Die Marine des Norddeutschen Bundes Die Marine des Norddeutschen Bundes Am 1. Oktober 1867 geht die preußische Marine in der neu gegründeten Marine des Norddeutschen Bundes auf. Kiel und Wilhelmshaven werden Bundeskriegshäfen. Zugleich erhält die Flotte eine neue Flagge. Sie zeigt ein schwarzes Kreuz auf weißem Grund mit dem preußischen Adler im Mittelfeld sowie einer aus dem Schwarz-Weiß der preußischen Flagge und dem Rot-Weiß der Hansestädte gebildeten Trikolore mit dem Eisernen Kreuz in der Gösch (linkes Obereck). Mit geringen Änderungen wird diese Flagge bis 1921 von allen deutschen Kriegsschiffen geführt. Am 15. Oktober 1867 bewilligt der Norddeutsche Reichstag den weiteren Ausbau der Flotte. Angesichts der noch im Aufbau befindlichen Werftindustrie in Deutschland müssen die ersten Panzerschiffe im Ausland gekauft werden, darunter auch die Panzerfregatte KÖNIG WILHELM, die bis 1891 das größte deutsche Kriegsschiff ist.
Der Krieg gegen Frankreich 1870/71 Der Krieg gegen Frankreich 1870/71 1870 bietet sich Bismarck die Gelegenheit, die Einigung Deutschlands unter preußischer Führung zu vollenden. Er nutzt einen Streit zwischen Preußen und Frankreich über die Kandidatur eines Hohenzollern für den spanischen Thron, um Frankreich zu provozieren. Am 19. Juli 1870 erklärt Frankreich Preußen den Krieg, an dessen Seite sich nicht nur die Mitgliedstaaten des Norddeutschen Bundes, sondern auch die süddeutschen Länder stellen. Der Krieg gegen Frankreich wird wiederum zu Land entschieden. Die Marine spielt erneut militärisch keine Rolle.
Die Gründung des Deutschen Reichs Die Gründung des Deutschen Reichs Nach dem Sieg über Frankreich wird 1871 das Deutsche Reich gegründet. Bismarck nutzt die durch den militärischen Erfolg entfachte nationale Begeisterung in Deutschland, um den angestrebten Zusammenschluss der süddeutschen Staaten mit dem Norddeutschen Bund zu erreichen. Es kommt zur Gründung des deutschen Kaiserreichs. Damit ist die nationale Einigung unter preußischer Führung vollendet. Am 18. Januar 1871 wird König Wilhelm I. von Preußen im Spiegelsaal des Schlosses von Versailles zum deutschen Kaiser ausgerufen. Ebenso wie der Norddeutsche Bund, dessen Verfassung fast unverändert übernommen wird, steht das neue Deutsche Reich von Anfang an unter preußischer Dominanz. Die als Folge der Niederlage erzwungene Abtretung Elsass-Lothringens an Deutschland wird von der französischen Nation als Demütigung empfunden. Dadurch wird die Grundlage für eine dauerhafte Feindschaft zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich gelegt. Zeit seines Bestehens schwankt das Kaiserreich zwischen Vergangenheit und Moderne. Die soziale und politische Distanz zwischen Arbeiterschaft, Bürgertum und Adel ist kaum zu überbrücken. Hinzu kommen strukturelle Spannungen zwischen dem industriell geprägten Westen und dem agrarisch geprägten Osten, dem liberal-katholischen Süden und dem protestantisch-preußischen Norden. Auch die mit der Industrialisierung verbundenen sozialen Probleme bleiben ungelöst. Ebenso wenig gelingt der von Liberalen und Sozialdemokraten geforderte Übergang zu einem parlamentarischen Regierungssystem nach dem Vorbild Englands und Frankreichs. All diese Konflikte belasten die innere Einheit Deutschlands bis zum Ende des Kaiserreichs.
Bismarcks Außenpolitik Bismarcks Außenpolitik Als Reichskanzler bemüht sich Bismarck, das Deutsche Reich im europäischen Mächtesystem zu etablieren. Das Ziel seiner Außenpolitik ist der Erhalt des Friedens und der Machtstellung des Deutschen Reichs. Vor allem fürchtet er angesichts des infolge der deutschen Reichsgründung labilen Mächtegleichgewichts in Europa einen Zweifrontenkrieg gegen Frankreich und Russland. Zugleich sucht Bismarck den Ausgleich mit England. Die 1871 vom Stapel gelaufene Korvette ARIADNE ist einer der ersten Schiffsneubauten der Kaiserlichen Marine. Die strategische Lage Deutschlands legt nahe, eine Konfrontation mit der Seemacht Großbritannien zu vermeiden – nicht zuletzt, da der aufblühende deutsche Überseehandel von der Sicherung der weltweiten Seewege durch die Royal Navy profitiert. Bei seinem Bemühen, einen europäischen Krieg zu verhindern, stützt sich Bismarck auf ein System von einander zum Teil widersprechenden Bündnissen mit Österreich-Ungarn, Russland und Italien. Die im Auftrag der Preußischen Marine in England gebaute und 1869 von der Marine des Norddeutschen Bundes in Dienst gestellte Panzerfregatte KÖNIG WILHELM ist bis in die 1890er-Jahre hinein das größte Schiff der Kaiserlichen Marine.
Die Kaiserliche Marine Die Kaiserliche Marine Mit der Reichsgründung wird aus der Flotte des Norddeutschen Bundes die Kaiserliche Marine. Kiel und Wilhelmshaven werden zu Reichskriegshäfen. Im Gegensatz zu den Heeren der deutschen Staaten (Preußen, Bayern, Württemberg und Sachsen) ist die Marine reichsunmittelbar, d. h. direkt dem Kaiser unterstellt. Als eine der wenigen Reichsinstitutionen dient die Kaiserliche Marine von Anfang an auch als nationaler Integrationsfaktor. Während die Marine von den Konservativen abgelehnt wird, findet sie als Symbol der nationalen Einheit Anerkennung in liberalen Kreisen. Zudem ermöglicht die Kaiserliche Marine nicht nur Adeligen, sondern auch Angehörigen des Bürgertums den Zugang zum Beruf des Marineoffiziers, der in der militaristisch geprägten Gesellschaft des Kaiserreichs höchstes Ansehen genießt.
Die Anfänge der Kaiserlichen Marine 1871–1897
Die Ära Stosch
Die Rolle der Kaiserlichen Marine
Der technische Wandel im Marineschiffbau
Die Entwicklungen in der Waffentechnik
Der personelle Ausbau der Marine
Das Ende der Ära Stosch
Die Ära Caprivi
Die »Jeune École«
Das deutsche Kolonialreich
Die Seebataillone der Kaiserlichen Marine
Kaiser Wilhelm II. und die Marine
Die Entlassung Bismarcks
Kaiser Wilhelm II. als Oberbefehlshaber der Marine
Die Dienstschrift IX
Alfred Thayer Mahan und der Navalismus
Der Nord-Ostsee-Kanal
Die Flottenrüstung unter Tirpitz 1897–1914
Tirpitz wird Staatssekretär im Reichsmarineamt
Die Risikotheorie und der Flottenbau
Das 1. Flottengesetz
Das 2. Flottengesetz
Das deutsch-britische Marinewettrüsten
Das Deutsche Reich gerät in die außenpolitische Isolation
Der Dreadnought-Sprung
Das Wettrüsten verschärft sich
Der Weg in den Krieg
Der Erste Weltkrieg 1914–1918
Die Lage bei Kriegsausbruch
Der Krieg zu Land
Das Marinekorps Flandern
Der Krieg zur See
Der Seekrieg in der Nordsee
Das Gefecht vor Helgoland
Der Angriff auf Hartlepool, Scarborough und Whitby
Das Doggerbank-Gefecht
Die Mittelmeer-Division
Das Ostasiengeschwader
Die Deutschen Auslandskreuzer
Der Einsatz der Hilfskreuzer
Marineluftschiffe und Seeflieger
Der Minenkrieg
Der Seekrieg in der Ostsee
Der Einsatz der U-Boote
Der uneingeschränkte U-Boot-Krieg
Die Skagerrakschlacht
Die Wiederaufnahme des uneingeschränkten U-Boot-Kriegs
Die Flottenunruhen des Jahres 1917
Das Unternehmen Albion
Meuterei, Revolution und Niederlage
Scapa Flow und Versailles
Zwischenkriegszeit 1919–1939
Die Weimarer Republik
Von der Vorläufigen Reichsmarine zur Reichsmarine
Die Reichsmarine
Das Bild der Reichsmarine in der Öffentlichkeit
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