Jann M. Witt
Von Schwarz-Rot-Gold
zu Schwarz-Rot-Gold
Eine kurze Geschichte der
deutschen Marinen von 1848 bis heute
Herausgegeben vom
Deutschen Marinebund e.V.
Von Schwarz-Rot-Gold zu Schwarz-Rot-Gold
Eine kurze Geschichte der deutschen Marinen von 1848 bis heute
Herausgegeben vom Deutschen Marinebund e.V.
4., durchgesehene, aktualisierte und erweiterte Auflage
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E-Book im Elsengold Verlag, 2021
© der Originalausgabe:
Deutscher Marinebund e. V., Laboe, 2020
Palmedia Publishing Services GmbH, Berlin, 2020
Lizenzausgabe für den Elsengold Verlag, Berlin
Alle Abbildungen: Deutscher Marinebund e.V.
Umschlaggestaltung: Felgner & Zierke, Berlin
Titelbilder: Die Fregatte GEFION (oben) / Einsatzgruppenversorger (EGV) der BERLIN-Klasse (unten) / Die GORCH FOCK, das Segelschulschiff der Deutschen Marine (S. 2)
ISBN 978-3-96201-102-4 (epub)
ISBN 978-3-944594-88-0 (print)
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Die Anfänge der Deutschen Marine 1848–1852 Die Anfänge der Deutschen Marine 1848–1852 Im Revolutionsjahr 1848 wird mit der Bundesflotte die erste gesamtdeutsche Marine gegründet. Sie wird von der Frankfurter Nationalversammlung, dem ersten frei gewählten deutschen Parlament, kontrolliert und führt die schwarz-rot-goldene Flagge. Das Scheitern des ersten Versuches der Gründung eines deutschen Nationalstaates bedeutet auch das Ende der Bundesflotte.
Die Vorgeschichte Die Vorgeschichte Bis in das 19. Jahrhundert hinein gibt es keine (gesamt-)deutsche Marine. Weder die mittelalterliche Hanse noch die brandenburgische Marine im 17. Jahrhundert können als direkte Vorgänger der späteren deutschen Marinen angesehen werden. Die Hanse entsteht in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts aus Zusammenschlüssen deutscher Kaufleute, die im Fernhandel tätig sind. Um die Mitte des 14. Jahrhunderts übernehmen die von Großkaufleuten dominierten Städte die führende Rolle innerhalb der Hanse, die sich am ehesten als ein lockerer Zusammenschluss deutscher Kaufmannsstädte mit ähnlichen, wenn auch nicht identischen Handelsinteressen beschreiben lässt. Die Eckpunkte des hansischen Handels bilden die vier Hansekontore in London, Brügge, Bergen und Nowgorod, zwischen denen die Warenströme hin und her fließen. Zwar sind die Hansestädte im Fall militärischer Auseinandersetzungen in der Lage, beachtliche Flottenverbände aufzustellen, doch gilt das Interesse der Hansestädte allein der Verteidigung ihres Seehandels und ihrer wirtschaftlichen Privilegien und nicht der Durchsetzung von Seeherrschaft. Im 15. Jahrhundert beginnt der allmähliche politische und wirtschaftliche Niedergang der Hanse. Im 17. und 18. Jahrhundert unterhalten die Hansestädte Hamburg, Lübeck und Bremen einige Kriegsschiffe, doch dienen auch diese sogenannten »Convoyschiffe« ausschließlich dem Schutz des Seehandels vor Piraten und feindlichen Angriffen. Von den frühneuzeitlichen deutschen Territorialstaaten beginnt nur Brandenburg während der Herrschaft von Kurfürst Friedrich Wilhelm (1648–1688) mit dem Aufbau einer kleinen Marine. Doch der Versuch, Brandenburg zu einer See- und Kolonialmacht nach englischem oder niederländischem Vorbild zu erheben, scheitert an den mangelnden Ressourcen des kleinen Landes. Nach 1715 verfällt die brandenburgisch-preußische Flotte, da alle Mittel für den Aufbau des Heeres eingesetzt werden. Die deutsche Marinegeschichte beginnt dementsprechend erst im Jahre 1848 mit der Gründung der sogenannten »Bundesflotte«, der ersten gesamtdeutschen Marine.
Der Wiener Kongress Der Wiener Kongress Nach der Niederlage Napoleons schafft der Wiener Kongress 1815 eine neue Ordnung in Europa, die bis zum Ersten Weltkrieg die europäische Politik bestimmt. Ziel ist die Restauration, die Wiederherstellung des politischen Zustandes vor Beginn der Französischen Revolution 1789. Dies gilt auch für die deutschen Länder. Doch weder die freiheitlich-liberale Bewegung noch die Hoffnung auf die Gründung eines deutschen Nationalstaates können dauerhaft unterdrückt werden.
Der Deutsche Bund Der Deutsche Bund Das 1806 aufgelöste Heilige Römische Reich Deutscher Nation wird nicht wieder errichtet. An seine Stelle tritt der 1815 gegründete Deutsche Bund als Konföderation souveräner Staaten. Die Könige von Großbritannien, Dänemark und der Niederlande werden ebenfalls Mitglieder des Deutschen Bundes, da zu ihren Herrschaftsgebieten auch deutsche Territorien zählen. Von Anfang an wird der Deutsche Bund von der Rivalität Preußens und Österreichs um die Vormachtstellung in Deutschland belastet. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebt der Seehandel der deutschen Länder als Folge der beginnenden Industrialisierung einen ersten großen Aufschwung. Von den Mitgliedsstaaten des Deutschen Bundes verfügen aber nur Großbritannien, Dänemark und die Niederlande über größere Flotten zum Schutz des Seehandels. Von den deutschen Staaten besitzen lediglich Österreich und Preußen Seestreitkräfte. Die österreichische Flotte ist in der Adria stationiert, während die 1815 gegründete preußische Marine lediglich über eine geringe Zahl von Ruderkanonenbooten in der Ostsee verfügt. Nach dem Ende der napoleonischen Kriege baut Preußen eine kleine Küstenflotte auf, die aus einigen ehemaligen schwedischen Kanonenbooten und einem bewaffneten Schoner besteht. Auch die schwedischen Marineoffiziere Diedrich Johann Longé und Henry Murck treten in preußische Dienste über; sie bleiben bis 1843 die einzigen preußischen Seeoffiziere. 1844 wird die Segelkorvette AMAZONE in Dienst gestellt. Sie dient als Schulschiff für die Navigationsschule in Danzig, ist aber Kriegsschiff ausgerüstet und fährt unter der preußischen Kriegsflagge. Diese ist als Doppelstander ausgeführt und zeigt in der Mitte den preußischen Adler sowie das Eiserne Kreuz in der Gösch (linkes Obereck). 1847 wird die AMAZONE in die preußische Kriegsflotte übernommen. Als erstes größeres preußisches Kriegsschiff erhält sie später den liebevollen Beinamen »Großmutter der deutschen Flotte«. Im gleichen Jahr wird auch ein preußisches Marinecorps gegründet.
Frühe Flottenpläne Frühe Flottenpläne Nach 1815 werden immer wieder Stimmen laut, die den Aufbau deutscher Seestreitkräfte fordern. So regt beispielsweise der badische Gesandte in der Bundesversammlung nach Übergriffen tunesischer Piraten auf deutsche Handelsschiffe die Errichtung einer deutschen Flotte an – allerdings ohne Erfolg. In den 1840er-Jahren beginnt erneut eine Diskussion über die Notwendigkeit einer deutschen Flotte. Es erscheinen zahlreiche Schriften, die deutsche Seestreitkräfte zum Schutz des Seehandels fordern.
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