Identitätskonzepte in der Literatur

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Als Begriff wie als Diskurs wird Identität in der Gegenwart zunehmend einseitig ideologisch vereinnahmt und politisch instrumentalisiert. Vor diesem Hintergrund perspektivieren die Beiträge des Bandes den Terminus im Hinblick auf seinen Gehalt und seine historischen Bedeutungsdimensionen. Der Literatur ist seit dem Aufkommen national(staatlich)er Diskurse im 18. Jahrhundert eine wesentliche Rolle für die Konstitution und die Bestätigung von Identität zugefallen. Dies gilt vor allem für Literatur mit regionalem Bezug, aus der sich Stereotypen der Verengung und Trivialität, z. B. der Heimatliteratur, entwickelt haben. Die Beiträge des Bandes untersuchen die Funktion der Konstitution und Stiftung von Identität durch die Literatur. Sie schlagen einen Bogen von den Anfängen eines Identitätsdiskurses bis in die unmittelbare Gegenwart und betrachten Texte mit der Perspektive auf bestimmte Autor*innen, Regionen, Ethnien oder Themenkomplexe.

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Das größte Plus für die Lebensqualität […] ist jedoch die „Trinkhalle“ oder „Selterbude“, kurz: die Bude […].3

Den äußeren, geographischen Rahmen dafür bilden bei Goosen „herkunfts- und heimatorientierte Regionalitätsvorstellungen“,4 mittels derer ein Kern-Ruhrgebiet zwischen Duisburg und Dortmund als Heimat konstituiert wird, und zwar zunächst einmal durch Abgrenzung nach außen: „Südlich von Hattingen ist für mich Tirol, nördlich von Recklinghausen Dänemark, östlich von Unna beginnt für mich Sibirien und westlich von Duisburg ist die Welt zu Ende und alle fallen ins Urmeer.“5

Was hier auf engstem Raum als übrig bleibendes Territorium eine ‚Heimat-Mitte Ruhrgebiet‘ konstituiert, das entfaltet der Roman Sommerfest als Rückblick auf das eigene, mit Ruhrgebietsspezifika angereicherte ‚coming of age‘ zugleich als ‚my generation‘ wie auch als ‚my region‘, nämlich als eine Heimat, der gegenüber München und Bayern zur entferntesten Peripherie werden, gleichauf mit New York, Mettmann, Duisburg und Krefeld: „‚Krefeld, Duisburg, alles eine Soße.‘“6 Bereits von der Grundanlage der Texte her sind damit regionale, lokale und generationsspezifische Angebote zur Subjektbildung und mit ihr zum Anschluss an die eine oder andere diskursive Position offen gehalten.

Diese geographische Eingrenzung des Territoriums für die Ausbildung einer positiv auf das Ruhrgebiet bezogenen Identität (Heimat) wird in den Texten von Goosen zudem historisiert . So ist die polnische Abstammung von Ruhrgebietsbewohnern als ein auf frühere Zeiten rekurrierendes Residualnarrativ bei Goosen geradezu Ausweis eines auf mindestens drei Ruhrgebietsgenerationen zurückblicken könnenden und damit regional-kulturell gefestigten ‚Bergmannsadels‘. Wilhelm Amann hat daher konstatiert, dass „die Vorstellung von der Ruhrgebietsregion […] bei Goosen […] eng an die Vorstellung von Herkunft gekoppelt“ ist.7 Eine der Episoden aus Radio Heimat zeigt förmlich auf, wie der daraus resultierende Attraktivitätsfaktor einer ‚polnischen Bergmannsgenealogie‘ erfüllt werden kann, um sich der Ruhrgebietsidentität assoziieren zu können:

Das Ruhrgebiet ist ja immer auch ein Schmelztiegel unterschiedlichster Nationalitäten gewesen. Dem Klischee nach stammen wir ja alle von polnischen Püttadligen ab. Dass das dem Namen nach in meiner Familie nicht der Fall zu sein scheint (klingt mehr nach Benelux), muss mein Vater als Manko empfunden haben, weshalb er sich meiner Mutter in der Tanzschule Bobby Linden 1964 als ‚Goosenowski‘ vorstellte […].8

Der fälschlich für belgisch, niederländisch oder luxemburgisch haltbare Nachname „Goosen“, der de facto polnischer Herkunft ist, wird zu „Goosenowski“ erweitert, um jeden Anflug von Nicht-Zugehörigkeit zu kompensieren, und zwar schon in der Generation der Eltern, womit zugleich wieder die historische Kontinuität der Ruhrgebietsidentität reproduziert wird. Daraus erklärt sich dann auch, dass eine der in fast allen Texten von Goosen vorkommenden Figuren die der Oma (auf Ruhrdeutsch ‚Omma‘) ist, denn sie ist es, welche die diachrone Spanne von drei Generationen und mit ihr Kontinuität, also ‚Püttadel‘, verbürgt, ohne dass größerer narrativer Aufwand betrieben werden müsste. Von daher verwundert es nicht, dass im Falle von Sommerfest die Widmung im Buch „Für Omma“9 lautet.

Am Beispiel der ‚Omma‘ lässt sich zudem zeigen, dass auch die Applikation solcher in der Literatur parat gehaltener Diskursparzellen in reale Lebenszusammenhänge funktioniert. Als nämlich Bettina Böttinger in ihrer WDR-Sendung Böttingers Bücher vom 10. Juli 2017 Frank Goosen in dessen Haus besuchte, nutzte dieser den diskursiven ‚Omma‘-Effekt ganz gezielt und machte die Moderatorin zunächst einmal mit seiner Großmutter bekannt, die gleichermaßen als ‚Kronzeugin‘ der Karriere des Autors wie auch seiner Verankerung in der Heimat Ruhrgebiet fungierte; es folgten Goosens Fußballkeller und ein Besuch bei der Wirtin in seiner Stammkneipe. Titel der Sendung: Durch die Heimat .10 Auch in Weil Samstag ist wird nahezu jede dafür geeignete Erzählepisode oder Anekdote mit ‚Omma‘ und/oder ‚Oppa‘ verbunden, sodass auch Fußball eng mit der Ruhrgebietsgenealogie verknüpft wird: „[…] meine Omma löste während der Spiele Kreuzworträtsel – was meinen Oppa immer wahnsinnig machte. […] / ‚Guck doch dahin!‘ / ‚Interessiert mich doch nicht!‘ / ‚Guck trotzdem hin!‘.“11

Für die mit den beiden ersten Verfahren geographisch und historisch konstituierte Ruhrgebietsheimat steht bei Goosen auch das Ruhrdeutsch mit seinen – im Text durch Kursivierung hervorgehobenen – transkulturellen Anverwandlungen von Lehnwörtern wie „ Schangsen “, „ Pafföng “, „ Grateng “, „ Restorang “12 und „ Expresso “.13 „Das sind“, wie es bei Goosen heißt, „so Heimat-Wörter, wie es auch Heimat-Zeitformen gibt, und die typische Heimat-Zeitform in dieser Gegend ist immer das Plusquamperfekt gewesen: Da war ich drinne gewesen. Kannze vergessen “.14 Benutzt werden diese Wörter in Sommerfest von den für ‚ruhrgebietswürdig‘ und damit für die Ruhrgebietsidentität als assoziationsfähig erachteten Figuren.

Schließlich sind ruhrgebietsspezifische Orte, Einrichtungen und Gebäude Attraktoren der Assoziation und damit der Ausbildung von Identitäten. Dazu gehören das Zechenreihenhaus, in dem die Familie seit mehreren Generationen wohnt, der lokale Bolzplatz, auf dem man schon als Junge gespielt hat, der Schrebergarten mit der Gartenlaube, in der man den ersten Sex hatte, und die Trinkhalle, im Ruhrgebietsjargon schlicht ‚Bude‘ genannt. Mit solchen Regionalitäts- und Identifikationsmarkern reichlich ausgerüstet, können die Texte Goosens als Versuche einer – mit Deleuze / Guattari gesprochen – Re-Territorialisierung15 in Form der Konstitution einer für ruhrgebietsspezifisch angesehenen Heimatliteratur verstanden werden, bei der das Reihenhaus als „eingemauerte Parzelle auf der Erde“ der Region fungiert und der „Fesselung einer identischen Familie an ein Territorium über Generationen“16 hinweg dient.

Um alle diese diskursiven Schnittstellen bzw. Attraktoren in eine kohärente Narration überführen zu können, werden sie im Roman Sommerfest mit den Charakteren der auftretenden Figuren verkoppelt; vor allem mit der Figur des Protagonisten, der das Ruhrgebiet verlassen hat und jetzt noch einmal ins Revier zurückkehrt. Thematisch ist der Roman damit am Narrativ der Rückkehr des verlorenen Sohnes und der damit verknüpften Aufhebung der Dissoziation der Kernfamilie orientiert. Bei Goosen kommt dieser Sohn namens Stefan Zöllner aus München, wo er „mit mäßigem Erfolg als Schauspieler tätig“ und mit einer ihm fremd gewordenen Frau „aus diesen Kreisen liiert ist“. Er „kehrt im Sommer 2010 in seine Ruhrgebietsheimat zurück, um nach dem Tod des Onkels“ schnell das Elternhaus zu verkaufen, ein typisches Ruhrgebiets-Reihenhaus.17

Dazu kommt es jedoch nicht. Denn territorial und auch kulturell wieder eingebunden in die alte Heimat, den alten Freundeskreis und zudem neu verliebt in die alte Freundin, rücken München und die dortige Partnerin immer weiter in den Hintergrund und haben letztlich gegen die Heimat ‚Ruhrgebiet‘ in Kopplung mit der neuen alten Liebe keine Chance. In München aus der regionalen Sicht der alten Freunde gleichsam entfremdet lebend, lernt Stefan noch einmal neu, ein Ruhrgebietler zu sein, reflektiert den Sprachgebrauch und schließt sich peu à peu wieder den – von Autor Goosen als eigentlichen Gegenstand seines Romans gepflegten – regionalen Identitätsmarkern (Gartenlaube, Bude, Fußballverein und -platz) an. Das Ganze gipfelt im pseudo-dramatischen Sprung aus dem fast schon nach München fahrenden Zug, also der nicht nur symbolischen Entscheidung für das Ruhrgebiet.

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