Julia Jessen - Die Architektur des Knotens

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Die Architektur des Knotens: краткое содержание, описание и аннотация

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Yvonne und Jonas sind ein gutes Paar. Sie kümmern sich liebevoll um ihre Kinder, sie haben einen großen Freundeskreis, sie verstehen sich, beide sind berufstätig, teilen sich die Aufgaben. Warum Yvonne immer mehr das lähmende Gefühl hat, nur noch zu funktionieren, ist ihr selbst rätselhaft. Nur die Gewissheit, dass es so nicht weitergehen kann, die wird immer stärker.
Nach einem Fest geht sie mit einem der jüngeren Gäste noch in eine Bar. Und schläft mit ihm. Aber warum musste sie es ihrem Mann erzählen? Warum dann ihre Familie verlassen? Warum etwas zerstören, was sie perfekt aufgebaut hat? Um dem wunschlosen Unglück, der stillen Zerstörung zuvorzukommen, die man oft erst bemerkt, wenn es zu spät ist?
Julia Jessen erzählt schmerzhaft genau von Konflikten, in denen viele sich wiederfinden, auch wenn sich nur wenige so radikal damit konfrontieren. Und sie erzählt davon, wie eine Familie wieder zusammenfindet, auch wenn es nicht mehr so ist, wie es mal war.

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Ein schöner Mann mit einem merkwürdigen Mantel, der eine dicke, hässliche Freundin gehabt hat und am Tresen saß und nichts sagte. Ich hab ihn irgendwas gefragt. Er hat geantwortet. Wenn er etwas deutlich machen wollte, hat er in Bildern gesprochen. An einem dieser Abende saß er am Tresen, den Kopf in beide Hände gestützt, und ich habe gefragt: »Alles in Ordnung?« »Einfach Krise«, hat er gesagt. »Tut mir leid«, hab ich gesagt

»Muss es nicht, ist nichts Schlechtes«, hat er gesagt und hochgeguckt. »Ich stell mir das vor wie im Schwimmbad. Beckentiefe, weißt du. Man kann nur bis zu einem bestimmten Punkt sinken, dann schlägt man unten einmal mit dem Kopf auf«, dabei hat er so laut mit der Hand auf den Tresen gehauen, dass ich zusammengezuckt bin, »und dann kommt man eben wieder hoch. Man muss nur die Angst vor dem Sinken überwinden. Hat sogar was Friedliches dann. Oder man macht es wie die anderen und strampelt sich halbtot, nur um irgendwie mit dem Kopf über Wasser zu bleiben.« »Und die Angst vorm Sinken betäubst du mit Gin Tonic, oder was?«, hab ich dann gefragt. »Da ist ja jedes Mittel recht«, meinte er und wir haben gelacht.

Ich mochte das. Drehe mich auf die Seite und streiche ihm doch kurz durch die Haare. Wegen damals. Fühlt sich schon an wie meine Haare. Wenn man so lange schon zusammengehört, wem gehören dann die Haare? Zehn nach? Ich muss hoch, verdammt.

Wir sprechen so nicht mehr. Nicht mehr mit diesem dringenden Wunsch, dem anderen am liebsten unter die Schädeldecke gucken zu wollen. Alles zu erfassen, was da vor sich geht. Als wüssten wir schon alles. Aber wir reden viel. Das ist das Seltsame. Manchmal sind meine heimlichen Gedanken furchtbar laut. Aber sie finden keinen Weg nach draußen. Ich halte sie von ihm fern. Und das macht mich einsam. Zwischen all den Worten, die zwischen uns hin und her wandern, ist immer viel Schweigen.

Mein Körper, mein Kopf sind ein Kokon, in dem all das Unsagbare zurückbleibt, erstarrt und sich verwandelt. In Ungeduld oder Wut und dann in Müdigkeit. Ich kann dabei zusehen, wie es geschieht, und ich weiß, dass es nicht gut ist. Ich weiß nur nicht, wo ich anfangen soll. Es ist wie eine Gewissheit, dass es nicht zu sagen ist. So wie es auch nicht zu hören sein wird. Weil es uns in Frage stellt. Und weil diese Fragen gefährlich sind und uns Angst machen. Und ich weiß nicht, warum das so sein muss. Warum wir uns so eingerichtet haben, dass wir uns davon nichts erzählen dürfen.

Eines Abends hatte sich Jonas zu mir über den Tresen gelehnt und gesagt:

»Yv, liebe Yv, ich bin eine Insel.«

Und ich habe gesagt: »Nein Jonas, du bist einfach nur ein Idiot.«

Das war es dann auch mit dem Kummer über die dicke Anja und den vielen Gin Tonics und mein Haarband trug ich nur noch mit dem Gedanken daran, dass er es mir abends abstreifen würde, um seine Hände durch meine Haare zu wühlen. Die Zeit gehörte uns. Sie gehorchte völlig anderen Gesetzmäßigkeiten.

Und wir passten zusammen.

Wir passen auch immer noch zusammen. Liebe. Die Gerüche unserer Körper sind zusammengeflossen. Ich weiß nicht mehr, welcher davon zu mir gehört. Unsere Sprache ist in der Schnittmenge von zwei Leben gelandet und dreht sich dort in gewohnten Kreisen und um die Abläufe der Tage. Zwei Menschen, zwei Kreise, eine Schnittmenge, in der wir uns treffen. Ich bin ein »Wir« geworden. Das ist mein Zuhause.

Außerhalb dieser Schnittmenge bin ich unbeweglich geworden. Eine Menge Bewegungen sind nicht mehr möglich. Die Sprache, an die wir uns gewöhnt haben, hat keine Worte, die davon erzählen dürften.

Es ist eine völlig andere Liebe jetzt. Sie fühlt sich anders an. Wir wissen das. Aber wir sagen es nicht. Wie soll man das auch sagen? Wenn man sich liebt. Es scheint sich auszuschließen.

So wie wir hier jetzt liegen, wollte ich nie liegen. Ich dachte, so könnte ich gar nicht liegen. In diesem Panzer. Der Taubheit. Nicht wir. Und plötzlich schäme ich mich dafür, geglaubt zu haben, wir wären anders.

Mika sitzt bei mir in der Küche. Die Kartoffeln kochen leise blubbernd vor sich hin. Das Geräusch macht mich wahnsinnig. John habe ich noch gar nicht gesehen.

Als ich die Schüssel mit den Tomaten zum Schneidebrett trage, halte ich sie mit so merkwürdig ausgestreckten Armen, übereifrig irgendwie, so als wollte ich sie herzeigen. Warum tue ich das? Für wen? Niemand schaut mir zu. Ich steh hier, wie die Playmobilfrau mit dem Kuchen, denke ich. Wer will Essen von der guten Mutter? Tue ich so, als wäre ich eine gute Mutter? Bin ich eine? Ich kopiere eine gute Mutter. Offensichtlich kopiere ich eine Playmobilhausfrau.

Keine Ahnung mehr, wo da ein »Ich« sein soll.

Ich möchte wissen, was ich noch so alles kopiere. Manche Gesten meines Vaters haben sich in meine Muskulatur eingeschlichen, das hab ich schon öfter bemerkt, die Sprüche meiner Mutter kommen manchmal aus meinem Mund, so wie irgendwelche klugen Sätze, die ich aufgeschnappt habe, manchmal nistet sich auch eine fremdes Lächeln in meinen Mundwinkeln ein, eines, das ich im Fernsehehen oder sonst wo gesehen habe.

Aber was ist eine gute Mutter, frage ich mich. Was ist Liebe? Familie? Für mich, meine ich? Wie habe ich mir das vorgestellt? So?

All diese Bilder in meinem Kopf. Die Vorstellung, wie es zu sein hat. Ich weiß nicht, woher sie gekommen sind. Ich hab die Bilder nie wirklich in Frage gestellt, denke ich. Ich bin einfach mit ihnen groß geworden.

Keine Ahnung, ob das meine Wünsche sind. Aber jetzt bin ich hier. Das ist nicht mehr zu ändern, denke ich.

Wo verläuft die Trennungslinie zwischen mir und den Kindern, wo sind ihre Gedanken und Wünsche nicht mit meinen verwoben? Ihre ganze Anwesenheit ist ein Teil von mir, ständig anwesend, mit mir verwachsen, genau wie Jonas.

Es ist ein Knoten, der sich um mich herum festgezurrt hat. Ich bin hineingewoben in dieses faserige Gewirr aus Liebe und Verantwortlichkeiten, ein verfilztes Netz aus Ansprüchen und Erwartungen, mit irgendwelchen eingezwängten Sehnsüchten dazwischen und immer weniger Träumen. Der Knoten hält mich. Das wollte ich doch. Verwachsen miteinander. Eins werden. Und jetzt erkenne ich mich nicht mehr. Ich bin eingebunden in diesen Knoten, ich kann mich nicht mehr bewegen, nicht ohne dass das ganze Konstrukt mitkommt. Ich bekomme keine Luft mehr, kann tatsächlich gerade nicht richtig einatmen und lege den Kopf in den Nacken.

Die Kartoffeln kochen über. Das Zischen des Wassers auf der Herdplatte reißt mich raus.

Luft strömt wieder in mich ein und für einen Moment überkommt mich ein kurzer, heftiger Drang, meine Hand in das sprudelnde Wasser zu stecken. Selbst wenn ich mich bewege, fühlt es sich an wie Stillstand.

Ich gieße die Kartoffeln ab und stelle sie zum Abkühlen aufs Fensterbrett. Der Dampf lässt die Scheibe beschlagen. Mika will was reinmalen. Ich verbiete es ihm. Welchen Grund habe ich, ihm das zu verbieten? Weil es die Scheibe verschmiert? Ich versage auf ganzer Linie. Schlechte Mutter. Schlechtes Gewissen. Wieder Wut.

Ich kann spüren, wie die Wut in mir feststeckt.

Unwillig krabbelt Mika zurück auf den Küchenstuhl. Es tut mir leid. Die Haut der Tomaten ist zu weich und nachgiebig, sie bietet dem Messer keine Angriffsfläche, und als ich es endlich schaffe, sie mit dem Messer zu halbieren, quellen Saft und Kerne über meine Finger. Mein Zeigefinger presst sich auf die harte schmale Oberkante des Messers, ich kann spüren, wie die Kante eine Furche in die Haut meines Fingers drückt.

Manchmal tue ich das, drücke mich gegen etwas, meine Oberschenkel gegen Tischkanten, meinen Daumennagel in den Zeigefinger, und dann spüre ich den Widerstand, den Druck, mich, dann schweigen wenigstens die Gedanken in meinem Kopf, schieben sich nicht mehr zwischen mich und die Welt. Der Schmerz ist unmittelbar. Dann weiß ich wieder, wo ich bin.

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