Etwas drastischer war es, dem Toten den Kopf abzuschlagen und ans Fußende des Sargs zu legen. Man konnte ihm auch das Herz herausnehmen und es verbrennen oder in Wein kochen. Wenn nichts anderes möglich schien, wurde die vollständige Einäscherung als letzter Ausweg gewählt. Da kann man sich natürlich fragen, warum nicht alle als Vampire verdächtigten Leichname einfach verbrannt wurden. Wahrscheinlich, weil es ohne einen modernen Brennofen verflixt schwer ist, einen Körper vollständig zu verbrennen. Oft wurden mehrere Methoden miteinander kombiniert – man grub den Leichnam aus, köpfte ihn, pfählte ihn oder schnitt das Herz heraus, ehe der Rest verbrannt wurde, um ganz sicherzugehen, dass der Tote nicht zurückkehrte.
Bulgarische Vampirjäger praktizierten eine etwas ungewöhnliche Technik, Untote zu fangen und unschädlich zu machen: Man stellte eine Flasche mit einem Rest Blut dorthin, wo ein Vampir vermutet wurde. Der Blutsauger, angelockt von der kostenlos servierten Mahlzeit, nahm Geistergestalt an und schlüpfte in die Flasche, worauf der Jäger sie mit einem Korken verschloss und mit Wachs versiegelte. Diese Versiegelung wurde mit einem Heiligenbild verstärkt, das die Macht des Vampirs neutralisieren sollte. Danach konnte die Flasche mitsamt dem untoten Gefangenen ins Feuer geworfen und zerstört werden.
Stahl, insbesondere Klingenstahl, wird als nahezu universelles Abwehrmittel gegen feindliche Geisterwesen betrachtet und funktioniert auch bei lebenden Toten. Im Norden war es üblich, den Toten eine Schere auf die Brust zu legen, die sie in ihren Gräbern halten sollte. Auf dem Kontinent erfüllten Sicheln, Schwerter und Sensen die gleiche Funktion. Ebenso sind Kreuze, Bibeln und Gesangbücher ein wirksamer Schutz gegen alle bösen Geister, einschließlich Vampiren und Wiedergängern. Sie reagieren jedoch beim bloßen Anblick eines Kreuzes nicht ganz so dramatisch wie ihre fiktionalen Pendants. Auch die Sonne oder Tageslicht sind keine so hundertprozentig sicheren Waffen gegen Untote wie gemeinhin angenommen. Im Unterschied zu den Vampiren in Büchern oder Filmen, die sich mit dem ersten Sonnstrahl in ein rauchendes Aschehäuflein verwandeln, sind die Wiedergänger aus dem Volksglauben eher als lichtscheu zu beschreiben. Nordische Wiedergänger meiden zwar das Tageslicht, werden aber von Sonnenstrahlen nicht gleich pulverisiert. Knoblauch allerdings – ein weiterer Klassiker in der Vampirkunde – ist da ein sehr viel wirksameres Abwehrmittel. Eine Knolle im Mund eines Toten hindert die Seele daran, in den Körper zurückzukehren. Untote ließen sich fernhalten, indem man Knoblauchzöpfe vor die Türen und Fenster seiner Behausung hängte oder den Kindern Knoblauchketten umlegte. In Abwandlung davon konnte man auch Tür- und Fensterrahmen mit Knoblauchsaft einreiben.
Ein besonders abstoßender und morbider Schutz war, das Blut des angenommenen Vampirs zu trinken – mit anderen Worten das Blut der verdächtigen Leiche. Entweder direkt aus der Quelle, sozusagen, oder es wurde mit Alkohol verdünnt und Erde aus dem Grab untergerührt. Diese makabre Mixtur galt als besonders wirkungsvoller Schutz gegen eine Heimsuchung durch Vampire.
Aber ganz gleich, wie gut man sich schützt und zu welchen drastischen Abwehrmitteln man greift, ist das noch keine Garantie, von den Wiedergängern verschont zu werden. Sie scheinen unausweichlich wie der Tod selbst und finden überall eine Lücke, um in dein Zuhause einzudringen und dein Blut auszusaugen, oder, schlimmer noch, in dein Herz, um dir deine Seele zu rauben.
Memento mori -Ornament an einer Kirchenwand, Frankreich
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