Hannes Bajohr - TEXT + KRITIK Sonderband - Digitale Literatur II

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Literatur ist so digital wie die Gesellschaft, in der sie stattfindet. Heute sind Rezeption und Literaturproduktion weitestgehend von digitaler Technik bestimmt.
Und doch lassen sich Unterschiede ausmachen, inwieweit die unter den Bedingungen einer digital bestimmten Lebenswelt produzierte Literatur auch diese Bedingtheit reflektiert. Im Gegenwartsroman, in dem Digitalität vor allem auf Beschreibungsebene Eingang findet, werden die Parameter klassischer literarischer Form selten angetastet. Weiter gehen Experimente in sozialen Medien, in denen die Tools der Plattformen neue Schreibweisen hervorbringen. Und wieder Bedeutung gewonnen hat jene Tradition, die man genuin digitale Literatur nennen kann und die nicht nur nebenbei und instrumentell digitale Technik verwendet, sondern ihre Werke ganz wesentlich durch Computer, Algorithmen oder neuronale Netze produziert.
Der Sonderband schreibt die erste Bestandsaufnahme digitaler Literatur in TEXT+KRITIK aus dem Jahr 2001 fort und hebt die Differenzen und Kontinuitäten hervor, die sich in diesem Feld seitdem ergeben haben. Als Diskussion des State of the Art in technischer wie literarischer Hinsicht ist er eine Momentaufnahme einer im Umbruch befindlichen Literatur.

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7 Die Zukunft der Gegenwart

Augenfällig wird in diesen Romanen erstens, dass das Digitale ganz ähnlich wie in der soziologischen Selbstbeschreibung der Gesellschaft bei Nassehi, Stalder und Baecker nicht nur im Bereich des Technischen verortet wird, sondern dem Sozialen grundlegend eingeschrieben ist. Zweitens wird wie in den soziologischen Positionierungen der postdigitale Zustand mit einer spezifischen Konstellierung der Zeitformen verbunden: Die Gegenwart rückt ins Zentrum, Zukunft fällt als Möglichkeitsraum aus und wird tendenziell als krisenhaft erfahren. Das heißt nicht, dass die literarischen Texte die soziologische Theorie illustrieren, sondern vielmehr, dass sie den gleichen Problemzusammenhang bearbeiten. Indem sich die Texte auf verschiedene Weise als digital inszenieren, verweisen sie auf das Digitale als Voraussetzungen des Schreibens und der beschriebenen Welten.

Das Digitale wird als die Autonomie von Subjekten einschränkendes und deren Handlungsmöglichkeiten bestimmendes Element erzählt. Diese Einschränkung der Handlungsmöglichkeiten leitet sich bei Zange in »Realitätsgewitter« von einer Inszenierung des Digitalen als von außen intervenierende Kraft ab, die das Handeln der Protagonistin leitet. Glanz stellt in »Pixeltänzer« wie Zange die Frage nach der Autonomie, jedoch als Frage nach selbstbestimmten Formen des Arbeitens. Bei beiden hat das Digitale sowohl restringierende als auch ermöglichende Funktion. Die finale Selbsterkenntnis bei Zange und die subversive App bei Glanz wären ohne Digitaltechnik nicht zustande gekommen. Dass jeweils die Stadt Berlin als Schauplatz gewählt und entsprechende Wirklichkeitsreferenzen integriert werden, verortet die beiden Romane in der Jetztzeit. Die Romane bieten realistische Erzählungen und nehmen vor allem die unmittelbare Gegenwart als Handlungszeit in den Blick.

Berlin steht für die Fokussierung von Gegenwart, Miami dagegen für eine Zukunft, die nur als in der Gegenwart zu bearbeitende Krise gedacht werden kann. Im Unterschied zu den Romanen von Zange und Glanz kreisen »Miami Punk« und »Flexen in Miami« nicht um Möglichkeiten einer Souveränität des Subjekts gegenüber einer digitalen Kontrollgesellschaft, sondern fokussieren diese ausgehend von der Einsicht, immer schon in sie verstrickt zu sein, wobei Armen Avanessians »Miamification« (2017) als ein zentraler Referenztext dient. 43Miami steht weniger für die reale Stadt in den USA, sondern für eine bestimmte Zuspitzung westlicher Lebensverhältnisse: Hier sehen sich Hyper-Kapitalismus und Strandidylle unmittelbar der Bedrohung durch die Klimakrise gegenüber. Guse konstelliert an diesem Ort verschiedene Formen, Gesellschaft und Gemeinschaft zu konzipieren, Groß findet sein Utopia in einem Rückzug in eine Kommune, wohlgemerkt nicht in Miami, sondern in Atlanta, was man im Kontext des Utopie-Diskurses als Anspielung auf das mythische Inselreich Atlantis lesen kann. Beide Romane versuchen ein utopisches Denken nach der Kolonisierung der Zukunft durch algorithmische Vorhersagen. Zange, Glanz, Guse und Groß rekurrieren mit jeweils unterschiedlicher Akzentuierung auf die Gegenwartsfixierung der ›digitalen Gesellschaft‹ einerseits und den Entfall der Zukunft als Möglichkeitsraum andererseits. Aus diesem Grund sind sie Teil einer postdigitalen Gegenwartsliteratur.

1Der Aufsatz ist im Rahmen des Forschungsprojekts »Schreibweisen der Gegenwart. Zeitreflexion und literarische Verfahren nach der Digitalisierung« entstanden, gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) – Projektnummer 426792415. Der Verfasser dankt den Kolleg*innen aus dem Projekt für Anregungen und Diskussionen. — 2N. Katherine Hayles: »Electronic Literature. New Horizons for the Literary«, Notre Dame, Ind. 2008 S. 159. — 3Vgl. Kathrin Passig / Aleks Scholz: »Schlamm und Brei und Bits. Warum es die Digitalisierung nicht gibt«, in: »Merkur« 798 (2015), S. 75–81, hier S. 75. — 4Florian Cramer: »What is Post-Digital?«, in: David M. Berry / Michael Dieter (Hg.): »Postdigital Aesthetics. Art, Computation and Design«, Basingstoke 2015, S. 12–28, hier S. 20. Vgl. Felix Stalder: »Kultur der Digitalität«, Berlin 2016, S. 18 f. — 5Jessica Pressman: »The Aesthetic of Bookishness in Twenty-First-Century Literature«, in: »Michigan Quarterly Review« XLVIII:4 (2009), http://hdl.handle.net/2027/spo.act2080.0048.402(1.1.2021). — 6Alexander Starre: »Buchwerke. Paratext und post-digitale Materialität in der amerikanischen Gegenwartsliteratur«, in: Lutz Danneberg / Annette Gilbert / Carlos Spoerhase (Hg.): »Das Werk. Zum Verschwinden und Fortwirken eines Grundbegriffs«, Berlin, Boston 2019, S. 169–190, hier S. 174. — 7Vgl. Annette Gilbert: »›Möglichkeiten von Text im Digitalen‹. Ästhetische Urbarmachung von korpuslinguistischen Analysetools und Bots in der generativen Literatur der Gegenwart am Beispiel des Textkollektivs 0x0a«, in: »Deutsche Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte« 91, 2 (2017), S. 203–221 und Hannes Bajohr: »Infradünne Plattformen. Print-on-Demand als Strategie und Genre«, in: »Merkur« 800 (2016), S. 79–87. — 8Vgl. Starre: »Buchwerke«, a. a. O., S. 173; Bajohr: »Infradünne Plattformen«, a. a. O., S. 79 f. sowie Elias Kreuzmair: »›The digital revolution is over‹. Ein Blick auf die deutsche Gegenwartsliteratur nach der Digitalisierung«, in: Logbuch Suhrkamp, 31.8.2016, www.logbuch-suhrkamp.de/elias-kreuzmair/the-digital-revolution-is-over/(1.1.2021). — 9Armin Nassehi: »Muster. Theorie der digitalen Gesellschaft«, München 2019 (E-Book), Kap. Einleitung. — 10Stalder: »Kultur der Digitalität«, a. a. O., S. 18. — 11Vgl. Passig / Scholz: »Schlamm und Brei und Bits«, a. a. O. — 12Stalder: »Kultur der Digitalität«, a. a. O., S. 149. — 13Nassehi: »Muster«, a. a. O., Kap. 7: Das Internet als Massenmedium. — 14Dirk Baecker: »4.0 oder Die Lücke, die der Rechner lässt«. Leipzig 2018, S. 86. — 15Vgl. etwa Hans Ulrich Gumbrecht: »Unsere breite Gegenwart«, Berlin 2010, Douglas Rushkoff: »Present Shock. When Everything Happens Now«, New York 2013 oder Marcus Quent (Hg.): »Absolute Gegenwart«, Berlin 2016. Dazu Eckhard Schumacher: »Present Shock. Gegenwartsdiagnosen nach der Digitalisierung«, in: »Merkur« 826 (2018), S. 67–77. — 16Julia Zange: »Realitätsgewitter«, Berlin 2016, S. 6, Hervorhebung im Original. — 17Havas ließ auf sozialen Medien in der Folge, ungefähr ab 2017, zunehmend Sympathien für rechtsextreme und antisemitische Positionen erkennen und hat ihre öffentliche künstlerische Tätigkeit weitgehend eingestellt. Mit Julia Zange existiert eine Folge des Podcasts »60HZ« aus dem Jahr 2016: Berlin Community Radio: 60HZ – Easter Special – Julia Zange talking with artist Deanna Havas about Cosmic Latte, in: »60 HZ«, März 2016, https://www.mixcloud.com/BCR_Radio/60hz-easter-special-julia-zange-talking-with-artist-deanna-havas-about-cosmic-latte/(1.1.2021). — 18Zange: »Realitätsgewitter«, a. a. O., S. 6. — 19Ebd., S. 128. — 20Ebd. — 21Ebd., S. 152, Hervorhebungen E. K. — 22Ebd., S. 152. — 23Berit Glanz: »Pixeltänzer«, Frankfurt / M. 2019, S. 10. — 24Ebd., S. 7. Die Anordnung der Zeilen ist dem Original nachempfunden, jedoch nicht ganz deckungsgleich. — 25Ebd., S. 234. — 26Ebd., S. 237. — 27Vgl. ebd., S. 246. — 28Ebd., S. 250. — 29Vgl. Juan S. Guse: »Miami Punk«, Frankfurt / M. 2019, S. 115. — 30Vgl. ebd., S. 32. — 31Ebd., S. 334. — 32Ebd., S. 336. — 33Ebd., S. 536. — 34Ebd., S. 209. — 35Ebd., S. 144, 255, 343, 444 und 586, Hervorhebung im Original. — 36Vgl. dazu Miryam Schellbach: »Das digitale Leben als literarisches Motiv«, in: »FAZ.net«, 25.5.2020, unter: https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/themen/wie-das-digitale-leben-zum-literarischen-motiv-wird-16767835.html(1.1.2021) sowie Niklas Maak: »Im Kunstfaserland«, in: »Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung« 25 (2020), 21.6.2020, S. 41. Wichtige Referenztexte sind in diesem Zusammenhang die Anthologie »Mindstate Malibu« (hg. von Joshua Groß u. a., Fürth 2018) und Armen Avanessians »Miamification« (Leipzig 2017). — 37Vgl. auch Schellbach: »Das digitale Leben als literarisches Motiv«, a. a. O. — 38Joshua Groß: »Flexen in Miami«, Berlin 2020, Kap. 5 (E-Book). — 39Ebd., Kap. 1. — 40Ebd., Kap. 4. — 41Ebd., Kap. 24. — 42Ebd., Kap. 25. — 43Vgl. etwa das direkte Zitat in »Miami Punk«, a. a. O., S. 193 f. Es findet sich in Avanessian, a. a. O., S. 53.

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