Die ersten Wochen waren hart. Das Stillen war das Einzige, was gut klappte. Ansonsten war mein Sohn enorm unruhig, schlief schlecht, ließ sich kaum beruhigen, und ich war ein Schatten meiner selbst. Nach sechs Wochen – ich hatte noch immer Schmerzen im Dammbereich – stellte meine Gynäkologin fest, dass man mich im Spital falsch zusammengenäht hatte. Ich musste die Dammnaht also noch einmal öffnen und neu zunähen lassen. Ich weiß nicht mehr, wie ich die ersten sechs Monate überstand. Immer wieder dachte ich: „Das ist normal. Ein Baby zu haben, ist nun mal hart.“ Ich hatte eine immense Schlafstörung entwickelt, fand tagsüber nie und nachts nur noch stundenweise zur Ruhe, auch wenn mein Mann sich um unser Kind kümmerte. Heute weiß ich: Hätte ich eine Doula gehabt, hätte sie mich längst zur Aufarbeitung meiner Niederkunft geschickt.
Erst sechs Monate später und nach fünf schlaflosen Nächten in Folge ging ich zum Arzt. Dieser diagnostizierte bei mir eine Autoimmunkrankheit, einen Morbus Basedow, der sehr wahrscheinlich durch „ein stressiges Event“ ausgelöst worden sei. Erst jetzt bekam ich Hilfe in Form von Medikamenten, die die Symptome behandeln sollten, sowie Psychotherapie. Mir wurde aber bald bewusst: Wenn ich wirklich heilen wollte, musste ich das ganzheitlich angehen. Mein inneres Selbst wusste, dass ich diese Heilung im Yoga finden würde. Dieser inneren Stimme folgte ich.
Und so schrieb ich mich wieder in einem Yogastudio ein und verschlang jedes Buch, das ich über Yoga und Meditation in die Finger bekam. So stolperte ich bald über Yoga-Nidra. Als ich das erste Mal bewusst Yoga-Nidra praktizierte, sank ich wieder in diesen wunderbaren Zustand – in diese Tiefe, in diesen inneren Raum –, in dem ich Monate zuvor einfach gewusst hatte, schwanger zu sein. Dieses Mal aber wusste ich, dass hier der Weg meiner Heilung begann.
Meine Krankheit verschwand nach einem Dreivierteljahr. Ärzte bezeichnen mich heute als schubfrei, ich selbst weiß aber, dass ich gesund bleibe, solange ich den Weg gehe, den mir diese innere Stimme weist.
Einzig die Schlafstörung hielt sich hartnäckiger, aber dank Yoga-Nidra konnte ich schlaflose Nächte so weit kompensieren, dass ich durchhielt. Auch mein Sohn schlief, bis er eineinhalb Jahre alt war, nicht mehr als drei Stunden am Stück.
Alles veränderte sich, als ich mit ihm gemeinsam zu einer Naturärztin ging. Sie unterstützte uns mit Craniosacral-Therapie und löste bei meinem Sohn das Geburtstrauma auf. Ich werde nie vergessen, wie wir in der Praxis auf einer Matratze am Boden saßen und die Ärztin meinem schreienden Sohn immer wieder sanft erklärte: „Deine Mama hätte sich auch eine andere Geburt gewünscht. Sie wäre gerne so für dich da gewesen, wie du es gebraucht hättest.“ Mein Kind schrie, wie ich es nie zuvor erlebt hatte. Es war ein verzweifeltes Schreien, ein Urschmerz, ein Verarbeiten in aller Tiefe. Ich weinte mit. Und wir heilten. Schon zwei Wochen später schlief er durch, und ich konnte meine Schlafmedikamente absetzen.
Alles in allem war diese Zeit die wohl härteste meines Lebens. Ich weiß heute, dass sehr viele dieser unglücklichen Umstände hätten vermieden werden können. Trotzdem bin ich für diese Erlebnisse dankbar, denn sie haben mich zu dem Menschen gemacht, der ich heute bin. Ohne mein Kind hätte ich kaum damit begonnen, mein Leben so tief zu hinterfragen und drastisch zu ändern. Mein Sohn war der Prozessbeschleuniger, der mich zu meiner wahren Bestimmung brachte. Ohne das Leid, das mich dazu zwang, eine neue Richtung einzuschlagen, wäre ich wohl kaum Doula geworden und hätte meinen Weg als Schülerin des Yoga verpasst. Ich bin dem Universum dafür dankbar, dass es mich an diesen Punkt geführt hat, an dem ich es mir zur Aufgabe machte, Frauen dabei zu unterstützen, eine selbstbestimmte und für sie richtige Geburt zu erleben – ohne Übergriffe, Angst und Leid.
Dein Baby und du habt den bestmöglichen Start verdient.
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