164 Webster et al. 2012, Final Report, S. 13, S. 80 ff.
165 Webster et al. 2012, Final Report, S. 14, S. 82 ff.; vgl. Abb. 4.
166 Gottschalk bezeichnet diesen Täter als „distorted attachement offender“. Gottschalk 2011, A Dark Side of Computing and Information Sciences, S. 451.
167Ein Beispiel für diesen Tätertypus ist der zum Tatzeitpunkt 53jährige Bernhard H., der mit einem hohen zeitlichen Aufwand auf die 13jährige Maria eingewirkt hat um letztendlich mit ihr für fünf Jahre unterzutauchen. Vgl. SWR 2018, Damals 13-Jährige floh mit 53-Jährigem, Minute 0:55.
168 Gottschalk 2011, A Dark Side of Computing and Information Sciences, S. 452; Webster et al. 2012, Final Report, S. 13.
169 Gottschalk 2011, A Dark Side of Computing and Information Sciences, S. 452; Webster et al. 2012, Final Report, S. 13.
170 LKA BW 2014, Cybergrooming: Internetfahnder des Landeskriminalamts Baden-Württemberg (LKA) identifizierten über 80 Verdächtige.
171Beispielhaft Fisser 2016, Wie Pädo-Kriminelle Kinder in die Sexfalle locken – in diesem Sachverhalt hatte der Täter mindestens 122 Opfer; Witt 2018, Landgericht verurteilt 41jährigen wegen Cyber-Grooming – durch das Landgericht Stralsund wurden bei einem Täter insgesamt 138 einzelne Sachverhalte abgeurteilt.
172Ähnlich Katz 2013, Internet-related child sexual abuse, S. 1536.
173 Neutze/Osterheider 2015, Missbrauch von Kindern: Aetiologie, Dunkelfeld, Opfer Zentrale Ergebnisse des Forschungsverbundes, S. 7.
174 Rüdiger 2013, Sexualtäter in virtuellen Welten, S. 11; Rüdiger 2015, Der böse Onkel im digitalen Kinderzimmer, S. 111–112.
175Beispielhaft wurde in der Schweiz 2018 ein 30-jähriger Mann zu vier Jahren Haft verurteilt, der mit einer 14-jährigen Finnin über einen Chat Kontakt aufgenommen hatte, ihr im Laufe des Kontaktes pornografische Bilder von sich gesendet und von ihr vergleichbare Medien erlangt hat. In der Folge stellte er diese Medien auf pornografischen Plattformen ein und drohte dem Opfer damit diese auch in ihren Bekanntenkreis zu verbreiten. Mit dieser Methode erpresste er immer weitere Medien. Nachdem der Täter auch nach Suizidandrohungen des Opfers nicht mit den Erpressungshandlungen aufgehört hatte, beging das Opfer Suizid. Die Kommunikation soll dabei weitestgehend über Google Translator erfolgt sein. Dieser Fall verdeutlich auch, dass solche Täter durch die Möglichkeiten des Internets praktisch weltweit aktiv sein können. Vgl. Hasler 2018, Sie war der Spielball seiner sexuellen Fantasien.
176 Rüdiger 2015, Sexualtäter in virtuellen Welten, S. 18.
177 Alexiou 2018, Cyber-Grooming, S. 176.
178 Katzer 2007, Gefahr aus dem Netz, S. 97.
179 Katzer 2007, Gefahr aus dem Netz, S. 97–98.
180 Katzer 2007, Gefahr aus dem Netz, S. 101.
181 Katzer 2007, Gefahr aus dem Netz, S. 104.; Katzer 2010, Tatort Internet, S. 191.
182 Katzer 2010, Tatort Internet, S. 191.
183Es sei darauf hingewiesen, dass nicht genau ersichtlich wird worauf sich diese Annahme stützt. Der Autor verweist lediglich auf die Erhebung zu den Orten sexueller Übergriffe. Weller 2013, Partner 4, S. 6.
184 Weller 2013, Partner 4, S. 11 Tabelle 12.
185 Whittle/Hamilton-Giachritsis/Beech 2013, Victim´s Voices, S. 69.
186 Whittle/Hamilton-Giachritsis/Beech 2013, Victim´s Voices, S. 69.
187 Whittle/Hamilton-Giachritsis/Beech 2013, Victim´s Voices, S. 62.
188 Johnson/Svedin 2017, Barn utsatta för sexuella övergrepp på nätet, S. 6, Anmerkung: Da die Studie lediglich auf Schwedisch vorliegt wurden mit einem Übersetzungsprogramm versucht den Inhalt zu verstehen. Diese Übersetzung wurde zudem durch ein englischsprachiges Interview der Autoren gestützt. Leifler 2017, Online sexual abuse as serious as offline.
189 Leifler 2017, Online sexual abuse as serious as offline.
190 Leifler 2017, Online sexual abuse as serious as offline.
191 Weiler 2011, Im Netz, S. 137.
192 BMJV 2017, Abschlussbericht der Reformkommission zum Sexualstrafrecht, S. 112.
193 Webster et al. 2012, Final Report, S. 88.
IV. Der digitale Raum
Eine Grundbedingung des Phänomens Cybergrooming ist, dass die Vorgehensweise in irgendeiner Form (auch) über das Internet stattfindet. Dabei ist nicht jeder Bereich von Relevanz. Der Bereich muss einerseits tatsächlich von Kindern bzw. Minderjährigen genutzt werden, andererseits muss die Möglichkeit bestehen, mit ihnen in irgendeiner Form in Kontakt zu treten, zu kommunizieren und zu interagieren. Daher erscheint es notwendig, zunächst die für das Phänomen relevanten Grundmechanismen des digitalen Raumes zu erörtern, um dann näher auf die Mediennutzung von Kindern und Jugendlichen einzugehen.
IV.1 Entwicklung des digitalen Raumes
Der digitale Raum befindet sich seit etwa 30 Jahren in einem stetigen Wandlungs- und Entwicklungsprozess. Die ersten Versuche mit dem digitalen Austausch von Informationen gab es bereits 1962 mit der Entwicklung eines Systems der „Advanced Research Project Agency“ (ARPA) – dem „Arpanet“ 194. Dieses Vorgängersystem des heutigen World Wide Web sollte zunächst nur dem akademischen Bereich in Verzahnung mit militärischen Institutionen als Kommunikationsmöglichkeit dienen. Eine Nutzung durch Privatanwender war damals noch nicht absehbar 195. Ab 1993 wurde dann die Vernetzung der Informationen für Privatanwender durch die Freigabe des World Wide Web und die ersten grafischen Web-Browser mit Einbindung von Medieninhalten durch CERN möglich 196. Das frühe WWW war überwiegend geprägt von Informationsaufnahme: Der Nutzer konnte Daten oder Medien suchen und finden. Dennoch kam es bereits in den Anfangsjahren zu digitalen Kommunikationen – Chat-Gesprächen – zwischen den Nutzern. Nachdem bereits 1988 ein Protokoll zur Live-Kommunikation mehrerer Menschen über den digitalen Raum (sog. „Relay Chats“) entwickelte wurde, entstanden die ersten regulären Chat-Räume. Diese Chats zeichnete bereits ein bis heute immer wieder thematisiertes Merkmal der Internetnutzung aus – das Gefühl einer sehr weitgehenden Anonymität 197. Später wurden daraus die „Internet Relay Chats“ (IRCs), die insbesondere im Zusammenhang mit der anonymen Kommunikation über Proxy Server im Darknet genutzt werden 198.
Etwa ab 2000 begannen sich die Nutzungsangebote und damit einhergehend auch das Nutzungsverhalten strukturell zu verändern. Dieser Entwicklungsprozess wird oft mit dem Schlagwort „Web 2.0“ verbunden 199. Das „2.0“ lehnt sich an die typischen Versionsnummern von Computerprogrammen an, wobei eine neue Ziffer vor dem Punkt stets eine markante neue Version spricht 200. Damit sollte ein Neuaufbruch im digitalen Raum begrifflich werden, der zunächst nur für den Wirtschaftssektor stehen sollte, sich aber letztlich verallgemeinernd über die Netznutzung gelegt hat 201. Hierbei kann Web 2.0 nicht technisch so beschrieben werden, „[…] dass Internetauftritte so gestalten werden, dass ihre Erscheinungsweise in einem wesentlichen Sinne durch die Partizipation ihrer Nutzer (mit-)bestimmt wird“ 202. Die Attraktivität entsprechender Internetauftritten hängt demgemäß maßgeblich davon ab, dass ihre Nutzer die Gestaltung durch Textbeiträge, aber auch das Bereitstellen eigener Medien aktiv mitgestalten. Diese Mitgestaltung wird oft unter dem Begriff des „user generated content“ erfasst 203. Das Aufkommen der ersten großen Online-Netzwerke – also Plattformen, die auf eine besondere Vernetzung der Nutzer untereinander setzten, darunter Myspace (2002), LinkedIn (2003) und 2004 bereits Facebook – verstärkte diesen Trend. Auch sonst setzten immer mehr Webseiten auf die Attraktivität der User-Interaktion. Dabei begann sich für diese Webseiten – auch bedingt durch ihre Vielfältigkeit in den Erscheinungsformen – ein neuer Oberbegriff herauszubilden: „Social Media“ bzw. „Soziale Medien“ 204. Hierunter können alle Onlineangebote verstanden werden, die eine Interaktion oder Kommunikation unter Nutzern ermöglichen 205. Schmidt und Taddicken weisen darauf hin, dass die Verwendung von „social“ oder „sozial“ vor „Medien“ an sich redundant sei, da alle Medien sozial seien 206. Der Begriff „Soziale Medien“ konnte sich gegenüber „Soziale Netzwerke“ durchsetzen, da nicht alle Webseiten, die auf eine soziale Interaktion zwischen Nutzern setzen, auch per se eine langfristige Vernetzung erfordern. Der Begriff des Netzwerkes erscheint also als unnötige Einschränkung, denn das Kennzeichen Sozialer Medien – die Möglichkeit einer onlinebasierten sozialen Interaktion oder Kommunikation mit anderen Personen – ist in den unterschiedlichsten Webseiten bzw. Programmen zu finden 207. Neben den klassischen Sozialen Netzwerken, Chat-Räumen und Foren haben sich in den letzten Jahren auch Blogs und Messengers etablieren können, wobei im letzten Bereich aktuell WhatsApp mit einer Nutzerzahl von monatlich annähernd 1,5 Milliarden 208Menschen heraussticht.
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