„Außerdem war das nicht so, wie es ausgesehen hat“, versuchte er, sich zu verteidigen.
Der Arzt hob die Augenbrauen und meinte: „Ich habe wirklich Mühe, das zu glauben. Ich würde Ihnen vorschlagen, es ihr zu sagen, bevor sie sich von selber daran erinnert. Und dann kann sie immer noch entscheiden, ob sie wirklich nach Hause will.
Johannes nickte: „Ja das hab ich vor.“
„Haben Sie denn jemanden, der sich zu Hause um sie kümmert?“
„Ich bin da, ich arbeite momentan im Homeoffice. Ich halte nur nächsten Freitag eine Vorlesung an der Uni. Aber da werde ich schon jemanden finden, der so lange bei ihr bleibt.“
„Gut, auch wenn ich gewisse Bedenken habe, werde ich grünes Licht geben“, beendete der Arzt das Gespräch.
Johannes brachte Leni alleine zurück ins Zimmer und sie wollte wissen, was der Arzt mit ihm zu besprechen hatte.
„Na ja, er wollte halt wissen, wer dich versorgt, wenn du zu Hause bist“, wich Johannes aus.
Leni runzelte die Stirn. „Und warum muss er dich das unter vier Augen fragen?“
Johannes seufzte leicht: „Lass uns bitte darüber sprechen, wenn wir im Zimmer zurück sind.“
Leni saß auf ihrem Bett und drängte Johannes. „Jo, du wolltest mir was sagen.“
Johannes setzte sich ihr gegenüber auf das zweite Bett und sah sie ernst an, dann sah er auf den Boden. „Ich weiß echt nicht, wie ich dir das sagen soll“, begann er zögernd. „Also, ähm ich habe da was gemacht, was nicht okay. ist.“ Er atmete tief durch: „Du hast mich so wütend gemacht, da hab ich dich mit Gewalt genommen.“ Erleichtert atmete er aus.
„Du hast was?“ Leni verstand nicht, was er meinte.
„Lene, Schätz-chen, ich habe dich vergewaltigt.“
Er sah sie jetzt an und nahm sanft ihre Hände in seine. Leni schüttelte den Kopf, das konnte sie nicht begreifen. Ihr liebevoller, zärtlicher und rücksichtsvoller Mann sollte sie vergewaltigt haben?
„Das kann ich nicht glauben“, sagte sie leise.
„Es ist leider so. Wenn ich derart wütend bin, dann kann ich mich nicht mehr kontrollieren. Ich weiß, dass das nie wieder passieren darf und ich bin deswegen jetzt auch in Behandlung.“
Leni nickte stumm. Irgendwie konnte sie das Gesagte noch nicht so richtig einordnen.
„Aber warum warst du denn so wütend?“, wollte sie dann wissen.
Johannes atmete wieder tief durch. „Lene, du nimmst einfach keine Rücksicht auf deine Schwangerschaft und willst ständig richtigen Sex haben. Das geht doch nicht.“ „Natürlich nehm ich Rücksicht“, beharrte sie und entzog ihm ihre Hände.
„Hör zu, Lene, unsere Mütter liegen mir ständig in den Ohren, dass ich Rücksicht nehmen soll und wenn ich rücksichtsvoll bin, dann bist du unzufrieden. Und das kotzt mich so langsam an.“
Leni merkte, dass er anfing, sich aufzuregen, was sie an ihm sonst eigentlich gar nicht kannte. Normalerweise war er die Ruhe selbst und deshalb erwiderte sie nichts mehr.
„Da ist noch was, das ich dir beichten muss“, fuhr Johannes nach einer kurzen Pause fort. Leni sah ihn groß an. Was kommt denn jetzt noch, schlimmer kann es doch kaum noch werden, dachte sie und musste gleich darauf feststellen, dass sie sich getäuscht hatte.
Er sah wieder auf den Boden und versuchte, die richtigen Worte zu finden.
„Also, ähm, es ist so“, er fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Als ich neulich morgens nach Hause kam, ist Sarah nackt ins Bad gehuscht und hat mich wieder mit diesem auffordernden Blick angesehen.“ Er schwieg für einen Moment und Leni atmete deutlich hörbar ein. Sie meinte zu ahnen, was jetzt kommen würde.
„Als ich ins Schlafzimmer kam, hab ich gesehen, dass sie in unserem Bett geschlafen hat. Diese Frechheit hat mich derart wütend gemacht, dass ich zu ihr ins Bad gegangen bin und versucht habe, sie brutal zu nehmen.“ Er schwieg betreten und Leni meinte, nicht richtig gehört zu haben.
„Was hast du gemacht?“, fragte sie schockiert.
„Ich hab versucht, sie mit Gewalt zu nehmen, aber sie hat mir in die Eier getreten und mich kalt abgeduscht, da bin ich wieder zur Besinnung gekommen“, gestand er kleinlaut.
Leni fand keine Worte mehr, das Gehörte war zu schrecklich. Sie war total schockiert und fing an zu zittern.
„Bitte verzeih mir, Lene. Ich liebe dich und will dich keinesfalls verlieren“, flehte er sie an und versuchte, ihr in die Augen zu sehen, aber sie sah zur Seite. Er setzte sich zu ihr aufs Bett und versuchte, sie in den Arm zu nehmen, doch sie wehrte ihn ab.
„Lass mich“, sagte sie leise und begann zu weinen.
Er kniete sich vor sie hin und bat: „Lene, Schätz-chen, ich hab das nicht mit Absicht getan. Ich würde dich nie im Leben betrügen.“ Er legte jetzt beide Hände auf ihre Oberarme und sah sie eindringlich an. „Bitte, bitte, verzeih mir.“ Als sie nicht reagierte, setzte er sich mit hängenden Schultern wieder auf das andere Bett und sie schwiegen beide. Leni legte ihre Hände auf ihren Bauch und weinte leise. Sie hatte das Gefühl, als hätte ihr jemand den Boden unter den Füßen weggezogen. Sie waren doch so glücklich und jetzt das. Sie verstand die Welt nicht mehr.
Als das Mittagessen gebracht wurde, sah Johannes auf die Uhr. Er half dem Pfleger, Leni an den Tisch zu setzten und schnitt ihr Fleisch klein, damit sie einfacher essen konnte.
„Lene, ich lass dich wirklich nicht gerne alleine, aber ich muss jetzt zum Bahnhof fahren und Laura abholen.“
„Laura?“
„Ja, deine Freundin Laura aus der Pfalz kommt dich besuchen. Sie bleibt bis Sonntag da.“
Ein Lächeln huschte über Lenis Gesicht. Mit Laura hatte sie als Studentin zusammen in einer WG gewohnt und die beiden waren immer noch gute Freundinnen. Während des Essens dachte Leni nach und konnte immer noch nicht verstehen, was mit ihrem Mann los war. Nach dem Essen ließ sie sich wieder zum Bett bringen, sie legte sich auf die Seite und begann plötzlich, heftig zu weinen.
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