geschützt, da Sie sie in der letzten Zeit nicht geändert haben. Schutz aufheben? Abbrechen?« 18Damit wird der Text jenseits der Frage, ob er als gedrucktes Buch oder als E-Book gelesen wird, als digital markiert. Zudem verweist die Möglichkeit der Änderung wie die Zeitangabe im ersten Motto auf den Modus der Aktualisierung, der das Aktuelle permanent der Gefahr aussetzt, durch die nächste Version ersetzt zu werden.

Diese Spannung funktioniert als erzählerisches Prinzip des Romans: Die »EILMELDUNG: 80 Tote in Nizza bei Attentat mit LKW« 19beschäftigt die Protagonistin Marla gerade einen Satz lang, der über einen Vergleich des »Blau Nizzas mit den Bildern von Yves Klein« 20zu dem Video einer Yogalehrerin auf Facebook führt, in dem diese Argumente anführt, warum man am Meer leben sollte. Nach verschiedenen Versuchen der Protagonistin, ihre Einsamkeit über Facebook, Instagram und Tinder zu überwinden, steht am Ende des Romans »Gefühl 3«, ein neuer Zustand: »Wir haben eine Entscheidungsfreiheit, jede Sekunde. Das habe ich verstanden. Aber das Seltsamste, was jetzt passiert, ist, dass auf einmal Gefühl 3 auftaucht. Auf Höhe des Herzens gibt es jetzt eine Verbindung, ein Einverständnis.« 21Diese Entwicklung ist also weniger durch eine graduell entstehende Einsicht als durch ihre Plötzlichkeit gekennzeichnet, die durch die immer neuen Verweise auf den gegenwärtigen Moment deutlich markiert ist. Insgesamt kommt das Wort ›jetzt‹ auf 250 Seiten 152 Mal vor. Der Unterschied zum Beginn des Romans besteht in der Einsicht, dass auch der Modus permanenter Aktualisierung zumindest in begrenztem Maß Offenheit zulässt. Die Protagonistin kommentiert »Gefühl 3« mit den Worten: »Oh Gott, Marla, jetzt klingst du echt wie ein kitschiger Facebook-Eintrag.« 22Wie die sehr technisch klingende Unterscheidung der Gefühle durch Ordnungszahlen weist der Vergleich von »Gefühl 3« und einem Facebook-Post darauf hin, dass der Roman jenseits von simpler Medienkritik, die Vereinsamung durch soziale Medien beklagt, zu verorten ist, indem digitale Medien gerade als Reflexionsmöglichkeit eingeführt werden. Als plötzliche Intervention von außen können sie nicht nur Aufmerksamkeit ablenken, sondern auch Überlegungen anstoßen und die Gegenwart für Entscheidungsmöglichkeiten öffnen.

4 Gegenwart der Vergangenheit: Berit Glanz’ »Pixeltänzer« (2019)

Berit Glanz’ »Pixeltänzer« (2019) ist wie »Realitätsgewitter« eine Reflexion des Verhältnisses von ›digitaler Gesellschaft‹ und individuellen Handlungsmöglichkeiten. Der Roman setzt mit einer heterodiegetischen Erzählinstanz und dem Erzähltempus Präteritum auf eine konventionellere Anlage als »Realitätsgewitter«. Die Protagonistin Elisabeth, genannt Beta, ist »Junior-Quality-Assurance-Tester« 23bei einem Berliner Startup. Über eine App lernt sie einen geheimnisvollen Fremden namens Toboggan kennen. Toboggan bringt ihr die Geschichte des Hamburger Künstlerpaars Lavinia Schulz und Walter Holdt aus den 1920er Jahren näher. Im als digital inszenierten Textnetzwerk des Romans existieren zwei voneinander entfernte Zeiten gleichzeitig. Die beiden Erzählstränge sind von gleicher Aktualität und werden abwechselnd weitergeführt.

Die Offenheit des Romans für das Digitale und seine Inszenierung als Teil eines Textnetzwerkes entsteht nicht nur aus dieser Verknüpfung, sondern auch durch die Rahmung einzelner Textabschnitte. Einigen Kapiteln sind kurze Sequenzen Pseudoprogrammiercodes vorangestellt. Die folgende eröffnet den Roman:

// S-Bahn-Beobachtungs-Statement

if (IsSBahnAccelerating) {

currentSpeed++;

} else {

System.out.println(»Die Frau steht am

Fenster.«);

} 24

Durch die Aufnahme von Elementen wie der S-Bahn und der am Fenster stehenden Frau, die im folgenden Kapitel eine Rolle spielen, wird der unmittelbare Zusammenhang des Pseudocodes und des folgenden Kapitels impliziert. Die Kapitel werden auf diese Weise als momenthafter Output des Codes inszeniert. Neben diesen Pseudocodeschnipseln gibt es weitere Kategorien von kurzen Texten, die die Kapitel einleiten: Erklärungen von Testverfahren und von IT-Projektmanagement-Techniken sowie Namen von W-LAN-Netzwerken.

Mit Toboggan kommuniziert Beta über einen fiktiven Blog. Die zum Buch unter toboggan.eueingerichtete Website, auf die im Roman immer wieder verwiesen wird, nimmt einige Elemente dieses Blogs, etwa bestimmte Bilder, auf. Die Geschichte von Lavinia und Walter aus den 1920er Jahren entwickelt sich nach und nach an verschiedenen Orten im Netz parallel zur Handlung in der Erzählgegenwart. Am Ende hat die Protagonistin zusammen mit einigen befreundeten Kolleg*innen aus dem Startup einen App-Entwicklungswettbewerb gewonnen. Einerseits hat sie damit bessere Ausgangsbedingungen als Lavinia: »Wahrscheinlich hat sich Lavinia nach all den Dingen gesehnt, die wir gestern, ohne es zu wollen, gewonnen haben: Geld und einen angenehmen Platz zu arbeiten.« 25Andererseits wäre die expressionistische Künstlerin radikaler gewesen: »Lavinia hätte wahrscheinlich einfach gekündigt und ein Jahr lang nur altes Brot gegessen, aber vielleicht bin ich nicht so radikal oder eben doch zu ängstlich und zu gewöhnt an meinen Komfort.« 26Schließlich entstehen aus der Beschäftigung mit Lavinias Kunst eine Gruppe um die Protagonistin und die Inspiration für ein subversives App-Projekt, das sich gegen digitale Überwachungstechniken wendet. 27Am Ende von »Pixeltänzer« steht die Definition einer »Definition of Done«, 28die Teil einer bestimmten Art der Organisation von Arbeitsprozessen im IT-Bereich ist. Sie bildet die Schlusspointe des Romans – anstelle eines Endes steht die Definition eines Verfahrens zur Verbesserung der Kriterien für das Ende eines Arbeitsabschnittes. Die zentrale Frage nach dem Verhältnis von Autonomie und neuen Formen der Erwerbsarbeit, die in den beiden parallelen Erzählungen des Romans entfaltet wird, wird durch die »Definition of Done« pragmatisch beantwortet: An die Stelle einer Utopie tritt die stetige Verbesserung von Arbeitsprozessen. Auch Betas Handeln ist weniger von einem radikal utopischen Denken als von einem Pragmatismus geleitet. Nichtsdestotrotz hat sie, verglichen mit Marla aus Zanges »Realitätsgewitter«, deutlich mehr Handlungsspielraum. Mit Hilfe des Digitalen öffnet sich für sie ein Raum utopischen Denkens in der Vergangenheit, der in Bezug auf die Gegenwart aktualisiert wird. Dieser digital induzierte utopische Impuls ermöglicht schließlich eine kritische Reaktion auf digitale Überwachung, die sich selbst digitaler Mittel bedient.

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