Angesichts des demographischen Wandels und daraus resultierender Implikationen für die Ausdifferenzierung der Bewegungs- und Sportkultur erweist sich die bisherige Fokussierung sportpädagogischer Forschung auf traditionelle Bereiche des Schul- und Vereinssports als revisionsbedürftig (Thiele, 2018, S. 10; ähnlich Balz & Kuhlmann, 2003, S. 43). Thiele setzt sich daher für eine »Öffnung« der Sportpädagogik ein, in der auch aktuelle Themen wie E-Sport oder Bewegungsaktivitäten im Alter behandelt werden (ebd., S. 9–10).
Trotz des hier vorgetragenen Plädoyers für eine Sportpädagogik, die sich mit Bildungs- und Erziehungsfragen beschäftigt und dabei problemgeschichtliche, theoretisch-systematische und empirisch-analytische Zugänge (sowie entsprechende reflexive Verknüpfungen) verfolgt, ist zu vermuten, dass sich der nationale und internationale Trend zur rein empirisch orientierten Bildungsforschung zunächst weiter fortsetzen wird. Dabei ist positiv zu vermerken, dass sich die Forschungsverfahren in der Sportpädagogik in Bezug auf komplexe Mixed-Methods-Designs und interpretativ-rekonstruktive Ansätze vermutlich weiter ausdifferenzieren werden. Vor allem aber sollten die Anschlüsse der deutschsprachigen Sportpädagogik an die internationale Forschung deutlich ausgebaut werden.
Sofern es der Sportpädagogik in Zukunft gelingt, sich im Rahmen der Möglichkeiten für weitere Themen, Altersgruppen und Settings zu öffnen, das Forschungsprofil weiter zu schärfen, Anschlüsse an die internationale Diskussion herzustellen und die Bedeutung sportpädagogischer Erkenntnisse für die Sportpraxis im Sinne einer gesellschaftlich notwendigen Sportentwicklung aufzuzeigen, bestehen gute Chancen, auch die Reputation als Teildisziplin innerhalb der Sportwissenschaft zu erhöhen.
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